Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. wird, schicken sich schon die Geschlechtstheile zu dieser Ver-richtung so an, wie es sich gehöret; im Triebe zum Säu- gen, dessen Befriedigung die Ergießung der Milch beym Aussaugen der Warzen seyn wird, erfolgen schon die Zu- schüsse der Milch, und die Warzen erheben sich; im Triebe der Kinder zum Aussaugen regen sich schon die Lippen und saugen an der Luft. Jn der Rachgier, deren Befriedigung die Verletzung dessen seyn wird, der uns beleidiget hat, üben schon die natürlichen Waffen der Thiere zum Theil ihre Verrichtung aus, wodurch sie verletzen: die Thiere setzen ihre Stacheln und Klauen in Bewegung, sie spritzen oder schäumen ihren Gift aus, sie suchen zu beißen, zu schlagen, zu kratzen; der Mensch ballt die Fäuste, stampfet, knirschet und handelt so, wie ers bey der wirklichen Aus- übung der Rache thun würde. Jm Schrecke, dessen Be- friedigung die Abwendung einer großen innstehenden Ge- fahr ist, sieht man die Bemühungen zur Rettung im Zu- sammenfahren, Niederbücken, Entspringen, Festhalten, u. s. w. Jn der Beschämung, deren Befriedigung die Vermeidung des Anblicks derer seyn wird, deren Verach- tung wir wahrzunehmen befürchten, schlagen wir die Au- gen nieder, und suchen uns schon vorläufig dem Anblicke Andrer zu entziehen. Jn einer Sehnsucht, deren Befrie- digung in der Umarmung eines Freundes bestehen würde, strecken wir schon die Arme aus, und unsre Glieder wollen ihm entgegen eilen, u. s. w. 2. Daß die mit unächten Empfindungen verbundenen stand
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. wird, ſchicken ſich ſchon die Geſchlechtstheile zu dieſer Ver-richtung ſo an, wie es ſich gehoͤret; im Triebe zum Saͤu- gen, deſſen Befriedigung die Ergießung der Milch beym Ausſaugen der Warzen ſeyn wird, erfolgen ſchon die Zu- ſchuͤſſe der Milch, und die Warzen erheben ſich; im Triebe der Kinder zum Ausſaugen regen ſich ſchon die Lippen und ſaugen an der Luft. Jn der Rachgier, deren Befriedigung die Verletzung deſſen ſeyn wird, der uns beleidiget hat, uͤben ſchon die natuͤrlichen Waffen der Thiere zum Theil ihre Verrichtung aus, wodurch ſie verletzen: die Thiere ſetzen ihre Stacheln und Klauen in Bewegung, ſie ſpritzen oder ſchaͤumen ihren Gift aus, ſie ſuchen zu beißen, zu ſchlagen, zu kratzen; der Menſch ballt die Faͤuſte, ſtampfet, knirſchet und handelt ſo, wie ers bey der wirklichen Aus- uͤbung der Rache thun wuͤrde. Jm Schrecke, deſſen Be- friedigung die Abwendung einer großen innſtehenden Ge- fahr iſt, ſieht man die Bemuͤhungen zur Rettung im Zu- ſammenfahren, Niederbuͤcken, Entſpringen, Feſthalten, u. ſ. w. Jn der Beſchaͤmung, deren Befriedigung die Vermeidung des Anblicks derer ſeyn wird, deren Verach- tung wir wahrzunehmen befuͤrchten, ſchlagen wir die Au- gen nieder, und ſuchen uns ſchon vorlaͤufig dem Anblicke Andrer zu entziehen. Jn einer Sehnſucht, deren Befrie- digung in der Umarmung eines Freundes beſtehen wuͤrde, ſtrecken wir ſchon die Arme aus, und unſre Glieder wollen ihm entgegen eilen, u. ſ. w. 2. Daß die mit unaͤchten Empfindungen verbundenen ſtand
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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
wird, ſchicken ſich ſchon die Geſchlechtstheile zu dieſer Ver-
richtung ſo an, wie es ſich gehoͤret; im Triebe zum Saͤu-
gen, deſſen Befriedigung die Ergießung der Milch beym
Ausſaugen der Warzen ſeyn wird, erfolgen ſchon die Zu-
ſchuͤſſe der Milch, und die Warzen erheben ſich; im Triebe
der Kinder zum Ausſaugen regen ſich ſchon die Lippen und
ſaugen an der Luft. Jn der Rachgier, deren Befriedigung
die Verletzung deſſen ſeyn wird, der uns beleidiget hat,
uͤben ſchon die natuͤrlichen Waffen der Thiere zum Theil
ihre Verrichtung aus, wodurch ſie verletzen: die Thiere
ſetzen ihre Stacheln und Klauen in Bewegung, ſie ſpritzen
oder ſchaͤumen ihren Gift aus, ſie ſuchen zu beißen, zu
ſchlagen, zu kratzen; der Menſch ballt die Faͤuſte, ſtampfet,
knirſchet und handelt ſo, wie ers bey der wirklichen Aus-
uͤbung der Rache thun wuͤrde. Jm Schrecke, deſſen Be-
friedigung die Abwendung einer großen innſtehenden Ge-
fahr iſt, ſieht man die Bemuͤhungen zur Rettung im Zu-
ſammenfahren, Niederbuͤcken, Entſpringen, Feſthalten,
u. ſ. w. Jn der Beſchaͤmung, deren Befriedigung die
Vermeidung des Anblicks derer ſeyn wird, deren Verach-
tung wir wahrzunehmen befuͤrchten, ſchlagen wir die Au-
gen nieder, und ſuchen uns ſchon vorlaͤufig dem Anblicke
Andrer zu entziehen. Jn einer Sehnſucht, deren Befrie-
digung in der Umarmung eines Freundes beſtehen wuͤrde,
ſtrecken wir ſchon die Arme aus, und unſre Glieder wollen
ihm entgegen eilen, u. ſ. w.
2. Daß die mit unaͤchten Empfindungen verbundenen
Triebe und Leidenſchaften die mechaniſchen Maſchinen, wel-
che bey ihrer Befriedigung wirken wuͤrden, zu ihren faſt
vollſtaͤndigen Verrichtungen zwingen, (nach §. 257.) be-
weiſt die Wolluſt, worinn oft faſt nichts dem wirklichen
Genuſſe abgeht; die Traurigkeit uͤber den Tod eines Freun-
des, der uns oft ſo lebhaft vor Augen ſchwebet, daß wir
ihn zu ſehen glauben, mit ihm ſprechen, ihn umarmen;
die Furcht vor Geſpenſtern, die uns oft in eben den Zu-
ſtand
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