blinden Triebe zu andern Begierden und Verabscheuungen, wie die äußern Empfindungen zu den eigenmächtigen Vor- stellungen der Erkenntnißkraft. §. 27. 89. Sie sind bey- de uneigenmächtige Vorstellungen, welche ohne einen äu- ßern sinnlichen Eindruck in die Nerven, den die Natur für die erstern besonders vorher angeordnet hat, nicht entstehen noch befriediget werden können. Doch dieß erfodert eine umständlichere Erörterung.
§. 264.
Bey den Thieren, welche denken, oder, wenn man meynet, daß alle Thiere Vorstellungen haben, bey allen Thieren, sind die Handlungen, (die Bewegungen der me- chanischen Maschinen,) wozu sie ihr natürlicher Trieb rei- zet, Seelenwirkungen gewisser angenehmer oder unange- nehmer sinnlicher Vorstellungen. §. 262. 81. Da nun die natürlichen Triebe die Erhaltung und das Wohlseyn der Thiere selbst, oder ihrer Abkömmlinge zum Zwecke ha- ben, §. 262. wozu die Thiere und selbst die Menschen, die Mittel, vermöge der Erfahrung, nicht kennen, (vergl. §. 266.) so müssen ihnen die Vorstellungen, durch vorbe- reitete und vom Schöpfer in die ganze Natur verbreitete Veranlassungen, (äußere sinnliche Eindrücke in die Ner- ven,) ohne ihr Wissen und Wählen, ja allenfalls wider ihr Belieben, beygebracht werden, worinn die sinnlichen Reizungen verborgen liegen, welche, durch ihren Eindruck ins Gehirn, diejenigen Seelenwirkungen in den mechani- schen Maschinen, nach den Gesetzen der Seelenwirkungen der Begierden und Verabscheuungen hervorbringen, die die Erhaltung und das Wohlseyn der Thiere oder ihrer Ab- kömmlinge den Absichten des Schöpfers gemäß zur Folge haben. Es ist uns verborgen, warum der Schöpfer die Vorstellungskraft der Seelen nicht in die Grenzen hat ein- schränken wollen, daß sie nie andre Vorstellungen eigen- mächtig hätten hervorbringen müssen, als die diesen ihren Zwecken gemäß wären. Genug es ist so nicht in der Na-
tur:
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
blinden Triebe zu andern Begierden und Verabſcheuungen, wie die aͤußern Empfindungen zu den eigenmaͤchtigen Vor- ſtellungen der Erkenntnißkraft. §. 27. 89. Sie ſind bey- de uneigenmaͤchtige Vorſtellungen, welche ohne einen aͤu- ßern ſinnlichen Eindruck in die Nerven, den die Natur fuͤr die erſtern beſonders vorher angeordnet hat, nicht entſtehen noch befriediget werden koͤnnen. Doch dieß erfodert eine umſtaͤndlichere Eroͤrterung.
§. 264.
Bey den Thieren, welche denken, oder, wenn man meynet, daß alle Thiere Vorſtellungen haben, bey allen Thieren, ſind die Handlungen, (die Bewegungen der me- chaniſchen Maſchinen,) wozu ſie ihr natuͤrlicher Trieb rei- zet, Seelenwirkungen gewiſſer angenehmer oder unange- nehmer ſinnlicher Vorſtellungen. §. 262. 81. Da nun die natuͤrlichen Triebe die Erhaltung und das Wohlſeyn der Thiere ſelbſt, oder ihrer Abkoͤmmlinge zum Zwecke ha- ben, §. 262. wozu die Thiere und ſelbſt die Menſchen, die Mittel, vermoͤge der Erfahrung, nicht kennen, (vergl. §. 266.) ſo muͤſſen ihnen die Vorſtellungen, durch vorbe- reitete und vom Schoͤpfer in die ganze Natur verbreitete Veranlaſſungen, (aͤußere ſinnliche Eindruͤcke in die Ner- ven,) ohne ihr Wiſſen und Waͤhlen, ja allenfalls wider ihr Belieben, beygebracht werden, worinn die ſinnlichen Reizungen verborgen liegen, welche, durch ihren Eindruck ins Gehirn, diejenigen Seelenwirkungen in den mechani- ſchen Maſchinen, nach den Geſetzen der Seelenwirkungen der Begierden und Verabſcheuungen hervorbringen, die die Erhaltung und das Wohlſeyn der Thiere oder ihrer Ab- koͤmmlinge den Abſichten des Schoͤpfers gemaͤß zur Folge haben. Es iſt uns verborgen, warum der Schoͤpfer die Vorſtellungskraft der Seelen nicht in die Grenzen hat ein- ſchraͤnken wollen, daß ſie nie andre Vorſtellungen eigen- maͤchtig haͤtten hervorbringen muͤſſen, als die dieſen ihren Zwecken gemaͤß waͤren. Genug es iſt ſo nicht in der Na-
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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
blinden Triebe zu andern Begierden und Verabſcheuungen,
wie die aͤußern Empfindungen zu den eigenmaͤchtigen Vor-
ſtellungen der Erkenntnißkraft. §. 27. 89. Sie ſind bey-
de uneigenmaͤchtige Vorſtellungen, welche ohne einen aͤu-
ßern ſinnlichen Eindruck in die Nerven, den die Natur fuͤr
die erſtern beſonders vorher angeordnet hat, nicht entſtehen
noch befriediget werden koͤnnen. Doch dieß erfodert eine
umſtaͤndlichere Eroͤrterung.
§. 264.
Bey den Thieren, welche denken, oder, wenn man
meynet, daß alle Thiere Vorſtellungen haben, bey allen
Thieren, ſind die Handlungen, (die Bewegungen der me-
chaniſchen Maſchinen,) wozu ſie ihr natuͤrlicher Trieb rei-
zet, Seelenwirkungen gewiſſer angenehmer oder unange-
nehmer ſinnlicher Vorſtellungen. §. 262. 81. Da nun
die natuͤrlichen Triebe die Erhaltung und das Wohlſeyn
der Thiere ſelbſt, oder ihrer Abkoͤmmlinge zum Zwecke ha-
ben, §. 262. wozu die Thiere und ſelbſt die Menſchen, die
Mittel, vermoͤge der Erfahrung, nicht kennen, (vergl.
§. 266.) ſo muͤſſen ihnen die Vorſtellungen, durch vorbe-
reitete und vom Schoͤpfer in die ganze Natur verbreitete
Veranlaſſungen, (aͤußere ſinnliche Eindruͤcke in die Ner-
ven,) ohne ihr Wiſſen und Waͤhlen, ja allenfalls wider
ihr Belieben, beygebracht werden, worinn die ſinnlichen
Reizungen verborgen liegen, welche, durch ihren Eindruck
ins Gehirn, diejenigen Seelenwirkungen in den mechani-
ſchen Maſchinen, nach den Geſetzen der Seelenwirkungen
der Begierden und Verabſcheuungen hervorbringen, die
die Erhaltung und das Wohlſeyn der Thiere oder ihrer Ab-
koͤmmlinge den Abſichten des Schoͤpfers gemaͤß zur Folge
haben. Es iſt uns verborgen, warum der Schoͤpfer die
Vorſtellungskraft der Seelen nicht in die Grenzen hat ein-
ſchraͤnken wollen, daß ſie nie andre Vorſtellungen eigen-
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/266>, abgerufen am 22.11.2024.
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