sche) Leben, welches also den Pflanzen und Thieren ge- mein ist.
§. 6.
Organische (natürliche) Maschinen, die außer ihrer physicalischen Mischung, organischen Strucktur, und den allgemeinen physischen und mechanischen Kräften der Kör- per und Maschinen, noch besondrer Kräfte fähig sind, wel- che sich in ihrer Wirkung nicht nach den sonst durchgängi- gen Bewegungsgesetzen solcher Körper und Maschinen rich- ten; sondern nur dieser Art natürlicher Maschinen, durch eine uns verborgene Einrichtung derselben, allein eigen sind, heissen thierische Maschinen, und diese ihnen eig- nen Kräfte, (ursprüngliche) thierische Kräfte; die durch sie selbst unmittelbar gewirkten Bewegungen aber (ur- sprüngliche) thierische Bewegungen. Wenn thierische Maschinen sich mit andern, blos mechanischen so vereini- gen, daß sie sie durch ihre thierischen Kräfte bewegen, so besitzen die letztern durch sie mitgetheilte thierische Kräf- te, und verrichten durch diese auch thierische Bewegun- gen. Der Jnbegriff der thierischen Kräfte im Körper ei- nes Thiers heißt seine thierische Natur. Die thierische Natur des Körpers eines Thiers beruht also auf der beson- dern Beschaffenheit der Materien, woraus die thierischen Maschinen, als solche, bestehen, auf der Strucktur der thierischen Maschinen, auf den thierischen Kräften dersel- ben, und auf der Verbindung der thierischen mit den übri- gen organischen Maschinen des thierischen Körpers, wo- durch jene die Kräfte und Bewegungen dieser auf thierische Weise bestimmen. Die Fortdauer der thierischen Natur heißt das thierische Leben, und ihr Ende, der thieri- sche Tod. Jn allen lebenden Thieren wirken die thieri- schen Kräfte entweder mit der Vorstellungskraft ihrer See- le völlig übereinstimmend, so daß mit jeder besondern Art der Vorstellungen der Seele jederzeit eine gewisse Art thie- rischer Bewegungen im Körper verbunden ist, mithin bey-
de
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Einleitung.
ſche) Leben, welches alſo den Pflanzen und Thieren ge- mein iſt.
§. 6.
Organiſche (natuͤrliche) Maſchinen, die außer ihrer phyſicaliſchen Miſchung, organiſchen Strucktur, und den allgemeinen phyſiſchen und mechaniſchen Kraͤften der Koͤr- per und Maſchinen, noch beſondrer Kraͤfte faͤhig ſind, wel- che ſich in ihrer Wirkung nicht nach den ſonſt durchgaͤngi- gen Bewegungsgeſetzen ſolcher Koͤrper und Maſchinen rich- ten; ſondern nur dieſer Art natuͤrlicher Maſchinen, durch eine uns verborgene Einrichtung derſelben, allein eigen ſind, heiſſen thieriſche Maſchinen, und dieſe ihnen eig- nen Kraͤfte, (urſpruͤngliche) thieriſche Kraͤfte; die durch ſie ſelbſt unmittelbar gewirkten Bewegungen aber (ur- ſpruͤngliche) thieriſche Bewegungen. Wenn thieriſche Maſchinen ſich mit andern, blos mechaniſchen ſo vereini- gen, daß ſie ſie durch ihre thieriſchen Kraͤfte bewegen, ſo beſitzen die letztern durch ſie mitgetheilte thieriſche Kraͤf- te, und verrichten durch dieſe auch thieriſche Bewegun- gen. Der Jnbegriff der thieriſchen Kraͤfte im Koͤrper ei- nes Thiers heißt ſeine thieriſche Natur. Die thieriſche Natur des Koͤrpers eines Thiers beruht alſo auf der beſon- dern Beſchaffenheit der Materien, woraus die thieriſchen Maſchinen, als ſolche, beſtehen, auf der Strucktur der thieriſchen Maſchinen, auf den thieriſchen Kraͤften derſel- ben, und auf der Verbindung der thieriſchen mit den uͤbri- gen organiſchen Maſchinen des thieriſchen Koͤrpers, wo- durch jene die Kraͤfte und Bewegungen dieſer auf thieriſche Weiſe beſtimmen. Die Fortdauer der thieriſchen Natur heißt das thieriſche Leben, und ihr Ende, der thieri- ſche Tod. Jn allen lebenden Thieren wirken die thieri- ſchen Kraͤfte entweder mit der Vorſtellungskraft ihrer See- le voͤllig uͤbereinſtimmend, ſo daß mit jeder beſondern Art der Vorſtellungen der Seele jederzeit eine gewiſſe Art thie- riſcher Bewegungen im Koͤrper verbunden iſt, mithin bey-
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Einleitung.
ſche) Leben, welches alſo den Pflanzen und Thieren ge-
mein iſt.
§. 6.
Organiſche (natuͤrliche) Maſchinen, die außer ihrer
phyſicaliſchen Miſchung, organiſchen Strucktur, und den
allgemeinen phyſiſchen und mechaniſchen Kraͤften der Koͤr-
per und Maſchinen, noch beſondrer Kraͤfte faͤhig ſind, wel-
che ſich in ihrer Wirkung nicht nach den ſonſt durchgaͤngi-
gen Bewegungsgeſetzen ſolcher Koͤrper und Maſchinen rich-
ten; ſondern nur dieſer Art natuͤrlicher Maſchinen, durch
eine uns verborgene Einrichtung derſelben, allein eigen
ſind, heiſſen thieriſche Maſchinen, und dieſe ihnen eig-
nen Kraͤfte, (urſpruͤngliche) thieriſche Kraͤfte; die
durch ſie ſelbſt unmittelbar gewirkten Bewegungen aber (ur-
ſpruͤngliche) thieriſche Bewegungen. Wenn thieriſche
Maſchinen ſich mit andern, blos mechaniſchen ſo vereini-
gen, daß ſie ſie durch ihre thieriſchen Kraͤfte bewegen, ſo
beſitzen die letztern durch ſie mitgetheilte thieriſche Kraͤf-
te, und verrichten durch dieſe auch thieriſche Bewegun-
gen. Der Jnbegriff der thieriſchen Kraͤfte im Koͤrper ei-
nes Thiers heißt ſeine thieriſche Natur. Die thieriſche
Natur des Koͤrpers eines Thiers beruht alſo auf der beſon-
dern Beſchaffenheit der Materien, woraus die thieriſchen
Maſchinen, als ſolche, beſtehen, auf der Strucktur der
thieriſchen Maſchinen, auf den thieriſchen Kraͤften derſel-
ben, und auf der Verbindung der thieriſchen mit den uͤbri-
gen organiſchen Maſchinen des thieriſchen Koͤrpers, wo-
durch jene die Kraͤfte und Bewegungen dieſer auf thieriſche
Weiſe beſtimmen. Die Fortdauer der thieriſchen Natur
heißt das thieriſche Leben, und ihr Ende, der thieri-
ſche Tod. Jn allen lebenden Thieren wirken die thieri-
ſchen Kraͤfte entweder mit der Vorſtellungskraft ihrer See-
le voͤllig uͤbereinſtimmend, ſo daß mit jeder beſondern Art
der Vorſtellungen der Seele jederzeit eine gewiſſe Art thie-
riſcher Bewegungen im Koͤrper verbunden iſt, mithin bey-
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/29>, abgerufen am 21.11.2024.
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