vollständigen Anstrengungen derselben aus, wozu uns die angenehme dunkle Vorhersehung des Zustandes der Mun- terkeit reizet. Daher sind diese Bewegungen zwar Zeichen der Müdigkeit und der Bedürfniß des Schlafs, aber nicht die Seelenwirkungen seines Triebes, sondern des Triebes sich zu ermuntern. Alles, was uns diese dunkle Vorher- sehung der angenehmen Ermunterung beybringt, also die obigen Veranlassungen der Trägheit selbst, in so fern wir ihr Gegentheil auf diesem Wege begehren, das machet auch in uns diesen Trieb rege. Da uns nun der Anblick anderer, welche gähnen oder sich dehnen, gerade an dieses Gegentheil der unangenehmen Trägheit erinnert, so leitet uns dieß auf den Trieb zur Ermunterung, und wir gähnen und dehnen uns mit.
3. Es ist beym Triebe zur Ruhe noch insbesondre an- zumerken, daß die physischen und mechanischen Kräfte der Maschinen thierischer Körper, wie auch die Kräfte der Ner- venwirkungen an sich, in so fern sie nicht zugleich Seelen- wirkungen sind, diese Bestimmung von der Natur nicht er- halten haben, daß ihre stets ununterbrochene Wirksamkeit unangenehme äußere Empfindungen, mithin die Reizun- gen zum Triebe der Ruhe, des Schlafs, veranlassen sollte. Denn die Mischung des Bluts und dessen beständige in- nere Bewegung, nebst seinem Umlaufe, die Wirkungen der Elasticität und andrer blos physischer und mechanischer Kräfte der Maschinen, ja die Verrichtungen aller mecha- nischen Maschinen, die im Wachen Seelenwirkungen sind, zugleich aber auch blos Nervenwirkungen seyn können, §. 183. und die selbst im Wachen gemeiniglich nur Nerven- wirkungen sind, wie z. E. die Bewegung des Herzens, §. 167. der Gedärme, §. 170. des Magens, §. 174. vie- ler Muskeln, §. 162. besonders derer zum Athemholen, §. 285. werden, als solche, niemals von einer ermüden- den Empfindung begleitet, erregen nie einen Trieb zur Ru- he, bedürfen derselben auch nicht, werden auch weder durch diesen Trieb, noch selbst unmittelbar durch seine Befriedi-
gung,
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der ſinnlichen Triebe.
vollſtaͤndigen Anſtrengungen derſelben aus, wozu uns die angenehme dunkle Vorherſehung des Zuſtandes der Mun- terkeit reizet. Daher ſind dieſe Bewegungen zwar Zeichen der Muͤdigkeit und der Beduͤrfniß des Schlafs, aber nicht die Seelenwirkungen ſeines Triebes, ſondern des Triebes ſich zu ermuntern. Alles, was uns dieſe dunkle Vorher- ſehung der angenehmen Ermunterung beybringt, alſo die obigen Veranlaſſungen der Traͤgheit ſelbſt, in ſo fern wir ihr Gegentheil auf dieſem Wege begehren, das machet auch in uns dieſen Trieb rege. Da uns nun der Anblick anderer, welche gaͤhnen oder ſich dehnen, gerade an dieſes Gegentheil der unangenehmen Traͤgheit erinnert, ſo leitet uns dieß auf den Trieb zur Ermunterung, und wir gaͤhnen und dehnen uns mit.
3. Es iſt beym Triebe zur Ruhe noch insbeſondre an- zumerken, daß die phyſiſchen und mechaniſchen Kraͤfte der Maſchinen thieriſcher Koͤrper, wie auch die Kraͤfte der Ner- venwirkungen an ſich, in ſo fern ſie nicht zugleich Seelen- wirkungen ſind, dieſe Beſtimmung von der Natur nicht er- halten haben, daß ihre ſtets ununterbrochene Wirkſamkeit unangenehme aͤußere Empfindungen, mithin die Reizun- gen zum Triebe der Ruhe, des Schlafs, veranlaſſen ſollte. Denn die Miſchung des Bluts und deſſen beſtaͤndige in- nere Bewegung, nebſt ſeinem Umlaufe, die Wirkungen der Elaſticitaͤt und andrer blos phyſiſcher und mechaniſcher Kraͤfte der Maſchinen, ja die Verrichtungen aller mecha- niſchen Maſchinen, die im Wachen Seelenwirkungen ſind, zugleich aber auch blos Nervenwirkungen ſeyn koͤnnen, §. 183. und die ſelbſt im Wachen gemeiniglich nur Nerven- wirkungen ſind, wie z. E. die Bewegung des Herzens, §. 167. der Gedaͤrme, §. 170. des Magens, §. 174. vie- ler Muskeln, §. 162. beſonders derer zum Athemholen, §. 285. werden, als ſolche, niemals von einer ermuͤden- den Empfindung begleitet, erregen nie einen Trieb zur Ru- he, beduͤrfen derſelben auch nicht, werden auch weder durch dieſen Trieb, noch ſelbſt unmittelbar durch ſeine Befriedi-
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der ſinnlichen Triebe.
vollſtaͤndigen Anſtrengungen derſelben aus, wozu uns die
angenehme dunkle Vorherſehung des Zuſtandes der Mun-
terkeit reizet. Daher ſind dieſe Bewegungen zwar Zeichen
der Muͤdigkeit und der Beduͤrfniß des Schlafs, aber nicht
die Seelenwirkungen ſeines Triebes, ſondern des Triebes
ſich zu ermuntern. Alles, was uns dieſe dunkle Vorher-
ſehung der angenehmen Ermunterung beybringt, alſo die
obigen Veranlaſſungen der Traͤgheit ſelbſt, in ſo fern wir
ihr Gegentheil auf dieſem Wege begehren, das machet
auch in uns dieſen Trieb rege. Da uns nun der Anblick
anderer, welche gaͤhnen oder ſich dehnen, gerade an dieſes
Gegentheil der unangenehmen Traͤgheit erinnert, ſo leitet
uns dieß auf den Trieb zur Ermunterung, und wir gaͤhnen
und dehnen uns mit.
3. Es iſt beym Triebe zur Ruhe noch insbeſondre an-
zumerken, daß die phyſiſchen und mechaniſchen Kraͤfte der
Maſchinen thieriſcher Koͤrper, wie auch die Kraͤfte der Ner-
venwirkungen an ſich, in ſo fern ſie nicht zugleich Seelen-
wirkungen ſind, dieſe Beſtimmung von der Natur nicht er-
halten haben, daß ihre ſtets ununterbrochene Wirkſamkeit
unangenehme aͤußere Empfindungen, mithin die Reizun-
gen zum Triebe der Ruhe, des Schlafs, veranlaſſen ſollte.
Denn die Miſchung des Bluts und deſſen beſtaͤndige in-
nere Bewegung, nebſt ſeinem Umlaufe, die Wirkungen der
Elaſticitaͤt und andrer blos phyſiſcher und mechaniſcher
Kraͤfte der Maſchinen, ja die Verrichtungen aller mecha-
niſchen Maſchinen, die im Wachen Seelenwirkungen ſind,
zugleich aber auch blos Nervenwirkungen ſeyn koͤnnen, §.
183. und die ſelbſt im Wachen gemeiniglich nur Nerven-
wirkungen ſind, wie z. E. die Bewegung des Herzens, §.
167. der Gedaͤrme, §. 170. des Magens, §. 174. vie-
ler Muskeln, §. 162. beſonders derer zum Athemholen,
§. 285. werden, als ſolche, niemals von einer ermuͤden-
den Empfindung begleitet, erregen nie einen Trieb zur Ru-
he, beduͤrfen derſelben auch nicht, werden auch weder durch
dieſen Trieb, noch ſelbſt unmittelbar durch ſeine Befriedi-
gung,
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/303>, abgerufen am 22.11.2024.
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