Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. kräfte, wie er zu speculativischen Betrachtungen erfodertwird, leiden die übrigen Kräfte des Körpers augenschein- lich. Die Kräfte der Muskeln werden davon geschwächet; das Fett und Fleisch verzehret sich; das Blut wird merk- lich zum Haupt getrieben, wovon die äußern Gliedmaßen erkalten; seine gute Mischung geht verloren; die Empfin- dungskraft der Nerven wird verändert; sie werden oft zu empfindlich und bringen ganz unordentliche Seelenwirkun- gen hervor, die auch die Seelenwirkungen der übrigen sinn- lichen Vorstellungskräfte mit verderben; die Verrichtun- gen der Eingeweide gehen unordentlich von statten, und ganz besonders wird die Verdauung der Speisen durch die Anstrengung des Verstandes zerrüttet. Wenn man alle diese Wirkungen genau betrachtet, so sind sie durchgängig widernatürlich, und das Anstrengen des Verstandes zu allgemeinen Erkenntnissen, mithin die ganze Gelehrsam- keit, die dergleichen erfodert, ist sicherlich nicht die na- türliche Bestimmung des Menschen; sondern ein über- triebenes, widernatürliches Beginnen, das unsern Ruin und Tod befördert, wogegen die Philosophen voriger Zeiten bey der anmuthigen Betrachtung der Natur ge- sund blieben und ein hohes Alter erreichten. (§. 253.) Die Gelehrten, die in den abstrakten Wissenschaften viel thun, sind gemeiniglich schwach, abgezehret, em- pfindlich, launisch, hypochondrisch, phantastisch, und ha- ben die schlechteste Verdauung. Wiederum sind die stärksten, gesundesten, vierschrötigsten Leute, die ihre Lei- beskräfte stark gebrauchen, und vortrefflich verdauen, selten zu abstrakten Wissenschaften weder aufgelegt noch fähig. Diese Sätze sind in der Pathologie von Er- heblichkeit. (Vergl. des A. 2 B. 79 St. 3 B. 108 St. S. 54.) Wirkun-
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. kraͤfte, wie er zu ſpeculativiſchen Betrachtungen erfodertwird, leiden die uͤbrigen Kraͤfte des Koͤrpers augenſchein- lich. Die Kraͤfte der Muskeln werden davon geſchwaͤchet; das Fett und Fleiſch verzehret ſich; das Blut wird merk- lich zum Haupt getrieben, wovon die aͤußern Gliedmaßen erkalten; ſeine gute Miſchung geht verloren; die Empfin- dungskraft der Nerven wird veraͤndert; ſie werden oft zu empfindlich und bringen ganz unordentliche Seelenwirkun- gen hervor, die auch die Seelenwirkungen der uͤbrigen ſinn- lichen Vorſtellungskraͤfte mit verderben; die Verrichtun- gen der Eingeweide gehen unordentlich von ſtatten, und ganz beſonders wird die Verdauung der Speiſen durch die Anſtrengung des Verſtandes zerruͤttet. Wenn man alle dieſe Wirkungen genau betrachtet, ſo ſind ſie durchgaͤngig widernatuͤrlich, und das Anſtrengen des Verſtandes zu allgemeinen Erkenntniſſen, mithin die ganze Gelehrſam- keit, die dergleichen erfodert, iſt ſicherlich nicht die na- tuͤrliche Beſtimmung des Menſchen; ſondern ein uͤber- triebenes, widernatuͤrliches Beginnen, das unſern Ruin und Tod befoͤrdert, wogegen die Philoſophen voriger Zeiten bey der anmuthigen Betrachtung der Natur ge- ſund blieben und ein hohes Alter erreichten. (§. 253.) Die Gelehrten, die in den abſtrakten Wiſſenſchaften viel thun, ſind gemeiniglich ſchwach, abgezehret, em- pfindlich, launiſch, hypochondriſch, phantaſtiſch, und ha- ben die ſchlechteſte Verdauung. Wiederum ſind die ſtaͤrkſten, geſundeſten, vierſchroͤtigſten Leute, die ihre Lei- beskraͤfte ſtark gebrauchen, und vortrefflich verdauen, ſelten zu abſtrakten Wiſſenſchaften weder aufgelegt noch faͤhig. Dieſe Saͤtze ſind in der Pathologie von Er- heblichkeit. (Vergl. des A. 2 B. 79 St. 3 B. 108 St. S. 54.) Wirkun-
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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
kraͤfte, wie er zu ſpeculativiſchen Betrachtungen erfodert
wird, leiden die uͤbrigen Kraͤfte des Koͤrpers augenſchein-
lich. Die Kraͤfte der Muskeln werden davon geſchwaͤchet;
das Fett und Fleiſch verzehret ſich; das Blut wird merk-
lich zum Haupt getrieben, wovon die aͤußern Gliedmaßen
erkalten; ſeine gute Miſchung geht verloren; die Empfin-
dungskraft der Nerven wird veraͤndert; ſie werden oft zu
empfindlich und bringen ganz unordentliche Seelenwirkun-
gen hervor, die auch die Seelenwirkungen der uͤbrigen ſinn-
lichen Vorſtellungskraͤfte mit verderben; die Verrichtun-
gen der Eingeweide gehen unordentlich von ſtatten, und
ganz beſonders wird die Verdauung der Speiſen durch die
Anſtrengung des Verſtandes zerruͤttet. Wenn man alle
dieſe Wirkungen genau betrachtet, ſo ſind ſie durchgaͤngig
widernatuͤrlich, und das Anſtrengen des Verſtandes zu
allgemeinen Erkenntniſſen, mithin die ganze Gelehrſam-
keit, die dergleichen erfodert, iſt ſicherlich nicht die na-
tuͤrliche Beſtimmung des Menſchen; ſondern ein uͤber-
triebenes, widernatuͤrliches Beginnen, das unſern Ruin
und Tod befoͤrdert, wogegen die Philoſophen voriger
Zeiten bey der anmuthigen Betrachtung der Natur ge-
ſund blieben und ein hohes Alter erreichten. (§. 253.)
Die Gelehrten, die in den abſtrakten Wiſſenſchaften
viel thun, ſind gemeiniglich ſchwach, abgezehret, em-
pfindlich, launiſch, hypochondriſch, phantaſtiſch, und ha-
ben die ſchlechteſte Verdauung. Wiederum ſind die
ſtaͤrkſten, geſundeſten, vierſchroͤtigſten Leute, die ihre Lei-
beskraͤfte ſtark gebrauchen, und vortrefflich verdauen,
ſelten zu abſtrakten Wiſſenſchaften weder aufgelegt noch
faͤhig. Dieſe Saͤtze ſind in der Pathologie von Er-
heblichkeit. (Vergl. des A. 2 B. 79 St. 3 B. 108 St.
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