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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
gung der Glieder, die freywillig zu seyn pfleget, muß al-
lezeit vom Willen herrühren, und: alle freywillige Be-
wegungen müssen jederzeit erfolgen, sobald die Seele will.
Beydes widerleget die tägliche Erfahrung; indem oft na-
türliche und zufällige Hindernisse im Körper vorhanden
sind, warum eine Bewegung, die wir verrichten wollen,
nicht von statten geht, (nach §. 165. N. 6.) und indem
oft sonst freywillige Bewegungen, ohne, ja wider den Wil-
len der Seele, von äußerlichen Empfindungen, ja sogar
als Nervenwirkungen, (§. 183.) hervorgebracht werden,
(nach §. 162.)

§. 343.

Durch den natürlichen Zusammenhang aller Kräfte
haben die freywilligen Bewegungen einen sehr wichtigen
und allgemeinen Einfluß in die ganze thierische Oeconomie,
indem sie, durch die Wirkung der Muskeln in die Adern
den Umlauf befördern, mithin die Lebensbewegungen, und
dadurch alle natürliche Absonderungen und Ausführungen
vermehren, durch die Uebung den Gliedern Fähigkeiten
zu Fertigkeiten erwerben, die Muskeln stärken, und sol-
chergestalt den Grad der Gesundheit erhöhen, wo sie nicht,
durch Uebertreibung, widernatürliche Wirkungen verursa-
chen, oder in besondern Absichten schädlich werden. Von
diesem allen wird in der Lehre vom Nutzen der Leibesübun-
gen, in der Physiologie des eigentlichen Mechanismus thie-
rischer Körper, ausführlich gehandelt. H. P. §. 416.
vergl. auch d. A. 1 B. 30 St.

§. 344.

So, wie ein Thier seinen Haupttrieb und seine Haupt-
leidenschaft hat, §. 295. 329. so besitzt auch jedes, dem
es nicht an Verstand und Willen fehlet, seine besondre
Gemüthsneigung, das ist, vernünftige Begierden zu
derjenigen Art von Vorstellungen, die ihm am gewöhnlich-

sten

I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
gung der Glieder, die freywillig zu ſeyn pfleget, muß al-
lezeit vom Willen herruͤhren, und: alle freywillige Be-
wegungen muͤſſen jederzeit erfolgen, ſobald die Seele will.
Beydes widerleget die taͤgliche Erfahrung; indem oft na-
tuͤrliche und zufaͤllige Hinderniſſe im Koͤrper vorhanden
ſind, warum eine Bewegung, die wir verrichten wollen,
nicht von ſtatten geht, (nach §. 165. N. 6.) und indem
oft ſonſt freywillige Bewegungen, ohne, ja wider den Wil-
len der Seele, von aͤußerlichen Empfindungen, ja ſogar
als Nervenwirkungen, (§. 183.) hervorgebracht werden,
(nach §. 162.)

§. 343.

Durch den natuͤrlichen Zuſammenhang aller Kraͤfte
haben die freywilligen Bewegungen einen ſehr wichtigen
und allgemeinen Einfluß in die ganze thieriſche Oeconomie,
indem ſie, durch die Wirkung der Muskeln in die Adern
den Umlauf befoͤrdern, mithin die Lebensbewegungen, und
dadurch alle natuͤrliche Abſonderungen und Ausfuͤhrungen
vermehren, durch die Uebung den Gliedern Faͤhigkeiten
zu Fertigkeiten erwerben, die Muskeln ſtaͤrken, und ſol-
chergeſtalt den Grad der Geſundheit erhoͤhen, wo ſie nicht,
durch Uebertreibung, widernatuͤrliche Wirkungen verurſa-
chen, oder in beſondern Abſichten ſchaͤdlich werden. Von
dieſem allen wird in der Lehre vom Nutzen der Leibesuͤbun-
gen, in der Phyſiologie des eigentlichen Mechanismus thie-
riſcher Koͤrper, ausfuͤhrlich gehandelt. H. P. §. 416.
vergl. auch d. A. 1 B. 30 St.

§. 344.

So, wie ein Thier ſeinen Haupttrieb und ſeine Haupt-
leidenſchaft hat, §. 295. 329. ſo beſitzt auch jedes, dem
es nicht an Verſtand und Willen fehlet, ſeine beſondre
Gemuͤthsneigung, das iſt, vernuͤnftige Begierden zu
derjenigen Art von Vorſtellungen, die ihm am gewoͤhnlich-

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[334/0358] I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. gung der Glieder, die freywillig zu ſeyn pfleget, muß al- lezeit vom Willen herruͤhren, und: alle freywillige Be- wegungen muͤſſen jederzeit erfolgen, ſobald die Seele will. Beydes widerleget die taͤgliche Erfahrung; indem oft na- tuͤrliche und zufaͤllige Hinderniſſe im Koͤrper vorhanden ſind, warum eine Bewegung, die wir verrichten wollen, nicht von ſtatten geht, (nach §. 165. N. 6.) und indem oft ſonſt freywillige Bewegungen, ohne, ja wider den Wil- len der Seele, von aͤußerlichen Empfindungen, ja ſogar als Nervenwirkungen, (§. 183.) hervorgebracht werden, (nach §. 162.) §. 343. Durch den natuͤrlichen Zuſammenhang aller Kraͤfte haben die freywilligen Bewegungen einen ſehr wichtigen und allgemeinen Einfluß in die ganze thieriſche Oeconomie, indem ſie, durch die Wirkung der Muskeln in die Adern den Umlauf befoͤrdern, mithin die Lebensbewegungen, und dadurch alle natuͤrliche Abſonderungen und Ausfuͤhrungen vermehren, durch die Uebung den Gliedern Faͤhigkeiten zu Fertigkeiten erwerben, die Muskeln ſtaͤrken, und ſol- chergeſtalt den Grad der Geſundheit erhoͤhen, wo ſie nicht, durch Uebertreibung, widernatuͤrliche Wirkungen verurſa- chen, oder in beſondern Abſichten ſchaͤdlich werden. Von dieſem allen wird in der Lehre vom Nutzen der Leibesuͤbun- gen, in der Phyſiologie des eigentlichen Mechanismus thie- riſcher Koͤrper, ausfuͤhrlich gehandelt. H. P. §. 416. vergl. auch d. A. 1 B. 30 St. §. 344. So, wie ein Thier ſeinen Haupttrieb und ſeine Haupt- leidenſchaft hat, §. 295. 329. ſo beſitzt auch jedes, dem es nicht an Verſtand und Willen fehlet, ſeine beſondre Gemuͤthsneigung, das iſt, vernuͤnftige Begierden zu derjenigen Art von Vorſtellungen, die ihm am gewoͤhnlich- ſten

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/358>, abgerufen am 22.11.2024.