Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.1 Kap. Die Nervenkräfte überhaupt. wegungen im Körper hervorzubringen, die sie ver-mittelst der thierischen Seelenkräfte des Gehirns wirken, wenn eben denselben innern sinniichen Ein- druck eine Vorstellung machet. Diese besondern thie- rischen bewegenden Kräfte der sinnlichen Eindrücke sind den thierischen Maschinen vom Schöpfer auf eine uns un- erforschliche und unerklärbare Weise, noch außer der eben so unbegreiflichen thierischen Kraft der sinnlichen Eindrücke, theils die thierischen Seelenkräfte des Gehirns in Wirkung zu setzen, theils durch diese den Körper thierisch zu bewegen, beygeleget, und es hängen von ihnen die allermeisten thie- rischen Bewegungen, auch selbst wenn sie zugleich Seelen- wirkungen sind, so sehr ab, daß man sie für das allgemein- ste und erste Principium des ganzen thierischen Mechanis- mus und Lebens halten kann. Es erhellet aber auch zu- gleich, daß die Nervenkräfte eine wesentlich verschiedene Beschaffenheit haben; daß sie ihre Nervenwirkungen ge- wissermaßen auf entgegengesetzte Art hervorbringen; daß der äußere sinnliche Eindruck, auch als bloße Nervenkraft betrachtet, gleichwohl eine ganz andre thierische Kraft, als der innere, sey, gleichwie beyde, in der Verhältniß zu den thierischen Seelenkräften betrachtet, es auch sind; §. 32. 121. daß sie auf entgegengesetzte Weise in Wirkung gese- tzet werden; in ihren Wirkungen sich nach verschiedenen Gesetzen richten; und daß also nicht alle Nervenwirkungen auf einerley Art aus den Nervenkräften erkläret werden können, noch die eine Art zugleich die andre voraussetze, oder ausschließe. §. 358. 360. Man hat bisher beyde durchgängig nur allzusehr miteinander verwechselt. Jn- zwischen haben alle Nervenkräfte gewisse Eigenschaften mit einander gemein, die wir hier in Betrachtung ziehen wer- den, dahingegen die, so einer jeden für sich eigen sind, in den folgenden Kapiteln erkläret werden sollen. §. 355. Vergl. d. A. 2 B. 101 u. 102 St. §. 362. Z
1 Kap. Die Nervenkraͤfte uͤberhaupt. wegungen im Koͤrper hervorzubringen, die ſie ver-mittelſt der thieriſchen Seelenkraͤfte des Gehirns wirken, wenn eben denſelben innern ſinniichen Ein- druck eine Vorſtellung machet. Dieſe beſondern thie- riſchen bewegenden Kraͤfte der ſinnlichen Eindruͤcke ſind den thieriſchen Maſchinen vom Schoͤpfer auf eine uns un- erforſchliche und unerklaͤrbare Weiſe, noch außer der eben ſo unbegreiflichen thieriſchen Kraft der ſinnlichen Eindruͤcke, theils die thieriſchen Seelenkraͤfte des Gehirns in Wirkung zu ſetzen, theils durch dieſe den Koͤrper thieriſch zu bewegen, beygeleget, und es haͤngen von ihnen die allermeiſten thie- riſchen Bewegungen, auch ſelbſt wenn ſie zugleich Seelen- wirkungen ſind, ſo ſehr ab, daß man ſie fuͤr das allgemein- ſte und erſte Principium des ganzen thieriſchen Mechanis- mus und Lebens halten kann. Es erhellet aber auch zu- gleich, daß die Nervenkraͤfte eine weſentlich verſchiedene Beſchaffenheit haben; daß ſie ihre Nervenwirkungen ge- wiſſermaßen auf entgegengeſetzte Art hervorbringen; daß der aͤußere ſinnliche Eindruck, auch als bloße Nervenkraft betrachtet, gleichwohl eine ganz andre thieriſche Kraft, als der innere, ſey, gleichwie beyde, in der Verhaͤltniß zu den thieriſchen Seelenkraͤften betrachtet, es auch ſind; §. 32. 121. daß ſie auf entgegengeſetzte Weiſe in Wirkung geſe- tzet werden; in ihren Wirkungen ſich nach verſchiedenen Geſetzen richten; und daß alſo nicht alle Nervenwirkungen auf einerley Art aus den Nervenkraͤften erklaͤret werden koͤnnen, noch die eine Art zugleich die andre vorausſetze, oder ausſchließe. §. 358. 360. Man hat bisher beyde durchgaͤngig nur allzuſehr miteinander verwechſelt. Jn- zwiſchen haben alle Nervenkraͤfte gewiſſe Eigenſchaften mit einander gemein, die wir hier in Betrachtung ziehen wer- den, dahingegen die, ſo einer jeden fuͤr ſich eigen ſind, in den folgenden Kapiteln erklaͤret werden ſollen. §. 355. Vergl. d. A. 2 B. 101 u. 102 St. §. 362. Z
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1 Kap. Die Nervenkraͤfte uͤberhaupt.
wegungen im Koͤrper hervorzubringen, die ſie ver-
mittelſt der thieriſchen Seelenkraͤfte des Gehirns
wirken, wenn eben denſelben innern ſinniichen Ein-
druck eine Vorſtellung machet. Dieſe beſondern thie-
riſchen bewegenden Kraͤfte der ſinnlichen Eindruͤcke ſind
den thieriſchen Maſchinen vom Schoͤpfer auf eine uns un-
erforſchliche und unerklaͤrbare Weiſe, noch außer der eben
ſo unbegreiflichen thieriſchen Kraft der ſinnlichen Eindruͤcke,
theils die thieriſchen Seelenkraͤfte des Gehirns in Wirkung
zu ſetzen, theils durch dieſe den Koͤrper thieriſch zu bewegen,
beygeleget, und es haͤngen von ihnen die allermeiſten thie-
riſchen Bewegungen, auch ſelbſt wenn ſie zugleich Seelen-
wirkungen ſind, ſo ſehr ab, daß man ſie fuͤr das allgemein-
ſte und erſte Principium des ganzen thieriſchen Mechanis-
mus und Lebens halten kann. Es erhellet aber auch zu-
gleich, daß die Nervenkraͤfte eine weſentlich verſchiedene
Beſchaffenheit haben; daß ſie ihre Nervenwirkungen ge-
wiſſermaßen auf entgegengeſetzte Art hervorbringen; daß
der aͤußere ſinnliche Eindruck, auch als bloße Nervenkraft
betrachtet, gleichwohl eine ganz andre thieriſche Kraft, als
der innere, ſey, gleichwie beyde, in der Verhaͤltniß zu den
thieriſchen Seelenkraͤften betrachtet, es auch ſind; §. 32.
121. daß ſie auf entgegengeſetzte Weiſe in Wirkung geſe-
tzet werden; in ihren Wirkungen ſich nach verſchiedenen
Geſetzen richten; und daß alſo nicht alle Nervenwirkungen
auf einerley Art aus den Nervenkraͤften erklaͤret werden
koͤnnen, noch die eine Art zugleich die andre vorausſetze,
oder ausſchließe. §. 358. 360. Man hat bisher beyde
durchgaͤngig nur allzuſehr miteinander verwechſelt. Jn-
zwiſchen haben alle Nervenkraͤfte gewiſſe Eigenſchaften mit
einander gemein, die wir hier in Betrachtung ziehen wer-
den, dahingegen die, ſo einer jeden fuͤr ſich eigen ſind, in
den folgenden Kapiteln erklaͤret werden ſollen. §. 355.
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