Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

II Th. Nervenkräfte.
deren sie vermöge ihrer Strucktur fähig ist. §. 193. Ein
andrer Reiz eben derselben Faden des Nerven, es sey in
seinem Ursprunge im Gehirne, oder tief unter demselben,
in seinem Stamme, muß aber, wenn er ihn nur sinnlich
rühret, eben dieselbe Wirkung in der mechanischen Maschi-
ne thun. §. 193. 359. Also können thierische Bewegun-
gen im Körper, welche sonst Seelenwirkungen innerer sinn-
licher Eindrücke von Vorstellungen sind, entweder ein an-
dermal bloße Nervenwirkungen eines andern Reizes, oder
dieses zugleich seyn, wenn, nebst dem innern sinnlichen Ein-
drucke der Vorstellung im Gehirne, noch ein andrer im
Stamme eben desselben Nerven in eben dieselben Faden
wirket.

2. Wenn ein äußerer sinnlicher Eindruck in einer me-
chanischen Maschine außerhalb dem Gehirne eine Bewe-
gung, als eine Seelenwirkung, wirket, so muß er eine ma-
terielle äußere Empfindung im Gehirne erregen, die diese
Bewegung, durch ihren innern sinnlichen Eindruck in den
Ursprung des Nerven, so wirket, wie itzt eben N 1. gesaget
worden. §. 129. Wenn nun aber eben dieser äußere sinn-
liche Eindruck auf seinem Wege, ehe er zum Gehirn
kömmt, z. E. in den Nervenknoten und Scheidepunkten,
§. 48. 151. eben diejenigen Faden des Nerven, durch eine
Zurückwirkung, wie sie nach Art des innern sinnlichen Ein-
drucks herwärts vom Gehirne käme, §. 121. sinnlich rei-
zet, welche die materielle äußere Empfindung von ihm in
ihren Ursprüngen im Gehirne ebenfalls reizen muß, wofern
die Seelenwirkung von ihr in der mechanischen Maschine
erfolgen soll; so muß auch eben dieselbe Bewegung vom äu-
ßern sinnlichen Eindrucke allein, als Nervenwirkung erfol-
gen, die, wenn er dem ungeachtet zugleich bis ins Gehirn
fortgeht, vom innern sinnlichen Eindrucke der äußern Em-
pfindung, als eine Seelenwirkung erfolgen wird. §. 193.
357. Also können auch solche thierische Bewegungen im
Körper, welche sonst Seelenwirkungen der Empfindungen
von äußern sinnlichen Eindrücken sind, zugleich Nervenwir-

kungen

II Th. Nervenkraͤfte.
deren ſie vermoͤge ihrer Strucktur faͤhig iſt. §. 193. Ein
andrer Reiz eben derſelben Faden des Nerven, es ſey in
ſeinem Urſprunge im Gehirne, oder tief unter demſelben,
in ſeinem Stamme, muß aber, wenn er ihn nur ſinnlich
ruͤhret, eben dieſelbe Wirkung in der mechaniſchen Maſchi-
ne thun. §. 193. 359. Alſo koͤnnen thieriſche Bewegun-
gen im Koͤrper, welche ſonſt Seelenwirkungen innerer ſinn-
licher Eindruͤcke von Vorſtellungen ſind, entweder ein an-
dermal bloße Nervenwirkungen eines andern Reizes, oder
dieſes zugleich ſeyn, wenn, nebſt dem innern ſinnlichen Ein-
drucke der Vorſtellung im Gehirne, noch ein andrer im
Stamme eben deſſelben Nerven in eben dieſelben Faden
wirket.

2. Wenn ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck in einer me-
chaniſchen Maſchine außerhalb dem Gehirne eine Bewe-
gung, als eine Seelenwirkung, wirket, ſo muß er eine ma-
terielle aͤußere Empfindung im Gehirne erregen, die dieſe
Bewegung, durch ihren innern ſinnlichen Eindruck in den
Urſprung des Nerven, ſo wirket, wie itzt eben N 1. geſaget
worden. §. 129. Wenn nun aber eben dieſer aͤußere ſinn-
liche Eindruck auf ſeinem Wege, ehe er zum Gehirn
koͤmmt, z. E. in den Nervenknoten und Scheidepunkten,
§. 48. 151. eben diejenigen Faden des Nerven, durch eine
Zuruͤckwirkung, wie ſie nach Art des innern ſinnlichen Ein-
drucks herwaͤrts vom Gehirne kaͤme, §. 121. ſinnlich rei-
zet, welche die materielle aͤußere Empfindung von ihm in
ihren Urſpruͤngen im Gehirne ebenfalls reizen muß, wofern
die Seelenwirkung von ihr in der mechaniſchen Maſchine
erfolgen ſoll; ſo muß auch eben dieſelbe Bewegung vom aͤu-
ßern ſinnlichen Eindrucke allein, als Nervenwirkung erfol-
gen, die, wenn er dem ungeachtet zugleich bis ins Gehirn
fortgeht, vom innern ſinnlichen Eindrucke der aͤußern Em-
pfindung, als eine Seelenwirkung erfolgen wird. §. 193.
357. Alſo koͤnnen auch ſolche thieriſche Bewegungen im
Koͤrper, welche ſonſt Seelenwirkungen der Empfindungen
von aͤußern ſinnlichen Eindruͤcken ſind, zugleich Nervenwir-

kungen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0382" n="358"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II</hi> Th. Nervenkra&#x0364;fte.</hi></fw><lb/>
deren &#x017F;ie vermo&#x0364;ge ihrer Strucktur fa&#x0364;hig i&#x017F;t. §. 193. Ein<lb/>
andrer Reiz eben der&#x017F;elben Faden des Nerven, es &#x017F;ey in<lb/>
&#x017F;einem Ur&#x017F;prunge im Gehirne, oder tief unter dem&#x017F;elben,<lb/>
in &#x017F;einem Stamme, muß aber, wenn er ihn nur &#x017F;innlich<lb/>
ru&#x0364;hret, eben die&#x017F;elbe Wirkung in der mechani&#x017F;chen Ma&#x017F;chi-<lb/>
ne thun. §. 193. 359. Al&#x017F;o ko&#x0364;nnen thieri&#x017F;che Bewegun-<lb/>
gen im Ko&#x0364;rper, welche &#x017F;on&#x017F;t Seelenwirkungen innerer &#x017F;inn-<lb/>
licher Eindru&#x0364;cke von Vor&#x017F;tellungen &#x017F;ind, entweder ein an-<lb/>
dermal bloße Nervenwirkungen eines andern Reizes, oder<lb/>
die&#x017F;es zugleich &#x017F;eyn, wenn, neb&#x017F;t dem innern &#x017F;innlichen Ein-<lb/>
drucke der Vor&#x017F;tellung im Gehirne, noch ein andrer im<lb/>
Stamme eben de&#x017F;&#x017F;elben Nerven in eben die&#x017F;elben Faden<lb/>
wirket.</p><lb/>
            <p>2. Wenn ein a&#x0364;ußerer &#x017F;innlicher Eindruck in einer me-<lb/>
chani&#x017F;chen Ma&#x017F;chine außerhalb dem Gehirne eine Bewe-<lb/>
gung, als eine Seelenwirkung, wirket, &#x017F;o muß er eine ma-<lb/>
terielle a&#x0364;ußere Empfindung im Gehirne erregen, die die&#x017F;e<lb/>
Bewegung, durch ihren innern &#x017F;innlichen Eindruck in den<lb/>
Ur&#x017F;prung des Nerven, &#x017F;o wirket, wie itzt eben <hi rendition="#aq">N</hi> 1. ge&#x017F;aget<lb/>
worden. §. 129. Wenn nun aber eben die&#x017F;er a&#x0364;ußere &#x017F;inn-<lb/>
liche Eindruck auf &#x017F;einem Wege, ehe er zum Gehirn<lb/>
ko&#x0364;mmt, z. E. in den Nervenknoten und Scheidepunkten,<lb/>
§. 48. 151. eben diejenigen Faden des Nerven, durch eine<lb/>
Zuru&#x0364;ckwirkung, wie &#x017F;ie nach Art des innern &#x017F;innlichen Ein-<lb/>
drucks herwa&#x0364;rts vom Gehirne ka&#x0364;me, §. 121. &#x017F;innlich rei-<lb/>
zet, welche die materielle a&#x0364;ußere Empfindung von ihm in<lb/>
ihren Ur&#x017F;pru&#x0364;ngen im Gehirne ebenfalls reizen muß, wofern<lb/>
die Seelenwirkung von ihr in der mechani&#x017F;chen Ma&#x017F;chine<lb/>
erfolgen &#x017F;oll; &#x017F;o muß auch eben die&#x017F;elbe Bewegung vom a&#x0364;u-<lb/>
ßern &#x017F;innlichen Eindrucke allein, als Nervenwirkung erfol-<lb/>
gen, die, wenn er dem ungeachtet zugleich bis ins Gehirn<lb/>
fortgeht, vom innern &#x017F;innlichen Eindrucke der a&#x0364;ußern Em-<lb/>
pfindung, als eine Seelenwirkung erfolgen wird. §. 193.<lb/>
357. Al&#x017F;o ko&#x0364;nnen auch &#x017F;olche thieri&#x017F;che Bewegungen im<lb/>
Ko&#x0364;rper, welche &#x017F;on&#x017F;t Seelenwirkungen der Empfindungen<lb/>
von a&#x0364;ußern &#x017F;innlichen Eindru&#x0364;cken &#x017F;ind, zugleich Nervenwir-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kungen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[358/0382] II Th. Nervenkraͤfte. deren ſie vermoͤge ihrer Strucktur faͤhig iſt. §. 193. Ein andrer Reiz eben derſelben Faden des Nerven, es ſey in ſeinem Urſprunge im Gehirne, oder tief unter demſelben, in ſeinem Stamme, muß aber, wenn er ihn nur ſinnlich ruͤhret, eben dieſelbe Wirkung in der mechaniſchen Maſchi- ne thun. §. 193. 359. Alſo koͤnnen thieriſche Bewegun- gen im Koͤrper, welche ſonſt Seelenwirkungen innerer ſinn- licher Eindruͤcke von Vorſtellungen ſind, entweder ein an- dermal bloße Nervenwirkungen eines andern Reizes, oder dieſes zugleich ſeyn, wenn, nebſt dem innern ſinnlichen Ein- drucke der Vorſtellung im Gehirne, noch ein andrer im Stamme eben deſſelben Nerven in eben dieſelben Faden wirket. 2. Wenn ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck in einer me- chaniſchen Maſchine außerhalb dem Gehirne eine Bewe- gung, als eine Seelenwirkung, wirket, ſo muß er eine ma- terielle aͤußere Empfindung im Gehirne erregen, die dieſe Bewegung, durch ihren innern ſinnlichen Eindruck in den Urſprung des Nerven, ſo wirket, wie itzt eben N 1. geſaget worden. §. 129. Wenn nun aber eben dieſer aͤußere ſinn- liche Eindruck auf ſeinem Wege, ehe er zum Gehirn koͤmmt, z. E. in den Nervenknoten und Scheidepunkten, §. 48. 151. eben diejenigen Faden des Nerven, durch eine Zuruͤckwirkung, wie ſie nach Art des innern ſinnlichen Ein- drucks herwaͤrts vom Gehirne kaͤme, §. 121. ſinnlich rei- zet, welche die materielle aͤußere Empfindung von ihm in ihren Urſpruͤngen im Gehirne ebenfalls reizen muß, wofern die Seelenwirkung von ihr in der mechaniſchen Maſchine erfolgen ſoll; ſo muß auch eben dieſelbe Bewegung vom aͤu- ßern ſinnlichen Eindrucke allein, als Nervenwirkung erfol- gen, die, wenn er dem ungeachtet zugleich bis ins Gehirn fortgeht, vom innern ſinnlichen Eindrucke der aͤußern Em- pfindung, als eine Seelenwirkung erfolgen wird. §. 193. 357. Alſo koͤnnen auch ſolche thieriſche Bewegungen im Koͤrper, welche ſonſt Seelenwirkungen der Empfindungen von aͤußern ſinnlichen Eindruͤcken ſind, zugleich Nervenwir- kungen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/382
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/382>, abgerufen am 20.05.2024.