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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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1 Kap. Die thierischen Maschinen überhaupt.
"tern Nerven des Nackens entspringt, in die Hirnschale zu-
"rückgeht, und sich dem Nerven des achten Paares hinzu-
"füget, zwischen welchem und dem Rückenmarke er eine Art
"von Uebereinstimmung zu stiften scheint. Die Nerven
"der äußersten Gliedmaßen laufen bey ihrem Ursprunge
"wie in Netze zusammengeflochten, und sind in Ansehung
"ihrer Länge härter und weit größer, als die Nerven der
"Eingeweide. Diejenigen, welche in die Arme gehen, kom-
"men von den vier untersten Nerven des Halses, und von
"den zwey obersten des Rückens: die Nerven der Füße aber
"entspringen aus den Nerven der Lenden und des heiligen
"Beins."

"Die Nerven sind, so wie die Gefäße, ästig, machen
"aber spitzige Winkel mit einander, und gehen oft augen-
"scheinlich zurück; sie werden allgemach weicher und kleiner,
"ob sie schon an einigen Stellen auch, indem sie sich vom
"Gehirne entfernen, dicker werden, und sie endigen sich mit
"ihren meistentheils unsichtbaren kleinen Zweigen, in ein
"weiches markigtes Wesen, nachdem sie zuvor die Decken,
"von denen sie umgeben waren, abgeleget haben. -- Die
"Fasern der Nerven werden von dem Gehirne weg, so ge-
"rade fortgesetzet, daß sie sich durch keine Zertheilung spal-
"ten lassen, und sich diejenigen Bünde nur von einander
"trennen, die durch ein fadigtes Gewebe verbunden waren."
H. P. §. 356 -- 363.

"Es ist wahrscheinlich, daß die Nervenfasern und die
"gleichartigen Markfasern des Gehirns hohl seyn, und daß
"ein flüssiges Wesen, das aus dem Gehirne kömmt, in ih-
"nen herabsteige und bis in die äußersten Theile hinaus
"fließe. Die Feinheit der Röhren, die kein Vergröße-
"rungsglas erreichet, widerleget keinesweges die Versuche,
"u. s. w. Wenn es Röhren sind, so ist höchst glaublich,
"daß sie ihren Saft von den Schlagadern des Gehirns ha-
"ben." H. P. §. 378.

§. 14.
B 2

1 Kap. Die thieriſchen Maſchinen uͤberhaupt.
„tern Nerven des Nackens entſpringt, in die Hirnſchale zu-
„ruͤckgeht, und ſich dem Nerven des achten Paares hinzu-
„fuͤget, zwiſchen welchem und dem Ruͤckenmarke er eine Art
„von Uebereinſtimmung zu ſtiften ſcheint. Die Nerven
„der aͤußerſten Gliedmaßen laufen bey ihrem Urſprunge
„wie in Netze zuſammengeflochten, und ſind in Anſehung
„ihrer Laͤnge haͤrter und weit groͤßer, als die Nerven der
„Eingeweide. Diejenigen, welche in die Arme gehen, kom-
„men von den vier unterſten Nerven des Halſes, und von
„den zwey oberſten des Ruͤckens: die Nerven der Fuͤße aber
„entſpringen aus den Nerven der Lenden und des heiligen
„Beins.“

„Die Nerven ſind, ſo wie die Gefaͤße, aͤſtig, machen
„aber ſpitzige Winkel mit einander, und gehen oft augen-
„ſcheinlich zuruͤck; ſie werden allgemach weicher und kleiner,
„ob ſie ſchon an einigen Stellen auch, indem ſie ſich vom
„Gehirne entfernen, dicker werden, und ſie endigen ſich mit
„ihren meiſtentheils unſichtbaren kleinen Zweigen, in ein
„weiches markigtes Weſen, nachdem ſie zuvor die Decken,
„von denen ſie umgeben waren, abgeleget haben. — Die
„Faſern der Nerven werden von dem Gehirne weg, ſo ge-
„rade fortgeſetzet, daß ſie ſich durch keine Zertheilung ſpal-
„ten laſſen, und ſich diejenigen Buͤnde nur von einander
„trennen, die durch ein fadigtes Gewebe verbunden waren.“
H. P. §. 356 — 363.

„Es iſt wahrſcheinlich, daß die Nervenfaſern und die
„gleichartigen Markfaſern des Gehirns hohl ſeyn, und daß
„ein fluͤſſiges Weſen, das aus dem Gehirne koͤmmt, in ih-
„nen herabſteige und bis in die aͤußerſten Theile hinaus
„fließe. Die Feinheit der Roͤhren, die kein Vergroͤße-
„rungsglas erreichet, widerleget keinesweges die Verſuche,
„u. ſ. w. Wenn es Roͤhren ſind, ſo iſt hoͤchſt glaublich,
„daß ſie ihren Saft von den Schlagadern des Gehirns ha-
„ben.“ H. P. §. 378.

§. 14.
B 2
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[19/0043] 1 Kap. Die thieriſchen Maſchinen uͤberhaupt. „tern Nerven des Nackens entſpringt, in die Hirnſchale zu- „ruͤckgeht, und ſich dem Nerven des achten Paares hinzu- „fuͤget, zwiſchen welchem und dem Ruͤckenmarke er eine Art „von Uebereinſtimmung zu ſtiften ſcheint. Die Nerven „der aͤußerſten Gliedmaßen laufen bey ihrem Urſprunge „wie in Netze zuſammengeflochten, und ſind in Anſehung „ihrer Laͤnge haͤrter und weit groͤßer, als die Nerven der „Eingeweide. Diejenigen, welche in die Arme gehen, kom- „men von den vier unterſten Nerven des Halſes, und von „den zwey oberſten des Ruͤckens: die Nerven der Fuͤße aber „entſpringen aus den Nerven der Lenden und des heiligen „Beins.“ „Die Nerven ſind, ſo wie die Gefaͤße, aͤſtig, machen „aber ſpitzige Winkel mit einander, und gehen oft augen- „ſcheinlich zuruͤck; ſie werden allgemach weicher und kleiner, „ob ſie ſchon an einigen Stellen auch, indem ſie ſich vom „Gehirne entfernen, dicker werden, und ſie endigen ſich mit „ihren meiſtentheils unſichtbaren kleinen Zweigen, in ein „weiches markigtes Weſen, nachdem ſie zuvor die Decken, „von denen ſie umgeben waren, abgeleget haben. — Die „Faſern der Nerven werden von dem Gehirne weg, ſo ge- „rade fortgeſetzet, daß ſie ſich durch keine Zertheilung ſpal- „ten laſſen, und ſich diejenigen Buͤnde nur von einander „trennen, die durch ein fadigtes Gewebe verbunden waren.“ H. P. §. 356 — 363. „Es iſt wahrſcheinlich, daß die Nervenfaſern und die „gleichartigen Markfaſern des Gehirns hohl ſeyn, und daß „ein fluͤſſiges Weſen, das aus dem Gehirne koͤmmt, in ih- „nen herabſteige und bis in die aͤußerſten Theile hinaus „fließe. Die Feinheit der Roͤhren, die kein Vergroͤße- „rungsglas erreichet, widerleget keinesweges die Verſuche, „u. ſ. w. Wenn es Roͤhren ſind, ſo iſt hoͤchſt glaublich, „daß ſie ihren Saft von den Schlagadern des Gehirns ha- „ben.“ H. P. §. 378. §. 14. B 2

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/43>, abgerufen am 28.04.2024.