in der Maschine, deren Nerve in ihr berühret wird, ent- stehen, durch einen andern als den berührten Nervenzweig, oder durch die ableitenden Faden des berührten Nerven, §. 127. gewirket werden. Die Art und Weise, wie diese mittelbaren Nervenwirkungen durch den äußern sinnlichen Eindruck hervorgebracht werden, erfodert mehrere Bedin- gungen, als die, der unmittelbaren, §. 418. 415. N. 2. und um diese aus Gründen zu finden, muß man Folgen- des zum Voraus setzen.
§. 420.
Man nehme einen Nerven an, der von seinem Ur- sprunge an im Gehirne, in einer geraden Richtung, bis in ein Glied des Körpers fortgienge, und, ob er gleich auf seinem geraden Wege vielerley mechanische Maschinen durchbohrete, dennoch sich keiner einzigen wirklich einver- leibete, das ist, daß er weder mit Zurücklassung seiner Häu- te sein Mark in ihnen ausbreitete, noch ihnen irgend einen Zweig mittheilete, der sich darinn verlöre. Man setze ferner, daß dieser gerade ganz zweiglose Nervenstamm auch gar keine Knoten oder Verwickelungen hätte, und daß auch seine Spitze sich nicht, wie gewöhnlich, in viel Fäserchen zer- theilete; sondern daß sich diese einzelne Spitze blos einem einfachen Muskelfäserchen einverleibete. Wenn dieses Muskelfäserchen durch einen Nadelstich einen äußern sinn- lichen Eindruck in seinem Nerven empfängt; so wird es sich davon, durch eine unmittelbare Nervenwirkung desselben, thierisch bewegen oder zusammenziehen, §. 161. 204. es mag sich nun der äußere sinnliche Eindruck im Nerven fort- pflanzen, oder nicht. §. 418. Gesetzt aber, er pflanzete sich in ihm fort: was wird alsdann geschehen? Unmöglich kann er sich anders als aufwärts gegen das Gehirn fort- pflanzen, §. 410. und dieß geschieht in dem hier angenom- menen Falle in gerader Richtung, ohne daß ein Ort im Nerven wäre, wo er von dieser Richtung abzuweichen ge- nöthiget würde, weil solches nirgends anders einen Grund
haben
D d 2
1 Abſchn. uͤberhaupt.
in der Maſchine, deren Nerve in ihr beruͤhret wird, ent- ſtehen, durch einen andern als den beruͤhrten Nervenzweig, oder durch die ableitenden Faden des beruͤhrten Nerven, §. 127. gewirket werden. Die Art und Weiſe, wie dieſe mittelbaren Nervenwirkungen durch den aͤußern ſinnlichen Eindruck hervorgebracht werden, erfodert mehrere Bedin- gungen, als die, der unmittelbaren, §. 418. 415. N. 2. und um dieſe aus Gruͤnden zu finden, muß man Folgen- des zum Voraus ſetzen.
§. 420.
Man nehme einen Nerven an, der von ſeinem Ur- ſprunge an im Gehirne, in einer geraden Richtung, bis in ein Glied des Koͤrpers fortgienge, und, ob er gleich auf ſeinem geraden Wege vielerley mechaniſche Maſchinen durchbohrete, dennoch ſich keiner einzigen wirklich einver- leibete, das iſt, daß er weder mit Zuruͤcklaſſung ſeiner Haͤu- te ſein Mark in ihnen ausbreitete, noch ihnen irgend einen Zweig mittheilete, der ſich darinn verloͤre. Man ſetze ferner, daß dieſer gerade ganz zweigloſe Nervenſtamm auch gar keine Knoten oder Verwickelungen haͤtte, und daß auch ſeine Spitze ſich nicht, wie gewoͤhnlich, in viel Faͤſerchen zer- theilete; ſondern daß ſich dieſe einzelne Spitze blos einem einfachen Muskelfaͤſerchen einverleibete. Wenn dieſes Muskelfaͤſerchen durch einen Nadelſtich einen aͤußern ſinn- lichen Eindruck in ſeinem Nerven empfaͤngt; ſo wird es ſich davon, durch eine unmittelbare Nervenwirkung deſſelben, thieriſch bewegen oder zuſammenziehen, §. 161. 204. es mag ſich nun der aͤußere ſinnliche Eindruck im Nerven fort- pflanzen, oder nicht. §. 418. Geſetzt aber, er pflanzete ſich in ihm fort: was wird alsdann geſchehen? Unmoͤglich kann er ſich anders als aufwaͤrts gegen das Gehirn fort- pflanzen, §. 410. und dieß geſchieht in dem hier angenom- menen Falle in gerader Richtung, ohne daß ein Ort im Nerven waͤre, wo er von dieſer Richtung abzuweichen ge- noͤthiget wuͤrde, weil ſolches nirgends anders einen Grund
haben
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1 Abſchn. uͤberhaupt.
in der Maſchine, deren Nerve in ihr beruͤhret wird, ent-
ſtehen, durch einen andern als den beruͤhrten Nervenzweig,
oder durch die ableitenden Faden des beruͤhrten Nerven, §.
127. gewirket werden. Die Art und Weiſe, wie dieſe
mittelbaren Nervenwirkungen durch den aͤußern ſinnlichen
Eindruck hervorgebracht werden, erfodert mehrere Bedin-
gungen, als die, der unmittelbaren, §. 418. 415. N. 2.
und um dieſe aus Gruͤnden zu finden, muß man Folgen-
des zum Voraus ſetzen.
§. 420.
Man nehme einen Nerven an, der von ſeinem Ur-
ſprunge an im Gehirne, in einer geraden Richtung, bis in
ein Glied des Koͤrpers fortgienge, und, ob er gleich auf
ſeinem geraden Wege vielerley mechaniſche Maſchinen
durchbohrete, dennoch ſich keiner einzigen wirklich einver-
leibete, das iſt, daß er weder mit Zuruͤcklaſſung ſeiner Haͤu-
te ſein Mark in ihnen ausbreitete, noch ihnen irgend einen
Zweig mittheilete, der ſich darinn verloͤre. Man ſetze ferner,
daß dieſer gerade ganz zweigloſe Nervenſtamm auch gar keine
Knoten oder Verwickelungen haͤtte, und daß auch ſeine
Spitze ſich nicht, wie gewoͤhnlich, in viel Faͤſerchen zer-
theilete; ſondern daß ſich dieſe einzelne Spitze blos einem
einfachen Muskelfaͤſerchen einverleibete. Wenn dieſes
Muskelfaͤſerchen durch einen Nadelſtich einen aͤußern ſinn-
lichen Eindruck in ſeinem Nerven empfaͤngt; ſo wird es ſich
davon, durch eine unmittelbare Nervenwirkung deſſelben,
thieriſch bewegen oder zuſammenziehen, §. 161. 204. es
mag ſich nun der aͤußere ſinnliche Eindruck im Nerven fort-
pflanzen, oder nicht. §. 418. Geſetzt aber, er pflanzete
ſich in ihm fort: was wird alsdann geſchehen? Unmoͤglich
kann er ſich anders als aufwaͤrts gegen das Gehirn fort-
pflanzen, §. 410. und dieß geſchieht in dem hier angenom-
menen Falle in gerader Richtung, ohne daß ein Ort im
Nerven waͤre, wo er von dieſer Richtung abzuweichen ge-
noͤthiget wuͤrde, weil ſolches nirgends anders einen Grund
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/443>, abgerufen am 22.11.2024.
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