nur sanfte Bewegungen, die der Natur gemäß sind; und wenn die enthaupteten Grillen solche äußere sinnliche Ein- drücke empfangen, die sie sonst zur Begattung reizeten, so gerathen sie in eben den unruhigen und halb convulsivischen Zustand des Triebes zur Begattung, der so nahe ans Wi- dernatürliche grenzet, weil seine sinnliche Reizung ein Ki- tzel in den Geschlechtstheilen ist: §. 274. Sie schwirren ohne Aufhören mit den Flügeln und locken mit einer ihnen sonst ungewöhnlichen Geschäftigkeit und Heftigkeit zur Begattung.
§. 441.
So wie also die äußern sinnlichen Eindrücke aufeinan- der folgen, so erfolgen in den mechanischen Maschinen, in die sich der Nerve, der sie empfangen hat, vertheilet, oder deren Nerven er sich auf seinem Wege zum Gehirn sinnlich mittheilet, so daß er in einen innern verwandelt wird, sol- che thierische Bewegungen, als Nervenwirkungen, wie, als Seelenwirkungen, erfolgen, wenn er entweder angenehme oder unangenehme äußere Empfindungen, Schmerz oder Kitzel, in der Seele hervorbringt; §. 433. 434. und so wie die Seelenwirkungen von angenehmen äußern Empfin- dungen der natürlichen Bestimmung der mechanischen Ma- schinen gemäß, die von unangenehmen, von Schmerzen, von Kitzel aber widernatürlich sind, so sind es auch die Ner- venwirkungen des äußern sinnlichen Eindrucks, in so fern sie angenehme oder unangenehme äußere Empfindungen erregen würden. §. 440.
§. 442.
Aus eben den Gründen, warum die äußere Empfin- dung eines gewissen äußern sinnlichen Eindrucks nicht im- mer alle mechanische Maschinen in Bewegung setzet, de- nen sich ein Zweig von dem Nerven, der empfunden hat, einverleibet, §. 201. ist es auch nothwendig, daß ein äu- ßerer sinnlicher Eindruck nicht immer in allen den mecha-
nischen
1 Abſchn. uͤberhaupt.
nur ſanfte Bewegungen, die der Natur gemaͤß ſind; und wenn die enthaupteten Grillen ſolche aͤußere ſinnliche Ein- druͤcke empfangen, die ſie ſonſt zur Begattung reizeten, ſo gerathen ſie in eben den unruhigen und halb convulſiviſchen Zuſtand des Triebes zur Begattung, der ſo nahe ans Wi- dernatuͤrliche grenzet, weil ſeine ſinnliche Reizung ein Ki- tzel in den Geſchlechtstheilen iſt: §. 274. Sie ſchwirren ohne Aufhoͤren mit den Fluͤgeln und locken mit einer ihnen ſonſt ungewoͤhnlichen Geſchaͤftigkeit und Heftigkeit zur Begattung.
§. 441.
So wie alſo die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke aufeinan- der folgen, ſo erfolgen in den mechaniſchen Maſchinen, in die ſich der Nerve, der ſie empfangen hat, vertheilet, oder deren Nerven er ſich auf ſeinem Wege zum Gehirn ſinnlich mittheilet, ſo daß er in einen innern verwandelt wird, ſol- che thieriſche Bewegungen, als Nervenwirkungen, wie, als Seelenwirkungen, erfolgen, wenn er entweder angenehme oder unangenehme aͤußere Empfindungen, Schmerz oder Kitzel, in der Seele hervorbringt; §. 433. 434. und ſo wie die Seelenwirkungen von angenehmen aͤußern Empfin- dungen der natuͤrlichen Beſtimmung der mechaniſchen Ma- ſchinen gemaͤß, die von unangenehmen, von Schmerzen, von Kitzel aber widernatuͤrlich ſind, ſo ſind es auch die Ner- venwirkungen des aͤußern ſinnlichen Eindrucks, in ſo fern ſie angenehme oder unangenehme aͤußere Empfindungen erregen wuͤrden. §. 440.
§. 442.
Aus eben den Gruͤnden, warum die aͤußere Empfin- dung eines gewiſſen aͤußern ſinnlichen Eindrucks nicht im- mer alle mechaniſche Maſchinen in Bewegung ſetzet, de- nen ſich ein Zweig von dem Nerven, der empfunden hat, einverleibet, §. 201. iſt es auch nothwendig, daß ein aͤu- ßerer ſinnlicher Eindruck nicht immer in allen den mecha-
niſchen
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1 Abſchn. uͤberhaupt.
nur ſanfte Bewegungen, die der Natur gemaͤß ſind; und
wenn die enthaupteten Grillen ſolche aͤußere ſinnliche Ein-
druͤcke empfangen, die ſie ſonſt zur Begattung reizeten, ſo
gerathen ſie in eben den unruhigen und halb convulſiviſchen
Zuſtand des Triebes zur Begattung, der ſo nahe ans Wi-
dernatuͤrliche grenzet, weil ſeine ſinnliche Reizung ein Ki-
tzel in den Geſchlechtstheilen iſt: §. 274. Sie ſchwirren
ohne Aufhoͤren mit den Fluͤgeln und locken mit einer ihnen
ſonſt ungewoͤhnlichen Geſchaͤftigkeit und Heftigkeit zur
Begattung.
§. 441.
So wie alſo die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke aufeinan-
der folgen, ſo erfolgen in den mechaniſchen Maſchinen, in
die ſich der Nerve, der ſie empfangen hat, vertheilet, oder
deren Nerven er ſich auf ſeinem Wege zum Gehirn ſinnlich
mittheilet, ſo daß er in einen innern verwandelt wird, ſol-
che thieriſche Bewegungen, als Nervenwirkungen, wie, als
Seelenwirkungen, erfolgen, wenn er entweder angenehme
oder unangenehme aͤußere Empfindungen, Schmerz oder
Kitzel, in der Seele hervorbringt; §. 433. 434. und ſo
wie die Seelenwirkungen von angenehmen aͤußern Empfin-
dungen der natuͤrlichen Beſtimmung der mechaniſchen Ma-
ſchinen gemaͤß, die von unangenehmen, von Schmerzen,
von Kitzel aber widernatuͤrlich ſind, ſo ſind es auch die Ner-
venwirkungen des aͤußern ſinnlichen Eindrucks, in ſo fern
ſie angenehme oder unangenehme aͤußere Empfindungen
erregen wuͤrden. §. 440.
§. 442.
Aus eben den Gruͤnden, warum die aͤußere Empfin-
dung eines gewiſſen aͤußern ſinnlichen Eindrucks nicht im-
mer alle mechaniſche Maſchinen in Bewegung ſetzet, de-
nen ſich ein Zweig von dem Nerven, der empfunden hat,
einverleibet, §. 201. iſt es auch nothwendig, daß ein aͤu-
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/471>, abgerufen am 22.11.2024.
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