nen äußern sinnlichen Eindruck empfangen hat, ohne alles Zuthun des Gehirns, der Vorstellungskraft, und beson- ders der äußern Empfindungen, selbst in Thieren, die keins von diesen allen besitzen, erfolgen können, und daß man al- so diesen Grundsatz, daß auf jede äußere Empfindung ein Zufluß der Säfte gegen die berührte Stelle erfolge, der dem äußern sinnlichen Eindrucke proportional wäre, viel weiter erstrecken, und auf jeden äußern sinnlichen Eindruck in die Endungen der Schlagadern, er mag empfunden werden, oder nicht, ausdehnen muß. §. 218. "Vis insita residet -- "in musculis inconspicuis sphincterum minimorum, qui "vasa lactea, vasa resorbentia cutanea ambiunt." v. Hall. Elem. Physiol. T. 4. pag. 516.
§. 463.
Es ist die Frage, ob diese unmittelbare Nervenwirkung des äußern sinnlichen Eindrucks in den Endungen aller Ge- fäße und der Schlagadern durch Fleischfäserchen, oder ob sie blos durch die Berührung der Nervenfäserchen geschehe, welches letztere eine Ausnahme wäre, da sonst gewöhnlicher- maßen die thierischen Bewegungen in mechanischen Ma- schinen durch Muskelfasern bewerkstelliget werden. Ohne diese Subtilität zu entscheiden, kann es hinlänglich seyn, zu erinnern, daß es im letzten Falle eine Nervenwirkung von der Art seyn könnte, wie die §. 147. beschriebenen Seelenwirkungen sind, daß nämlich der äußere sinnliche Eindruck im Nerven am Ende der Schlagader eine kleine Regung verursachete, wodurch er unmittelbar ein Zusam- menziehen der Endung veranlassete, woraus die übrigen Erscheinungen, nach §. 207. von selbst folgen.
§. 464.
Die breiten Muskeln und die muskulösen Häute, dergleichen hauptsächlich das Zwerchfell, die Drüsen- häute, und andre sind, werden, wie die Erfahrung lehret, vom äußern sinnlichen Eindrucke unmittelbar, und auf eben
die
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2 Abſchn. insbeſondre.
nen aͤußern ſinnlichen Eindruck empfangen hat, ohne alles Zuthun des Gehirns, der Vorſtellungskraft, und beſon- ders der aͤußern Empfindungen, ſelbſt in Thieren, die keins von dieſen allen beſitzen, erfolgen koͤnnen, und daß man al- ſo dieſen Grundſatz, daß auf jede aͤußere Empfindung ein Zufluß der Saͤfte gegen die beruͤhrte Stelle erfolge, der dem aͤußern ſinnlichen Eindrucke proportional waͤre, viel weiter erſtrecken, und auf jeden aͤußern ſinnlichen Eindruck in die Endungen der Schlagadern, er mag empfunden werden, oder nicht, ausdehnen muß. §. 218. „Vis inſita reſidet — „in muſculis inconſpicuis ſphincterum minimorum, qui „vaſa lactea, vaſa reſorbentia cutanea ambiunt.“ v. Hall. Elem. Phyſiol. T. 4. pag. 516.
§. 463.
Es iſt die Frage, ob dieſe unmittelbare Nervenwirkung des aͤußern ſinnlichen Eindrucks in den Endungen aller Ge- faͤße und der Schlagadern durch Fleiſchfaͤſerchen, oder ob ſie blos durch die Beruͤhrung der Nervenfaͤſerchen geſchehe, welches letztere eine Ausnahme waͤre, da ſonſt gewoͤhnlicher- maßen die thieriſchen Bewegungen in mechaniſchen Ma- ſchinen durch Muskelfaſern bewerkſtelliget werden. Ohne dieſe Subtilitaͤt zu entſcheiden, kann es hinlaͤnglich ſeyn, zu erinnern, daß es im letzten Falle eine Nervenwirkung von der Art ſeyn koͤnnte, wie die §. 147. beſchriebenen Seelenwirkungen ſind, daß naͤmlich der aͤußere ſinnliche Eindruck im Nerven am Ende der Schlagader eine kleine Regung verurſachete, wodurch er unmittelbar ein Zuſam- menziehen der Endung veranlaſſete, woraus die uͤbrigen Erſcheinungen, nach §. 207. von ſelbſt folgen.
§. 464.
Die breiten Muskeln und die muskuloͤſen Haͤute, dergleichen hauptſaͤchlich das Zwerchfell, die Druͤſen- haͤute, und andre ſind, werden, wie die Erfahrung lehret, vom aͤußern ſinnlichen Eindrucke unmittelbar, und auf eben
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2 Abſchn. insbeſondre.
nen aͤußern ſinnlichen Eindruck empfangen hat, ohne alles
Zuthun des Gehirns, der Vorſtellungskraft, und beſon-
ders der aͤußern Empfindungen, ſelbſt in Thieren, die keins
von dieſen allen beſitzen, erfolgen koͤnnen, und daß man al-
ſo dieſen Grundſatz, daß auf jede aͤußere Empfindung ein
Zufluß der Saͤfte gegen die beruͤhrte Stelle erfolge, der dem
aͤußern ſinnlichen Eindrucke proportional waͤre, viel weiter
erſtrecken, und auf jeden aͤußern ſinnlichen Eindruck in die
Endungen der Schlagadern, er mag empfunden werden,
oder nicht, ausdehnen muß. §. 218. „Vis inſita reſidet —
„in muſculis inconſpicuis ſphincterum minimorum, qui
„vaſa lactea, vaſa reſorbentia cutanea ambiunt.“ v. Hall.
Elem. Phyſiol. T. 4. pag. 516.
§. 463.
Es iſt die Frage, ob dieſe unmittelbare Nervenwirkung
des aͤußern ſinnlichen Eindrucks in den Endungen aller Ge-
faͤße und der Schlagadern durch Fleiſchfaͤſerchen, oder ob
ſie blos durch die Beruͤhrung der Nervenfaͤſerchen geſchehe,
welches letztere eine Ausnahme waͤre, da ſonſt gewoͤhnlicher-
maßen die thieriſchen Bewegungen in mechaniſchen Ma-
ſchinen durch Muskelfaſern bewerkſtelliget werden. Ohne
dieſe Subtilitaͤt zu entſcheiden, kann es hinlaͤnglich ſeyn,
zu erinnern, daß es im letzten Falle eine Nervenwirkung
von der Art ſeyn koͤnnte, wie die §. 147. beſchriebenen
Seelenwirkungen ſind, daß naͤmlich der aͤußere ſinnliche
Eindruck im Nerven am Ende der Schlagader eine kleine
Regung verurſachete, wodurch er unmittelbar ein Zuſam-
menziehen der Endung veranlaſſete, woraus die uͤbrigen
Erſcheinungen, nach §. 207. von ſelbſt folgen.
§. 464.
Die breiten Muskeln und die muskuloͤſen Haͤute,
dergleichen hauptſaͤchlich das Zwerchfell, die Druͤſen-
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vom aͤußern ſinnlichen Eindrucke unmittelbar, und auf eben
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/489>, abgerufen am 22.11.2024.
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