behrlich, als zu den Nervenwirkungen der äußern: jedoch auch mit eben der Einschränkung, so lange die Nerven mit Lebensgeistern hinlänglich getränket sind, die hier aus §. 416. zu wiederholen ist.
2. Es giebt inzwischen Fälle, wo zu den Nervenwir- kungen der innern sinnlichen Eindrücke gleichwohl die Ge- genwart und freye Gemeinschaft des Gehirns mit den Glie- dern, welche die Nervenwirkung verrichten, erfodert wird, wobey aber dennoch die thierischen Seelenkräfte und die Vorstellungskraft nicht in Betrachtung kommen. Gewisse thierische Verrichtungen können im Zustande der Natur bey Thieren von beyderley Nervenkräften zugleich gewirket werden, so daß sie gewöhnlich zugleich unmittelbare Ner- venwirkungen äußerer und Nervenwirkungen innerer sinn- licher Eindrücke ohne Vorstellungen sind. Wir werden davon unten am Herzen, §. 515. am Zwerchfelle, §. 524. und an der Muskelbewegung überhaupt, §. 514. Bey- spiele sehen. Jn solchen Fällen, wo die gewöhnliche na- türliche Verrichtung einer mechanischen Maschine die Ner- venwirkung beyder sinnlicher Eindrücke zusammengenom- men ist, kann sie leicht einen Anstoß leiden, ermatten, oder unterbrochen werden, wenn die eine von beyden Nerven- kräften in sie zu wirken aufhöret, obgleich die andre allein vermögend ist, sie wieder herzustellen, wenn sie nach dieser Unterbrechung, ihren Einfluß in die mechanische Maschine allein erneuert. Wenn also der Nervenstamm einer me- chanischen Maschine, deren natürliche Verrichtung zugleich eine unmittelbare Nervenwirkung äußerer sinnlicher Ein- drücke und eine Nervenwirkung innerer zu seyn pfleget, ge- bunden oder zerschnitten wird, so kann dieß, weil der in- nere sinnliche Eindruck dann mitzuwirken aufhöret, den na- türlich gewöhnlichen Fortgang dieser Verrichtung wohl aufhalten und unterbrechen, obgleich dieselbe Verrichtung gleich wieder hergestellet werden kann, wenn man dem Ner- ven der Maschine vom neuen äußere, oder unter dem Ban- de einen neuen innern sinnlichen Eindruck giebt. Kömmt
nun
1 Abſchn. uͤberhaupt.
behrlich, als zu den Nervenwirkungen der aͤußern: jedoch auch mit eben der Einſchraͤnkung, ſo lange die Nerven mit Lebensgeiſtern hinlaͤnglich getraͤnket ſind, die hier aus §. 416. zu wiederholen iſt.
2. Es giebt inzwiſchen Faͤlle, wo zu den Nervenwir- kungen der innern ſinnlichen Eindruͤcke gleichwohl die Ge- genwart und freye Gemeinſchaft des Gehirns mit den Glie- dern, welche die Nervenwirkung verrichten, erfodert wird, wobey aber dennoch die thieriſchen Seelenkraͤfte und die Vorſtellungskraft nicht in Betrachtung kommen. Gewiſſe thieriſche Verrichtungen koͤnnen im Zuſtande der Natur bey Thieren von beyderley Nervenkraͤften zugleich gewirket werden, ſo daß ſie gewoͤhnlich zugleich unmittelbare Ner- venwirkungen aͤußerer und Nervenwirkungen innerer ſinn- licher Eindruͤcke ohne Vorſtellungen ſind. Wir werden davon unten am Herzen, §. 515. am Zwerchfelle, §. 524. und an der Muskelbewegung uͤberhaupt, §. 514. Bey- ſpiele ſehen. Jn ſolchen Faͤllen, wo die gewoͤhnliche na- tuͤrliche Verrichtung einer mechaniſchen Maſchine die Ner- venwirkung beyder ſinnlicher Eindruͤcke zuſammengenom- men iſt, kann ſie leicht einen Anſtoß leiden, ermatten, oder unterbrochen werden, wenn die eine von beyden Nerven- kraͤften in ſie zu wirken aufhoͤret, obgleich die andre allein vermoͤgend iſt, ſie wieder herzuſtellen, wenn ſie nach dieſer Unterbrechung, ihren Einfluß in die mechaniſche Maſchine allein erneuert. Wenn alſo der Nervenſtamm einer me- chaniſchen Maſchine, deren natuͤrliche Verrichtung zugleich eine unmittelbare Nervenwirkung aͤußerer ſinnlicher Ein- druͤcke und eine Nervenwirkung innerer zu ſeyn pfleget, ge- bunden oder zerſchnitten wird, ſo kann dieß, weil der in- nere ſinnliche Eindruck dann mitzuwirken aufhoͤret, den na- tuͤrlich gewoͤhnlichen Fortgang dieſer Verrichtung wohl aufhalten und unterbrechen, obgleich dieſelbe Verrichtung gleich wieder hergeſtellet werden kann, wenn man dem Ner- ven der Maſchine vom neuen aͤußere, oder unter dem Ban- de einen neuen innern ſinnlichen Eindruck giebt. Koͤmmt
nun
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1 Abſchn. uͤberhaupt.
behrlich, als zu den Nervenwirkungen der aͤußern: jedoch
auch mit eben der Einſchraͤnkung, ſo lange die Nerven mit
Lebensgeiſtern hinlaͤnglich getraͤnket ſind, die hier aus §.
416. zu wiederholen iſt.
2. Es giebt inzwiſchen Faͤlle, wo zu den Nervenwir-
kungen der innern ſinnlichen Eindruͤcke gleichwohl die Ge-
genwart und freye Gemeinſchaft des Gehirns mit den Glie-
dern, welche die Nervenwirkung verrichten, erfodert wird,
wobey aber dennoch die thieriſchen Seelenkraͤfte und die
Vorſtellungskraft nicht in Betrachtung kommen. Gewiſſe
thieriſche Verrichtungen koͤnnen im Zuſtande der Natur
bey Thieren von beyderley Nervenkraͤften zugleich gewirket
werden, ſo daß ſie gewoͤhnlich zugleich unmittelbare Ner-
venwirkungen aͤußerer und Nervenwirkungen innerer ſinn-
licher Eindruͤcke ohne Vorſtellungen ſind. Wir werden
davon unten am Herzen, §. 515. am Zwerchfelle, §. 524.
und an der Muskelbewegung uͤberhaupt, §. 514. Bey-
ſpiele ſehen. Jn ſolchen Faͤllen, wo die gewoͤhnliche na-
tuͤrliche Verrichtung einer mechaniſchen Maſchine die Ner-
venwirkung beyder ſinnlicher Eindruͤcke zuſammengenom-
men iſt, kann ſie leicht einen Anſtoß leiden, ermatten, oder
unterbrochen werden, wenn die eine von beyden Nerven-
kraͤften in ſie zu wirken aufhoͤret, obgleich die andre allein
vermoͤgend iſt, ſie wieder herzuſtellen, wenn ſie nach dieſer
Unterbrechung, ihren Einfluß in die mechaniſche Maſchine
allein erneuert. Wenn alſo der Nervenſtamm einer me-
chaniſchen Maſchine, deren natuͤrliche Verrichtung zugleich
eine unmittelbare Nervenwirkung aͤußerer ſinnlicher Ein-
druͤcke und eine Nervenwirkung innerer zu ſeyn pfleget, ge-
bunden oder zerſchnitten wird, ſo kann dieß, weil der in-
nere ſinnliche Eindruck dann mitzuwirken aufhoͤret, den na-
tuͤrlich gewoͤhnlichen Fortgang dieſer Verrichtung wohl
aufhalten und unterbrechen, obgleich dieſelbe Verrichtung
gleich wieder hergeſtellet werden kann, wenn man dem Ner-
ven der Maſchine vom neuen aͤußere, oder unter dem Ban-
de einen neuen innern ſinnlichen Eindruck giebt. Koͤmmt
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/515>, abgerufen am 22.11.2024.
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