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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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II Th. Nervenkr. 4 K. Verh. zu den th. Seelenkr.
"Schnecken ohne Köpfe, und diese sechse ohne Hinterleiber,
"in zwey besondre Gläser, gab ihnen ganze und frische
"Bohnenblätter zum Fraße und überließ sie ihrem Schick-
"sale. Jn dem Glase, wo die Schnecken ohne Hinterlei-
"ber waren, fand ich schon den zweyten Tag die Blätter
"angefressen. Allein in dem Glase, in welches ich die
"Schnecken ohne Köpfe gethan hatte, fand ich zwar auch
"den andern Tag Spuren, daß sie so, wie gleich nach dem
"Schnitte, hin und her gekrochen waren, allein an den
"Bohnenblättern sahe ich nichts angefressen. Wie groß
"war aber meine Verwunderung, da ich den dritten und
"vierten Tag auch in diesen Gläsern die Bohnenblätter hie
"und da angefressen erblickete. Dieses war freylich über
"alle Erwartung und mir ganz unbegreiflich: und diese mei-
"ne Verwunderung erhielt endlich dadurch den höchsten
"Grad, da ich den folgenden Monat darauf die Hälfte
"dieser Schnecken wirklich mit neuen Köpfen antraf. So
"hat sich die Sache bey mir begeben, und es mag andern,
"wie mir selbst, so unerwartet, und sonderlich das Anfressen
"der Blätter ohne Kopf, noch so außerordentlich und wi-
"dersprechend scheinen, so bin ich mir doch dessen gewiß be-
"wußt, daß mich nichts geblendet, oder sonst bey mir ein
"Misgriff geschehen ist. Als ich die Blätter angefressen
"fand, nahm ich sogleich die Schnecken aus dem Glase, und
"weil ich gewiß wußte, daß ich ihnen keine andre, als gan-
"ze Blätter zum Fressen vorgeleget hatte, so sahe ich för-
"dersamst wohl und genau nach, ob die Köpfe allen ganz
"und vollkommen abgeschnitten waren. Allein da fand sich
"keine auch mit dem geringsten Ueberbleibsel eines Kopfs:
"kaum daß man beym stärksten Ausdehnen derselben noch
"etwas von dem stehengebliebenen Halse sehen konnte. Jch
"suchte die Erde, sogar mit dem Vergrößerungsglase durch,
"ohne daß ich ein lebendiges Geschöpf finden konnte, welches
"etwa diese Löcher in die Blätter gemachet hätte." --
Schäffers erstere Versuche mit Schnecken, 3 Vers. S. 10.
11. Fernere Vers. S. 20. 21.

§. 554.

II Th. Nervenkr. 4 K. Verh. zu den th. Seelenkr.
„Schnecken ohne Koͤpfe, und dieſe ſechſe ohne Hinterleiber,
„in zwey beſondre Glaͤſer, gab ihnen ganze und friſche
„Bohnenblaͤtter zum Fraße und uͤberließ ſie ihrem Schick-
„ſale. Jn dem Glaſe, wo die Schnecken ohne Hinterlei-
„ber waren, fand ich ſchon den zweyten Tag die Blaͤtter
„angefreſſen. Allein in dem Glaſe, in welches ich die
„Schnecken ohne Koͤpfe gethan hatte, fand ich zwar auch
„den andern Tag Spuren, daß ſie ſo, wie gleich nach dem
„Schnitte, hin und her gekrochen waren, allein an den
„Bohnenblaͤttern ſahe ich nichts angefreſſen. Wie groß
„war aber meine Verwunderung, da ich den dritten und
„vierten Tag auch in dieſen Glaͤſern die Bohnenblaͤtter hie
„und da angefreſſen erblickete. Dieſes war freylich uͤber
„alle Erwartung und mir ganz unbegreiflich: und dieſe mei-
„ne Verwunderung erhielt endlich dadurch den hoͤchſten
„Grad, da ich den folgenden Monat darauf die Haͤlfte
„dieſer Schnecken wirklich mit neuen Koͤpfen antraf. So
„hat ſich die Sache bey mir begeben, und es mag andern,
„wie mir ſelbſt, ſo unerwartet, und ſonderlich das Anfreſſen
„der Blaͤtter ohne Kopf, noch ſo außerordentlich und wi-
„derſprechend ſcheinen, ſo bin ich mir doch deſſen gewiß be-
„wußt, daß mich nichts geblendet, oder ſonſt bey mir ein
„Misgriff geſchehen iſt. Als ich die Blaͤtter angefreſſen
„fand, nahm ich ſogleich die Schnecken aus dem Glaſe, und
„weil ich gewiß wußte, daß ich ihnen keine andre, als gan-
„ze Blaͤtter zum Freſſen vorgeleget hatte, ſo ſahe ich foͤr-
„derſamſt wohl und genau nach, ob die Koͤpfe allen ganz
„und vollkommen abgeſchnitten waren. Allein da fand ſich
„keine auch mit dem geringſten Ueberbleibſel eines Kopfs:
„kaum daß man beym ſtaͤrkſten Ausdehnen derſelben noch
„etwas von dem ſtehengebliebenen Halſe ſehen konnte. Jch
„ſuchte die Erde, ſogar mit dem Vergroͤßerungsglaſe durch,
„ohne daß ich ein lebendiges Geſchoͤpf finden konnte, welches
„etwa dieſe Loͤcher in die Blaͤtter gemachet haͤtte.“ —
Schaͤffers erſtere Verſuche mit Schnecken, 3 Verſ. S. 10.
11. Fernere Verſ. S. 20. 21.

§. 554.
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[548/0572] II Th. Nervenkr. 4 K. Verh. zu den th. Seelenkr. „Schnecken ohne Koͤpfe, und dieſe ſechſe ohne Hinterleiber, „in zwey beſondre Glaͤſer, gab ihnen ganze und friſche „Bohnenblaͤtter zum Fraße und uͤberließ ſie ihrem Schick- „ſale. Jn dem Glaſe, wo die Schnecken ohne Hinterlei- „ber waren, fand ich ſchon den zweyten Tag die Blaͤtter „angefreſſen. Allein in dem Glaſe, in welches ich die „Schnecken ohne Koͤpfe gethan hatte, fand ich zwar auch „den andern Tag Spuren, daß ſie ſo, wie gleich nach dem „Schnitte, hin und her gekrochen waren, allein an den „Bohnenblaͤttern ſahe ich nichts angefreſſen. Wie groß „war aber meine Verwunderung, da ich den dritten und „vierten Tag auch in dieſen Glaͤſern die Bohnenblaͤtter hie „und da angefreſſen erblickete. Dieſes war freylich uͤber „alle Erwartung und mir ganz unbegreiflich: und dieſe mei- „ne Verwunderung erhielt endlich dadurch den hoͤchſten „Grad, da ich den folgenden Monat darauf die Haͤlfte „dieſer Schnecken wirklich mit neuen Koͤpfen antraf. So „hat ſich die Sache bey mir begeben, und es mag andern, „wie mir ſelbſt, ſo unerwartet, und ſonderlich das Anfreſſen „der Blaͤtter ohne Kopf, noch ſo außerordentlich und wi- „derſprechend ſcheinen, ſo bin ich mir doch deſſen gewiß be- „wußt, daß mich nichts geblendet, oder ſonſt bey mir ein „Misgriff geſchehen iſt. Als ich die Blaͤtter angefreſſen „fand, nahm ich ſogleich die Schnecken aus dem Glaſe, und „weil ich gewiß wußte, daß ich ihnen keine andre, als gan- „ze Blaͤtter zum Freſſen vorgeleget hatte, ſo ſahe ich foͤr- „derſamſt wohl und genau nach, ob die Koͤpfe allen ganz „und vollkommen abgeſchnitten waren. Allein da fand ſich „keine auch mit dem geringſten Ueberbleibſel eines Kopfs: „kaum daß man beym ſtaͤrkſten Ausdehnen derſelben noch „etwas von dem ſtehengebliebenen Halſe ſehen konnte. Jch „ſuchte die Erde, ſogar mit dem Vergroͤßerungsglaſe durch, „ohne daß ich ein lebendiges Geſchoͤpf finden konnte, welches „etwa dieſe Loͤcher in die Blaͤtter gemachet haͤtte.“ — Schaͤffers erſtere Verſuche mit Schnecken, 3 Verſ. S. 10. 11. Fernere Verſ. S. 20. 21. §. 554.

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/572>, abgerufen am 25.11.2024.