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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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1 Abschn. Ersetz. der Seelenw. durch Nervenw.
dieß sogar bey gesunden Thieren die gewöhnliche Wirkungs-
art des Opium, wenn es zugleich ins Gehirn selbst wirket
und darinn die thierischen Seelenkräfte unmittelbar hin-
dert. Denn sehr oft kann kein Theilchen des Opium, oder
eines andern schlafmachenden Gifts, wenn es den Trieb
zum Schlafen erreget, ins Gehirn gekommen seyn, weil es
schon wirket, wenn es kaum den Magen berühret hat, und
oft nach der Wirkung noch völlig unversehret wieder weg-
gebrochen wird, weil es auch eben die Wirkung thut, wenn
man es nur äußerlich an die Nerven bringt, und sogar
wenn man den Thieren das Herz ausgeschnitten, mithin
allen Umlauf unterbrochen hat. (Whytt.) Oft können
auch die narcotischen Gifte unmöglich durch äußere Em-
pfindungen den Trieb zum Schlafe erreget haben, da ihre
sinnlichen Eindrücke in den Magen und die Gedärme ohne-
dem selten empfunden werden, §. 470. da sie den äußer-
sten Spitzen der Nerven, die sie berühren, sogleich ihre
Empfindlichkeit mit den Nervenkräften benehmen, und so-
gar die heftigste äußere Empfindung eines Nerven, den
Schmerz, vernichten, sobald sie ihn berühret haben. Es
scheint also Whytt, bey dem man alle die hier angeführ-
ten Erfahrungssätze findet, (fortgesetzte Edimb. Samm-
lungen, 2ter Theil,) mit völligem Rechte zu behaupten,
daß der Schlaf, welchen das Opium verursachet, vielmehr
nur eine Folge der von ihm durchaus geschwächten gesamm-
ten Sinnlichkeit der Nerven, nämlich aller ihrer thierischen
Seelenkräfte und Nervenkräfte, als des dadurch erregten
Triebes zum Schlafe sey, obgleich nicht geläugnet werden
kann, daß es zugleich diesen Trieb in den gewöhnlichen
Fällen wirklich errege, wo es seine Wirkung ins Gehirn
selbst mit äußern kann. Die Seelenwirkungen des Trie-
bes zum Schlafe können also, wie alle übrige, die wir bis-
her betrachtet haben, durch bloße Nervenwirkungen eben-
falls ersetzet werden, §. 551. 552. und erfolgen selbst bey
empfindenden Thieren wahrscheinlicher Weise oft blos oder
zugleich als solche. Vergl. des A. 1 B. 41 St.

§. 559.

1 Abſchn. Erſetz. der Seelenw. durch Nervenw.
dieß ſogar bey geſunden Thieren die gewoͤhnliche Wirkungs-
art des Opium, wenn es zugleich ins Gehirn ſelbſt wirket
und darinn die thieriſchen Seelenkraͤfte unmittelbar hin-
dert. Denn ſehr oft kann kein Theilchen des Opium, oder
eines andern ſchlafmachenden Gifts, wenn es den Trieb
zum Schlafen erreget, ins Gehirn gekommen ſeyn, weil es
ſchon wirket, wenn es kaum den Magen beruͤhret hat, und
oft nach der Wirkung noch voͤllig unverſehret wieder weg-
gebrochen wird, weil es auch eben die Wirkung thut, wenn
man es nur aͤußerlich an die Nerven bringt, und ſogar
wenn man den Thieren das Herz ausgeſchnitten, mithin
allen Umlauf unterbrochen hat. (Whytt.) Oft koͤnnen
auch die narcotiſchen Gifte unmoͤglich durch aͤußere Em-
pfindungen den Trieb zum Schlafe erreget haben, da ihre
ſinnlichen Eindruͤcke in den Magen und die Gedaͤrme ohne-
dem ſelten empfunden werden, §. 470. da ſie den aͤußer-
ſten Spitzen der Nerven, die ſie beruͤhren, ſogleich ihre
Empfindlichkeit mit den Nervenkraͤften benehmen, und ſo-
gar die heftigſte aͤußere Empfindung eines Nerven, den
Schmerz, vernichten, ſobald ſie ihn beruͤhret haben. Es
ſcheint alſo Whytt, bey dem man alle die hier angefuͤhr-
ten Erfahrungsſaͤtze findet, (fortgeſetzte Edimb. Samm-
lungen, 2ter Theil,) mit voͤlligem Rechte zu behaupten,
daß der Schlaf, welchen das Opium verurſachet, vielmehr
nur eine Folge der von ihm durchaus geſchwaͤchten geſamm-
ten Sinnlichkeit der Nerven, naͤmlich aller ihrer thieriſchen
Seelenkraͤfte und Nervenkraͤfte, als des dadurch erregten
Triebes zum Schlafe ſey, obgleich nicht gelaͤugnet werden
kann, daß es zugleich dieſen Trieb in den gewoͤhnlichen
Faͤllen wirklich errege, wo es ſeine Wirkung ins Gehirn
ſelbſt mit aͤußern kann. Die Seelenwirkungen des Trie-
bes zum Schlafe koͤnnen alſo, wie alle uͤbrige, die wir bis-
her betrachtet haben, durch bloße Nervenwirkungen eben-
falls erſetzet werden, §. 551. 552. und erfolgen ſelbſt bey
empfindenden Thieren wahrſcheinlicher Weiſe oft blos oder
zugleich als ſolche. Vergl. des A. 1 B. 41 St.

§. 559.
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[559/0583] 1 Abſchn. Erſetz. der Seelenw. durch Nervenw. dieß ſogar bey geſunden Thieren die gewoͤhnliche Wirkungs- art des Opium, wenn es zugleich ins Gehirn ſelbſt wirket und darinn die thieriſchen Seelenkraͤfte unmittelbar hin- dert. Denn ſehr oft kann kein Theilchen des Opium, oder eines andern ſchlafmachenden Gifts, wenn es den Trieb zum Schlafen erreget, ins Gehirn gekommen ſeyn, weil es ſchon wirket, wenn es kaum den Magen beruͤhret hat, und oft nach der Wirkung noch voͤllig unverſehret wieder weg- gebrochen wird, weil es auch eben die Wirkung thut, wenn man es nur aͤußerlich an die Nerven bringt, und ſogar wenn man den Thieren das Herz ausgeſchnitten, mithin allen Umlauf unterbrochen hat. (Whytt.) Oft koͤnnen auch die narcotiſchen Gifte unmoͤglich durch aͤußere Em- pfindungen den Trieb zum Schlafe erreget haben, da ihre ſinnlichen Eindruͤcke in den Magen und die Gedaͤrme ohne- dem ſelten empfunden werden, §. 470. da ſie den aͤußer- ſten Spitzen der Nerven, die ſie beruͤhren, ſogleich ihre Empfindlichkeit mit den Nervenkraͤften benehmen, und ſo- gar die heftigſte aͤußere Empfindung eines Nerven, den Schmerz, vernichten, ſobald ſie ihn beruͤhret haben. Es ſcheint alſo Whytt, bey dem man alle die hier angefuͤhr- ten Erfahrungsſaͤtze findet, (fortgeſetzte Edimb. Samm- lungen, 2ter Theil,) mit voͤlligem Rechte zu behaupten, daß der Schlaf, welchen das Opium verurſachet, vielmehr nur eine Folge der von ihm durchaus geſchwaͤchten geſamm- ten Sinnlichkeit der Nerven, naͤmlich aller ihrer thieriſchen Seelenkraͤfte und Nervenkraͤfte, als des dadurch erregten Triebes zum Schlafe ſey, obgleich nicht gelaͤugnet werden kann, daß es zugleich dieſen Trieb in den gewoͤhnlichen Faͤllen wirklich errege, wo es ſeine Wirkung ins Gehirn ſelbſt mit aͤußern kann. Die Seelenwirkungen des Trie- bes zum Schlafe koͤnnen alſo, wie alle uͤbrige, die wir bis- her betrachtet haben, durch bloße Nervenwirkungen eben- falls erſetzet werden, §. 551. 552. und erfolgen ſelbſt bey empfindenden Thieren wahrſcheinlicher Weiſe oft blos oder zugleich als ſolche. Vergl. des A. 1 B. 41 St. §. 559.

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/583>, abgerufen am 26.11.2024.