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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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II Th. Nervenkr. 4 K. Verh. zu den th. Seelenkr.
drücke nach den Gesetzen der Nervenkräfte aufeinander fol-
gen und sie zu wirken bestimmen. §. 105 -- 108. Diese
sinnlichen Vorstellungen sind die äußern Empfindungen,
Einbildungen, Vorhersehungen, etc. die sinnlichen Reizun-
gen in ihnen, und die sinnlichen Begierden und Verab-
scheuungen, insbesondre die Triebe und Leidenschaften. Un-
ter diesen werden die äußern Empfindungen, §. 105. nebst
der Lust und Unlust der Sinnen, §. 80. und die blinden
Triebe §. 263. zu allernächst und gänzlich durch die äu-
ßern sinnlichen Eindrücke in die Seele gebracht, und fol-
gen und entwickeln sich in ihr, so wie diese in den Nerven
nach den Gesetzen der Nervenkräfte einander folgen und im
Gehirne ihre materiellen Jdeen entwickeln. Die Seelen-
wirkungen von diesen sinnlichen Vorstellungen folgen und
entwickeln sich auch in den mechanischen Maschinen aus ih-
ren materiellen Jdeen im Gehirne eben so, wie die äußern
sinnlichen Eindrücke, und eben die sind es, welche, wie
auch die Erfahrung lehret, die Nervenkräfte der äußern
sinnlichen Eindrücke allein und in eben der Ordnung, wie
sie als Seelenwirkungen erfolgen, hervorbringen und durch
Nervenwirkungen ersetzen können. §. 542. 543. 547. 552.
u. f. Die übrigen sinnlichen Vorstellungen, Reizungen
und Begierden, nämlich die Einbildungen, Vorhersehun-
gen, etc. §. 66. nebst ihrer sinnlichen Lust oder Unlust,
§. 80. und die Leidenschaften §. 305. sind etwas freyer
vom natürlichen Zwange der äußern sinnlichen Eindrücke
und erfolgen und entwickeln sich etwas mehr nach den psy-
chologischen Gesetzen der Vorstellungskraft, §. 105 -- 108.
doch so, daß die Einbildungen und Vorhersehungen mit
ihren sinnlichen Reizungen, an sich, wenn man nicht die
Erinnerungen, Erdichtungen, Vermuthungen, Weißa-
gungen, etc. die als solche durch die Nerven keine besondern
Seelenwirkungen in den mechanischen Maschinen äußern,
§. 238. 249. damit verwechselt, als blos unvollständige
äußere Empfindungen betrachtet werden können, die sich
fast gänzlich auf die äußern sinnlichen Eindrücke derselben

beziehen.

II Th. Nervenkr. 4 K. Verh. zu den th. Seelenkr.
druͤcke nach den Geſetzen der Nervenkraͤfte aufeinander fol-
gen und ſie zu wirken beſtimmen. §. 105 — 108. Dieſe
ſinnlichen Vorſtellungen ſind die aͤußern Empfindungen,
Einbildungen, Vorherſehungen, ꝛc. die ſinnlichen Reizun-
gen in ihnen, und die ſinnlichen Begierden und Verab-
ſcheuungen, insbeſondre die Triebe und Leidenſchaften. Un-
ter dieſen werden die aͤußern Empfindungen, §. 105. nebſt
der Luſt und Unluſt der Sinnen, §. 80. und die blinden
Triebe §. 263. zu allernaͤchſt und gaͤnzlich durch die aͤu-
ßern ſinnlichen Eindruͤcke in die Seele gebracht, und fol-
gen und entwickeln ſich in ihr, ſo wie dieſe in den Nerven
nach den Geſetzen der Nervenkraͤfte einander folgen und im
Gehirne ihre materiellen Jdeen entwickeln. Die Seelen-
wirkungen von dieſen ſinnlichen Vorſtellungen folgen und
entwickeln ſich auch in den mechaniſchen Maſchinen aus ih-
ren materiellen Jdeen im Gehirne eben ſo, wie die aͤußern
ſinnlichen Eindruͤcke, und eben die ſind es, welche, wie
auch die Erfahrung lehret, die Nervenkraͤfte der aͤußern
ſinnlichen Eindruͤcke allein und in eben der Ordnung, wie
ſie als Seelenwirkungen erfolgen, hervorbringen und durch
Nervenwirkungen erſetzen koͤnnen. §. 542. 543. 547. 552.
u. f. Die uͤbrigen ſinnlichen Vorſtellungen, Reizungen
und Begierden, naͤmlich die Einbildungen, Vorherſehun-
gen, ꝛc. §. 66. nebſt ihrer ſinnlichen Luſt oder Unluſt,
§. 80. und die Leidenſchaften §. 305. ſind etwas freyer
vom natuͤrlichen Zwange der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke
und erfolgen und entwickeln ſich etwas mehr nach den pſy-
chologiſchen Geſetzen der Vorſtellungskraft, §. 105 — 108.
doch ſo, daß die Einbildungen und Vorherſehungen mit
ihren ſinnlichen Reizungen, an ſich, wenn man nicht die
Erinnerungen, Erdichtungen, Vermuthungen, Weißa-
gungen, ꝛc. die als ſolche durch die Nerven keine beſondern
Seelenwirkungen in den mechaniſchen Maſchinen aͤußern,
§. 238. 249. damit verwechſelt, als blos unvollſtaͤndige
aͤußere Empfindungen betrachtet werden koͤnnen, die ſich
faſt gaͤnzlich auf die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke derſelben

beziehen.
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[584/0608] II Th. Nervenkr. 4 K. Verh. zu den th. Seelenkr. druͤcke nach den Geſetzen der Nervenkraͤfte aufeinander fol- gen und ſie zu wirken beſtimmen. §. 105 — 108. Dieſe ſinnlichen Vorſtellungen ſind die aͤußern Empfindungen, Einbildungen, Vorherſehungen, ꝛc. die ſinnlichen Reizun- gen in ihnen, und die ſinnlichen Begierden und Verab- ſcheuungen, insbeſondre die Triebe und Leidenſchaften. Un- ter dieſen werden die aͤußern Empfindungen, §. 105. nebſt der Luſt und Unluſt der Sinnen, §. 80. und die blinden Triebe §. 263. zu allernaͤchſt und gaͤnzlich durch die aͤu- ßern ſinnlichen Eindruͤcke in die Seele gebracht, und fol- gen und entwickeln ſich in ihr, ſo wie dieſe in den Nerven nach den Geſetzen der Nervenkraͤfte einander folgen und im Gehirne ihre materiellen Jdeen entwickeln. Die Seelen- wirkungen von dieſen ſinnlichen Vorſtellungen folgen und entwickeln ſich auch in den mechaniſchen Maſchinen aus ih- ren materiellen Jdeen im Gehirne eben ſo, wie die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke, und eben die ſind es, welche, wie auch die Erfahrung lehret, die Nervenkraͤfte der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke allein und in eben der Ordnung, wie ſie als Seelenwirkungen erfolgen, hervorbringen und durch Nervenwirkungen erſetzen koͤnnen. §. 542. 543. 547. 552. u. f. Die uͤbrigen ſinnlichen Vorſtellungen, Reizungen und Begierden, naͤmlich die Einbildungen, Vorherſehun- gen, ꝛc. §. 66. nebſt ihrer ſinnlichen Luſt oder Unluſt, §. 80. und die Leidenſchaften §. 305. ſind etwas freyer vom natuͤrlichen Zwange der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke und erfolgen und entwickeln ſich etwas mehr nach den pſy- chologiſchen Geſetzen der Vorſtellungskraft, §. 105 — 108. doch ſo, daß die Einbildungen und Vorherſehungen mit ihren ſinnlichen Reizungen, an ſich, wenn man nicht die Erinnerungen, Erdichtungen, Vermuthungen, Weißa- gungen, ꝛc. die als ſolche durch die Nerven keine beſondern Seelenwirkungen in den mechaniſchen Maſchinen aͤußern, §. 238. 249. damit verwechſelt, als blos unvollſtaͤndige aͤußere Empfindungen betrachtet werden koͤnnen, die ſich faſt gaͤnzlich auf die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke derſelben beziehen.

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/608>, abgerufen am 20.05.2024.