Wenn ein innerer sinnlicher Eindruck von sinnli- chen Vorstellungen, als Einbildungen, Vorhersehun- gen, Reizungen, Begierden, Verabscheuungen, Trie- ben, Affektentrieben und manchen Leidenschaften her- rühret; so sind die thierischen Bewegungen, die er wirket, im natürlichen Zustande der Thiere gewöhnlich Nervenwir- kungen von dem äußern sinnlichen Eindrucke, auf dessen Empfindung sie sich beziehen und zugleich Seelenwirkungen solcher sinnlichen Vorstellungen. Das Erste darum, weil diese thierischen Bewegungen von den äußern sinnlichen Eindrücken, die alle diese sinnlichen Vorstellungen durch ihre Empfindung veranlassen, auch hervorgebracht werden, wenn gleich die Seele sie nicht empfindet und wenn sie gleich dieselben nicht wirklich veranlassen; §. 579. N. 1. und das Letzte darum, weil alle diese sinnlichen Vorstellungen keine andern Seelenwirkungen in den mechanischen Maschinen hervorbringen, als eben diejenigen thierischen Bewegun- gen, die die Seelenwirkungen der sie veranlassenden äußern Empfindungen, §. 228 -- 329. mithin auch zugleich die Nervenwirkungen der äußern sinnlichen Eindrücke sind, die diese äußere Empfindung verursachen. §. 591. Die muth- maßliche Absicht der Natur bey dieser gemeinschaftlichen Wirkung der thierischen Seelenkräfte und der Nervenkräfte bey den thierischen Bewegungen der äußern Empfindungen und sinnlichen Vorstellungen und Begierden und Verab- scheuungen ist schon oben berühret worden. §. 184. N. 2. §. 370. 371.
§. 593.
Wenn ein innerer sinnlicher Eindruck von hö- hern Leidenschaften, verständigen Vorstellungen, Bewegungsgründen, Begierden und Verabscheu- ungen des Willens und deren Befriedigung herrüh- ret, so sind die thierischen Bewegungen, die er wirket, in
so
3 Abſchn. Nat. Gem. der th. Seelenk. u. Nervenk.
§. 592.
Wenn ein innerer ſinnlicher Eindruck von ſinnli- chen Vorſtellungen, als Einbildungen, Vorherſehun- gen, Reizungen, Begierden, Verabſcheuungen, Trie- ben, Affektentrieben und manchen Leidenſchaften her- ruͤhret; ſo ſind die thieriſchen Bewegungen, die er wirket, im natuͤrlichen Zuſtande der Thiere gewoͤhnlich Nervenwir- kungen von dem aͤußern ſinnlichen Eindrucke, auf deſſen Empfindung ſie ſich beziehen und zugleich Seelenwirkungen ſolcher ſinnlichen Vorſtellungen. Das Erſte darum, weil dieſe thieriſchen Bewegungen von den aͤußern ſinnlichen Eindruͤcken, die alle dieſe ſinnlichen Vorſtellungen durch ihre Empfindung veranlaſſen, auch hervorgebracht werden, wenn gleich die Seele ſie nicht empfindet und wenn ſie gleich dieſelben nicht wirklich veranlaſſen; §. 579. N. 1. und das Letzte darum, weil alle dieſe ſinnlichen Vorſtellungen keine andern Seelenwirkungen in den mechaniſchen Maſchinen hervorbringen, als eben diejenigen thieriſchen Bewegun- gen, die die Seelenwirkungen der ſie veranlaſſenden aͤußern Empfindungen, §. 228 — 329. mithin auch zugleich die Nervenwirkungen der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke ſind, die dieſe aͤußere Empfindung verurſachen. §. 591. Die muth- maßliche Abſicht der Natur bey dieſer gemeinſchaftlichen Wirkung der thieriſchen Seelenkraͤfte und der Nervenkraͤfte bey den thieriſchen Bewegungen der aͤußern Empfindungen und ſinnlichen Vorſtellungen und Begierden und Verab- ſcheuungen iſt ſchon oben beruͤhret worden. §. 184. N. 2. §. 370. 371.
§. 593.
Wenn ein innerer ſinnlicher Eindruck von hoͤ- hern Leidenſchaften, verſtaͤndigen Vorſtellungen, Bewegungsgruͤnden, Begierden und Verabſcheu- ungen des Willens und deren Befriedigung herruͤh- ret, ſo ſind die thieriſchen Bewegungen, die er wirket, in
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3 Abſchn. Nat. Gem. der th. Seelenk. u. Nervenk.
§. 592.
Wenn ein innerer ſinnlicher Eindruck von ſinnli-
chen Vorſtellungen, als Einbildungen, Vorherſehun-
gen, Reizungen, Begierden, Verabſcheuungen, Trie-
ben, Affektentrieben und manchen Leidenſchaften her-
ruͤhret; ſo ſind die thieriſchen Bewegungen, die er wirket,
im natuͤrlichen Zuſtande der Thiere gewoͤhnlich Nervenwir-
kungen von dem aͤußern ſinnlichen Eindrucke, auf deſſen
Empfindung ſie ſich beziehen und zugleich Seelenwirkungen
ſolcher ſinnlichen Vorſtellungen. Das Erſte darum, weil
dieſe thieriſchen Bewegungen von den aͤußern ſinnlichen
Eindruͤcken, die alle dieſe ſinnlichen Vorſtellungen durch
ihre Empfindung veranlaſſen, auch hervorgebracht werden,
wenn gleich die Seele ſie nicht empfindet und wenn ſie gleich
dieſelben nicht wirklich veranlaſſen; §. 579. N. 1. und das
Letzte darum, weil alle dieſe ſinnlichen Vorſtellungen keine
andern Seelenwirkungen in den mechaniſchen Maſchinen
hervorbringen, als eben diejenigen thieriſchen Bewegun-
gen, die die Seelenwirkungen der ſie veranlaſſenden aͤußern
Empfindungen, §. 228 — 329. mithin auch zugleich die
Nervenwirkungen der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke ſind, die
dieſe aͤußere Empfindung verurſachen. §. 591. Die muth-
maßliche Abſicht der Natur bey dieſer gemeinſchaftlichen
Wirkung der thieriſchen Seelenkraͤfte und der Nervenkraͤfte
bey den thieriſchen Bewegungen der aͤußern Empfindungen
und ſinnlichen Vorſtellungen und Begierden und Verab-
ſcheuungen iſt ſchon oben beruͤhret worden. §. 184. N. 2.
§. 370. 371.
§. 593.
Wenn ein innerer ſinnlicher Eindruck von hoͤ-
hern Leidenſchaften, verſtaͤndigen Vorſtellungen,
Bewegungsgruͤnden, Begierden und Verabſcheu-
ungen des Willens und deren Befriedigung herruͤh-
ret, ſo ſind die thieriſchen Bewegungen, die er wirket, in
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 603. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/627>, abgerufen am 24.11.2024.
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