sche Seelenkraft des Gehirns schlechterdings nothwendig erfordert wird.
§. 25.
Der Sitz der Seele ist im Gehirne. §. 10. Sobald das Gehirn vernichtet, oder in seinen natürlichen Verrich- tungen gänzlich gehindert wird, höret auch die Vorstellungs- kraft auf zu wirken. Sobald seine natürlichen Verrich- tungen wieder hergestellet werden, kommen auch die Vor- stellungen wieder. Es ist zwar nicht das ganze Gehirn zur Wirkung der Vorstellungskraft unmittelbar nöthig, da große Theile desselben ohne merklichen Nachtheil der thieri- schen Seelenkräfte verloren gehen oder mangeln, versteinert oder zertrümmert, oder sonst gehindert seyn können, wel- ches von der Markrinde am wenigsten zu bewundern ist, da in ihr die thierischen Seelenkräfte nicht wohnen: §. 11. allein aus keiner einzigen Beobachtung kann erwiesen wer- den, daß bey einem gänzlichen Mangel des Gehirns, wie wenn z. E. der ganze Kopf fehlet, oder bey völliger Zerstö- rung, oder allgemeiner Hinderung aller seiner Theile, auch nur die mindeste Spur irgend einiger Wirkung der Vor- stellungskraft jemals wahrgenommen worden wäre. "Die "ohne Kopf und Gehirn gelebet haben, waren alle mitein- "ander Früchte, bey deren Leben die Sinnen keine Verrich- "tung haben. Man hat sie sechs Stunden, drey, ja vier "Tage, aber ohne Empfindung, leben sehen. Jn den übri- "gen Fällen, wo große Verletzungen des Gehirns die Vor- "stellungskraft nicht unterdrücket haben, etc. sind Spuren ge- "nug vorhanden, daß Theile desselben übrig gewesen." H. gr. P. 4 Th. 10 B. 7 Abschn. §. 39. Es muß also, wenn in der Seele eine Vorstellung entstehen soll, im Gehirne, und zwar im Marke desselben, §. 11. eine Veränderung vorgehen, ohne welche die Vorstellungskraft nicht wirken kann, und wenn diese Veränderung im Gehirne entsteht; so muß die Vorstellungskraft zu wirken gereizet werden. Eine Veränderung im Gehirne, man gedenke sie sich, wie
man
I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr.
ſche Seelenkraft des Gehirns ſchlechterdings nothwendig erfordert wird.
§. 25.
Der Sitz der Seele iſt im Gehirne. §. 10. Sobald das Gehirn vernichtet, oder in ſeinen natuͤrlichen Verrich- tungen gaͤnzlich gehindert wird, hoͤret auch die Vorſtellungs- kraft auf zu wirken. Sobald ſeine natuͤrlichen Verrich- tungen wieder hergeſtellet werden, kommen auch die Vor- ſtellungen wieder. Es iſt zwar nicht das ganze Gehirn zur Wirkung der Vorſtellungskraft unmittelbar noͤthig, da große Theile deſſelben ohne merklichen Nachtheil der thieri- ſchen Seelenkraͤfte verloren gehen oder mangeln, verſteinert oder zertruͤmmert, oder ſonſt gehindert ſeyn koͤnnen, wel- ches von der Markrinde am wenigſten zu bewundern iſt, da in ihr die thieriſchen Seelenkraͤfte nicht wohnen: §. 11. allein aus keiner einzigen Beobachtung kann erwieſen wer- den, daß bey einem gaͤnzlichen Mangel des Gehirns, wie wenn z. E. der ganze Kopf fehlet, oder bey voͤlliger Zerſtoͤ- rung, oder allgemeiner Hinderung aller ſeiner Theile, auch nur die mindeſte Spur irgend einiger Wirkung der Vor- ſtellungskraft jemals wahrgenommen worden waͤre. „Die „ohne Kopf und Gehirn gelebet haben, waren alle mitein- „ander Fruͤchte, bey deren Leben die Sinnen keine Verrich- „tung haben. Man hat ſie ſechs Stunden, drey, ja vier „Tage, aber ohne Empfindung, leben ſehen. Jn den uͤbri- „gen Faͤllen, wo große Verletzungen des Gehirns die Vor- „ſtellungskraft nicht unterdruͤcket haben, ꝛc. ſind Spuren ge- „nug vorhanden, daß Theile deſſelben uͤbrig geweſen.“ H. gr. P. 4 Th. 10 B. 7 Abſchn. §. 39. Es muß alſo, wenn in der Seele eine Vorſtellung entſtehen ſoll, im Gehirne, und zwar im Marke deſſelben, §. 11. eine Veraͤnderung vorgehen, ohne welche die Vorſtellungskraft nicht wirken kann, und wenn dieſe Veraͤnderung im Gehirne entſteht; ſo muß die Vorſtellungskraft zu wirken gereizet werden. Eine Veraͤnderung im Gehirne, man gedenke ſie ſich, wie
man
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I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr.
ſche Seelenkraft des Gehirns ſchlechterdings nothwendig
erfordert wird.
§. 25.
Der Sitz der Seele iſt im Gehirne. §. 10. Sobald
das Gehirn vernichtet, oder in ſeinen natuͤrlichen Verrich-
tungen gaͤnzlich gehindert wird, hoͤret auch die Vorſtellungs-
kraft auf zu wirken. Sobald ſeine natuͤrlichen Verrich-
tungen wieder hergeſtellet werden, kommen auch die Vor-
ſtellungen wieder. Es iſt zwar nicht das ganze Gehirn
zur Wirkung der Vorſtellungskraft unmittelbar noͤthig, da
große Theile deſſelben ohne merklichen Nachtheil der thieri-
ſchen Seelenkraͤfte verloren gehen oder mangeln, verſteinert
oder zertruͤmmert, oder ſonſt gehindert ſeyn koͤnnen, wel-
ches von der Markrinde am wenigſten zu bewundern iſt,
da in ihr die thieriſchen Seelenkraͤfte nicht wohnen: §. 11.
allein aus keiner einzigen Beobachtung kann erwieſen wer-
den, daß bey einem gaͤnzlichen Mangel des Gehirns, wie
wenn z. E. der ganze Kopf fehlet, oder bey voͤlliger Zerſtoͤ-
rung, oder allgemeiner Hinderung aller ſeiner Theile, auch
nur die mindeſte Spur irgend einiger Wirkung der Vor-
ſtellungskraft jemals wahrgenommen worden waͤre. „Die
„ohne Kopf und Gehirn gelebet haben, waren alle mitein-
„ander Fruͤchte, bey deren Leben die Sinnen keine Verrich-
„tung haben. Man hat ſie ſechs Stunden, drey, ja vier
„Tage, aber ohne Empfindung, leben ſehen. Jn den uͤbri-
„gen Faͤllen, wo große Verletzungen des Gehirns die Vor-
„ſtellungskraft nicht unterdruͤcket haben, ꝛc. ſind Spuren ge-
„nug vorhanden, daß Theile deſſelben uͤbrig geweſen.“ H.
gr. P. 4 Th. 10 B. 7 Abſchn. §. 39. Es muß alſo, wenn
in der Seele eine Vorſtellung entſtehen ſoll, im Gehirne,
und zwar im Marke deſſelben, §. 11. eine Veraͤnderung
vorgehen, ohne welche die Vorſtellungskraft nicht wirken
kann, und wenn dieſe Veraͤnderung im Gehirne entſteht;
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/64>, abgerufen am 21.11.2024.
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