Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.2 Kap. Hauptgattungen existirender Thiere. feindliches spüret und sich gegen dasselbe wehret, wenn esdie Bürde, die ein andres ableget, aufnimmt, u. s. w. so geschieht dieß mehrentheils durch die Veranlassung äu- ßerer sinnlicher Eindrücke in seine Augen. Es könnte alle die vorigen Bewegungen noch vollstrecken, ob es gleich den Kopf verloren hat, und vollstrecket sie oft wirklich; §. 555. aber dieß geschieht nun nicht mehr in der vorigen Ordnung und im Verhältnisse und Zusammenhange mit den Arbei- ten der übrigen, weil es itzt nur durch ohngefähre sinnliche Eindrücke zu diesen Handlungen veranlasset wird, da sie zuvor, nach der Vorherbestimmung der Natur, durch die äußern sinnlichen Eindrücke, welche die vereinigten Hand- lungen aller, in jedes durch seine Augen macheten, in einer zweckmäßigen Ordnung gemeinschaftlich veranlasset wur- den. Es ist also bey diesem gesellschaftlichen Leben der Thiere die wunderbare Uebereinstimmung ihrer Handlun- gen keine weder nothwendige noch wahrscheinliche Folge ih- rer äußern Empfindungen, willkührlichen Vorstellungen, oder Absichten; sondern vielmehr nur eine Folge der weisen Vorherbestimmung der Natur, welche die zu gesellschaftli- chen Arbeiten bestimmten Thiere, durch die äußern sinnli- chen Eindrücke, die sie sich durch ihre Handlungen selbst geben und einander mittheilen, in diejenigen Reihen von Bewegungen verwickelt, die auf einen ihrer Lebensart an- bestimmten Zweck hinauslaufen, wie solches bey den sinnli- chen Trieben im ganzen Thierreiche gewöhnlich ist, so daß auch selbst die denkenden und empfindenden diese geselligen Handlungen oft ohne äußere Empfindungen und eigne Ab- sichten bewerkstelligen. §. 561. Man betrachte aus die- sem Gesichtspunkte die geselligen Handlungen der republi- canischen Jnsekten, so wird man leicht finden, daß man sich durch das Wunderbare oder Göttliche in den Trieben (§. 263.) verleiten läßt, einen falschen Schluß von den beseelten Thieren auf alle zu machen, und dieses Wunder- bare aus den Absichten und äußern Empfindungen der Thiere S s
2 Kap. Hauptgattungen exiſtirender Thiere. feindliches ſpuͤret und ſich gegen daſſelbe wehret, wenn esdie Buͤrde, die ein andres ableget, aufnimmt, u. ſ. w. ſo geſchieht dieß mehrentheils durch die Veranlaſſung aͤu- ßerer ſinnlicher Eindruͤcke in ſeine Augen. Es koͤnnte alle die vorigen Bewegungen noch vollſtrecken, ob es gleich den Kopf verloren hat, und vollſtrecket ſie oft wirklich; §. 555. aber dieß geſchieht nun nicht mehr in der vorigen Ordnung und im Verhaͤltniſſe und Zuſammenhange mit den Arbei- ten der uͤbrigen, weil es itzt nur durch ohngefaͤhre ſinnliche Eindruͤcke zu dieſen Handlungen veranlaſſet wird, da ſie zuvor, nach der Vorherbeſtimmung der Natur, durch die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke, welche die vereinigten Hand- lungen aller, in jedes durch ſeine Augen macheten, in einer zweckmaͤßigen Ordnung gemeinſchaftlich veranlaſſet wur- den. Es iſt alſo bey dieſem geſellſchaftlichen Leben der Thiere die wunderbare Uebereinſtimmung ihrer Handlun- gen keine weder nothwendige noch wahrſcheinliche Folge ih- rer aͤußern Empfindungen, willkuͤhrlichen Vorſtellungen, oder Abſichten; ſondern vielmehr nur eine Folge der weiſen Vorherbeſtimmung der Natur, welche die zu geſellſchaftli- chen Arbeiten beſtimmten Thiere, durch die aͤußern ſinnli- chen Eindruͤcke, die ſie ſich durch ihre Handlungen ſelbſt geben und einander mittheilen, in diejenigen Reihen von Bewegungen verwickelt, die auf einen ihrer Lebensart an- beſtimmten Zweck hinauslaufen, wie ſolches bey den ſinnli- chen Trieben im ganzen Thierreiche gewoͤhnlich iſt, ſo daß auch ſelbſt die denkenden und empfindenden dieſe geſelligen Handlungen oft ohne aͤußere Empfindungen und eigne Ab- ſichten bewerkſtelligen. §. 561. Man betrachte aus die- ſem Geſichtspunkte die geſelligen Handlungen der republi- caniſchen Jnſekten, ſo wird man leicht finden, daß man ſich durch das Wunderbare oder Goͤttliche in den Trieben (§. 263.) verleiten laͤßt, einen falſchen Schluß von den beſeelten Thieren auf alle zu machen, und dieſes Wunder- bare aus den Abſichten und aͤußern Empfindungen der Thiere S s
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2 Kap. Hauptgattungen exiſtirender Thiere.
feindliches ſpuͤret und ſich gegen daſſelbe wehret, wenn es
die Buͤrde, die ein andres ableget, aufnimmt, u. ſ. w.
ſo geſchieht dieß mehrentheils durch die Veranlaſſung aͤu-
ßerer ſinnlicher Eindruͤcke in ſeine Augen. Es koͤnnte alle
die vorigen Bewegungen noch vollſtrecken, ob es gleich den
Kopf verloren hat, und vollſtrecket ſie oft wirklich; §. 555.
aber dieß geſchieht nun nicht mehr in der vorigen Ordnung
und im Verhaͤltniſſe und Zuſammenhange mit den Arbei-
ten der uͤbrigen, weil es itzt nur durch ohngefaͤhre ſinnliche
Eindruͤcke zu dieſen Handlungen veranlaſſet wird, da ſie
zuvor, nach der Vorherbeſtimmung der Natur, durch die
aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke, welche die vereinigten Hand-
lungen aller, in jedes durch ſeine Augen macheten, in einer
zweckmaͤßigen Ordnung gemeinſchaftlich veranlaſſet wur-
den. Es iſt alſo bey dieſem geſellſchaftlichen Leben der
Thiere die wunderbare Uebereinſtimmung ihrer Handlun-
gen keine weder nothwendige noch wahrſcheinliche Folge ih-
rer aͤußern Empfindungen, willkuͤhrlichen Vorſtellungen,
oder Abſichten; ſondern vielmehr nur eine Folge der weiſen
Vorherbeſtimmung der Natur, welche die zu geſellſchaftli-
chen Arbeiten beſtimmten Thiere, durch die aͤußern ſinnli-
chen Eindruͤcke, die ſie ſich durch ihre Handlungen ſelbſt
geben und einander mittheilen, in diejenigen Reihen von
Bewegungen verwickelt, die auf einen ihrer Lebensart an-
beſtimmten Zweck hinauslaufen, wie ſolches bey den ſinnli-
chen Trieben im ganzen Thierreiche gewoͤhnlich iſt, ſo daß
auch ſelbſt die denkenden und empfindenden dieſe geſelligen
Handlungen oft ohne aͤußere Empfindungen und eigne Ab-
ſichten bewerkſtelligen. §. 561. Man betrachte aus die-
ſem Geſichtspunkte die geſelligen Handlungen der republi-
caniſchen Jnſekten, ſo wird man leicht finden, daß man
ſich durch das Wunderbare oder Goͤttliche in den Trieben
(§. 263.) verleiten laͤßt, einen falſchen Schluß von den
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bare aus den Abſichten und aͤußern Empfindungen der
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