Dieses Grundgesetz der thierischen Natur aller beseel- ten Thiere, daß jede Wirkung der Vorstellungskraft mit einer Wirkung der thierischen Seelenkraft des Gehirns gemeinschaftlich entstehet, fortdauret, auf- höret und mangelt, und zu- und abnimmt, §. 25- 27. vereiniget aufs innigste die Seelen der Thiere mit ih- ren Körpern, und die Vorstellungen mit den Bewegungen, und legt den Grund zur ganzen Lehre von der thierischen Natur der Seelenkräfte, das ist, von der Gemeinschaft des Leibes und der Seele. (vergl. §. 345.) Es wird von den Philosophen und Aerzten erkannt und eingeräumet, ob sie es gleich auf ganz verschiedene Weise erklären, welches aber für die Arzneykunst unnöthig und fremd ist, weil es für sie keine Folgen hat, ob man es materialistisch, influxioni- stisch, occasionalistisch oder harmonistisch erkläret. Ob man auch gleich die eigentliche Beschaffenheit der Bewegungen im Gehirne, welche die Vorstellungen begleiten, (der ma- teriellen Jdeen) nicht kennet; §. 28. so erhellet doch das Daseyn derselben bey jeder Vorstellung aus den beständigen Wirkungen einer jeden im Körper, die nothwendig ihren Ursprung im Gehirne haben müssen, wo die Vorstellungs- kraft wohnet und an die thierische Maschine angrenzet, §. 10.
§. 30.
Die Lehre von den thierischen Seelenkräften, die auf diesem Grundsatze beruhet, §. 29. theilet sich in zwo Haupt- untersuchungen, nämlich:
1. Wie werden die materiellen Jdeen ins Ge- hirn gebracht? S. §. 31 -- 112.
2. Was für Wirkungen verrichten sie in der thierischen Oekonomie? S. §. 113 -- 344.
Dieses Beydes geschiehet hauptsächlich durch die Ver- einigung des Gehirns mit den Nerven, wodurch die thieri- schen Kräfte der Nerven eine natürliche Beziehung auf die
thieri-
I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr.
§. 29.
Dieſes Grundgeſetz der thieriſchen Natur aller beſeel- ten Thiere, daß jede Wirkung der Vorſtellungskraft mit einer Wirkung der thieriſchen Seelenkraft des Gehirns gemeinſchaftlich entſtehet, fortdauret, auf- hoͤret und mangelt, und zu- und abnimmt, §. 25- 27. vereiniget aufs innigſte die Seelen der Thiere mit ih- ren Koͤrpern, und die Vorſtellungen mit den Bewegungen, und legt den Grund zur ganzen Lehre von der thieriſchen Natur der Seelenkraͤfte, das iſt, von der Gemeinſchaft des Leibes und der Seele. (vergl. §. 345.) Es wird von den Philoſophen und Aerzten erkannt und eingeraͤumet, ob ſie es gleich auf ganz verſchiedene Weiſe erklaͤren, welches aber fuͤr die Arzneykunſt unnoͤthig und fremd iſt, weil es fuͤr ſie keine Folgen hat, ob man es materialiſtiſch, influxioni- ſtiſch, occaſionaliſtiſch oder harmoniſtiſch erklaͤret. Ob man auch gleich die eigentliche Beſchaffenheit der Bewegungen im Gehirne, welche die Vorſtellungen begleiten, (der ma- teriellen Jdeen) nicht kennet; §. 28. ſo erhellet doch das Daſeyn derſelben bey jeder Vorſtellung aus den beſtaͤndigen Wirkungen einer jeden im Koͤrper, die nothwendig ihren Urſprung im Gehirne haben muͤſſen, wo die Vorſtellungs- kraft wohnet und an die thieriſche Maſchine angrenzet, §. 10.
§. 30.
Die Lehre von den thieriſchen Seelenkraͤften, die auf dieſem Grundſatze beruhet, §. 29. theilet ſich in zwo Haupt- unterſuchungen, naͤmlich:
1. Wie werden die materiellen Jdeen ins Ge- hirn gebracht? S. §. 31 — 112.
2. Was fuͤr Wirkungen verrichten ſie in der thieriſchen Oekonomie? S. §. 113 — 344.
Dieſes Beydes geſchiehet hauptſaͤchlich durch die Ver- einigung des Gehirns mit den Nerven, wodurch die thieri- ſchen Kraͤfte der Nerven eine natuͤrliche Beziehung auf die
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I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr.
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Dieſes Grundgeſetz der thieriſchen Natur aller beſeel-
ten Thiere, daß jede Wirkung der Vorſtellungskraft
mit einer Wirkung der thieriſchen Seelenkraft des
Gehirns gemeinſchaftlich entſtehet, fortdauret, auf-
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ren Koͤrpern, und die Vorſtellungen mit den Bewegungen,
und legt den Grund zur ganzen Lehre von der thieriſchen
Natur der Seelenkraͤfte, das iſt, von der Gemeinſchaft des
Leibes und der Seele. (vergl. §. 345.) Es wird von den
Philoſophen und Aerzten erkannt und eingeraͤumet, ob ſie
es gleich auf ganz verſchiedene Weiſe erklaͤren, welches aber
fuͤr die Arzneykunſt unnoͤthig und fremd iſt, weil es fuͤr ſie
keine Folgen hat, ob man es materialiſtiſch, influxioni-
ſtiſch, occaſionaliſtiſch oder harmoniſtiſch erklaͤret. Ob man
auch gleich die eigentliche Beſchaffenheit der Bewegungen
im Gehirne, welche die Vorſtellungen begleiten, (der ma-
teriellen Jdeen) nicht kennet; §. 28. ſo erhellet doch das
Daſeyn derſelben bey jeder Vorſtellung aus den beſtaͤndigen
Wirkungen einer jeden im Koͤrper, die nothwendig ihren
Urſprung im Gehirne haben muͤſſen, wo die Vorſtellungs-
kraft wohnet und an die thieriſche Maſchine angrenzet,
§. 10.
§. 30.
Die Lehre von den thieriſchen Seelenkraͤften, die auf
dieſem Grundſatze beruhet, §. 29. theilet ſich in zwo Haupt-
unterſuchungen, naͤmlich:
1. Wie werden die materiellen Jdeen ins Ge-
hirn gebracht? S. §. 31 — 112.
2. Was fuͤr Wirkungen verrichten ſie in der
thieriſchen Oekonomie? S. §. 113 — 344.
Dieſes Beydes geſchiehet hauptſaͤchlich durch die Ver-
einigung des Gehirns mit den Nerven, wodurch die thieri-
ſchen Kraͤfte der Nerven eine natuͤrliche Beziehung auf die
thieri-
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/70>, abgerufen am 21.11.2024.
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