Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.5 Kap. System der Kräfte zum thier. Leben. so construiret ist, daß es zugleich, wie das bey beseeltenThieren, thierischer Seelenkräfte dadurch fähig wäre; §. 606. so hat es doch die Strucktur des Gehirns, als einer thierischen Absonderungsmaschine, und daher kann man ihm mit Recht, um nicht neue Namen zu häufen, die Be- nennung eines Gehirns auch bey den unbeseelten Thieren lassen. "Da einige Nervenknoten roth sind und voller "Schlagäderchen, so vermuthen berühmte Männer, daß "dieselben einen Saft erzeugen, der zur Vollkommenheit "der Nerven nützlich wäre, es mag nun derselbe von au- "ßen die Nerven anfeuchten, oder überhaupt, ob sich die- "ses gleich weniger begreifen läßt, den Vorrath des Ner- "vensafts zugleich vermehren helfen, so wie man glaubet, "daß die Anzahl der kleinen Nerven im Knoten anwachse." H. gr. P. 4 Th. 10 B. 8 Abschn. §. 32. S. 643. Zum andern verdienet das Gehirn auch in der Absicht ein Mit- telpunkt thierischer Kräfte genennt zu werden, als es bey beseelten Thieren zugleich so construiret ist, daß es dadurch thierischer Seelenkräfte fähig wird: §. 10. 12. 13. denn in so fern werden die äußern sinnlichen Eindrücke, die em- pfunden werden, insgesammt in ihm durch die Zwischen- kunft der Vorstellungen so gewendet, daß sie innere sinnli- che Eindrücke von äußern Empfindungen und sinnlichen Vorstellungen in Wirkung setzen, §. 34. 66. die sich auf alle thierische Maschinen des ganzen Körpers erstrecken können. 1 Th. 3 Kap. Ein andrer Mittelpunkt der thie- rischen Kräfte, der auch bey allen Thieren gefunden wird, ist das Herz, welches durch die Menge und durch die Ver- wickelungen seiner Nerven von so mannichfaltigem Ursprun- ge, hierzu besonders geschickt ist. §. 516. Wenn man be- denket, daß alle Vorstellungen, in so fern sie angenehm oder unangenehm sind, seine thierische Bewegung verän- dern, §. 250. und daß hiervon eine große Menge thieri- scher Wirkungen in der ganzen Oeconomie des Körpers ab- hangen, die sich besonders bey den sinnlichen Trieben und Leidenschaften deutlich offenbaren, §. 258. und daß seine natür-
5 Kap. Syſtem der Kraͤfte zum thier. Leben. ſo conſtruiret iſt, daß es zugleich, wie das bey beſeeltenThieren, thieriſcher Seelenkraͤfte dadurch faͤhig waͤre; §. 606. ſo hat es doch die Strucktur des Gehirns, als einer thieriſchen Abſonderungsmaſchine, und daher kann man ihm mit Recht, um nicht neue Namen zu haͤufen, die Be- nennung eines Gehirns auch bey den unbeſeelten Thieren laſſen. „Da einige Nervenknoten roth ſind und voller „Schlagaͤderchen, ſo vermuthen beruͤhmte Maͤnner, daß „dieſelben einen Saft erzeugen, der zur Vollkommenheit „der Nerven nuͤtzlich waͤre, es mag nun derſelbe von au- „ßen die Nerven anfeuchten, oder uͤberhaupt, ob ſich die- „ſes gleich weniger begreifen laͤßt, den Vorrath des Ner- „venſafts zugleich vermehren helfen, ſo wie man glaubet, „daß die Anzahl der kleinen Nerven im Knoten anwachſe.“ H. gr. P. 4 Th. 10 B. 8 Abſchn. §. 32. S. 643. Zum andern verdienet das Gehirn auch in der Abſicht ein Mit- telpunkt thieriſcher Kraͤfte genennt zu werden, als es bey beſeelten Thieren zugleich ſo conſtruiret iſt, daß es dadurch thieriſcher Seelenkraͤfte faͤhig wird: §. 10. 12. 13. denn in ſo fern werden die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke, die em- pfunden werden, insgeſammt in ihm durch die Zwiſchen- kunft der Vorſtellungen ſo gewendet, daß ſie innere ſinnli- che Eindruͤcke von aͤußern Empfindungen und ſinnlichen Vorſtellungen in Wirkung ſetzen, §. 34. 66. die ſich auf alle thieriſche Maſchinen des ganzen Koͤrpers erſtrecken koͤnnen. 1 Th. 3 Kap. Ein andrer Mittelpunkt der thie- riſchen Kraͤfte, der auch bey allen Thieren gefunden wird, iſt das Herz, welches durch die Menge und durch die Ver- wickelungen ſeiner Nerven von ſo mannichfaltigem Urſprun- ge, hierzu beſonders geſchickt iſt. §. 516. Wenn man be- denket, daß alle Vorſtellungen, in ſo fern ſie angenehm oder unangenehm ſind, ſeine thieriſche Bewegung veraͤn- dern, §. 250. und daß hiervon eine große Menge thieri- ſcher Wirkungen in der ganzen Oeconomie des Koͤrpers ab- hangen, die ſich beſonders bey den ſinnlichen Trieben und Leidenſchaften deutlich offenbaren, §. 258. und daß ſeine natuͤr-
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5 Kap. Syſtem der Kraͤfte zum thier. Leben.
ſo conſtruiret iſt, daß es zugleich, wie das bey beſeelten
Thieren, thieriſcher Seelenkraͤfte dadurch faͤhig waͤre; §.
606. ſo hat es doch die Strucktur des Gehirns, als einer
thieriſchen Abſonderungsmaſchine, und daher kann man
ihm mit Recht, um nicht neue Namen zu haͤufen, die Be-
nennung eines Gehirns auch bey den unbeſeelten Thieren
laſſen. „Da einige Nervenknoten roth ſind und voller
„Schlagaͤderchen, ſo vermuthen beruͤhmte Maͤnner, daß
„dieſelben einen Saft erzeugen, der zur Vollkommenheit
„der Nerven nuͤtzlich waͤre, es mag nun derſelbe von au-
„ßen die Nerven anfeuchten, oder uͤberhaupt, ob ſich die-
„ſes gleich weniger begreifen laͤßt, den Vorrath des Ner-
„venſafts zugleich vermehren helfen, ſo wie man glaubet,
„daß die Anzahl der kleinen Nerven im Knoten anwachſe.“
H. gr. P. 4 Th. 10 B. 8 Abſchn. §. 32. S. 643. Zum
andern verdienet das Gehirn auch in der Abſicht ein Mit-
telpunkt thieriſcher Kraͤfte genennt zu werden, als es bey
beſeelten Thieren zugleich ſo conſtruiret iſt, daß es dadurch
thieriſcher Seelenkraͤfte faͤhig wird: §. 10. 12. 13. denn
in ſo fern werden die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke, die em-
pfunden werden, insgeſammt in ihm durch die Zwiſchen-
kunft der Vorſtellungen ſo gewendet, daß ſie innere ſinnli-
che Eindruͤcke von aͤußern Empfindungen und ſinnlichen
Vorſtellungen in Wirkung ſetzen, §. 34. 66. die ſich auf
alle thieriſche Maſchinen des ganzen Koͤrpers erſtrecken
koͤnnen. 1 Th. 3 Kap. Ein andrer Mittelpunkt der thie-
riſchen Kraͤfte, der auch bey allen Thieren gefunden wird,
iſt das Herz, welches durch die Menge und durch die Ver-
wickelungen ſeiner Nerven von ſo mannichfaltigem Urſprun-
ge, hierzu beſonders geſchickt iſt. §. 516. Wenn man be-
denket, daß alle Vorſtellungen, in ſo fern ſie angenehm
oder unangenehm ſind, ſeine thieriſche Bewegung veraͤn-
dern, §. 250. und daß hiervon eine große Menge thieri-
ſcher Wirkungen in der ganzen Oeconomie des Koͤrpers ab-
hangen, die ſich beſonders bey den ſinnlichen Trieben und
Leidenſchaften deutlich offenbaren, §. 258. und daß ſeine
natuͤr-
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