Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.Vorrede. länglich überzeugen wird. Die Gesetze, nach wel-chen diese Kräfte wirken, sind noch von Nieman- den erkläret worden, und die ersten Gründe dazu, welche eben dieser zweyte Theil in sich enthält, zei- gen uns gleichwohl schon eine große fruchtbare Wissenschaft, womit die Arzneykunst annoch berei- chert werden kann und muß, wofern jemals die Physiologie, welche uns den ganzen aus so vieler- ley bewegenden Kräften zusammengesetzten Me- chanismum der thierischen Körper zu erklären hat, nur wenigstens von ihren wesentlichen Män- geln befreyet werden soll. Man hat noch immer zu früh angefangen, die natürlichen Verrichtun- gen des thierischen Körpers, die von blos physi- schen, von mechanischen und von thierischen, ge- meinschaftlich wirkenden Kräften bewerkstelliget werden, aus den Gesetzen der Naturlehre und der Mechanick zu erklären, so lange man noch keine Grundsätze hatte, die Mitwirkung der eigentli- chen thierischen Kräfte zu beurtheilen, und sich daher überall, wo man die Gründe der Physick und Mechanick zur Erklärung der natürlichen Verrichtungen nicht hinlänglich fand, mit un- gründlichen, mangelhaften Meynungen, und un- statthaften Voraussetzungen behelfen mußte. So irrete Stahl, der die Nothwendigkeit der Mit- wirkung thierischer Kräfte beym Mechanismo des thierischen Körpers wohl erkannte, weil es ihm nicht einfiel, daß es, außer dem Einflusse der Vor- stellungskraft in den Körper, noch andre blos thie- rische bewegende Kräfte geben könne. So irre- ten die mechanischen Aerzte, die alle natürliche Verrichtungen nur aus den physischen und mecha- nischen a 5
Vorrede. laͤnglich uͤberzeugen wird. Die Geſetze, nach wel-chen dieſe Kraͤfte wirken, ſind noch von Nieman- den erklaͤret worden, und die erſten Gruͤnde dazu, welche eben dieſer zweyte Theil in ſich enthaͤlt, zei- gen uns gleichwohl ſchon eine große fruchtbare Wiſſenſchaft, womit die Arzneykunſt annoch berei- chert werden kann und muß, wofern jemals die Phyſiologie, welche uns den ganzen aus ſo vieler- ley bewegenden Kraͤften zuſammengeſetzten Me- chanismum der thieriſchen Koͤrper zu erklaͤren hat, nur wenigſtens von ihren weſentlichen Maͤn- geln befreyet werden ſoll. Man hat noch immer zu fruͤh angefangen, die natuͤrlichen Verrichtun- gen des thieriſchen Koͤrpers, die von blos phyſi- ſchen, von mechaniſchen und von thieriſchen, ge- meinſchaftlich wirkenden Kraͤften bewerkſtelliget werden, aus den Geſetzen der Naturlehre und der Mechanick zu erklaͤren, ſo lange man noch keine Grundſaͤtze hatte, die Mitwirkung der eigentli- chen thieriſchen Kraͤfte zu beurtheilen, und ſich daher uͤberall, wo man die Gruͤnde der Phyſick und Mechanick zur Erklaͤrung der natuͤrlichen Verrichtungen nicht hinlaͤnglich fand, mit un- gruͤndlichen, mangelhaften Meynungen, und un- ſtatthaften Vorausſetzungen behelfen mußte. So irrete Stahl, der die Nothwendigkeit der Mit- wirkung thieriſcher Kraͤfte beym Mechanismo des thieriſchen Koͤrpers wohl erkannte, weil es ihm nicht einfiel, daß es, außer dem Einfluſſe der Vor- ſtellungskraft in den Koͤrper, noch andre blos thie- riſche bewegende Kraͤfte geben koͤnne. So irre- ten die mechaniſchen Aerzte, die alle natuͤrliche Verrichtungen nur aus den phyſiſchen und mecha- niſchen a 5
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0009"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vorrede.</hi></hi></fw><lb/> laͤnglich uͤberzeugen wird. Die Geſetze, nach wel-<lb/> chen dieſe Kraͤfte wirken, ſind noch von Nieman-<lb/> den erklaͤret worden, und die erſten Gruͤnde dazu,<lb/> welche eben dieſer zweyte Theil in ſich enthaͤlt, zei-<lb/> gen uns gleichwohl ſchon eine große fruchtbare<lb/> Wiſſenſchaft, womit die Arzneykunſt annoch berei-<lb/> chert werden kann und muß, wofern jemals die<lb/> Phyſiologie, welche uns den ganzen aus ſo vieler-<lb/> ley bewegenden Kraͤften zuſammengeſetzten Me-<lb/> chanismum der thieriſchen Koͤrper zu erklaͤren<lb/> hat, nur wenigſtens von ihren weſentlichen Maͤn-<lb/> geln befreyet werden ſoll. Man hat noch immer<lb/> zu fruͤh angefangen, die natuͤrlichen Verrichtun-<lb/> gen des thieriſchen Koͤrpers, die von blos phyſi-<lb/> ſchen, von mechaniſchen und von thieriſchen, ge-<lb/> meinſchaftlich wirkenden Kraͤften bewerkſtelliget<lb/> werden, aus den Geſetzen der Naturlehre und der<lb/> Mechanick zu erklaͤren, ſo lange man noch keine<lb/> Grundſaͤtze hatte, die Mitwirkung der eigentli-<lb/> chen thieriſchen Kraͤfte zu beurtheilen, und ſich<lb/> daher uͤberall, wo man die Gruͤnde der Phyſick<lb/> und Mechanick zur Erklaͤrung der natuͤrlichen<lb/> Verrichtungen nicht hinlaͤnglich fand, mit un-<lb/> gruͤndlichen, mangelhaften Meynungen, und un-<lb/> ſtatthaften Vorausſetzungen behelfen mußte. So<lb/> irrete <hi rendition="#fr">Stahl,</hi> der die Nothwendigkeit der Mit-<lb/> wirkung thieriſcher Kraͤfte beym Mechanismo des<lb/> thieriſchen Koͤrpers wohl erkannte, weil es ihm<lb/> nicht einfiel, daß es, außer dem Einfluſſe der Vor-<lb/> ſtellungskraft in den Koͤrper, noch andre blos thie-<lb/> riſche bewegende Kraͤfte geben koͤnne. So irre-<lb/> ten die mechaniſchen Aerzte, die alle natuͤrliche<lb/> Verrichtungen nur aus den phyſiſchen und mecha-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">a 5</fw><fw place="bottom" type="catch">niſchen</fw><lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [0009]
Vorrede.
laͤnglich uͤberzeugen wird. Die Geſetze, nach wel-
chen dieſe Kraͤfte wirken, ſind noch von Nieman-
den erklaͤret worden, und die erſten Gruͤnde dazu,
welche eben dieſer zweyte Theil in ſich enthaͤlt, zei-
gen uns gleichwohl ſchon eine große fruchtbare
Wiſſenſchaft, womit die Arzneykunſt annoch berei-
chert werden kann und muß, wofern jemals die
Phyſiologie, welche uns den ganzen aus ſo vieler-
ley bewegenden Kraͤften zuſammengeſetzten Me-
chanismum der thieriſchen Koͤrper zu erklaͤren
hat, nur wenigſtens von ihren weſentlichen Maͤn-
geln befreyet werden ſoll. Man hat noch immer
zu fruͤh angefangen, die natuͤrlichen Verrichtun-
gen des thieriſchen Koͤrpers, die von blos phyſi-
ſchen, von mechaniſchen und von thieriſchen, ge-
meinſchaftlich wirkenden Kraͤften bewerkſtelliget
werden, aus den Geſetzen der Naturlehre und der
Mechanick zu erklaͤren, ſo lange man noch keine
Grundſaͤtze hatte, die Mitwirkung der eigentli-
chen thieriſchen Kraͤfte zu beurtheilen, und ſich
daher uͤberall, wo man die Gruͤnde der Phyſick
und Mechanick zur Erklaͤrung der natuͤrlichen
Verrichtungen nicht hinlaͤnglich fand, mit un-
gruͤndlichen, mangelhaften Meynungen, und un-
ſtatthaften Vorausſetzungen behelfen mußte. So
irrete Stahl, der die Nothwendigkeit der Mit-
wirkung thieriſcher Kraͤfte beym Mechanismo des
thieriſchen Koͤrpers wohl erkannte, weil es ihm
nicht einfiel, daß es, außer dem Einfluſſe der Vor-
ſtellungskraft in den Koͤrper, noch andre blos thie-
riſche bewegende Kraͤfte geben koͤnne. So irre-
ten die mechaniſchen Aerzte, die alle natuͤrliche
Verrichtungen nur aus den phyſiſchen und mecha-
niſchen
a 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |