kenden Kräften äußere sinnliche Eindrücke empfangen, und wenn diese letztern in einem solchen Körper weniger oder ge- ringere natürliche Hindernisse finden, um ins Gehirn zu gelangen und ihre materiellen äußern Empfindungen da- selbst zu formiren; (§. 47 -- 51.) so nennt man einen solchen Körper eigentlich empfindlich, (leicht beweg- lich, zärtlich,) im Gegentheile aber unempfindlich (hart, fühllos,) und diese Eigenschaften selbst: die (per- sönliche) Empfindlichkeit, (vergl. §. 34.) die (per- sönliche) Unempfindlichkeit. Die Beschaffenheit der thierischen Natur, in Beziehung auf die (persönliche) Em- pfindlichkeit oder Unempfindlichkeit, ist das Tempera- ment (der Sinnlichkeit) eines thierischen Körpers, (die Leibesconstitution, Statur.) Durch die Ge- wohnheit werden also empfindliche Körper unempfindlicher gemachet, mithin die Temperamente verändert, und dieses kann auf so vielerley Weise geschehen, als §. 51. gelehret worden ist. Eine persönliche Empfindlichkeit gegen einzel- ne äußere sinnliche Eindrücke, welche den meisten Personen von ähnlichem Temperamente mangelt, heißt die Jdio- syncrasie.
§. 53.
Die Seelenlehrer beweisen, daß die äußern Empfin- dungen der Seele eine größere Stärke, als alle übrige Vorstellungen, haben, weil sie aus mehrern Merkmalen bestehen. B. M. §. 402. Da nun aber jedes Merkmal ei- ner Vorstellung auch eine Vorstellung ist, jede Vorstellung aber eine materielle Jdee im Gehirne erfodert, §. 25. so müssen die materiellen Jdeen der äußern Empfindungen aus mehrern Bewegungen im Gehirne zusammengesetzet seyn, als die materiellen Jdeen aller andern Vorstellungen. Mithin übertreffen jene diese auch an Stärke; das ist: die Bewegungen im Gehirne, die äußere Empfindungen er- zeugen, sind stärker, und haben mithin größere Folgen, als die andre Vorstellungen begleiten. Dem ungeachtet kön-
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3 Abſchn. Der Nerven. Aeußere Empfindungen.
kenden Kraͤften aͤußere ſinnliche Eindruͤcke empfangen, und wenn dieſe letztern in einem ſolchen Koͤrper weniger oder ge- ringere natuͤrliche Hinderniſſe finden, um ins Gehirn zu gelangen und ihre materiellen aͤußern Empfindungen da- ſelbſt zu formiren; (§. 47 — 51.) ſo nennt man einen ſolchen Koͤrper eigentlich empfindlich, (leicht beweg- lich, zaͤrtlich,) im Gegentheile aber unempfindlich (hart, fuͤhllos,) und dieſe Eigenſchaften ſelbſt: die (per- ſoͤnliche) Empfindlichkeit, (vergl. §. 34.) die (per- ſoͤnliche) Unempfindlichkeit. Die Beſchaffenheit der thieriſchen Natur, in Beziehung auf die (perſoͤnliche) Em- pfindlichkeit oder Unempfindlichkeit, iſt das Tempera- ment (der Sinnlichkeit) eines thieriſchen Koͤrpers, (die Leibesconſtitution, Statur.) Durch die Ge- wohnheit werden alſo empfindliche Koͤrper unempfindlicher gemachet, mithin die Temperamente veraͤndert, und dieſes kann auf ſo vielerley Weiſe geſchehen, als §. 51. gelehret worden iſt. Eine perſoͤnliche Empfindlichkeit gegen einzel- ne aͤußere ſinnliche Eindruͤcke, welche den meiſten Perſonen von aͤhnlichem Temperamente mangelt, heißt die Jdio- ſyncraſie.
§. 53.
Die Seelenlehrer beweiſen, daß die aͤußern Empfin- dungen der Seele eine groͤßere Staͤrke, als alle uͤbrige Vorſtellungen, haben, weil ſie aus mehrern Merkmalen beſtehen. B. M. §. 402. Da nun aber jedes Merkmal ei- ner Vorſtellung auch eine Vorſtellung iſt, jede Vorſtellung aber eine materielle Jdee im Gehirne erfodert, §. 25. ſo muͤſſen die materiellen Jdeen der aͤußern Empfindungen aus mehrern Bewegungen im Gehirne zuſammengeſetzet ſeyn, als die materiellen Jdeen aller andern Vorſtellungen. Mithin uͤbertreffen jene dieſe auch an Staͤrke; das iſt: die Bewegungen im Gehirne, die aͤußere Empfindungen er- zeugen, ſind ſtaͤrker, und haben mithin groͤßere Folgen, als die andre Vorſtellungen begleiten. Dem ungeachtet koͤn-
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3 Abſchn. Der Nerven. Aeußere Empfindungen.
kenden Kraͤften aͤußere ſinnliche Eindruͤcke empfangen, und
wenn dieſe letztern in einem ſolchen Koͤrper weniger oder ge-
ringere natuͤrliche Hinderniſſe finden, um ins Gehirn zu
gelangen und ihre materiellen aͤußern Empfindungen da-
ſelbſt zu formiren; (§. 47 — 51.) ſo nennt man einen
ſolchen Koͤrper eigentlich empfindlich, (leicht beweg-
lich, zaͤrtlich,) im Gegentheile aber unempfindlich
(hart, fuͤhllos,) und dieſe Eigenſchaften ſelbſt: die (per-
ſoͤnliche) Empfindlichkeit, (vergl. §. 34.) die (per-
ſoͤnliche) Unempfindlichkeit. Die Beſchaffenheit der
thieriſchen Natur, in Beziehung auf die (perſoͤnliche) Em-
pfindlichkeit oder Unempfindlichkeit, iſt das Tempera-
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(die Leibesconſtitution, Statur.) Durch die Ge-
wohnheit werden alſo empfindliche Koͤrper unempfindlicher
gemachet, mithin die Temperamente veraͤndert, und dieſes
kann auf ſo vielerley Weiſe geſchehen, als §. 51. gelehret
worden iſt. Eine perſoͤnliche Empfindlichkeit gegen einzel-
ne aͤußere ſinnliche Eindruͤcke, welche den meiſten Perſonen
von aͤhnlichem Temperamente mangelt, heißt die Jdio-
ſyncraſie.
§. 53.
Die Seelenlehrer beweiſen, daß die aͤußern Empfin-
dungen der Seele eine groͤßere Staͤrke, als alle uͤbrige
Vorſtellungen, haben, weil ſie aus mehrern Merkmalen
beſtehen. B. M. §. 402. Da nun aber jedes Merkmal ei-
ner Vorſtellung auch eine Vorſtellung iſt, jede Vorſtellung
aber eine materielle Jdee im Gehirne erfodert, §. 25. ſo
muͤſſen die materiellen Jdeen der aͤußern Empfindungen
aus mehrern Bewegungen im Gehirne zuſammengeſetzet
ſeyn, als die materiellen Jdeen aller andern Vorſtellungen.
Mithin uͤbertreffen jene dieſe auch an Staͤrke; das iſt: die
Bewegungen im Gehirne, die aͤußere Empfindungen er-
zeugen, ſind ſtaͤrker, und haben mithin groͤßere Folgen, als
die andre Vorſtellungen begleiten. Dem ungeachtet koͤn-
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/97>, abgerufen am 24.11.2024.
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