Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.drer, daß öfters ein kleiner mehr anziehe, als §. 29. G
drer, daß oͤfters ein kleiner mehr anziehe, als §. 29. G
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0101" n="71"/> drer, daß oͤfters ein kleiner mehr anziehe, als<lb/> ein groſſer; daß er mehr Kraft Koͤrper an ſich<lb/> zu ziehen, andern Koͤrpern mittheile, als er ſelbſt<lb/> beſitzt, und daß er dem ohngeachtet nichts von<lb/> ſeiner Kraft verliere? Sind wir denn etwan<lb/> alle zuſammengenommen ſo klug, daß wir die-<lb/> ſes begreiffen. Warum giebt man denn zu,<lb/> daß ein durch Reiben erhiztes Glas, Funcken<lb/> von ſich gebe, andre Koͤrper electriſch mache,<lb/> und dieſe Kraft ſo vielen Koͤrpern mittheile,<lb/> daß man daruͤber erſtaunen moͤchte? Warum<lb/> glaubet man, daß es Thiere gebe, welche durch<lb/> die Zerſchneidung ihres eigenen Koͤrpers, ihr<lb/> Geſchlecht fortpflantzen? Kan man denn wol<lb/> begreiffen, was es mit der Electricitaͤt vor eine<lb/> Beſchaffenheit habe, und wie es zugehe, daß<lb/> aus einem zerſchnittenen Polypus wiederum<lb/> zwey Polypen erwachſen, welchen nicht das ge-<lb/> ringſte an ihrer gehoͤrigen Strucktur abgehet?<lb/> Jſt es nicht wahr? Wir glauben alles dieſes<lb/> deshalben, weil es die Erfahrung auf tauſend-<lb/> faͤltige Art beſtaͤtiget, nicht aber, weil wir es<lb/> aus dem Weſen der Sachen begreiffen koͤnnen.<lb/> Nur der Sele will man dieſes Recht nicht<lb/> wiederfahren laſſen. Aber warum nicht? Es<lb/> iſt noch ein ander Mittel vorhanden, wodurch<lb/> wir gewiß werden koͤnnen, daß unſre Sele in<lb/> unſern Koͤrper wuͤrcke, ohnerachtet wir dieſes<lb/> aus dem Weſen der Sele und aus der eigent-<lb/> lichen Beſchaffenheit derer Bewegungen nicht<lb/> ausmachen koͤnnen.</p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="sig">G</fw> <fw place="bottom" type="catch">§. 29.</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [71/0101]
drer, daß oͤfters ein kleiner mehr anziehe, als
ein groſſer; daß er mehr Kraft Koͤrper an ſich
zu ziehen, andern Koͤrpern mittheile, als er ſelbſt
beſitzt, und daß er dem ohngeachtet nichts von
ſeiner Kraft verliere? Sind wir denn etwan
alle zuſammengenommen ſo klug, daß wir die-
ſes begreiffen. Warum giebt man denn zu,
daß ein durch Reiben erhiztes Glas, Funcken
von ſich gebe, andre Koͤrper electriſch mache,
und dieſe Kraft ſo vielen Koͤrpern mittheile,
daß man daruͤber erſtaunen moͤchte? Warum
glaubet man, daß es Thiere gebe, welche durch
die Zerſchneidung ihres eigenen Koͤrpers, ihr
Geſchlecht fortpflantzen? Kan man denn wol
begreiffen, was es mit der Electricitaͤt vor eine
Beſchaffenheit habe, und wie es zugehe, daß
aus einem zerſchnittenen Polypus wiederum
zwey Polypen erwachſen, welchen nicht das ge-
ringſte an ihrer gehoͤrigen Strucktur abgehet?
Jſt es nicht wahr? Wir glauben alles dieſes
deshalben, weil es die Erfahrung auf tauſend-
faͤltige Art beſtaͤtiget, nicht aber, weil wir es
aus dem Weſen der Sachen begreiffen koͤnnen.
Nur der Sele will man dieſes Recht nicht
wiederfahren laſſen. Aber warum nicht? Es
iſt noch ein ander Mittel vorhanden, wodurch
wir gewiß werden koͤnnen, daß unſre Sele in
unſern Koͤrper wuͤrcke, ohnerachtet wir dieſes
aus dem Weſen der Sele und aus der eigent-
lichen Beſchaffenheit derer Bewegungen nicht
ausmachen koͤnnen.
§. 29.
G
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