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Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.

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demnach ein Körper in die Nerven würckt; so
ist es auch nothwendig, daß er sie verändern
müsse. Wie kan sich ein Körper anders ver-
ändern, als durch die Bewegung? Also müssen
sich unsre Nerven bewegen, wenn wir etwas
empfinden sollen. Man hat aus der Erfah-
rung, daß wenn von diesen dreyen Bedingun-
gen nur eine nicht zugegen ist, man alsdenn
auch nicht empfinden könne. Gesetzt demnach,
daß uns ein Körper berührte, und daß unsre
Nerven gesund wären, und von ihm in Bewe-
gung gesetzt würden; so würden wir dem ohn-
geachtet nicht empfinden, wenn wir keine Sele
hätten. Wiederum, wenn wir gleich eine Sele
hätten, und unsre Nerven wären auch in voll-
kommenen Zustande; so empfänden wir nichts,
wenn kein Körper in dieselben würckte. End-
lich muß man auch aus der Erfahrung zugeben,
daß wenn unsre Sele nebst einen Körper zuge-
gen ist, der unsre Nerven berühret, wir dennoch
nicht empfinden würden, wenn die Nerven auf
einige Weise an ihrer Bewegung gehindert
worden wären. Diesen letztern Fall wollen
wir ietzo erwählen, und daraus zu erweisen su-
chen, daß unsre Sele in den Körper würcke.
Wenn wir also den Satz behaupten werden,
es entstehe allemal eine Empfindung, wenn die
Nerven gesund sind; so setzen wir iederzeit da-
bey zum Voraus, daß es mit denen übrigen
Bedingungen seine Richtigkeit habe. Sagen
wir hingegen, daß keine Empfindung entstehe,

wenn

demnach ein Koͤrper in die Nerven wuͤrckt; ſo
iſt es auch nothwendig, daß er ſie veraͤndern
muͤſſe. Wie kan ſich ein Koͤrper anders ver-
aͤndern, als durch die Bewegung? Alſo muͤſſen
ſich unſre Nerven bewegen, wenn wir etwas
empfinden ſollen. Man hat aus der Erfah-
rung, daß wenn von dieſen dreyen Bedingun-
gen nur eine nicht zugegen iſt, man alsdenn
auch nicht empfinden koͤnne. Geſetzt demnach,
daß uns ein Koͤrper beruͤhrte, und daß unſre
Nerven geſund waͤren, und von ihm in Bewe-
gung geſetzt wuͤrden; ſo wuͤrden wir dem ohn-
geachtet nicht empfinden, wenn wir keine Sele
haͤtten. Wiederum, wenn wir gleich eine Sele
haͤtten, und unſre Nerven waͤren auch in voll-
kommenen Zuſtande; ſo empfaͤnden wir nichts,
wenn kein Koͤrper in dieſelben wuͤrckte. End-
lich muß man auch aus der Erfahrung zugeben,
daß wenn unſre Sele nebſt einen Koͤrper zuge-
gen iſt, der unſre Nerven beruͤhret, wir dennoch
nicht empfinden wuͤrden, wenn die Nerven auf
einige Weiſe an ihrer Bewegung gehindert
worden waͤren. Dieſen letztern Fall wollen
wir ietzo erwaͤhlen, und daraus zu erweiſen ſu-
chen, daß unſre Sele in den Koͤrper wuͤrcke.
Wenn wir alſo den Satz behaupten werden,
es entſtehe allemal eine Empfindung, wenn die
Nerven geſund ſind; ſo ſetzen wir iederzeit da-
bey zum Voraus, daß es mit denen uͤbrigen
Bedingungen ſeine Richtigkeit habe. Sagen
wir hingegen, daß keine Empfindung entſtehe,

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[83/0113] demnach ein Koͤrper in die Nerven wuͤrckt; ſo iſt es auch nothwendig, daß er ſie veraͤndern muͤſſe. Wie kan ſich ein Koͤrper anders ver- aͤndern, als durch die Bewegung? Alſo muͤſſen ſich unſre Nerven bewegen, wenn wir etwas empfinden ſollen. Man hat aus der Erfah- rung, daß wenn von dieſen dreyen Bedingun- gen nur eine nicht zugegen iſt, man alsdenn auch nicht empfinden koͤnne. Geſetzt demnach, daß uns ein Koͤrper beruͤhrte, und daß unſre Nerven geſund waͤren, und von ihm in Bewe- gung geſetzt wuͤrden; ſo wuͤrden wir dem ohn- geachtet nicht empfinden, wenn wir keine Sele haͤtten. Wiederum, wenn wir gleich eine Sele haͤtten, und unſre Nerven waͤren auch in voll- kommenen Zuſtande; ſo empfaͤnden wir nichts, wenn kein Koͤrper in dieſelben wuͤrckte. End- lich muß man auch aus der Erfahrung zugeben, daß wenn unſre Sele nebſt einen Koͤrper zuge- gen iſt, der unſre Nerven beruͤhret, wir dennoch nicht empfinden wuͤrden, wenn die Nerven auf einige Weiſe an ihrer Bewegung gehindert worden waͤren. Dieſen letztern Fall wollen wir ietzo erwaͤhlen, und daraus zu erweiſen ſu- chen, daß unſre Sele in den Koͤrper wuͤrcke. Wenn wir alſo den Satz behaupten werden, es entſtehe allemal eine Empfindung, wenn die Nerven geſund ſind; ſo ſetzen wir iederzeit da- bey zum Voraus, daß es mit denen uͤbrigen Bedingungen ſeine Richtigkeit habe. Sagen wir hingegen, daß keine Empfindung entſtehe, wenn

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/113>, abgerufen am 25.11.2024.