Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.Schmertzens zu; allein sie erklären auch den behau-
Schmertzens zu; allein ſie erklaͤren auch den behau-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0161" n="131"/> Schmertzens zu; allein ſie erklaͤren auch den<lb/> Schmertz zugleich auf eine mechaniſche Art, in-<lb/> dem ſie ihn von der Ausſpannung derer Ner-<lb/> ven herleiten. Ein Mechanicus erklaͤrt dieſen<lb/> Zufall folgendergeſtalt: Wenn an einem ge-<lb/> wiſſen Theile des Koͤrpers einiges Gebluͤt in<lb/> eine Stockung geraͤth; ſo erhaͤlt davon die Se-<lb/> le eine Empfindung. Auf eine iede Empfin-<lb/> dung erfolgt im Koͤrper eine Bewegung. Alſo<lb/> muß ſich das Gebluͤt, nach dieſen Orte hin be-<lb/> wegen, und es entſteht eine Entzuͤndung. Heiſt<lb/> das nicht eben ſo viel, als, die Sele iſt die Ur-<lb/> ſach der Entzuͤndung, alſo auch die Urſach des<lb/> Schmertzens? Denn ſie leiten, den darauf er-<lb/> folgenden Schmertz ebenfalls aus der Expan-<lb/> ſion der Nerven her, und ſolchergeſtalt erklaͤren<lb/> ſie ihn auch mechaniſch, wie die Stahlianer.<lb/> Man ſiehet alſo wol, daß ein ſolcher Mecha-<lb/> niſt, von dem ich ietzo rede, eben das behaupte,<lb/> was ein Stahlianer behauptet, und dieſer Satz<lb/> laͤſt ſich auch umkehren. Jederman iſt be-<lb/> kandt, daß dieſe Mechaniſten behaupten, die<lb/> Fortdauer der Bewegung des Hertzens ruͤhre<lb/> von ſeiner Empfindlichkeit her. Nun giebt man<lb/> mir aus der Erfahrung zu, daß wir uns dieſer<lb/> Empfindung am Hertzen nicht bewuſt ſind.<lb/> Leitet man alſo nicht die Bewegung des Hertzens<lb/> von derienigen Kraft der Sele her, nach wel-<lb/> cher ſie ſich von einer Sache Vorſtellungen<lb/> machen kan, ohne ſich derſelben bewuſt zu ſeyn?<lb/> Dieſes iſt es aber eben, was die Stahlianer<lb/> <fw place="bottom" type="catch">behau-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [131/0161]
Schmertzens zu; allein ſie erklaͤren auch den
Schmertz zugleich auf eine mechaniſche Art, in-
dem ſie ihn von der Ausſpannung derer Ner-
ven herleiten. Ein Mechanicus erklaͤrt dieſen
Zufall folgendergeſtalt: Wenn an einem ge-
wiſſen Theile des Koͤrpers einiges Gebluͤt in
eine Stockung geraͤth; ſo erhaͤlt davon die Se-
le eine Empfindung. Auf eine iede Empfin-
dung erfolgt im Koͤrper eine Bewegung. Alſo
muß ſich das Gebluͤt, nach dieſen Orte hin be-
wegen, und es entſteht eine Entzuͤndung. Heiſt
das nicht eben ſo viel, als, die Sele iſt die Ur-
ſach der Entzuͤndung, alſo auch die Urſach des
Schmertzens? Denn ſie leiten, den darauf er-
folgenden Schmertz ebenfalls aus der Expan-
ſion der Nerven her, und ſolchergeſtalt erklaͤren
ſie ihn auch mechaniſch, wie die Stahlianer.
Man ſiehet alſo wol, daß ein ſolcher Mecha-
niſt, von dem ich ietzo rede, eben das behaupte,
was ein Stahlianer behauptet, und dieſer Satz
laͤſt ſich auch umkehren. Jederman iſt be-
kandt, daß dieſe Mechaniſten behaupten, die
Fortdauer der Bewegung des Hertzens ruͤhre
von ſeiner Empfindlichkeit her. Nun giebt man
mir aus der Erfahrung zu, daß wir uns dieſer
Empfindung am Hertzen nicht bewuſt ſind.
Leitet man alſo nicht die Bewegung des Hertzens
von derienigen Kraft der Sele her, nach wel-
cher ſie ſich von einer Sache Vorſtellungen
machen kan, ohne ſich derſelben bewuſt zu ſeyn?
Dieſes iſt es aber eben, was die Stahlianer
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