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Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.

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Uebereinstimmung mit dem Körper zu
zeigen. Die Occasionalisten geben die
entfernteren Ursachen davon vor die nä-
hern aus §. 6. und deshalb ist ihre Mei-
nung irrig. Die Harmonisten wieder-
sprechen mit ihrer Meinung theils sich
selbst §. 16. theils der Weisheit GOttes

§. cit. theils aber auch derienigen Wahr-
heit, daß die Sele die Ursach verschiede-
ner Bewegungen ihres Körpers, und die-
ser eine Ursach gewisser Vorstellungen in
der Sele sey. Dieser Satz ist nicht vor
die lange Weile als wahr angenommen
worden; sondern ich habe ihn durch fol-
genden Schluß erwiesen: Wenn
A ist
und
B ist auch; wenn A nicht ist und B
ist auch nicht; und dieses ist allemal; so
ist wahrscheinlich, daß eins die Ursach
von dem andern sey §. 20. Ferner, wenn
alles bleibt wie vorher, und man kan
noch aus dem Wesen einer oder beyder
Dinge die Möglichkeit in sich eine ge-
wisse Veränderung zu würcken, wahrneh-
men; oder, im Fall dieses nicht anginge,
wenn alles wie vorhin bleibt, und es ist
kein
C, kein drittes Ding, da, welches
eben so genau mit
A und B verbunden
wäre, als
A und B selbst untereinander
verbunden sind; so kan man so gewiß
wissen, daß zwischen
A und B Ursach und
Würckung statt habe; so gewiß man

weiß,

Uebereinſtimmung mit dem Koͤrper zu
zeigen. Die Occaſionaliſten geben die
entfernteren Urſachen davon vor die naͤ-
hern aus §. 6. und deshalb iſt ihre Mei-
nung irrig. Die Harmoniſten wieder-
ſprechen mit ihrer Meinung theils ſich
ſelbſt §. 16. theils der Weisheit GOttes

§. cit. theils aber auch derienigen Wahr-
heit, daß die Sele die Urſach verſchiede-
ner Bewegungen ihres Koͤrpers, und die-
ſer eine Urſach gewiſſer Vorſtellungen in
der Sele ſey. Dieſer Satz iſt nicht vor
die lange Weile als wahr angenommen
worden; ſondern ich habe ihn durch fol-
genden Schluß erwieſen: Wenn
A iſt
und
B iſt auch; wenn A nicht iſt und B
iſt auch nicht; und dieſes iſt allemal; ſo
iſt wahrſcheinlich, daß eins die Urſach
von dem andern ſey §. 20. Ferner, wenn
alles bleibt wie vorher, und man kan
noch aus dem Weſen einer oder beyder
Dinge die Moͤglichkeit in ſich eine ge-
wiſſe Veraͤnderung zu wuͤrcken, wahrneh-
men; oder, im Fall dieſes nicht anginge,
wenn alles wie vorhin bleibt, und es iſt
kein
C, kein drittes Ding, da, welches
eben ſo genau mit
A und B verbunden
waͤre, als
A und B ſelbſt untereinander
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[133/0163] Uebereinſtimmung mit dem Koͤrper zu zeigen. Die Occaſionaliſten geben die entfernteren Urſachen davon vor die naͤ- hern aus §. 6. und deshalb iſt ihre Mei- nung irrig. Die Harmoniſten wieder- ſprechen mit ihrer Meinung theils ſich ſelbſt §. 16. theils der Weisheit GOttes §. cit. theils aber auch derienigen Wahr- heit, daß die Sele die Urſach verſchiede- ner Bewegungen ihres Koͤrpers, und die- ſer eine Urſach gewiſſer Vorſtellungen in der Sele ſey. Dieſer Satz iſt nicht vor die lange Weile als wahr angenommen worden; ſondern ich habe ihn durch fol- genden Schluß erwieſen: Wenn A iſt und B iſt auch; wenn A nicht iſt und B iſt auch nicht; und dieſes iſt allemal; ſo iſt wahrſcheinlich, daß eins die Urſach von dem andern ſey §. 20. Ferner, wenn alles bleibt wie vorher, und man kan noch aus dem Weſen einer oder beyder Dinge die Moͤglichkeit in ſich eine ge- wiſſe Veraͤnderung zu wuͤrcken, wahrneh- men; oder, im Fall dieſes nicht anginge, wenn alles wie vorhin bleibt, und es iſt kein C, kein drittes Ding, da, welches eben ſo genau mit A und B verbunden waͤre, als A und B ſelbſt untereinander verbunden ſind; ſo kan man ſo gewiß wiſſen, daß zwiſchen A und B Urſach und Wuͤrckung ſtatt habe; ſo gewiß man weiß,

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/163>, abgerufen am 10.05.2024.