Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.nicht wusten daß ihre Gehirne nur mit Wor- Nah-
nicht wuſten daß ihre Gehirne nur mit Wor- Nah-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0032" n="2"/> nicht wuſten daß ihre Gehirne nur mit Wor-<lb/> ten erfuͤllt waͤren, und ſie uͤbrigens mit ihnen<lb/> einerley Gaben haͤtten. Wo ich mich nicht<lb/> irre, ſo wird die heutige Geringſchaͤtzung der<lb/> Gelehrſamkeit am meiſten davon herruͤhren,<lb/> daß man dieſen Kunſtgrif nicht beybehalten hat.<lb/> Wer wuͤrde wohl ietzo den <hi rendition="#fr">Dolaͤus</hi> vor einen<lb/> Comoͤdianten unter denen Gelehrten anſehen,<lb/> wenn dieſe Kunſt noch bey ihnen herrſchete?<lb/> Allein, es iſt nun ein vor allemahl nicht, und<lb/> ich werde wol am beſten thun, wenn ich die<lb/> Parthey der neuern erwaͤhle. <hi rendition="#fr">Dolaͤus,</hi> dieſer<lb/><hi rendition="#fr">Dolaͤus,</hi> welcher in der That die Geiſterlehre<lb/> ſehr hochgetrieben hat, war einer von denenie-<lb/> nigen, die die Begriffe haſſen und die Nah-<lb/> men lieb haben. Er verbeſſerte die innre Ein-<lb/> richtung des Menſchen dadurch, daß er die<lb/> Nahmen vieler Arten von Selen erdachte, wel-<lb/> che ſich in dem menſchlichen Koͤrper bemuͤhe-<lb/> ten, eine recht weiſe Einrichtung zu machen,<lb/> und die alleſammt Unterthanen <hi rendition="#fr">eines</hi> Monar-<lb/> chen waren. Wir haben von dieſer Einrich-<lb/> tung keinen weitern Nutzen, als eine Menge<lb/> recht praͤchtiger Nahmen, welche vielleicht ohne<lb/> dieſelbe unbekandt geblieben waͤren. <hi rendition="#fr">Micro-<lb/> cosmetor,</hi> war der Monarch von den wir<lb/> ietzo reden; ſein Bedienter war der ſo in dem<lb/> Hertzen ſein Regiment fuͤhrete, und <hi rendition="#fr">Cardime-<lb/> lech</hi> hieß. Ein andrer hieß <hi rendition="#fr">Cosmetorges,</hi><lb/> der ſo die Speiſen verdauete, nennte ſich <hi rendition="#fr">Ga-<lb/> ſteranax</hi> und <hi rendition="#fr">Bithnimalca,</hi> und der werthe<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Nah-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2/0032]
nicht wuſten daß ihre Gehirne nur mit Wor-
ten erfuͤllt waͤren, und ſie uͤbrigens mit ihnen
einerley Gaben haͤtten. Wo ich mich nicht
irre, ſo wird die heutige Geringſchaͤtzung der
Gelehrſamkeit am meiſten davon herruͤhren,
daß man dieſen Kunſtgrif nicht beybehalten hat.
Wer wuͤrde wohl ietzo den Dolaͤus vor einen
Comoͤdianten unter denen Gelehrten anſehen,
wenn dieſe Kunſt noch bey ihnen herrſchete?
Allein, es iſt nun ein vor allemahl nicht, und
ich werde wol am beſten thun, wenn ich die
Parthey der neuern erwaͤhle. Dolaͤus, dieſer
Dolaͤus, welcher in der That die Geiſterlehre
ſehr hochgetrieben hat, war einer von denenie-
nigen, die die Begriffe haſſen und die Nah-
men lieb haben. Er verbeſſerte die innre Ein-
richtung des Menſchen dadurch, daß er die
Nahmen vieler Arten von Selen erdachte, wel-
che ſich in dem menſchlichen Koͤrper bemuͤhe-
ten, eine recht weiſe Einrichtung zu machen,
und die alleſammt Unterthanen eines Monar-
chen waren. Wir haben von dieſer Einrich-
tung keinen weitern Nutzen, als eine Menge
recht praͤchtiger Nahmen, welche vielleicht ohne
dieſelbe unbekandt geblieben waͤren. Micro-
cosmetor, war der Monarch von den wir
ietzo reden; ſein Bedienter war der ſo in dem
Hertzen ſein Regiment fuͤhrete, und Cardime-
lech hieß. Ein andrer hieß Cosmetorges,
der ſo die Speiſen verdauete, nennte ſich Ga-
ſteranax und Bithnimalca, und der werthe
Nah-
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