bedienen, die mir gegen die Vertheidiger der Harmonie zukommt: und aus dem Grunde hoffe ich eine gütige Aufnahme meiner Einfälle, welche mir die Befleißigung auf die Artzneywis- senschaft in die Gedancken gebracht hat. Jch habe die Sache vor würdig gehalten, sie der Welt mitzutheilen, denn in einer so bedenckli- chen Materie als die Beurtheilung der Kräfte unsrer Sele mir zu seyn scheinet, glaube ich daß der Nutzen dieser Blätter schon groß genug seyn werde, wenn man daher Gelegenheit nimmt, die Selenlehre mit der Artzneywissen- schaft in ein gutes Verständniß zu setzen. Die Uneinigkeit dieser beyden Schwestern ist um desto weniger von denen Gelehrten zu dulden, ie gewisser es ist, daß von ihrer Vereinigung der Grund zur Wahrheit und Gewißheit in Erkenntniß der Menschen herzuholen sey.
§. 16.
Ein Harmonist von der erstern Art, behau- ptet daß bey einer Veränderung des Körpers oder der Sele, der Grund davon allein in der Kraft des einen oder der andern zu suchen wä- re, und daß dieses gantz allein hinreiche die Veränderung zur Würcklichkeit zu bringen. Zum Exempel: Wenn ich meinen Fuß fort- bewege; so ist diß eine Veränderung meines Körpers, welche von seiner eigenen Kraft, hier kan man das Wort: Monaden substituiren, lediglich gewürckt worden, und dazu der Willen der Sele, oder eine andre Kraft derselben, nicht
das
bedienen, die mir gegen die Vertheidiger der Harmonie zukommt: und aus dem Grunde hoffe ich eine guͤtige Aufnahme meiner Einfaͤlle, welche mir die Befleißigung auf die Artzneywiſ- ſenſchaft in die Gedancken gebracht hat. Jch habe die Sache vor wuͤrdig gehalten, ſie der Welt mitzutheilen, denn in einer ſo bedenckli- chen Materie als die Beurtheilung der Kraͤfte unſrer Sele mir zu ſeyn ſcheinet, glaube ich daß der Nutzen dieſer Blaͤtter ſchon groß genug ſeyn werde, wenn man daher Gelegenheit nimmt, die Selenlehre mit der Artzneywiſſen- ſchaft in ein gutes Verſtaͤndniß zu ſetzen. Die Uneinigkeit dieſer beyden Schweſtern iſt um deſto weniger von denen Gelehrten zu dulden, ie gewiſſer es iſt, daß von ihrer Vereinigung der Grund zur Wahrheit und Gewißheit in Erkenntniß der Menſchen herzuholen ſey.
§. 16.
Ein Harmoniſt von der erſtern Art, behau- ptet daß bey einer Veraͤnderung des Koͤrpers oder der Sele, der Grund davon allein in der Kraft des einen oder der andern zu ſuchen waͤ- re, und daß dieſes gantz allein hinreiche die Veraͤnderung zur Wuͤrcklichkeit zu bringen. Zum Exempel: Wenn ich meinen Fuß fort- bewege; ſo iſt diß eine Veraͤnderung meines Koͤrpers, welche von ſeiner eigenen Kraft, hier kan man das Wort: Monaden ſubſtituiren, lediglich gewuͤrckt worden, und dazu der Willen der Sele, oder eine andre Kraft derſelben, nicht
das
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bedienen, die mir gegen die Vertheidiger der
Harmonie zukommt: und aus dem Grunde
hoffe ich eine guͤtige Aufnahme meiner Einfaͤlle,
welche mir die Befleißigung auf die Artzneywiſ-
ſenſchaft in die Gedancken gebracht hat. Jch
habe die Sache vor wuͤrdig gehalten, ſie der
Welt mitzutheilen, denn in einer ſo bedenckli-
chen Materie als die Beurtheilung der Kraͤfte
unſrer Sele mir zu ſeyn ſcheinet, glaube ich
daß der Nutzen dieſer Blaͤtter ſchon groß genug
ſeyn werde, wenn man daher Gelegenheit
nimmt, die Selenlehre mit der Artzneywiſſen-
ſchaft in ein gutes Verſtaͤndniß zu ſetzen. Die
Uneinigkeit dieſer beyden Schweſtern iſt um
deſto weniger von denen Gelehrten zu dulden,
ie gewiſſer es iſt, daß von ihrer Vereinigung
der Grund zur Wahrheit und Gewißheit in
Erkenntniß der Menſchen herzuholen ſey.
§. 16.
Ein Harmoniſt von der erſtern Art, behau-
ptet daß bey einer Veraͤnderung des Koͤrpers
oder der Sele, der Grund davon allein in der
Kraft des einen oder der andern zu ſuchen waͤ-
re, und daß dieſes gantz allein hinreiche die
Veraͤnderung zur Wuͤrcklichkeit zu bringen.
Zum Exempel: Wenn ich meinen Fuß fort-
bewege; ſo iſt diß eine Veraͤnderung meines
Koͤrpers, welche von ſeiner eigenen Kraft, hier
kan man das Wort: Monaden ſubſtituiren,
lediglich gewuͤrckt worden, und dazu der Willen
der Sele, oder eine andre Kraft derſelben, nicht
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Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/67>, abgerufen am 16.02.2025.
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