uns selbst, ob wol in Halle das geringste zu finden sey, welches eine Ursach davon abgeben könne, warum es in Leipzig dunckel werde. Eben also verfahren wir in Leipzig. Wir fin- den in den Wesen beyder Städte keinen Grund, auch nicht einmal den geringsten Schein einer Wahrscheinlichkeit, daß diese oder iene Stadt die Dunckelheit in ihrer Nachbarschaft verur- sachen könte. Hieraus machen wir den richti- gen Schluß. Es muß der Grund von der Dunckelheit in Halle und Leipzig nicht in de- nen Städten zu suchen seyn. Jch glaube mei- ne Leser werden es lange errathen haben, was ich sagen will. Als denn können wir uns vollkommen davon gewiß machen, daß A, BoderB, Awürcke, wenn wir ent- weder aus den Wesen beyder, oder aus dem Wesen des einen erweisen können, daß ihm diese und iene Würckung zu kom- men könne. Alsdenn füllet der Schluß, wel- chen wir oben gegeben §. 20 das Fach der Würcklichkeit aus, wenn wir aus den Wesen der Sachen nur erst die Möglichkeit begreifen.
§. 22.
Nunmehro habe ich deutlich genug gezeiget, wie man es anzufangen habe, wenn man von denen Ursachen und Würckungen Gewißheit haben will. Allein ich halte vor nöthig, mir einen Einwurf zu beantworten. Wie nun? Wenn es uns nun unmöglich ist, das Wesen eines Dinges einsehen zu können, und also von
seiner
uns ſelbſt, ob wol in Halle das geringſte zu finden ſey, welches eine Urſach davon abgeben koͤnne, warum es in Leipzig dunckel werde. Eben alſo verfahren wir in Leipzig. Wir fin- den in den Weſen beyder Staͤdte keinen Grund, auch nicht einmal den geringſten Schein einer Wahrſcheinlichkeit, daß dieſe oder iene Stadt die Dunckelheit in ihrer Nachbarſchaft verur- ſachen koͤnte. Hieraus machen wir den richti- gen Schluß. Es muß der Grund von der Dunckelheit in Halle und Leipzig nicht in de- nen Staͤdten zu ſuchen ſeyn. Jch glaube mei- ne Leſer werden es lange errathen haben, was ich ſagen will. Als denn koͤnnen wir uns vollkommen davon gewiß machen, daß A, BoderB, Awuͤrcke, wenn wir ent- weder aus den Weſen beyder, oder aus dem Weſen des einen erweiſen koͤnnen, daß ihm dieſe und iene Wuͤrckung zu kom- men koͤnne. Alsdenn fuͤllet der Schluß, wel- chen wir oben gegeben §. 20 das Fach der Wuͤrcklichkeit aus, wenn wir aus den Weſen der Sachen nur erſt die Moͤglichkeit begreifen.
§. 22.
Nunmehro habe ich deutlich genug gezeiget, wie man es anzufangen habe, wenn man von denen Urſachen und Wuͤrckungen Gewißheit haben will. Allein ich halte vor noͤthig, mir einen Einwurf zu beantworten. Wie nun? Wenn es uns nun unmoͤglich iſt, das Weſen eines Dinges einſehen zu koͤnnen, und alſo von
ſeiner
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0083"n="53"/>
uns ſelbſt, ob wol in Halle das geringſte zu<lb/>
finden ſey, welches eine Urſach davon abgeben<lb/>
koͤnne, warum es in Leipzig dunckel werde.<lb/>
Eben alſo verfahren wir in Leipzig. Wir fin-<lb/>
den in den Weſen beyder Staͤdte keinen Grund,<lb/>
auch nicht einmal den geringſten Schein einer<lb/>
Wahrſcheinlichkeit, daß dieſe oder iene Stadt<lb/>
die Dunckelheit in ihrer Nachbarſchaft verur-<lb/>ſachen koͤnte. Hieraus machen wir den richti-<lb/>
gen Schluß. Es muß der Grund von der<lb/>
Dunckelheit in Halle und Leipzig nicht in de-<lb/>
nen Staͤdten zu ſuchen ſeyn. Jch glaube <hirendition="#fr">mei-<lb/>
ne Leſer</hi> werden es lange errathen haben, was<lb/>
ich ſagen will. <hirendition="#fr">Als denn koͤnnen wir uns<lb/>
vollkommen davon gewiß machen, daß</hi><lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#i">A, B</hi></hi><hirendition="#fr">oder</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">B, A</hi></hi><hirendition="#fr">wuͤrcke, wenn wir ent-<lb/>
weder aus den Weſen beyder, oder aus<lb/>
dem Weſen des einen erweiſen koͤnnen,<lb/>
daß ihm dieſe und iene Wuͤrckung zu kom-<lb/>
men koͤnne.</hi> Alsdenn fuͤllet der Schluß, wel-<lb/>
chen wir oben gegeben §. 20 das Fach der<lb/>
Wuͤrcklichkeit aus, wenn wir aus den Weſen<lb/>
der Sachen nur erſt die Moͤglichkeit begreifen.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 22.</head><lb/><p>Nunmehro habe ich deutlich genug gezeiget,<lb/>
wie man es anzufangen habe, wenn man von<lb/>
denen Urſachen und Wuͤrckungen Gewißheit<lb/>
haben will. Allein ich halte vor noͤthig, mir<lb/>
einen Einwurf zu beantworten. Wie nun?<lb/>
Wenn es uns nun unmoͤglich iſt, das Weſen<lb/>
eines Dinges einſehen zu koͤnnen, und alſo von<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſeiner</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[53/0083]
uns ſelbſt, ob wol in Halle das geringſte zu
finden ſey, welches eine Urſach davon abgeben
koͤnne, warum es in Leipzig dunckel werde.
Eben alſo verfahren wir in Leipzig. Wir fin-
den in den Weſen beyder Staͤdte keinen Grund,
auch nicht einmal den geringſten Schein einer
Wahrſcheinlichkeit, daß dieſe oder iene Stadt
die Dunckelheit in ihrer Nachbarſchaft verur-
ſachen koͤnte. Hieraus machen wir den richti-
gen Schluß. Es muß der Grund von der
Dunckelheit in Halle und Leipzig nicht in de-
nen Staͤdten zu ſuchen ſeyn. Jch glaube mei-
ne Leſer werden es lange errathen haben, was
ich ſagen will. Als denn koͤnnen wir uns
vollkommen davon gewiß machen, daß
A, B oder B, A wuͤrcke, wenn wir ent-
weder aus den Weſen beyder, oder aus
dem Weſen des einen erweiſen koͤnnen,
daß ihm dieſe und iene Wuͤrckung zu kom-
men koͤnne. Alsdenn fuͤllet der Schluß, wel-
chen wir oben gegeben §. 20 das Fach der
Wuͤrcklichkeit aus, wenn wir aus den Weſen
der Sachen nur erſt die Moͤglichkeit begreifen.
§. 22.
Nunmehro habe ich deutlich genug gezeiget,
wie man es anzufangen habe, wenn man von
denen Urſachen und Wuͤrckungen Gewißheit
haben will. Allein ich halte vor noͤthig, mir
einen Einwurf zu beantworten. Wie nun?
Wenn es uns nun unmoͤglich iſt, das Weſen
eines Dinges einſehen zu koͤnnen, und alſo von
ſeiner
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/83>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.