Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.bey der Wahrscheinlichkeit wolte bewenden könne.
bey der Wahrſcheinlichkeit wolte bewenden koͤnne.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0099" n="69"/> bey der Wahrſcheinlichkeit wolte bewenden<lb/> laſſen, und nicht zeigte, daß es mehr als zu ge-<lb/> wiß ſey, es muͤſſe entweder die Sele welcher<lb/> allein der Sitz der Empfindungen zuzuſchrei-<lb/> ben iſt, in den Koͤrper, oder dieſer zuruͤck in die<lb/> Sele wuͤrcken. Denn da die Empfindungen,<lb/> in einem Bewußtſeyn unſrer, von uns gegen-<lb/> waͤrtigen Dingen beſtehen, ſo haben ſie noth-<lb/> wendig der Sele das meiſte zu dancken, und<lb/> wenn mit einer Empfindung allemal ohn Aus-<lb/> nahme eine Bewegung verknuͤpft iſt; ſo iſt es<lb/> demnach wahrſcheinlich, daß die Sele in den<lb/> Koͤrper wuͤrcke. Wenn wir nun aber in dieſer<lb/> Sache gewiß werden wollen; ſo muͤſſen wir<lb/> die Wege zur Gewißheit zu gelangen aufſu-<lb/> chen. Wir haben oben §. 21. feſtgeſtellt; daß<lb/> wenn zwey Dinge beſtaͤndig mit einander ver-<lb/> bunden, und alſo zugleich gegenwaͤrtig und ab-<lb/> weſend waͤren, und wenn man ferner, aus dem<lb/> Weſen der Dinge, die Moͤglichkeit zeigen<lb/> koͤnne, wie eines das andre wuͤrcken koͤnne, und<lb/> wie das letztere von dem erſtern koͤnne gewuͤrckt<lb/> werden; ſo koͤnne man es gantz gewiß glauben,<lb/> daß das eine das andre wuͤrcke. Nun haben<lb/> wir die erſte Bedingung, von denen Empfin-<lb/> dungen und denen ihnen proportionalen Bewe-<lb/> gungen dargethan: §. 26. alſo beruhet alles<lb/> darauf, daß wir aus dem Weſen der Empfin-<lb/> dungen und Bewegungen die Moͤglichkeit zei-<lb/> gen, wie eines das andre wuͤrcken, und wie<lb/> das andre von dem erſten gewuͤrckt werden<lb/> <fw place="bottom" type="catch">koͤnne.</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0099]
bey der Wahrſcheinlichkeit wolte bewenden
laſſen, und nicht zeigte, daß es mehr als zu ge-
wiß ſey, es muͤſſe entweder die Sele welcher
allein der Sitz der Empfindungen zuzuſchrei-
ben iſt, in den Koͤrper, oder dieſer zuruͤck in die
Sele wuͤrcken. Denn da die Empfindungen,
in einem Bewußtſeyn unſrer, von uns gegen-
waͤrtigen Dingen beſtehen, ſo haben ſie noth-
wendig der Sele das meiſte zu dancken, und
wenn mit einer Empfindung allemal ohn Aus-
nahme eine Bewegung verknuͤpft iſt; ſo iſt es
demnach wahrſcheinlich, daß die Sele in den
Koͤrper wuͤrcke. Wenn wir nun aber in dieſer
Sache gewiß werden wollen; ſo muͤſſen wir
die Wege zur Gewißheit zu gelangen aufſu-
chen. Wir haben oben §. 21. feſtgeſtellt; daß
wenn zwey Dinge beſtaͤndig mit einander ver-
bunden, und alſo zugleich gegenwaͤrtig und ab-
weſend waͤren, und wenn man ferner, aus dem
Weſen der Dinge, die Moͤglichkeit zeigen
koͤnne, wie eines das andre wuͤrcken koͤnne, und
wie das letztere von dem erſtern koͤnne gewuͤrckt
werden; ſo koͤnne man es gantz gewiß glauben,
daß das eine das andre wuͤrcke. Nun haben
wir die erſte Bedingung, von denen Empfin-
dungen und denen ihnen proportionalen Bewe-
gungen dargethan: §. 26. alſo beruhet alles
darauf, daß wir aus dem Weſen der Empfin-
dungen und Bewegungen die Moͤglichkeit zei-
gen, wie eines das andre wuͤrcken, und wie
das andre von dem erſten gewuͤrckt werden
koͤnne.
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