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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Zeichen (Striche und Punkte) voneinander getrennt erzeugen muß. Können nämlich
in einer Secunde acht Punkte gegeben werden, so gehen in dieser Zeit acht Ströme
durch die Leitung; nun können aber in einer Secunde 100 und auch mehr Ströme
durch die Leitung gesandt werden, woraus folgt, daß der Draht nur einen kleinen
Bruchtheil der Zeit ausgenützt ist. Newton machte bereits im Jahre 1851 einen
Vorschlag zur besseren Ausnützung des Drahtes und im Jahre 1858 folgten die
Vorschläge von Rouvier, Hughes u. s. w. Vierfache und mehrfache Systeme
für Morseschrift wurden in neuerer Zeit von B. Meyer und A. E. Granfeld
angegeben, Multiplex-Systeme für den Hughes-Apparat von Baudot und
Schäffler.

Den Abschluß unserer gedrängten Skizze über die geschichtliche Entwicklung
der Telegraphie mögen nachstehend einige Angaben über die Entwicklung der
Kabel-Telegraphie bilden. Schon als man daran dachte, die Reibungs-
elektricität für telegraphische Zwecke zu benützen, nämlich im Jahre 1774, machte
Lesage in Genf einen Vorschlag zur Anfertigung eines, allerdings sehr primitiven
Leitungskabels. Glasirte Thonröhren sollten von Strecke zu Strecke mit durchlöcherten,
quergestellten Scheidewänden aus demselben Materiale versehen werden. Indem
man dann durch die Löcher der aufeinanderfolgenden Scheidewände die einzelnen
Drähte führt, hat man diese untereinander und von der Erde isolirt. Der Tele-
graphen-Apparat bestand aus je einem Hollundermark-Doppelpendel für jeden
Buchstaben. Im Jahre 1809 überzog Sömmerring den Leitungsdraht mit einer
Kautschuklösung, um die Leitung auch durch Wasser führen zu können, und im
Jahre 1812 gelang es Schilling mit Hilfe eines isolirten, quer durch die Newa
geführten Leitungsdrahtes Pulverminen zu sprengen. Kurz vor seinem Tode traf
Letzterer auch alle Anstalten, um Kronstadt mit Peterhof durch ein Kabel zu ver-
binden, welches in den finnischen Meerbusen versenkt werden sollte. Jakobi in
Petersburg bediente sich im Jahre 1842 einer Art Wachsdraht, der in Glasröhren
eingeschlossen und in feinen Sand gebettet unterirdisch verlegt wurde.

Die Herstellung der Kabel trat in ein neues Stadium, als im Jahre 1843
die Guttapercha nach Europa gebracht und sogleich als vorzügliches Isolations-
mittel erkannt wurde. Siemens stellte die erste Versuchsleitung mit Guttapercha-
Isolirung im Jahre 1847 her. Dieses neue Isolirungsmaterial bewährte sich
anfänglich sehr gut und veranlaßte die Einführung unterirdischer Leitungen in
Preußen, Oesterreich und auch Rußland. Nachdem jedoch diese Leitungen in
Gebrauch genommen waren, verschlechterte sich ihr Isolationszustand sehr rasch,
so zwar, daß sich die preußische Telegraphen-Direction im Jahre 1852 veranlaßt
sah, den Betrieb einzustellen.

Nachdem bereits im Jahre 1840 Wheatstone vorgeschlagen hatte, Frank-
reich und England durch ein Kabel zu verbinden, Morse 1842 erfolgreiche Ver-
suche im Hafen von New-York gemacht und eine Kabelverbindung zwischen Amerika
und Europa lebhaft befürwortet hatte, gelang es Ezra Cornell im Jahre 1845,
New-York mit dem 12 englische Meilen entfernten Fort Lee durch ein in den
Hudson gelegtes Kabel zu verbinden: dieses leistete gute Dienste, bis es im
Jahre 1846 durch Eis zerstört wurde. Im Jahre 1850 wurden Dover und Cap
Gris Nez durch ein Kabel verbunden, welches aber schon einen Tag nach seiner
Verlegung durch Abscheuerung an den felsigen Ufern seine Isolirung verlor. Das
im Jahre 1851 von der Submarine Telegraph Comp. gelegte Kabel (zwischen Dover
und Calais), welches durch eine Eisendrahtumhüllung geschützt und beschwert war,

Zeichen (Striche und Punkte) voneinander getrennt erzeugen muß. Können nämlich
in einer Secunde acht Punkte gegeben werden, ſo gehen in dieſer Zeit acht Ströme
durch die Leitung; nun können aber in einer Secunde 100 und auch mehr Ströme
durch die Leitung geſandt werden, woraus folgt, daß der Draht nur einen kleinen
Bruchtheil der Zeit ausgenützt iſt. Newton machte bereits im Jahre 1851 einen
Vorſchlag zur beſſeren Ausnützung des Drahtes und im Jahre 1858 folgten die
Vorſchläge von Rouvier, Hughes u. ſ. w. Vierfache und mehrfache Syſteme
für Morſeſchrift wurden in neuerer Zeit von B. Meyer und A. E. Granfeld
angegeben, Multiplex-Syſteme für den Hughes-Apparat von Baudot und
Schäffler.

Den Abſchluß unſerer gedrängten Skizze über die geſchichtliche Entwicklung
der Telegraphie mögen nachſtehend einige Angaben über die Entwicklung der
Kabel-Telegraphie bilden. Schon als man daran dachte, die Reibungs-
elektricität für telegraphiſche Zwecke zu benützen, nämlich im Jahre 1774, machte
Leſage in Genf einen Vorſchlag zur Anfertigung eines, allerdings ſehr primitiven
Leitungskabels. Glaſirte Thonröhren ſollten von Strecke zu Strecke mit durchlöcherten,
quergeſtellten Scheidewänden aus demſelben Materiale verſehen werden. Indem
man dann durch die Löcher der aufeinanderfolgenden Scheidewände die einzelnen
Drähte führt, hat man dieſe untereinander und von der Erde iſolirt. Der Tele-
graphen-Apparat beſtand aus je einem Hollundermark-Doppelpendel für jeden
Buchſtaben. Im Jahre 1809 überzog Sömmerring den Leitungsdraht mit einer
Kautſchuklöſung, um die Leitung auch durch Waſſer führen zu können, und im
Jahre 1812 gelang es Schilling mit Hilfe eines iſolirten, quer durch die Newa
geführten Leitungsdrahtes Pulverminen zu ſprengen. Kurz vor ſeinem Tode traf
Letzterer auch alle Anſtalten, um Kronſtadt mit Peterhof durch ein Kabel zu ver-
binden, welches in den finniſchen Meerbuſen verſenkt werden ſollte. Jakobi in
Petersburg bediente ſich im Jahre 1842 einer Art Wachsdraht, der in Glasröhren
eingeſchloſſen und in feinen Sand gebettet unterirdiſch verlegt wurde.

Die Herſtellung der Kabel trat in ein neues Stadium, als im Jahre 1843
die Guttapercha nach Europa gebracht und ſogleich als vorzügliches Iſolations-
mittel erkannt wurde. Siemens ſtellte die erſte Verſuchsleitung mit Guttapercha-
Iſolirung im Jahre 1847 her. Dieſes neue Iſolirungsmaterial bewährte ſich
anfänglich ſehr gut und veranlaßte die Einführung unterirdiſcher Leitungen in
Preußen, Oeſterreich und auch Rußland. Nachdem jedoch dieſe Leitungen in
Gebrauch genommen waren, verſchlechterte ſich ihr Iſolationszuſtand ſehr raſch,
ſo zwar, daß ſich die preußiſche Telegraphen-Direction im Jahre 1852 veranlaßt
ſah, den Betrieb einzuſtellen.

Nachdem bereits im Jahre 1840 Wheatſtone vorgeſchlagen hatte, Frank-
reich und England durch ein Kabel zu verbinden, Morſe 1842 erfolgreiche Ver-
ſuche im Hafen von New-York gemacht und eine Kabelverbindung zwiſchen Amerika
und Europa lebhaft befürwortet hatte, gelang es Ezra Cornell im Jahre 1845,
New-York mit dem 12 engliſche Meilen entfernten Fort Lee durch ein in den
Hudſon gelegtes Kabel zu verbinden: dieſes leiſtete gute Dienſte, bis es im
Jahre 1846 durch Eis zerſtört wurde. Im Jahre 1850 wurden Dover und Cap
Gris Nez durch ein Kabel verbunden, welches aber ſchon einen Tag nach ſeiner
Verlegung durch Abſcheuerung an den felſigen Ufern ſeine Iſolirung verlor. Das
im Jahre 1851 von der Submarine Telegraph Comp. gelegte Kabel (zwiſchen Dover
und Calais), welches durch eine Eiſendrahtumhüllung geſchützt und beſchwert war,

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[999/1013] Zeichen (Striche und Punkte) voneinander getrennt erzeugen muß. Können nämlich in einer Secunde acht Punkte gegeben werden, ſo gehen in dieſer Zeit acht Ströme durch die Leitung; nun können aber in einer Secunde 100 und auch mehr Ströme durch die Leitung geſandt werden, woraus folgt, daß der Draht nur einen kleinen Bruchtheil der Zeit ausgenützt iſt. Newton machte bereits im Jahre 1851 einen Vorſchlag zur beſſeren Ausnützung des Drahtes und im Jahre 1858 folgten die Vorſchläge von Rouvier, Hughes u. ſ. w. Vierfache und mehrfache Syſteme für Morſeſchrift wurden in neuerer Zeit von B. Meyer und A. E. Granfeld angegeben, Multiplex-Syſteme für den Hughes-Apparat von Baudot und Schäffler. Den Abſchluß unſerer gedrängten Skizze über die geſchichtliche Entwicklung der Telegraphie mögen nachſtehend einige Angaben über die Entwicklung der Kabel-Telegraphie bilden. Schon als man daran dachte, die Reibungs- elektricität für telegraphiſche Zwecke zu benützen, nämlich im Jahre 1774, machte Leſage in Genf einen Vorſchlag zur Anfertigung eines, allerdings ſehr primitiven Leitungskabels. Glaſirte Thonröhren ſollten von Strecke zu Strecke mit durchlöcherten, quergeſtellten Scheidewänden aus demſelben Materiale verſehen werden. Indem man dann durch die Löcher der aufeinanderfolgenden Scheidewände die einzelnen Drähte führt, hat man dieſe untereinander und von der Erde iſolirt. Der Tele- graphen-Apparat beſtand aus je einem Hollundermark-Doppelpendel für jeden Buchſtaben. Im Jahre 1809 überzog Sömmerring den Leitungsdraht mit einer Kautſchuklöſung, um die Leitung auch durch Waſſer führen zu können, und im Jahre 1812 gelang es Schilling mit Hilfe eines iſolirten, quer durch die Newa geführten Leitungsdrahtes Pulverminen zu ſprengen. Kurz vor ſeinem Tode traf Letzterer auch alle Anſtalten, um Kronſtadt mit Peterhof durch ein Kabel zu ver- binden, welches in den finniſchen Meerbuſen verſenkt werden ſollte. Jakobi in Petersburg bediente ſich im Jahre 1842 einer Art Wachsdraht, der in Glasröhren eingeſchloſſen und in feinen Sand gebettet unterirdiſch verlegt wurde. Die Herſtellung der Kabel trat in ein neues Stadium, als im Jahre 1843 die Guttapercha nach Europa gebracht und ſogleich als vorzügliches Iſolations- mittel erkannt wurde. Siemens ſtellte die erſte Verſuchsleitung mit Guttapercha- Iſolirung im Jahre 1847 her. Dieſes neue Iſolirungsmaterial bewährte ſich anfänglich ſehr gut und veranlaßte die Einführung unterirdiſcher Leitungen in Preußen, Oeſterreich und auch Rußland. Nachdem jedoch dieſe Leitungen in Gebrauch genommen waren, verſchlechterte ſich ihr Iſolationszuſtand ſehr raſch, ſo zwar, daß ſich die preußiſche Telegraphen-Direction im Jahre 1852 veranlaßt ſah, den Betrieb einzuſtellen. Nachdem bereits im Jahre 1840 Wheatſtone vorgeſchlagen hatte, Frank- reich und England durch ein Kabel zu verbinden, Morſe 1842 erfolgreiche Ver- ſuche im Hafen von New-York gemacht und eine Kabelverbindung zwiſchen Amerika und Europa lebhaft befürwortet hatte, gelang es Ezra Cornell im Jahre 1845, New-York mit dem 12 engliſche Meilen entfernten Fort Lee durch ein in den Hudſon gelegtes Kabel zu verbinden: dieſes leiſtete gute Dienſte, bis es im Jahre 1846 durch Eis zerſtört wurde. Im Jahre 1850 wurden Dover und Cap Gris Nez durch ein Kabel verbunden, welches aber ſchon einen Tag nach ſeiner Verlegung durch Abſcheuerung an den felſigen Ufern ſeine Iſolirung verlor. Das im Jahre 1851 von der Submarine Telegraph Comp. gelegte Kabel (zwiſchen Dover und Calais), welches durch eine Eiſendrahtumhüllung geſchützt und beſchwert war,

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 999. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/1013>, abgerufen am 22.11.2024.