Da nach dem angegebenen Principe die Zeichen hintereinander oder absatzweise gegeben werden, der Unterschied zwischen dieser Zeichengebung und der gewöhn- lichen nur in der Verwendung mehrerer Apparate besteht, so ist die Frage, wieso hierdurch eine gesteigerte Ausnützung der Leitung zu Stande kommt, wohl gerecht- fertigt. Die Praxis ergab, daß mit den gegenwärtig gebräuchlichen Apparaten auf oberirdischen Leitungen bis zu einer Länge von beiläufig 800 Kilometer in einer Secunde etwa 333 Ströme, die noch brauchbare Zeichen hervorzurufen im Stande sind, abgegeben oder empfangen werden können; zieht man die zur Trennung der einzelnen Zeichen voneinander nöthigen Pausen in Betracht, so reducirt sich die Anzahl der möglichen Stromsendungen auf die Hälfte, also auf 166 Ströme per Secunde. Dies zu leisten, also die Leitung vollkommen auszunützen, ist aber
[Abbildung]
Fig. 784.
Mehrfach-Telegraphie.
kein Mensch im Stande. Man kann sich jedoch dieser Leistung mehr oder weniger nähern, wenn man die Gesammtarbeit auf mehrere Personen vertheilt. Die Leitung wird an Theilstationen angeschlossen und jeder Theilstation eine Person zur Bedienung zugewiesen; dann arbeitet eine Person im ersten Bruchtheile der Zeiteinheit mit der ersten Theilstation, die zweite Person im zweiten Bruchtheile der Zeiteinheit mit der zweiten Theilstation u. s. w., wobei jeder Person regelmäßig eintretende Ruhepausen zu Theil werden, welche diese als Vorbereitungszeit zu benützen in der Lage ist. Diese Vorbereitung besteht in einer ganzen Reihe von Vorgängen, welche sich im Menschen abspielen müssen, bevor die Hand eine Taste entsprechend niederdrückt; solche Vorgänge sind z. B. das Lesen des zu telegraphirenden Wortes, das Uebersetzen der gewöhnlichen Schriftzeichen in die Zeichen der Tele- graphen-Schrift, die Ertheilung des Impulses vom Gehirne aus an die Bewegungs-
Da nach dem angegebenen Principe die Zeichen hintereinander oder abſatzweiſe gegeben werden, der Unterſchied zwiſchen dieſer Zeichengebung und der gewöhn- lichen nur in der Verwendung mehrerer Apparate beſteht, ſo iſt die Frage, wieſo hierdurch eine geſteigerte Ausnützung der Leitung zu Stande kommt, wohl gerecht- fertigt. Die Praxis ergab, daß mit den gegenwärtig gebräuchlichen Apparaten auf oberirdiſchen Leitungen bis zu einer Länge von beiläufig 800 Kilometer in einer Secunde etwa 333 Ströme, die noch brauchbare Zeichen hervorzurufen im Stande ſind, abgegeben oder empfangen werden können; zieht man die zur Trennung der einzelnen Zeichen voneinander nöthigen Pauſen in Betracht, ſo reducirt ſich die Anzahl der möglichen Stromſendungen auf die Hälfte, alſo auf 166 Ströme per Secunde. Dies zu leiſten, alſo die Leitung vollkommen auszunützen, iſt aber
[Abbildung]
Fig. 784.
Mehrfach-Telegraphie.
kein Menſch im Stande. Man kann ſich jedoch dieſer Leiſtung mehr oder weniger nähern, wenn man die Geſammtarbeit auf mehrere Perſonen vertheilt. Die Leitung wird an Theilſtationen angeſchloſſen und jeder Theilſtation eine Perſon zur Bedienung zugewieſen; dann arbeitet eine Perſon im erſten Bruchtheile der Zeiteinheit mit der erſten Theilſtation, die zweite Perſon im zweiten Bruchtheile der Zeiteinheit mit der zweiten Theilſtation u. ſ. w., wobei jeder Perſon regelmäßig eintretende Ruhepauſen zu Theil werden, welche dieſe als Vorbereitungszeit zu benützen in der Lage iſt. Dieſe Vorbereitung beſteht in einer ganzen Reihe von Vorgängen, welche ſich im Menſchen abſpielen müſſen, bevor die Hand eine Taſte entſprechend niederdrückt; ſolche Vorgänge ſind z. B. das Leſen des zu telegraphirenden Wortes, das Ueberſetzen der gewöhnlichen Schriftzeichen in die Zeichen der Tele- graphen-Schrift, die Ertheilung des Impulſes vom Gehirne aus an die Bewegungs-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f1044"n="1030"/><p>Da nach dem angegebenen Principe die Zeichen hintereinander oder abſatzweiſe<lb/>
gegeben werden, der Unterſchied zwiſchen dieſer Zeichengebung und der gewöhn-<lb/>
lichen nur in der Verwendung mehrerer Apparate beſteht, ſo iſt die Frage, wieſo<lb/>
hierdurch eine geſteigerte Ausnützung der Leitung zu Stande kommt, wohl gerecht-<lb/>
fertigt. Die Praxis ergab, daß mit den gegenwärtig gebräuchlichen Apparaten<lb/>
auf oberirdiſchen Leitungen bis zu einer Länge von beiläufig 800 Kilometer in<lb/>
einer Secunde etwa 333 Ströme, die noch brauchbare Zeichen hervorzurufen im<lb/>
Stande ſind, abgegeben oder empfangen werden können; zieht man die zur Trennung<lb/>
der einzelnen Zeichen voneinander nöthigen Pauſen in Betracht, ſo reducirt ſich<lb/>
die Anzahl der möglichen Stromſendungen auf die Hälfte, alſo auf 166 Ströme<lb/>
per Secunde. Dies zu leiſten, alſo die Leitung vollkommen auszunützen, iſt aber<lb/><figure><head>Fig. 784.</head><lb/><p>Mehrfach-Telegraphie.</p></figure><lb/>
kein Menſch im Stande. Man kann ſich jedoch dieſer Leiſtung mehr oder weniger<lb/>
nähern, wenn man die Geſammtarbeit auf mehrere Perſonen vertheilt. Die Leitung<lb/>
wird an Theilſtationen angeſchloſſen und jeder Theilſtation eine Perſon zur Bedienung<lb/>
zugewieſen; dann arbeitet eine Perſon im erſten Bruchtheile der Zeiteinheit mit<lb/>
der erſten Theilſtation, die zweite Perſon im zweiten Bruchtheile der Zeiteinheit<lb/>
mit der zweiten Theilſtation u. ſ. w., wobei jeder Perſon regelmäßig eintretende<lb/>
Ruhepauſen zu Theil werden, welche dieſe als Vorbereitungszeit zu benützen in<lb/>
der Lage iſt. Dieſe Vorbereitung beſteht in einer ganzen Reihe von Vorgängen,<lb/>
welche ſich im Menſchen abſpielen müſſen, bevor die Hand eine Taſte entſprechend<lb/>
niederdrückt; ſolche Vorgänge ſind z. B. das Leſen des zu telegraphirenden<lb/>
Wortes, das Ueberſetzen der gewöhnlichen Schriftzeichen in die Zeichen der Tele-<lb/>
graphen-Schrift, die Ertheilung des Impulſes vom Gehirne aus an die Bewegungs-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[1030/1044]
Da nach dem angegebenen Principe die Zeichen hintereinander oder abſatzweiſe
gegeben werden, der Unterſchied zwiſchen dieſer Zeichengebung und der gewöhn-
lichen nur in der Verwendung mehrerer Apparate beſteht, ſo iſt die Frage, wieſo
hierdurch eine geſteigerte Ausnützung der Leitung zu Stande kommt, wohl gerecht-
fertigt. Die Praxis ergab, daß mit den gegenwärtig gebräuchlichen Apparaten
auf oberirdiſchen Leitungen bis zu einer Länge von beiläufig 800 Kilometer in
einer Secunde etwa 333 Ströme, die noch brauchbare Zeichen hervorzurufen im
Stande ſind, abgegeben oder empfangen werden können; zieht man die zur Trennung
der einzelnen Zeichen voneinander nöthigen Pauſen in Betracht, ſo reducirt ſich
die Anzahl der möglichen Stromſendungen auf die Hälfte, alſo auf 166 Ströme
per Secunde. Dies zu leiſten, alſo die Leitung vollkommen auszunützen, iſt aber
[Abbildung Fig. 784.
Mehrfach-Telegraphie.]
kein Menſch im Stande. Man kann ſich jedoch dieſer Leiſtung mehr oder weniger
nähern, wenn man die Geſammtarbeit auf mehrere Perſonen vertheilt. Die Leitung
wird an Theilſtationen angeſchloſſen und jeder Theilſtation eine Perſon zur Bedienung
zugewieſen; dann arbeitet eine Perſon im erſten Bruchtheile der Zeiteinheit mit
der erſten Theilſtation, die zweite Perſon im zweiten Bruchtheile der Zeiteinheit
mit der zweiten Theilſtation u. ſ. w., wobei jeder Perſon regelmäßig eintretende
Ruhepauſen zu Theil werden, welche dieſe als Vorbereitungszeit zu benützen in
der Lage iſt. Dieſe Vorbereitung beſteht in einer ganzen Reihe von Vorgängen,
welche ſich im Menſchen abſpielen müſſen, bevor die Hand eine Taſte entſprechend
niederdrückt; ſolche Vorgänge ſind z. B. das Leſen des zu telegraphirenden
Wortes, das Ueberſetzen der gewöhnlichen Schriftzeichen in die Zeichen der Tele-
graphen-Schrift, die Ertheilung des Impulſes vom Gehirne aus an die Bewegungs-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 1030. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/1044>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.