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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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über; unterbricht man den Leiter, der die Pole der galvanischen Elemente ver-
bindet, so tritt kein Funkenüberschlagen ein. Die Ursache dieses verschiedenen Ver-
haltens liegt darin, daß im ersten Falle, also bei der Influenzmaschine, ein äußerst
schwacher elektrischer Strom erregt wird, die erregte Elektricität aber eine bedeutende
Spannung hat, während im letzterwähnten Falle ein kräftiger Strom entsteht, der
aber eine so geringe Spannung besitzt, daß er den Widerstand auch der dünnsten
Luftschichte nicht zu überwinden im Stande ist.

Die Elektricität verhält sich in beiden Fällen ähnlich wie das Wasser in
nachstehendem Beispiele. Ein sehr dünner Wasserstrahl, etwa im Durchmesser von
1 Millimeter, schießt aus seiner engen Ausflußöffnung zu sehr bedeutender Höhe,
etwa 10 Meter hoch, empor und fällt dann in ein weites Becken. Es ist ein-
leuchtend, daß in diesem Falle geraume Zeit verstreichen wird, bis sich das Becken
füllt. Nun nehmen wir aber eine sehr weite Ausflußöffnung; jetzt wird das
Wasser sich kaum über seine Ausflußöffnung erheben, aber in kürzester Zeit das Becken
füllen. Die Anwendung dieses Veispieles auf unsere beiden Elektricitätserreger ist
nun einfach: der hoch aufschießende Wasserstrahl aus der engen Oeffnung ist der
kräftige Funke der Influenzmaschine, der das Becken rasch füllende Wasserschwall
aus der weiten Oeffnung ist der Strom der galvanischen Batterie.

Eine Holtz'sche Influenzmaschine kann Funken von der Länge des Drittels
oder der Hälfte des Scheibendurchmessers geben, entwickelt aber in einem Wasser-
zersetzungsapparate erst in etwa 40 Stunden einen Cubikcentimeter Knallgas. Um
letzteres durch galvanische Elemente zu bewirken, bedarf es nur einer sehr kurzen
Zeit und weniger Elemente. Hingegen geben 11.000 Chlorsilber-Elemente Funken
von nur 15 Millimeter Länge.

In neuerer Zeit hat A. Toepler Influenzmaschinen construirt, die an
Wirksamkeit die Holtz'sche Influenzmaschine weit übertreffen. Er beschrieb sie selbst
mit folgenden Worten: "Man stelle sich vor, daß auf einer horizontalen Rotationsaxe
sehr viele kleine Kreisscheiben von Glas in kleinen Abständen voneinander befestigt
seien. In die engen Zwischenräume derselben rage zu beiden Seiten der Maschine
ein System wohl isolirter Inductorenplatten (d. h. feststehende Platten mit Belegungen)
hinein, jedoch so, daß dabei je ein Zwischenraum übersprungen wird. Es sind
also auf jeder Seite nur halb so viel Inductoren, als die Anzahl der Kreisscheiben
beträgt. In die noch unbesetzten Zwischenräume greift rechts und links je ein System
horizontaler Spitzenkämme, mit den Spitzen gegen die Rotationsrichtung gekehrt.
Denkt man sich die Inductoren rechts mit positiver, links mit negativer Elektricität
geladen, so wirkt jeder Inductor durch Influenz auf seine beiden Nachbarscheiben;
ebenso wirkt jeder Kamm doppelt. Verbindet man die Kammsysteme durch einen
Draht, so muß in diesem, entsprechend der wirksamen Oberfläche, ein starker Strom
entstehen. Ich habe die Maschine mit 20 kleinen Scheiben von nur 13 Centimeter
Radius ausführen lassen, so daß ein Apparat entstand, dessen wirksame Theile, abge-
sehen vom Rotationsmechanismus, nur etwa 0·05 Kubikmeter Raum einnehmen.
Kleine Scheiben mit großer Rotationsgeschwindigkeit halte ich für vortheilhaft, theils
aus technischen Gründen, hauptsächlich aber, damit die Spannung nicht größer
werde, als man sie bei den meisten Experimenten braucht."

Toepler kuppelte einst drei solche Maschinen zusammen und ließ sie durch
einen Arbeiter in Bewegung setzen. Der Strom, welchen er hierbei bekam, erhielt
bereits einen 0·2 Millimeter dicken Platindraht beständig glühend und veranlaßte
eine bereits sichtbare Wasserzersetzung. Allerdings würde zur Erzeugung von einem

über; unterbricht man den Leiter, der die Pole der galvaniſchen Elemente ver-
bindet, ſo tritt kein Funkenüberſchlagen ein. Die Urſache dieſes verſchiedenen Ver-
haltens liegt darin, daß im erſten Falle, alſo bei der Influenzmaſchine, ein äußerſt
ſchwacher elektriſcher Strom erregt wird, die erregte Elektricität aber eine bedeutende
Spannung hat, während im letzterwähnten Falle ein kräftiger Strom entſteht, der
aber eine ſo geringe Spannung beſitzt, daß er den Widerſtand auch der dünnſten
Luftſchichte nicht zu überwinden im Stande iſt.

Die Elektricität verhält ſich in beiden Fällen ähnlich wie das Waſſer in
nachſtehendem Beiſpiele. Ein ſehr dünner Waſſerſtrahl, etwa im Durchmeſſer von
1 Millimeter, ſchießt aus ſeiner engen Ausflußöffnung zu ſehr bedeutender Höhe,
etwa 10 Meter hoch, empor und fällt dann in ein weites Becken. Es iſt ein-
leuchtend, daß in dieſem Falle geraume Zeit verſtreichen wird, bis ſich das Becken
füllt. Nun nehmen wir aber eine ſehr weite Ausflußöffnung; jetzt wird das
Waſſer ſich kaum über ſeine Ausflußöffnung erheben, aber in kürzeſter Zeit das Becken
füllen. Die Anwendung dieſes Veiſpieles auf unſere beiden Elektricitätserreger iſt
nun einfach: der hoch aufſchießende Waſſerſtrahl aus der engen Oeffnung iſt der
kräftige Funke der Influenzmaſchine, der das Becken raſch füllende Waſſerſchwall
aus der weiten Oeffnung iſt der Strom der galvaniſchen Batterie.

Eine Holtz’ſche Influenzmaſchine kann Funken von der Länge des Drittels
oder der Hälfte des Scheibendurchmeſſers geben, entwickelt aber in einem Waſſer-
zerſetzungsapparate erſt in etwa 40 Stunden einen Cubikcentimeter Knallgas. Um
letzteres durch galvaniſche Elemente zu bewirken, bedarf es nur einer ſehr kurzen
Zeit und weniger Elemente. Hingegen geben 11.000 Chlorſilber-Elemente Funken
von nur 15 Millimeter Länge.

In neuerer Zeit hat A. Toepler Influenzmaſchinen conſtruirt, die an
Wirkſamkeit die Holtz’ſche Influenzmaſchine weit übertreffen. Er beſchrieb ſie ſelbſt
mit folgenden Worten: „Man ſtelle ſich vor, daß auf einer horizontalen Rotationsaxe
ſehr viele kleine Kreisſcheiben von Glas in kleinen Abſtänden voneinander befeſtigt
ſeien. In die engen Zwiſchenräume derſelben rage zu beiden Seiten der Maſchine
ein Syſtem wohl iſolirter Inductorenplatten (d. h. feſtſtehende Platten mit Belegungen)
hinein, jedoch ſo, daß dabei je ein Zwiſchenraum überſprungen wird. Es ſind
alſo auf jeder Seite nur halb ſo viel Inductoren, als die Anzahl der Kreisſcheiben
beträgt. In die noch unbeſetzten Zwiſchenräume greift rechts und links je ein Syſtem
horizontaler Spitzenkämme, mit den Spitzen gegen die Rotationsrichtung gekehrt.
Denkt man ſich die Inductoren rechts mit poſitiver, links mit negativer Elektricität
geladen, ſo wirkt jeder Inductor durch Influenz auf ſeine beiden Nachbarſcheiben;
ebenſo wirkt jeder Kamm doppelt. Verbindet man die Kammſyſteme durch einen
Draht, ſo muß in dieſem, entſprechend der wirkſamen Oberfläche, ein ſtarker Strom
entſtehen. Ich habe die Maſchine mit 20 kleinen Scheiben von nur 13 Centimeter
Radius ausführen laſſen, ſo daß ein Apparat entſtand, deſſen wirkſame Theile, abge-
ſehen vom Rotationsmechanismus, nur etwa 0·05 Kubikmeter Raum einnehmen.
Kleine Scheiben mit großer Rotationsgeſchwindigkeit halte ich für vortheilhaft, theils
aus techniſchen Gründen, hauptſächlich aber, damit die Spannung nicht größer
werde, als man ſie bei den meiſten Experimenten braucht.“

Toepler kuppelte einſt drei ſolche Maſchinen zuſammen und ließ ſie durch
einen Arbeiter in Bewegung ſetzen. Der Strom, welchen er hierbei bekam, erhielt
bereits einen 0·2 Millimeter dicken Platindraht beſtändig glühend und veranlaßte
eine bereits ſichtbare Waſſerzerſetzung. Allerdings würde zur Erzeugung von einem

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[110/0124] über; unterbricht man den Leiter, der die Pole der galvaniſchen Elemente ver- bindet, ſo tritt kein Funkenüberſchlagen ein. Die Urſache dieſes verſchiedenen Ver- haltens liegt darin, daß im erſten Falle, alſo bei der Influenzmaſchine, ein äußerſt ſchwacher elektriſcher Strom erregt wird, die erregte Elektricität aber eine bedeutende Spannung hat, während im letzterwähnten Falle ein kräftiger Strom entſteht, der aber eine ſo geringe Spannung beſitzt, daß er den Widerſtand auch der dünnſten Luftſchichte nicht zu überwinden im Stande iſt. Die Elektricität verhält ſich in beiden Fällen ähnlich wie das Waſſer in nachſtehendem Beiſpiele. Ein ſehr dünner Waſſerſtrahl, etwa im Durchmeſſer von 1 Millimeter, ſchießt aus ſeiner engen Ausflußöffnung zu ſehr bedeutender Höhe, etwa 10 Meter hoch, empor und fällt dann in ein weites Becken. Es iſt ein- leuchtend, daß in dieſem Falle geraume Zeit verſtreichen wird, bis ſich das Becken füllt. Nun nehmen wir aber eine ſehr weite Ausflußöffnung; jetzt wird das Waſſer ſich kaum über ſeine Ausflußöffnung erheben, aber in kürzeſter Zeit das Becken füllen. Die Anwendung dieſes Veiſpieles auf unſere beiden Elektricitätserreger iſt nun einfach: der hoch aufſchießende Waſſerſtrahl aus der engen Oeffnung iſt der kräftige Funke der Influenzmaſchine, der das Becken raſch füllende Waſſerſchwall aus der weiten Oeffnung iſt der Strom der galvaniſchen Batterie. Eine Holtz’ſche Influenzmaſchine kann Funken von der Länge des Drittels oder der Hälfte des Scheibendurchmeſſers geben, entwickelt aber in einem Waſſer- zerſetzungsapparate erſt in etwa 40 Stunden einen Cubikcentimeter Knallgas. Um letzteres durch galvaniſche Elemente zu bewirken, bedarf es nur einer ſehr kurzen Zeit und weniger Elemente. Hingegen geben 11.000 Chlorſilber-Elemente Funken von nur 15 Millimeter Länge. In neuerer Zeit hat A. Toepler Influenzmaſchinen conſtruirt, die an Wirkſamkeit die Holtz’ſche Influenzmaſchine weit übertreffen. Er beſchrieb ſie ſelbſt mit folgenden Worten: „Man ſtelle ſich vor, daß auf einer horizontalen Rotationsaxe ſehr viele kleine Kreisſcheiben von Glas in kleinen Abſtänden voneinander befeſtigt ſeien. In die engen Zwiſchenräume derſelben rage zu beiden Seiten der Maſchine ein Syſtem wohl iſolirter Inductorenplatten (d. h. feſtſtehende Platten mit Belegungen) hinein, jedoch ſo, daß dabei je ein Zwiſchenraum überſprungen wird. Es ſind alſo auf jeder Seite nur halb ſo viel Inductoren, als die Anzahl der Kreisſcheiben beträgt. In die noch unbeſetzten Zwiſchenräume greift rechts und links je ein Syſtem horizontaler Spitzenkämme, mit den Spitzen gegen die Rotationsrichtung gekehrt. Denkt man ſich die Inductoren rechts mit poſitiver, links mit negativer Elektricität geladen, ſo wirkt jeder Inductor durch Influenz auf ſeine beiden Nachbarſcheiben; ebenſo wirkt jeder Kamm doppelt. Verbindet man die Kammſyſteme durch einen Draht, ſo muß in dieſem, entſprechend der wirkſamen Oberfläche, ein ſtarker Strom entſtehen. Ich habe die Maſchine mit 20 kleinen Scheiben von nur 13 Centimeter Radius ausführen laſſen, ſo daß ein Apparat entſtand, deſſen wirkſame Theile, abge- ſehen vom Rotationsmechanismus, nur etwa 0·05 Kubikmeter Raum einnehmen. Kleine Scheiben mit großer Rotationsgeſchwindigkeit halte ich für vortheilhaft, theils aus techniſchen Gründen, hauptſächlich aber, damit die Spannung nicht größer werde, als man ſie bei den meiſten Experimenten braucht.“ Toepler kuppelte einſt drei ſolche Maſchinen zuſammen und ließ ſie durch einen Arbeiter in Bewegung ſetzen. Der Strom, welchen er hierbei bekam, erhielt bereits einen 0·2 Millimeter dicken Platindraht beſtändig glühend und veranlaßte eine bereits ſichtbare Waſſerzerſetzung. Allerdings würde zur Erzeugung von einem

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/124>, abgerufen am 23.11.2024.