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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Messungen von Größen, die nicht selbst mechanischer Natur sind, nach ab-
solutem Maße begegnen uns hier nicht zum erstenmale. Wir lernten vielmehr
schon früher bei der Messung der magnetischen Intensität (S. 52) und auch bei
jener der Elektricität (S. 76) Maßeinheiten kennen, welche auf mechanische Größen
zurückgeführt sind. Gauß und Weber sind die Forscher, welche sie angaben; Ersterer
für die magnetische Intensität und Letzterer, auf dieser Grundlage weiterbauend, für
die Elektricität.

Wir haben den galvanischen Strom als ein Gegeneinanderbewegen gleich
großer, aber entgegengesetzter Elektricitäten kennen gelernt. Hierbei fließen durch
jeden Querschnitt eines Leiters in gleichen Zeiten gleiche Mengen der beiden Elek-
tricitäten gegeneinander. Geht nun durch einen Querschnitt in der Zeiteinheit
die Einheit der Elektricität durch, so muß der hierdurch bewirkte Strom auch
die Einheit der Stromstärke nach absolutem Maße sein. Die Einheit der Elek-
tricitäten im mechanischen Maße bekommt man aber in der Weise, daß man die
Kraft, mit welcher sich gleichnamige Elektricitäten abstoßen oder ungleichnamige
anziehen, durch die Einheiten von Gewicht, Länge und Zeit bestimmt.

Je nachdem sich die Elektricitäten mit größerer oder geringerer Geschwindigkeit
gegeneinander bewegen, muß auch die Stromstärke kleiner oder größer werden.
Ebenso muß sich auch die elektromotorische Kraft, welche die Elektricitäten in Bewegung
setzt, ändern, und als Maß für sie wird jedenfalls die in Bewegung gesetzte Menge
ebenso wie die Geschwindigkeit gelten müssen. Als Einheit nach absolutem Maße
haben wir daher jene elektromotorische Kraft zu betrachten, welche der Einheit der
elektrischen Menge die Einheit der Geschwindigkeit ertheilt. Ist aber die absolute
Einheit der Stromstärke und ebenso die der elektromotorischen Kraft bekannt, so
läßt sich mit Hilfe des Ohm'schen Gesetzes auch leicht die absolute Einheit des
Widerstandes bestimmen; nach dem Ohm'schen Gesetze ist nämlich
[Formel 1]

Als Normaleinheit des Längenmaßes gilt bekanntlich das Normalmeter oder
dessen Unterabtheilung, das Centimeter, als Gewichtseinheit das Gramm und als
Zeiteinheit die Secunde.

Die absoluten Maße müssen daher in Centimeter-Gramm-Secunden ausgedrückt
werden, was man abgekürzt gewöhnlich nur durch die Anfangsbuchstaben C. G. S.
bezeichnet.

Auf Grundlage der absoluten Einheiten wurden dann für die Praxis ge-
eignete Einheiten aufgestellt und mit den Namen berühmter Forscher bezeichnet. In
der Potentialtheorie (S. 88) lernten wir die Einwirkung eines elektrischen Körpers
auf ein unendlich kleines elektrisches Theilchen kennen; ein solches bildet nun die
Einheit der Elektricitätsmenge und heißt ein Coulomb. Nun läßt sich auch die
Einheit des Potentiales leicht bestimmen. In der Mechanik versteht man nämlich
unter der Einheit der Arbeit jene Arbeit, welche durch die Einheit der Kraft ge-
leistet wird bei einer Bewegung des durch die Kraft angegriffenen Körpers um
einen Centimeter. Sonach besitzt ein Leiter das Potential 1, wenn durch die Einheit
der Arbeit 1 Coulomb aus der Unendlichkeit zu ihm herangebracht wird. Die so
erhaltene Größe für die Einheit des Potentiales ist jedoch sehr klein und würde
daher in der Praxis sehr unangenehm zu gebrauchen sein. Der Gelehrtencongreß
in Paris einigte sich daher dahin, unter Einheit des Potentials dasjenige zu verstehen,

Meſſungen von Größen, die nicht ſelbſt mechaniſcher Natur ſind, nach ab-
ſolutem Maße begegnen uns hier nicht zum erſtenmale. Wir lernten vielmehr
ſchon früher bei der Meſſung der magnetiſchen Intenſität (S. 52) und auch bei
jener der Elektricität (S. 76) Maßeinheiten kennen, welche auf mechaniſche Größen
zurückgeführt ſind. Gauß und Weber ſind die Forſcher, welche ſie angaben; Erſterer
für die magnetiſche Intenſität und Letzterer, auf dieſer Grundlage weiterbauend, für
die Elektricität.

Wir haben den galvaniſchen Strom als ein Gegeneinanderbewegen gleich
großer, aber entgegengeſetzter Elektricitäten kennen gelernt. Hierbei fließen durch
jeden Querſchnitt eines Leiters in gleichen Zeiten gleiche Mengen der beiden Elek-
tricitäten gegeneinander. Geht nun durch einen Querſchnitt in der Zeiteinheit
die Einheit der Elektricität durch, ſo muß der hierdurch bewirkte Strom auch
die Einheit der Stromſtärke nach abſolutem Maße ſein. Die Einheit der Elek-
tricitäten im mechaniſchen Maße bekommt man aber in der Weiſe, daß man die
Kraft, mit welcher ſich gleichnamige Elektricitäten abſtoßen oder ungleichnamige
anziehen, durch die Einheiten von Gewicht, Länge und Zeit beſtimmt.

Je nachdem ſich die Elektricitäten mit größerer oder geringerer Geſchwindigkeit
gegeneinander bewegen, muß auch die Stromſtärke kleiner oder größer werden.
Ebenſo muß ſich auch die elektromotoriſche Kraft, welche die Elektricitäten in Bewegung
ſetzt, ändern, und als Maß für ſie wird jedenfalls die in Bewegung geſetzte Menge
ebenſo wie die Geſchwindigkeit gelten müſſen. Als Einheit nach abſolutem Maße
haben wir daher jene elektromotoriſche Kraft zu betrachten, welche der Einheit der
elektriſchen Menge die Einheit der Geſchwindigkeit ertheilt. Iſt aber die abſolute
Einheit der Stromſtärke und ebenſo die der elektromotoriſchen Kraft bekannt, ſo
läßt ſich mit Hilfe des Ohm’ſchen Geſetzes auch leicht die abſolute Einheit des
Widerſtandes beſtimmen; nach dem Ohm’ſchen Geſetze iſt nämlich
[Formel 1]

Als Normaleinheit des Längenmaßes gilt bekanntlich das Normalmeter oder
deſſen Unterabtheilung, das Centimeter, als Gewichtseinheit das Gramm und als
Zeiteinheit die Secunde.

Die abſoluten Maße müſſen daher in Centimeter-Gramm-Secunden ausgedrückt
werden, was man abgekürzt gewöhnlich nur durch die Anfangsbuchſtaben C. G. S.
bezeichnet.

Auf Grundlage der abſoluten Einheiten wurden dann für die Praxis ge-
eignete Einheiten aufgeſtellt und mit den Namen berühmter Forſcher bezeichnet. In
der Potentialtheorie (S. 88) lernten wir die Einwirkung eines elektriſchen Körpers
auf ein unendlich kleines elektriſches Theilchen kennen; ein ſolches bildet nun die
Einheit der Elektricitätsmenge und heißt ein Coulomb. Nun läßt ſich auch die
Einheit des Potentiales leicht beſtimmen. In der Mechanik verſteht man nämlich
unter der Einheit der Arbeit jene Arbeit, welche durch die Einheit der Kraft ge-
leiſtet wird bei einer Bewegung des durch die Kraft angegriffenen Körpers um
einen Centimeter. Sonach beſitzt ein Leiter das Potential 1, wenn durch die Einheit
der Arbeit 1 Coulomb aus der Unendlichkeit zu ihm herangebracht wird. Die ſo
erhaltene Größe für die Einheit des Potentiales iſt jedoch ſehr klein und würde
daher in der Praxis ſehr unangenehm zu gebrauchen ſein. Der Gelehrtencongreß
in Paris einigte ſich daher dahin, unter Einheit des Potentials dasjenige zu verſtehen,

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[215/0229] Meſſungen von Größen, die nicht ſelbſt mechaniſcher Natur ſind, nach ab- ſolutem Maße begegnen uns hier nicht zum erſtenmale. Wir lernten vielmehr ſchon früher bei der Meſſung der magnetiſchen Intenſität (S. 52) und auch bei jener der Elektricität (S. 76) Maßeinheiten kennen, welche auf mechaniſche Größen zurückgeführt ſind. Gauß und Weber ſind die Forſcher, welche ſie angaben; Erſterer für die magnetiſche Intenſität und Letzterer, auf dieſer Grundlage weiterbauend, für die Elektricität. Wir haben den galvaniſchen Strom als ein Gegeneinanderbewegen gleich großer, aber entgegengeſetzter Elektricitäten kennen gelernt. Hierbei fließen durch jeden Querſchnitt eines Leiters in gleichen Zeiten gleiche Mengen der beiden Elek- tricitäten gegeneinander. Geht nun durch einen Querſchnitt in der Zeiteinheit die Einheit der Elektricität durch, ſo muß der hierdurch bewirkte Strom auch die Einheit der Stromſtärke nach abſolutem Maße ſein. Die Einheit der Elek- tricitäten im mechaniſchen Maße bekommt man aber in der Weiſe, daß man die Kraft, mit welcher ſich gleichnamige Elektricitäten abſtoßen oder ungleichnamige anziehen, durch die Einheiten von Gewicht, Länge und Zeit beſtimmt. Je nachdem ſich die Elektricitäten mit größerer oder geringerer Geſchwindigkeit gegeneinander bewegen, muß auch die Stromſtärke kleiner oder größer werden. Ebenſo muß ſich auch die elektromotoriſche Kraft, welche die Elektricitäten in Bewegung ſetzt, ändern, und als Maß für ſie wird jedenfalls die in Bewegung geſetzte Menge ebenſo wie die Geſchwindigkeit gelten müſſen. Als Einheit nach abſolutem Maße haben wir daher jene elektromotoriſche Kraft zu betrachten, welche der Einheit der elektriſchen Menge die Einheit der Geſchwindigkeit ertheilt. Iſt aber die abſolute Einheit der Stromſtärke und ebenſo die der elektromotoriſchen Kraft bekannt, ſo läßt ſich mit Hilfe des Ohm’ſchen Geſetzes auch leicht die abſolute Einheit des Widerſtandes beſtimmen; nach dem Ohm’ſchen Geſetze iſt nämlich [FORMEL] Als Normaleinheit des Längenmaßes gilt bekanntlich das Normalmeter oder deſſen Unterabtheilung, das Centimeter, als Gewichtseinheit das Gramm und als Zeiteinheit die Secunde. Die abſoluten Maße müſſen daher in Centimeter-Gramm-Secunden ausgedrückt werden, was man abgekürzt gewöhnlich nur durch die Anfangsbuchſtaben C. G. S. bezeichnet. Auf Grundlage der abſoluten Einheiten wurden dann für die Praxis ge- eignete Einheiten aufgeſtellt und mit den Namen berühmter Forſcher bezeichnet. In der Potentialtheorie (S. 88) lernten wir die Einwirkung eines elektriſchen Körpers auf ein unendlich kleines elektriſches Theilchen kennen; ein ſolches bildet nun die Einheit der Elektricitätsmenge und heißt ein Coulomb. Nun läßt ſich auch die Einheit des Potentiales leicht beſtimmen. In der Mechanik verſteht man nämlich unter der Einheit der Arbeit jene Arbeit, welche durch die Einheit der Kraft ge- leiſtet wird bei einer Bewegung des durch die Kraft angegriffenen Körpers um einen Centimeter. Sonach beſitzt ein Leiter das Potential 1, wenn durch die Einheit der Arbeit 1 Coulomb aus der Unendlichkeit zu ihm herangebracht wird. Die ſo erhaltene Größe für die Einheit des Potentiales iſt jedoch ſehr klein und würde daher in der Praxis ſehr unangenehm zu gebrauchen ſein. Der Gelehrtencongreß in Paris einigte ſich daher dahin, unter Einheit des Potentials dasjenige zu verſtehen,

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/229>, abgerufen am 21.11.2024.