die Spirale geht wieder auseinander, taucht mit ihrem unteren Ende abermals in das Quecksilber und stellt den Stromkreis her u. s. w.
Aber nicht nur parallele, auch gekreuzte Ströme, also solche, die nicht in einer Ebene liegen, wie dies Fig. 155 veranschaulicht, üben Einfluß aufeinander aus. Das bewegliche astatische Gehänge ist auf der Säule B (vergl. auch Fig. 151) aufgehängt, der kreuzende Stromkreis auf dem Träger E befestigt. Die Zuleitung des Stromes zu dem letzterwähnten Stromkreise erfolgt durch den Träger E, auf welchen eine mit Klemmschraube versehene Röhre aufgesetzt ist, während die Rückleitung durch einen in der Röhre isolirt eingesetzten Stab erfolgt. Das Stück x y des astatischen Gehänges besteht aus isolirendem Materiale. Der Verlauf der Ströme in beiden Stromkreisen ist durch die Pfeile ersichtlich gemacht. Ist die Richtung der Ströme derart, daß beide von der Kreuzungstelle (dem Scheitel des Winkels) wegfließen, wie dies die Figur darstellt, oder daß beide Ströme gegen den Scheitel des Winkels hinfließen, so ziehen sie sich an; sie suchen sich in der Weise parallel zu stellen, daß in beiden Stromkreisen die Rich- tung des Stromes dieselbe ist. Fließt jedoch in einem Drahte der Strom zum Scheitel des Winkels, im zweiten Kreise von diesem weg oder umgekehrt, so stoßen sich die beiden Strom- kreise ab.
Die Zusammenfassung der bisher betrachteten Einwirkungen zweier Ströme aufeinander er- giebt also nachstehendes Gesetz:
Parallele gleich ge- richtete Ströme ziehen ein- ander an, parallele entgegengesetzt gerichtete Ströme stoßen einander
[Abbildung]
Fig. 156.
[Abbildung]
Fig. 157.
Abstoßung hintereinander liegender Stromtheile.
ab; gekreuzte Ströme ziehen einander an, wenn sie beide zum Kreu- zungspunkte hin oder von diesem weglaufen, sie stoßen sich ab, wenn der eine hin- und der andere wegfließt.
Ströme, von welchen der eine gegen den Scheitel des Winkels fließt (A B, Fig. 156), während der andere C D von ihm wegfließt, stoßen sich ab; der Winkel kann hierbei eine beliebige Größe haben. Lassen wir ihn immer stumpfer werden, so geht er schließlich in einen Winkel von 180 Grad über, d. h. die Schenkel bilden eine gerade Linie A' B' D. Wir haben dann einen Leiter, in welchem der Strom von A' nach D fließt, und somit ergiebt sich die interessante Folgerung, daß sich auch die aufeinanderfolgenden Theile eines und desselben Stromes abstoßen müssen. In der That läßt sich dieses Verhalten experimentell nachweisen. In Fig. 157 bildet C eine hölzerne durch eine Scheidewand in zwei Theile getheilte Wanne, die mit Quecksilber gefüllt ist. Die Klemmen B B stehen mit dem Quecksilber je einer Abtheilung in Verbindung und dienen zur Stromzuführung. Auf dem Queck-
Urbanitzky: Elektricität. 17
die Spirale geht wieder auseinander, taucht mit ihrem unteren Ende abermals in das Queckſilber und ſtellt den Stromkreis her u. ſ. w.
Aber nicht nur parallele, auch gekreuzte Ströme, alſo ſolche, die nicht in einer Ebene liegen, wie dies Fig. 155 veranſchaulicht, üben Einfluß aufeinander aus. Das bewegliche aſtatiſche Gehänge iſt auf der Säule B (vergl. auch Fig. 151) aufgehängt, der kreuzende Stromkreis auf dem Träger E befeſtigt. Die Zuleitung des Stromes zu dem letzterwähnten Stromkreiſe erfolgt durch den Träger E, auf welchen eine mit Klemmſchraube verſehene Röhre aufgeſetzt iſt, während die Rückleitung durch einen in der Röhre iſolirt eingeſetzten Stab erfolgt. Das Stück x y des aſtatiſchen Gehänges beſteht aus iſolirendem Materiale. Der Verlauf der Ströme in beiden Stromkreiſen iſt durch die Pfeile erſichtlich gemacht. Iſt die Richtung der Ströme derart, daß beide von der Kreuzungſtelle (dem Scheitel des Winkels) wegfließen, wie dies die Figur darſtellt, oder daß beide Ströme gegen den Scheitel des Winkels hinfließen, ſo ziehen ſie ſich an; ſie ſuchen ſich in der Weiſe parallel zu ſtellen, daß in beiden Stromkreiſen die Rich- tung des Stromes dieſelbe iſt. Fließt jedoch in einem Drahte der Strom zum Scheitel des Winkels, im zweiten Kreiſe von dieſem weg oder umgekehrt, ſo ſtoßen ſich die beiden Strom- kreiſe ab.
Die Zuſammenfaſſung der bisher betrachteten Einwirkungen zweier Ströme aufeinander er- giebt alſo nachſtehendes Geſetz:
Parallele gleich ge- richtete Ströme ziehen ein- ander an, parallele entgegengeſetzt gerichtete Ströme ſtoßen einander
[Abbildung]
Fig. 156.
[Abbildung]
Fig. 157.
Abſtoßung hintereinander liegender Stromtheile.
ab; gekreuzte Ströme ziehen einander an, wenn ſie beide zum Kreu- zungspunkte hin oder von dieſem weglaufen, ſie ſtoßen ſich ab, wenn der eine hin- und der andere wegfließt.
Ströme, von welchen der eine gegen den Scheitel des Winkels fließt (A B, Fig. 156), während der andere C D von ihm wegfließt, ſtoßen ſich ab; der Winkel kann hierbei eine beliebige Größe haben. Laſſen wir ihn immer ſtumpfer werden, ſo geht er ſchließlich in einen Winkel von 180 Grad über, d. h. die Schenkel bilden eine gerade Linie A' B' D. Wir haben dann einen Leiter, in welchem der Strom von A' nach D fließt, und ſomit ergiebt ſich die intereſſante Folgerung, daß ſich auch die aufeinanderfolgenden Theile eines und desſelben Stromes abſtoßen müſſen. In der That läßt ſich dieſes Verhalten experimentell nachweiſen. In Fig. 157 bildet C eine hölzerne durch eine Scheidewand in zwei Theile getheilte Wanne, die mit Queckſilber gefüllt iſt. Die Klemmen B B ſtehen mit dem Queckſilber je einer Abtheilung in Verbindung und dienen zur Stromzuführung. Auf dem Queck-
Urbanitzky: Elektricität. 17
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die Spirale geht wieder auseinander, taucht mit ihrem unteren Ende abermals in
das Queckſilber und ſtellt den Stromkreis her u. ſ. w.
Aber nicht nur parallele, auch gekreuzte Ströme, alſo ſolche, die nicht in
einer Ebene liegen, wie dies Fig. 155 veranſchaulicht, üben Einfluß aufeinander
aus. Das bewegliche aſtatiſche Gehänge iſt auf der Säule B (vergl. auch
Fig. 151) aufgehängt, der kreuzende Stromkreis auf dem Träger E befeſtigt. Die
Zuleitung des Stromes zu dem letzterwähnten Stromkreiſe erfolgt durch den
Träger E, auf welchen eine mit Klemmſchraube verſehene Röhre aufgeſetzt iſt,
während die Rückleitung durch einen in der Röhre iſolirt eingeſetzten Stab erfolgt.
Das Stück x y des aſtatiſchen Gehänges beſteht aus iſolirendem Materiale. Der
Verlauf der Ströme in beiden Stromkreiſen iſt durch die Pfeile erſichtlich gemacht.
Iſt die Richtung der Ströme derart, daß beide von der Kreuzungſtelle (dem
Scheitel des Winkels) wegfließen, wie dies die Figur darſtellt, oder daß
beide Ströme gegen den Scheitel
des Winkels hinfließen, ſo ziehen
ſie ſich an; ſie ſuchen ſich in der
Weiſe parallel zu ſtellen, daß
in beiden Stromkreiſen die Rich-
tung des Stromes dieſelbe iſt.
Fließt jedoch in einem Drahte
der Strom zum Scheitel des
Winkels, im zweiten Kreiſe von
dieſem weg oder umgekehrt, ſo
ſtoßen ſich die beiden Strom-
kreiſe ab.
Die Zuſammenfaſſung der
bisher betrachteten Einwirkungen
zweier Ströme aufeinander er-
giebt alſo nachſtehendes Geſetz:
Parallele gleich ge-
richtete Ströme ziehen ein-
ander an, parallele
entgegengeſetzt gerichtete
Ströme ſtoßen einander
[Abbildung Fig. 156.]
[Abbildung Fig. 157.
Abſtoßung hintereinander liegender Stromtheile.]
ab; gekreuzte Ströme ziehen einander an, wenn ſie beide zum Kreu-
zungspunkte hin oder von dieſem weglaufen, ſie ſtoßen ſich ab, wenn
der eine hin- und der andere wegfließt.
Ströme, von welchen der eine gegen den Scheitel des Winkels fließt (A B,
Fig. 156), während der andere C D von ihm wegfließt, ſtoßen ſich ab; der Winkel
kann hierbei eine beliebige Größe haben. Laſſen wir ihn immer ſtumpfer werden,
ſo geht er ſchließlich in einen Winkel von 180 Grad über, d. h. die Schenkel
bilden eine gerade Linie A' B' D. Wir haben dann einen Leiter, in welchem der
Strom von A' nach D fließt, und ſomit ergiebt ſich die intereſſante Folgerung, daß
ſich auch die aufeinanderfolgenden Theile eines und desſelben Stromes abſtoßen
müſſen. In der That läßt ſich dieſes Verhalten experimentell nachweiſen. In Fig. 157
bildet C eine hölzerne durch eine Scheidewand in zwei Theile getheilte Wanne,
die mit Queckſilber gefüllt iſt. Die Klemmen B B ſtehen mit dem Queckſilber je
einer Abtheilung in Verbindung und dienen zur Stromzuführung. Auf dem Queck-
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/271>, abgerufen am 24.11.2024.
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