Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

Faraday wies nach (1845), daß fast alle Körper sich in die eine oder die
andere Gruppe einreihen lassen. Allerdings hatte man schon ziemlich lange vorher
andere Substanzen wie das Eisen auf ihr magnetisches Verhalten untersucht, schrieb
aber, wenn sich eine Einwirkung zeigte, diese dem Eisengehalte der Körper zu.
Selbst die Beobachtungen Brugmann's (1778) fanden keine weitere Beachtung.
Brugmann untersuchte verschiedene Körper, welche er in einem Papierschiffchen oder
auf Wasser oder Quecksilber schwimmend zwischen die Pole eines Magnetes brachte.
Die meisten wurden allerdings von den Polen seines kräftigen Magnetes angezogen,
aber immerhin zeigten sich einige ganz indifferent, während sich metallisches Wis-

[Abbildung] Fig. 177.

Elektromagnet.

muth ganz unzweideutig von beiden
Polen abwandte.

Um verläßliche Resultate zu
erhalten, hat man im Allgemeinen
sehr kräftige Magnete zu verwenden.
Wüllner giebt an, daß Magnete,
deren Eisenkerne je 400 Millimeter
lang sind und dabei eine Dicke von
25 Millimeter besitzen, ausreichen.
Um die Wirkung des Magnetes auf
den zu untersuchenden Körper zu
concentriren, d. h. diesen in ein
möglichst kräftiges magnetisches Feld
zu bringen, werden die geraden
Endflächen der Elektromagnetschen-
keln mit zweckmäßig geformten An-
sätzen aus weichem Eisen, so-
genannten Halbankern, versehen. Die
zu untersuchenden Körper selbst
müssen, da die Wirkung meist eine
sehr schwache ist, möglichst leicht
beweglich angebracht werden. Dies
wird erreicht, indem man sie an
ungedrehten Seiden- oder Cocon-
fäden aufhängt.

Fig. 177 zeigt einen zu der-
artigen magnetischen Untersuchungen
geeigneten Apparat. Auf dem eisernen
Querstücke P sind die beiden Magnet-
schenkel N und S vertical befestigt. Sie tragen auf ihren oberen Endflächen Auf-
sätze aus weichem Eisen, in welchen sich die zugespitzten Eisencylinder e e1 verschieben,
beziehungsweise durch die Schrauben s s1 in bestimmter Lage feststellen lassen. Das
verticale oben mit Klemmschraube versehene Rohr R dient zur Aufnahme eines ver-
stellbaren Tischchens zum Auflegen der zu untersuchenden Körper, der Träger T
gestattet, Körper frei beweglich aufzuhängen. Der Apparat wird, um die Einwir-
kung eines Luftzuges auf den aufgehängten Körper auszuschließen, häufig noch mit
einem Glaskasten versehen. Man befestigt zu diesem Ende nahe an den Polflächen eine
hölzerne Platte in der Weise, daß die Pole durch dieselbe hindurchragen und setzt
darauf den Glaskasten. Die Halbanker und der zu untersuchende Körper sind somit

Faraday wies nach (1845), daß faſt alle Körper ſich in die eine oder die
andere Gruppe einreihen laſſen. Allerdings hatte man ſchon ziemlich lange vorher
andere Subſtanzen wie das Eiſen auf ihr magnetiſches Verhalten unterſucht, ſchrieb
aber, wenn ſich eine Einwirkung zeigte, dieſe dem Eiſengehalte der Körper zu.
Selbſt die Beobachtungen Brugmann’s (1778) fanden keine weitere Beachtung.
Brugmann unterſuchte verſchiedene Körper, welche er in einem Papierſchiffchen oder
auf Waſſer oder Queckſilber ſchwimmend zwiſchen die Pole eines Magnetes brachte.
Die meiſten wurden allerdings von den Polen ſeines kräftigen Magnetes angezogen,
aber immerhin zeigten ſich einige ganz indifferent, während ſich metalliſches Wis-

[Abbildung] Fig. 177.

Elektromagnet.

muth ganz unzweideutig von beiden
Polen abwandte.

Um verläßliche Reſultate zu
erhalten, hat man im Allgemeinen
ſehr kräftige Magnete zu verwenden.
Wüllner giebt an, daß Magnete,
deren Eiſenkerne je 400 Millimeter
lang ſind und dabei eine Dicke von
25 Millimeter beſitzen, ausreichen.
Um die Wirkung des Magnetes auf
den zu unterſuchenden Körper zu
concentriren, d. h. dieſen in ein
möglichſt kräftiges magnetiſches Feld
zu bringen, werden die geraden
Endflächen der Elektromagnetſchen-
keln mit zweckmäßig geformten An-
ſätzen aus weichem Eiſen, ſo-
genannten Halbankern, verſehen. Die
zu unterſuchenden Körper ſelbſt
müſſen, da die Wirkung meiſt eine
ſehr ſchwache iſt, möglichſt leicht
beweglich angebracht werden. Dies
wird erreicht, indem man ſie an
ungedrehten Seiden- oder Cocon-
fäden aufhängt.

Fig. 177 zeigt einen zu der-
artigen magnetiſchen Unterſuchungen
geeigneten Apparat. Auf dem eiſernen
Querſtücke P ſind die beiden Magnet-
ſchenkel N und S vertical befeſtigt. Sie tragen auf ihren oberen Endflächen Auf-
ſätze aus weichem Eiſen, in welchen ſich die zugeſpitzten Eiſencylinder e e1 verſchieben,
beziehungsweiſe durch die Schrauben s s1 in beſtimmter Lage feſtſtellen laſſen. Das
verticale oben mit Klemmſchraube verſehene Rohr R dient zur Aufnahme eines ver-
ſtellbaren Tiſchchens zum Auflegen der zu unterſuchenden Körper, der Träger T
geſtattet, Körper frei beweglich aufzuhängen. Der Apparat wird, um die Einwir-
kung eines Luftzuges auf den aufgehängten Körper auszuſchließen, häufig noch mit
einem Glaskaſten verſehen. Man befeſtigt zu dieſem Ende nahe an den Polflächen eine
hölzerne Platte in der Weiſe, daß die Pole durch dieſelbe hindurchragen und ſetzt
darauf den Glaskaſten. Die Halbanker und der zu unterſuchende Körper ſind ſomit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0294" n="280"/><hi rendition="#g">Faraday</hi> wies nach (1845), daß fa&#x017F;t alle Körper &#x017F;ich in die eine oder die<lb/>
andere Gruppe einreihen la&#x017F;&#x017F;en. Allerdings hatte man &#x017F;chon ziemlich lange vorher<lb/>
andere Sub&#x017F;tanzen wie das Ei&#x017F;en auf ihr magneti&#x017F;ches Verhalten unter&#x017F;ucht, &#x017F;chrieb<lb/>
aber, wenn &#x017F;ich eine Einwirkung zeigte, die&#x017F;e dem Ei&#x017F;engehalte der Körper zu.<lb/>
Selb&#x017F;t die Beobachtungen <hi rendition="#g">Brugmann</hi>&#x2019;s (1778) fanden keine weitere Beachtung.<lb/>
Brugmann unter&#x017F;uchte ver&#x017F;chiedene Körper, welche er in einem Papier&#x017F;chiffchen oder<lb/>
auf Wa&#x017F;&#x017F;er oder Queck&#x017F;ilber &#x017F;chwimmend zwi&#x017F;chen die Pole eines Magnetes brachte.<lb/>
Die mei&#x017F;ten wurden allerdings von den Polen &#x017F;eines kräftigen Magnetes angezogen,<lb/>
aber immerhin zeigten &#x017F;ich einige ganz indifferent, während &#x017F;ich metalli&#x017F;ches Wis-<lb/><figure><head>Fig. 177.</head><lb/><p>Elektromagnet.</p></figure><lb/>
muth ganz unzweideutig von beiden<lb/>
Polen abwandte.</p><lb/>
              <p>Um verläßliche Re&#x017F;ultate zu<lb/>
erhalten, hat man im Allgemeinen<lb/>
&#x017F;ehr kräftige Magnete zu verwenden.<lb/>
Wüllner giebt an, daß Magnete,<lb/>
deren Ei&#x017F;enkerne je 400 Millimeter<lb/>
lang &#x017F;ind und dabei eine Dicke von<lb/>
25 Millimeter be&#x017F;itzen, ausreichen.<lb/>
Um die Wirkung des Magnetes auf<lb/>
den zu unter&#x017F;uchenden Körper zu<lb/>
concentriren, d. h. die&#x017F;en in ein<lb/>
möglich&#x017F;t kräftiges magneti&#x017F;ches Feld<lb/>
zu bringen, werden die geraden<lb/>
Endflächen der Elektromagnet&#x017F;chen-<lb/>
keln mit zweckmäßig geformten An-<lb/>
&#x017F;ätzen aus weichem Ei&#x017F;en, &#x017F;o-<lb/>
genannten Halbankern, ver&#x017F;ehen. Die<lb/>
zu unter&#x017F;uchenden Körper &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>&#x017F;&#x017F;en, da die Wirkung mei&#x017F;t eine<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;chwache i&#x017F;t, möglich&#x017F;t leicht<lb/>
beweglich angebracht werden. Dies<lb/>
wird erreicht, indem man &#x017F;ie an<lb/>
ungedrehten Seiden- oder Cocon-<lb/>
fäden aufhängt.</p><lb/>
              <p>Fig. 177 zeigt einen zu der-<lb/>
artigen magneti&#x017F;chen Unter&#x017F;uchungen<lb/>
geeigneten Apparat. Auf dem ei&#x017F;ernen<lb/>
Quer&#x017F;tücke <hi rendition="#aq">P</hi> &#x017F;ind die beiden Magnet-<lb/>
&#x017F;chenkel <hi rendition="#aq">N</hi> und <hi rendition="#aq">S</hi> vertical befe&#x017F;tigt. Sie tragen auf ihren oberen Endflächen Auf-<lb/>
&#x017F;ätze aus weichem Ei&#x017F;en, in welchen &#x017F;ich die zuge&#x017F;pitzten Ei&#x017F;encylinder <hi rendition="#aq">e e</hi><hi rendition="#sub">1</hi> ver&#x017F;chieben,<lb/>
beziehungswei&#x017F;e durch die Schrauben <hi rendition="#aq">s s</hi><hi rendition="#sub">1</hi> in be&#x017F;timmter Lage fe&#x017F;t&#x017F;tellen la&#x017F;&#x017F;en. Das<lb/>
verticale oben mit Klemm&#x017F;chraube ver&#x017F;ehene Rohr <hi rendition="#aq">R</hi> dient zur Aufnahme eines ver-<lb/>
&#x017F;tellbaren Ti&#x017F;chchens zum Auflegen der zu unter&#x017F;uchenden Körper, der Träger <hi rendition="#aq">T</hi><lb/>
ge&#x017F;tattet, Körper frei beweglich aufzuhängen. Der Apparat wird, um die Einwir-<lb/>
kung eines Luftzuges auf den aufgehängten Körper auszu&#x017F;chließen, häufig noch mit<lb/>
einem Glaska&#x017F;ten ver&#x017F;ehen. Man befe&#x017F;tigt zu die&#x017F;em Ende nahe an den Polflächen eine<lb/>
hölzerne Platte in der Wei&#x017F;e, daß die Pole durch die&#x017F;elbe hindurchragen und &#x017F;etzt<lb/>
darauf den Glaska&#x017F;ten. Die Halbanker und der zu unter&#x017F;uchende Körper &#x017F;ind &#x017F;omit<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[280/0294] Faraday wies nach (1845), daß faſt alle Körper ſich in die eine oder die andere Gruppe einreihen laſſen. Allerdings hatte man ſchon ziemlich lange vorher andere Subſtanzen wie das Eiſen auf ihr magnetiſches Verhalten unterſucht, ſchrieb aber, wenn ſich eine Einwirkung zeigte, dieſe dem Eiſengehalte der Körper zu. Selbſt die Beobachtungen Brugmann’s (1778) fanden keine weitere Beachtung. Brugmann unterſuchte verſchiedene Körper, welche er in einem Papierſchiffchen oder auf Waſſer oder Queckſilber ſchwimmend zwiſchen die Pole eines Magnetes brachte. Die meiſten wurden allerdings von den Polen ſeines kräftigen Magnetes angezogen, aber immerhin zeigten ſich einige ganz indifferent, während ſich metalliſches Wis- [Abbildung Fig. 177. Elektromagnet.] muth ganz unzweideutig von beiden Polen abwandte. Um verläßliche Reſultate zu erhalten, hat man im Allgemeinen ſehr kräftige Magnete zu verwenden. Wüllner giebt an, daß Magnete, deren Eiſenkerne je 400 Millimeter lang ſind und dabei eine Dicke von 25 Millimeter beſitzen, ausreichen. Um die Wirkung des Magnetes auf den zu unterſuchenden Körper zu concentriren, d. h. dieſen in ein möglichſt kräftiges magnetiſches Feld zu bringen, werden die geraden Endflächen der Elektromagnetſchen- keln mit zweckmäßig geformten An- ſätzen aus weichem Eiſen, ſo- genannten Halbankern, verſehen. Die zu unterſuchenden Körper ſelbſt müſſen, da die Wirkung meiſt eine ſehr ſchwache iſt, möglichſt leicht beweglich angebracht werden. Dies wird erreicht, indem man ſie an ungedrehten Seiden- oder Cocon- fäden aufhängt. Fig. 177 zeigt einen zu der- artigen magnetiſchen Unterſuchungen geeigneten Apparat. Auf dem eiſernen Querſtücke P ſind die beiden Magnet- ſchenkel N und S vertical befeſtigt. Sie tragen auf ihren oberen Endflächen Auf- ſätze aus weichem Eiſen, in welchen ſich die zugeſpitzten Eiſencylinder e e1 verſchieben, beziehungsweiſe durch die Schrauben s s1 in beſtimmter Lage feſtſtellen laſſen. Das verticale oben mit Klemmſchraube verſehene Rohr R dient zur Aufnahme eines ver- ſtellbaren Tiſchchens zum Auflegen der zu unterſuchenden Körper, der Träger T geſtattet, Körper frei beweglich aufzuhängen. Der Apparat wird, um die Einwir- kung eines Luftzuges auf den aufgehängten Körper auszuſchließen, häufig noch mit einem Glaskaſten verſehen. Man befeſtigt zu dieſem Ende nahe an den Polflächen eine hölzerne Platte in der Weiſe, daß die Pole durch dieſelbe hindurchragen und ſetzt darauf den Glaskaſten. Die Halbanker und der zu unterſuchende Körper ſind ſomit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/294
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/294>, abgerufen am 01.09.2024.