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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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vom Eisenringe umschlossenen Raum zum Theile ein, indem sie die Ränder des
Ringes übersetzen und sich dann gegen die Innenseite des Ringes zurückkrümmen.
Die magnetischen Kraftlinien gewinnen dann die in Fig. 186 dargestellten Formen.

Die Schirmwirkung des Eisencylinders, heißt es in der früher erwähnten
Abhandlung von Stefan, läßt sich auch durch Inductionsversuche darlegen, mit
einem Drahte, welcher in einigen Windungen um die Wand des Cylinders herum
geführt ist, so daß von jeder Windung ein Theil in der inneren Höhlung, der
andere aber außerhalb des Cylinders liegt. Bewegt man diese Windungen längs
der Peripherie des ruhenden Eisencylinders, so erhält man einen Inductionsstrom,
dessen Richtung und Intensität von der anfänglichen Stellung und der Endlage
der Windungen abhängig ist. Bei einer Bewegung aus der äquatorialen in die
axiale Lage geht der außerhalb des Cylinders liegende Theil jeder Windung durch
ein Feld, in welchem die Kraftlinien condensirt sind; der andere Theil der Windung
aber geht durch ein Feld von sehr geringer Intensität. Da die eine Hälfte der
Windungen mehr Kraftlinien schneidet als die andere, so entsteht in denselben ein

[Abbildung] Fig. 185.
[Abbildung] Fig. 186.

Magnetische Kraftlinien.

Strom, dessen Intensität durch die Differenz der geschnittenen Kraftlinien be-
stimmt ist.

Man erhält denselben Strom, wenn man mit den Windungen zugleich den
Eisencylinder bewegt, so daß er sich um seine Axe dreht, wie dies bei der Gramme-
schen Maschine
der Fall ist. Durch die Drehung des Eisencylinders um seine
Axe wird die Vertheilung der Kraftlinien im Felde nicht geändert, insoweit wenigstens,
als von den Störungen, welche der remanente Magnetismus des Eisens verur-
sacht, abgesehen wird. Es ist dies leicht begreiflich, da die Eisenmassen um die Axe
des Cylinders herum vollkommen gleichmäßig vertheilt sind. Es läßt sich überdies
auch noch experimentell zeigen, indem man den Eisencylinder in Rotation versetzt,
während man die Drahtwindungen festhält. Es zeigt sich dann nämlich, daß kein
Strom oder nur ein sehr schwacher, den Veränderungen des remanenten Magne-
tismus entsprechender Strom auftritt.

Schon dieses eine Beispiel der Gramme'schen Maschine zeigt uns, daß es
für die Construction von elektrischen Maschinen wichtig ist, die Vertheilung und
den Verlauf der magnetischen Kraftlinien zu kennen. Von der Zahl der Linien
und von dem Winkel, unter welchem sie von dem bewegten Leiter durchschnitten
werden, hängt die Intensität des daraus resultirenden Inductionsstromes ab. Es

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vom Eiſenringe umſchloſſenen Raum zum Theile ein, indem ſie die Ränder des
Ringes überſetzen und ſich dann gegen die Innenſeite des Ringes zurückkrümmen.
Die magnetiſchen Kraftlinien gewinnen dann die in Fig. 186 dargeſtellten Formen.

Die Schirmwirkung des Eiſencylinders, heißt es in der früher erwähnten
Abhandlung von Stefan, läßt ſich auch durch Inductionsverſuche darlegen, mit
einem Drahte, welcher in einigen Windungen um die Wand des Cylinders herum
geführt iſt, ſo daß von jeder Windung ein Theil in der inneren Höhlung, der
andere aber außerhalb des Cylinders liegt. Bewegt man dieſe Windungen längs
der Peripherie des ruhenden Eiſencylinders, ſo erhält man einen Inductionsſtrom,
deſſen Richtung und Intenſität von der anfänglichen Stellung und der Endlage
der Windungen abhängig iſt. Bei einer Bewegung aus der äquatorialen in die
axiale Lage geht der außerhalb des Cylinders liegende Theil jeder Windung durch
ein Feld, in welchem die Kraftlinien condenſirt ſind; der andere Theil der Windung
aber geht durch ein Feld von ſehr geringer Intenſität. Da die eine Hälfte der
Windungen mehr Kraftlinien ſchneidet als die andere, ſo entſteht in denſelben ein

[Abbildung] Fig. 185.
[Abbildung] Fig. 186.

Magnetiſche Kraftlinien.

Strom, deſſen Intenſität durch die Differenz der geſchnittenen Kraftlinien be-
ſtimmt iſt.

Man erhält denſelben Strom, wenn man mit den Windungen zugleich den
Eiſencylinder bewegt, ſo daß er ſich um ſeine Axe dreht, wie dies bei der Gramme-
ſchen Maſchine
der Fall iſt. Durch die Drehung des Eiſencylinders um ſeine
Axe wird die Vertheilung der Kraftlinien im Felde nicht geändert, inſoweit wenigſtens,
als von den Störungen, welche der remanente Magnetismus des Eiſens verur-
ſacht, abgeſehen wird. Es iſt dies leicht begreiflich, da die Eiſenmaſſen um die Axe
des Cylinders herum vollkommen gleichmäßig vertheilt ſind. Es läßt ſich überdies
auch noch experimentell zeigen, indem man den Eiſencylinder in Rotation verſetzt,
während man die Drahtwindungen feſthält. Es zeigt ſich dann nämlich, daß kein
Strom oder nur ein ſehr ſchwacher, den Veränderungen des remanenten Magne-
tismus entſprechender Strom auftritt.

Schon dieſes eine Beiſpiel der Gramme’ſchen Maſchine zeigt uns, daß es
für die Conſtruction von elektriſchen Maſchinen wichtig iſt, die Vertheilung und
den Verlauf der magnetiſchen Kraftlinien zu kennen. Von der Zahl der Linien
und von dem Winkel, unter welchem ſie von dem bewegten Leiter durchſchnitten
werden, hängt die Intenſität des daraus reſultirenden Inductionsſtromes ab. Es

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[291/0305] vom Eiſenringe umſchloſſenen Raum zum Theile ein, indem ſie die Ränder des Ringes überſetzen und ſich dann gegen die Innenſeite des Ringes zurückkrümmen. Die magnetiſchen Kraftlinien gewinnen dann die in Fig. 186 dargeſtellten Formen. Die Schirmwirkung des Eiſencylinders, heißt es in der früher erwähnten Abhandlung von Stefan, läßt ſich auch durch Inductionsverſuche darlegen, mit einem Drahte, welcher in einigen Windungen um die Wand des Cylinders herum geführt iſt, ſo daß von jeder Windung ein Theil in der inneren Höhlung, der andere aber außerhalb des Cylinders liegt. Bewegt man dieſe Windungen längs der Peripherie des ruhenden Eiſencylinders, ſo erhält man einen Inductionsſtrom, deſſen Richtung und Intenſität von der anfänglichen Stellung und der Endlage der Windungen abhängig iſt. Bei einer Bewegung aus der äquatorialen in die axiale Lage geht der außerhalb des Cylinders liegende Theil jeder Windung durch ein Feld, in welchem die Kraftlinien condenſirt ſind; der andere Theil der Windung aber geht durch ein Feld von ſehr geringer Intenſität. Da die eine Hälfte der Windungen mehr Kraftlinien ſchneidet als die andere, ſo entſteht in denſelben ein [Abbildung Fig. 185.] [Abbildung Fig. 186. Magnetiſche Kraftlinien.] Strom, deſſen Intenſität durch die Differenz der geſchnittenen Kraftlinien be- ſtimmt iſt. Man erhält denſelben Strom, wenn man mit den Windungen zugleich den Eiſencylinder bewegt, ſo daß er ſich um ſeine Axe dreht, wie dies bei der Gramme- ſchen Maſchine der Fall iſt. Durch die Drehung des Eiſencylinders um ſeine Axe wird die Vertheilung der Kraftlinien im Felde nicht geändert, inſoweit wenigſtens, als von den Störungen, welche der remanente Magnetismus des Eiſens verur- ſacht, abgeſehen wird. Es iſt dies leicht begreiflich, da die Eiſenmaſſen um die Axe des Cylinders herum vollkommen gleichmäßig vertheilt ſind. Es läßt ſich überdies auch noch experimentell zeigen, indem man den Eiſencylinder in Rotation verſetzt, während man die Drahtwindungen feſthält. Es zeigt ſich dann nämlich, daß kein Strom oder nur ein ſehr ſchwacher, den Veränderungen des remanenten Magne- tismus entſprechender Strom auftritt. Schon dieſes eine Beiſpiel der Gramme’ſchen Maſchine zeigt uns, daß es für die Conſtruction von elektriſchen Maſchinen wichtig iſt, die Vertheilung und den Verlauf der magnetiſchen Kraftlinien zu kennen. Von der Zahl der Linien und von dem Winkel, unter welchem ſie von dem bewegten Leiter durchſchnitten werden, hängt die Intenſität des daraus reſultirenden Inductionsſtromes ab. Es 19*

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/305>, abgerufen am 24.11.2024.