keit der Colonien sprach und am 4. Juli 1776 die Unabhängigkeitserklärung thatsächlich zu Stande brachte. Im Jahre 1778 schloß er in Paris als Bevoll- mächtigter der dreizehn vereinigten Staaten Nordamerikas einen Allianzvertrag ab. Auch der Friedensabschluß im Jahre 1783 ist wesentlich seinen Bemühungen zu verdanken. Bis zum Jahre 1788 blieb er noch politisch in hervorragender Weise thätig; dann zwang ihn aber das herannahende Alter und sein Steinleiden, sich zurückzuziehen. Am 17. April 1790 starb er als Amerikas größter Bürger. Ihm zu Ehren ordnete der Congreß eine Nationaltrauer in der Dauer eines Monates an. Die Inschrift für seinen Grabstein hatte er sich selbst verfaßt; sie lautet: "Hier liegt der Leib Benjamin Franklin's, eines Buchdruckers (gleich dem Deckel eines alten Buches, aus welchem der Inhalt herausgenommen und der seiner Inschrift und Vergoldung beraubt ist), eine Speise für die Würmer; doch wird das Werk selbst nicht verloren sein, sondern (wie er glaubt) dereinst erscheinen in einer neuen, schöneren Ausgabe, durchgesehen und verbessert von dem Verfasser."
Treffend faßte d'Alembert die Thaten des großen Mannes zusammen in dem Hexameter, welchen er auf eine vom Bildhauer Houdon verfertigte Büste Frank- lin's setzte: Eripuit coelo fulmen, sceptrumque tyrannis. (Er entriß dem Himmel den Blitz und das Scepter den Tyrannen.)
Es wurde bereits angedeutet, daß Franklin es war, der in das bisher un- aufgeklärte Verhalten der Kleist'schen Flasche Aufklärung brachte; darin bestand eben eine seiner wichtigsten Entdeckungen. Er fand nämlich, daß eine isolirt aufgehängte Korkkugel nach ihrer Berührung mit der inneren Belegung einer Flasche von der äußeren Belegung der letzteren abgestoßen wird und umgekehrt; eine Kugel, welche von der äußeren Belegung Elektricität erhielt, wurde von einem mit der inneren Belegung in leitender Verbindung stehenden Drahte abgestoßen. Auch führte er Drähte von der äußeren und inneren Belegung bis auf eine kleine Entfernung gegeneinander und ließ in den noch übrig bleibenden Zwischenraum eine Korkkugel hängen; dann wurde die Korkkugel einmal von dem einen, einmal von dem anderen Drahtende angezogen und pendelte so lange zwischen beiden hin und her, bis die Flasche entladen war.
Auf Grund dieser und noch anderer Experimente gab Franklin eine Er- klärung des Verhaltens einer Kleist'schen Flasche und stellte zugleich eine Theorie der Elektricität überhaupt auf. Nach seiner Ansicht sollte nur eine einzige elek- trische Materie existiren, von welcher der eine Körper mehr, der andere weniger besitzt, je nach seiner Natur. Der Zustand eines Körpers, den wir elektrisch nennen, sollte darin bestehen, daß dieser Körper einen Ueberschuß oder einen Mangel an der ihm seiner Natur nach zukommenden Elektricitätsmenge aufzuweisen habe. Im ersteren Falle ist der Körper positiv elektrisch, im letzteren jedoch negativ. Wird also z. B. durch Reiben zweier Körper gegeneinander Elektricität erregt, so geht bei diesem Processe ein Theil der Elektricität des einen Körpers in den anderen über und letzterer wird positiv elektrisch; der andere Körper hingegen ver- liert elektrische Materie und erscheint als negativ elektrisirter Körper. Beide Körper können ihr elektrisches Gleichgewicht wieder herstellen, d. h. also unelektrisch werden, wenn man sie durch einen Elektricitätsleiter miteinander verbindet.
Diese Theorie auf die Erscheinungen in der Kleist'schen Flasche angewandt, giebt für diese folgende Erklärung: Führt man der inneren Belegung Elektricität
Urbanitzky: Elektricität. 2
keit der Colonien ſprach und am 4. Juli 1776 die Unabhängigkeitserklärung thatſächlich zu Stande brachte. Im Jahre 1778 ſchloß er in Paris als Bevoll- mächtigter der dreizehn vereinigten Staaten Nordamerikas einen Allianzvertrag ab. Auch der Friedensabſchluß im Jahre 1783 iſt weſentlich ſeinen Bemühungen zu verdanken. Bis zum Jahre 1788 blieb er noch politiſch in hervorragender Weiſe thätig; dann zwang ihn aber das herannahende Alter und ſein Steinleiden, ſich zurückzuziehen. Am 17. April 1790 ſtarb er als Amerikas größter Bürger. Ihm zu Ehren ordnete der Congreß eine Nationaltrauer in der Dauer eines Monates an. Die Inſchrift für ſeinen Grabſtein hatte er ſich ſelbſt verfaßt; ſie lautet: „Hier liegt der Leib Benjamin Franklin’s, eines Buchdruckers (gleich dem Deckel eines alten Buches, aus welchem der Inhalt herausgenommen und der ſeiner Inſchrift und Vergoldung beraubt iſt), eine Speiſe für die Würmer; doch wird das Werk ſelbſt nicht verloren ſein, ſondern (wie er glaubt) dereinſt erſcheinen in einer neuen, ſchöneren Ausgabe, durchgeſehen und verbeſſert von dem Verfaſſer.“
Treffend faßte d’Alembert die Thaten des großen Mannes zuſammen in dem Hexameter, welchen er auf eine vom Bildhauer Houdon verfertigte Büſte Frank- lin’s ſetzte: Eripuit coelo fulmen, sceptrumque tyrannis. (Er entriß dem Himmel den Blitz und das Scepter den Tyrannen.)
Es wurde bereits angedeutet, daß Franklin es war, der in das bisher un- aufgeklärte Verhalten der Kleiſt’ſchen Flaſche Aufklärung brachte; darin beſtand eben eine ſeiner wichtigſten Entdeckungen. Er fand nämlich, daß eine iſolirt aufgehängte Korkkugel nach ihrer Berührung mit der inneren Belegung einer Flaſche von der äußeren Belegung der letzteren abgeſtoßen wird und umgekehrt; eine Kugel, welche von der äußeren Belegung Elektricität erhielt, wurde von einem mit der inneren Belegung in leitender Verbindung ſtehenden Drahte abgeſtoßen. Auch führte er Drähte von der äußeren und inneren Belegung bis auf eine kleine Entfernung gegeneinander und ließ in den noch übrig bleibenden Zwiſchenraum eine Korkkugel hängen; dann wurde die Korkkugel einmal von dem einen, einmal von dem anderen Drahtende angezogen und pendelte ſo lange zwiſchen beiden hin und her, bis die Flaſche entladen war.
Auf Grund dieſer und noch anderer Experimente gab Franklin eine Er- klärung des Verhaltens einer Kleiſt’ſchen Flaſche und ſtellte zugleich eine Theorie der Elektricität überhaupt auf. Nach ſeiner Anſicht ſollte nur eine einzige elek- triſche Materie exiſtiren, von welcher der eine Körper mehr, der andere weniger beſitzt, je nach ſeiner Natur. Der Zuſtand eines Körpers, den wir elektriſch nennen, ſollte darin beſtehen, daß dieſer Körper einen Ueberſchuß oder einen Mangel an der ihm ſeiner Natur nach zukommenden Elektricitätsmenge aufzuweiſen habe. Im erſteren Falle iſt der Körper poſitiv elektriſch, im letzteren jedoch negativ. Wird alſo z. B. durch Reiben zweier Körper gegeneinander Elektricität erregt, ſo geht bei dieſem Proceſſe ein Theil der Elektricität des einen Körpers in den anderen über und letzterer wird poſitiv elektriſch; der andere Körper hingegen ver- liert elektriſche Materie und erſcheint als negativ elektriſirter Körper. Beide Körper können ihr elektriſches Gleichgewicht wieder herſtellen, d. h. alſo unelektriſch werden, wenn man ſie durch einen Elektricitätsleiter miteinander verbindet.
Dieſe Theorie auf die Erſcheinungen in der Kleiſt’ſchen Flaſche angewandt, giebt für dieſe folgende Erklärung: Führt man der inneren Belegung Elektricität
Urbanitzky: Elektricität. 2
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thatſächlich zu Stande brachte. Im Jahre 1778 ſchloß er in Paris als Bevoll-
mächtigter der dreizehn vereinigten Staaten Nordamerikas einen Allianzvertrag ab.
Auch der Friedensabſchluß im Jahre 1783 iſt weſentlich ſeinen Bemühungen zu
verdanken. Bis zum Jahre 1788 blieb er noch politiſch in hervorragender Weiſe
thätig; dann zwang ihn aber das herannahende Alter und ſein Steinleiden, ſich
zurückzuziehen. Am 17. April 1790 ſtarb er als Amerikas größter Bürger. Ihm
zu Ehren ordnete der Congreß eine Nationaltrauer in der Dauer eines Monates
an. Die Inſchrift für ſeinen Grabſtein hatte er ſich ſelbſt verfaßt; ſie lautet: „Hier
liegt der Leib Benjamin Franklin’s, eines Buchdruckers (gleich dem Deckel eines
alten Buches, aus welchem der Inhalt herausgenommen und der ſeiner Inſchrift
und Vergoldung beraubt iſt), eine Speiſe für die Würmer; doch wird das Werk
ſelbſt nicht verloren ſein, ſondern (wie er glaubt) dereinſt erſcheinen in einer neuen,
ſchöneren Ausgabe, durchgeſehen und verbeſſert von dem Verfaſſer.“
Treffend faßte d’Alembert die Thaten des großen Mannes zuſammen in dem
Hexameter, welchen er auf eine vom Bildhauer Houdon verfertigte Büſte Frank-
lin’s ſetzte:
Eripuit coelo fulmen, sceptrumque tyrannis.
(Er entriß dem Himmel den Blitz und das Scepter den Tyrannen.)
Es wurde bereits angedeutet, daß Franklin es war, der in das bisher un-
aufgeklärte Verhalten der Kleiſt’ſchen Flaſche Aufklärung brachte; darin beſtand eben
eine ſeiner wichtigſten Entdeckungen. Er fand nämlich, daß eine iſolirt aufgehängte
Korkkugel nach ihrer Berührung mit der inneren Belegung einer Flaſche von der
äußeren Belegung der letzteren abgeſtoßen wird und umgekehrt; eine Kugel, welche
von der äußeren Belegung Elektricität erhielt, wurde von einem mit der inneren
Belegung in leitender Verbindung ſtehenden Drahte abgeſtoßen. Auch führte er
Drähte von der äußeren und inneren Belegung bis auf eine kleine Entfernung
gegeneinander und ließ in den noch übrig bleibenden Zwiſchenraum eine Korkkugel
hängen; dann wurde die Korkkugel einmal von dem einen, einmal von dem anderen
Drahtende angezogen und pendelte ſo lange zwiſchen beiden hin und her, bis die
Flaſche entladen war.
Auf Grund dieſer und noch anderer Experimente gab Franklin eine Er-
klärung des Verhaltens einer Kleiſt’ſchen Flaſche und ſtellte zugleich eine Theorie
der Elektricität überhaupt auf. Nach ſeiner Anſicht ſollte nur eine einzige elek-
triſche Materie exiſtiren, von welcher der eine Körper mehr, der andere weniger
beſitzt, je nach ſeiner Natur. Der Zuſtand eines Körpers, den wir elektriſch nennen,
ſollte darin beſtehen, daß dieſer Körper einen Ueberſchuß oder einen Mangel an
der ihm ſeiner Natur nach zukommenden Elektricitätsmenge aufzuweiſen habe. Im
erſteren Falle iſt der Körper poſitiv elektriſch, im letzteren jedoch negativ. Wird
alſo z. B. durch Reiben zweier Körper gegeneinander Elektricität erregt, ſo
geht bei dieſem Proceſſe ein Theil der Elektricität des einen Körpers in den
anderen über und letzterer wird poſitiv elektriſch; der andere Körper hingegen ver-
liert elektriſche Materie und erſcheint als negativ elektriſirter Körper. Beide Körper
können ihr elektriſches Gleichgewicht wieder herſtellen, d. h. alſo unelektriſch werden,
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giebt für dieſe folgende Erklärung: Führt man der inneren Belegung Elektricität
Urbanitzky: Elektricität. 2
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/31>, abgerufen am 23.11.2024.
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