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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Es ist hier nicht der Ort, auf diese Erscheinungen näher einzugehen; es
genügt hier der Hinweis auf die Wichtigkeit dieses Verhaltens. Zahlreiche Unter-
suchungen haben nämlich dargethan, daß jeder Körper, wenn er in Dampf- oder
Gasform zum Leuchten gebracht wird, ein ihm ganz allein eigenthümliches Spectrum
zeigt. Dies und gewisse hierzu in naher Beziehung stehende Verhältnisse gestatten
uns, nicht nur die chemische Zusammensetzung der uns zur Hand befindlichen

[Abbildung] Fig. 197.

Geißler'sche
Speckralröhre.

Körper zu bestimmen, sondern auch mit voller Sicherheit
jene weit entfernter Körper zu ermitteln. So lehrte uns die
Spectralanalyse, daß ein großer Theil der auf der Erde vor-
handenen Körper auch in der Sonne sich befinde.

Zur Kenntniß der Metallspectra verhalf uns der verstärkte
Funke des Inductionsapparates, da es nur durch diesen oder
den Voltabogen gelingt, feste Metalle in glühende Metalldämpfe
zu verwandeln. Die Inductionsströme dienen auch dazu, Gase
zum Glühen zu bringen, wodurch uns das Studium der Spectra
dieser in bequemer Weise ermöglicht wird. Man bedient sich
hierzu der Geißler'schen Röhren; es sind dies Glasröhren
oder Gefäße von mannigfachen Formen, in welche gewöhnlich
an zwei Stellen Metalldrähte eingeschmolzen sind. Durch diese
Metalldrähte oder Elektroden werden die elektrischen Ströme
eingeleitet und bringen das im Innern befindliche, mehr oder
weniger stark verdünnte Gas zum Glühen und Leuchten. Derlei
Röhren wurden zuerst von Grove gebraucht, hierauf benutzte
sie Plücker zu seinen eingehenden Studien über Gasspectra,
und dann wurden sie in großer Vollendung von Dr. H. Geißler
verfertigt.

Die Fig. 197 und 198 stellen zwei derartige Geißler'sche
Röhren dar, die eine von gleichmäßig cylindrischer Form, die
andere mit einem thermometerartig verengten Theile in der
Mitte. Diese Form eignet sich besonders für spectralanalytische
Zwecke, da die Gassäule in dem engen Röhrenquerschnitte an
Leuchtkraft bedeutend gewinnt und daher auch im Stande ist,
ein lichtkräftiges, deutliches Spectrum zu liefern. Die gewöhn-
lichen, käuflichen Röhren sind vollkommen geschlossen und mit
Gasen oder Dämpfen gefüllt, welche auf einen Druck von
2 bis 6 Millimeter verdünnt wurden; die Gase zeigen nämlich
bei dieser Verdünnung, sobald elektrische Ströme sie durchsetzen,
die für sie charakteristischen Lichterscheinungen am besten.

Beabsichtigt man, den Verlauf der Erscheinungen zu
studiren, so versieht man die Röhren mit Glashähnen, welche
gestatten, eine Verbindung mit der Luftpumpe beliebig herstellen
oder unterbrechen zu können, oder andererseits ermöglichen, verschiedene Gase in
die Röhre einzuführen. Wie die Abbildungen zeigen, enden die in das Glas
eingeschmolzenen Drähte (gewöhnlich aus Platin) nach außen in kleinen Oesen;
diese dienen zur Verbindung mit den Drahtenden der Inductionsspule.

Leitet man die Inductionsströme durch eine Röhre (ohne engen Theil), welche
mit Luft unter dem Atmosphärendrucke gefüllt ist, so geht zunächst, vorausgesetzt,
daß die Kraft des Inductoriums ausreicht, ein continuirlicher Funkenstrom über.

Es iſt hier nicht der Ort, auf dieſe Erſcheinungen näher einzugehen; es
genügt hier der Hinweis auf die Wichtigkeit dieſes Verhaltens. Zahlreiche Unter-
ſuchungen haben nämlich dargethan, daß jeder Körper, wenn er in Dampf- oder
Gasform zum Leuchten gebracht wird, ein ihm ganz allein eigenthümliches Spectrum
zeigt. Dies und gewiſſe hierzu in naher Beziehung ſtehende Verhältniſſe geſtatten
uns, nicht nur die chemiſche Zuſammenſetzung der uns zur Hand befindlichen

[Abbildung] Fig. 197.

Geißler’ſche
Speckralröhre.

Körper zu beſtimmen, ſondern auch mit voller Sicherheit
jene weit entfernter Körper zu ermitteln. So lehrte uns die
Spectralanalyſe, daß ein großer Theil der auf der Erde vor-
handenen Körper auch in der Sonne ſich befinde.

Zur Kenntniß der Metallſpectra verhalf uns der verſtärkte
Funke des Inductionsapparates, da es nur durch dieſen oder
den Voltabogen gelingt, feſte Metalle in glühende Metalldämpfe
zu verwandeln. Die Inductionsſtröme dienen auch dazu, Gaſe
zum Glühen zu bringen, wodurch uns das Studium der Spectra
dieſer in bequemer Weiſe ermöglicht wird. Man bedient ſich
hierzu der Geißler’ſchen Röhren; es ſind dies Glasröhren
oder Gefäße von mannigfachen Formen, in welche gewöhnlich
an zwei Stellen Metalldrähte eingeſchmolzen ſind. Durch dieſe
Metalldrähte oder Elektroden werden die elektriſchen Ströme
eingeleitet und bringen das im Innern befindliche, mehr oder
weniger ſtark verdünnte Gas zum Glühen und Leuchten. Derlei
Röhren wurden zuerſt von Grove gebraucht, hierauf benutzte
ſie Plücker zu ſeinen eingehenden Studien über Gasſpectra,
und dann wurden ſie in großer Vollendung von Dr. H. Geißler
verfertigt.

Die Fig. 197 und 198 ſtellen zwei derartige Geißler’ſche
Röhren dar, die eine von gleichmäßig cylindriſcher Form, die
andere mit einem thermometerartig verengten Theile in der
Mitte. Dieſe Form eignet ſich beſonders für ſpectralanalytiſche
Zwecke, da die Gasſäule in dem engen Röhrenquerſchnitte an
Leuchtkraft bedeutend gewinnt und daher auch im Stande iſt,
ein lichtkräftiges, deutliches Spectrum zu liefern. Die gewöhn-
lichen, käuflichen Röhren ſind vollkommen geſchloſſen und mit
Gaſen oder Dämpfen gefüllt, welche auf einen Druck von
2 bis 6 Millimeter verdünnt wurden; die Gaſe zeigen nämlich
bei dieſer Verdünnung, ſobald elektriſche Ströme ſie durchſetzen,
die für ſie charakteriſtiſchen Lichterſcheinungen am beſten.

Beabſichtigt man, den Verlauf der Erſcheinungen zu
ſtudiren, ſo verſieht man die Röhren mit Glashähnen, welche
geſtatten, eine Verbindung mit der Luftpumpe beliebig herſtellen
oder unterbrechen zu können, oder andererſeits ermöglichen, verſchiedene Gaſe in
die Röhre einzuführen. Wie die Abbildungen zeigen, enden die in das Glas
eingeſchmolzenen Drähte (gewöhnlich aus Platin) nach außen in kleinen Oeſen;
dieſe dienen zur Verbindung mit den Drahtenden der Inductionsſpule.

Leitet man die Inductionsſtröme durch eine Röhre (ohne engen Theil), welche
mit Luft unter dem Atmoſphärendrucke gefüllt iſt, ſo geht zunächſt, vorausgeſetzt,
daß die Kraft des Inductoriums ausreicht, ein continuirlicher Funkenſtrom über.

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[310/0324] Es iſt hier nicht der Ort, auf dieſe Erſcheinungen näher einzugehen; es genügt hier der Hinweis auf die Wichtigkeit dieſes Verhaltens. Zahlreiche Unter- ſuchungen haben nämlich dargethan, daß jeder Körper, wenn er in Dampf- oder Gasform zum Leuchten gebracht wird, ein ihm ganz allein eigenthümliches Spectrum zeigt. Dies und gewiſſe hierzu in naher Beziehung ſtehende Verhältniſſe geſtatten uns, nicht nur die chemiſche Zuſammenſetzung der uns zur Hand befindlichen [Abbildung Fig. 197. Geißler’ſche Speckralröhre.] Körper zu beſtimmen, ſondern auch mit voller Sicherheit jene weit entfernter Körper zu ermitteln. So lehrte uns die Spectralanalyſe, daß ein großer Theil der auf der Erde vor- handenen Körper auch in der Sonne ſich befinde. Zur Kenntniß der Metallſpectra verhalf uns der verſtärkte Funke des Inductionsapparates, da es nur durch dieſen oder den Voltabogen gelingt, feſte Metalle in glühende Metalldämpfe zu verwandeln. Die Inductionsſtröme dienen auch dazu, Gaſe zum Glühen zu bringen, wodurch uns das Studium der Spectra dieſer in bequemer Weiſe ermöglicht wird. Man bedient ſich hierzu der Geißler’ſchen Röhren; es ſind dies Glasröhren oder Gefäße von mannigfachen Formen, in welche gewöhnlich an zwei Stellen Metalldrähte eingeſchmolzen ſind. Durch dieſe Metalldrähte oder Elektroden werden die elektriſchen Ströme eingeleitet und bringen das im Innern befindliche, mehr oder weniger ſtark verdünnte Gas zum Glühen und Leuchten. Derlei Röhren wurden zuerſt von Grove gebraucht, hierauf benutzte ſie Plücker zu ſeinen eingehenden Studien über Gasſpectra, und dann wurden ſie in großer Vollendung von Dr. H. Geißler verfertigt. Die Fig. 197 und 198 ſtellen zwei derartige Geißler’ſche Röhren dar, die eine von gleichmäßig cylindriſcher Form, die andere mit einem thermometerartig verengten Theile in der Mitte. Dieſe Form eignet ſich beſonders für ſpectralanalytiſche Zwecke, da die Gasſäule in dem engen Röhrenquerſchnitte an Leuchtkraft bedeutend gewinnt und daher auch im Stande iſt, ein lichtkräftiges, deutliches Spectrum zu liefern. Die gewöhn- lichen, käuflichen Röhren ſind vollkommen geſchloſſen und mit Gaſen oder Dämpfen gefüllt, welche auf einen Druck von 2 bis 6 Millimeter verdünnt wurden; die Gaſe zeigen nämlich bei dieſer Verdünnung, ſobald elektriſche Ströme ſie durchſetzen, die für ſie charakteriſtiſchen Lichterſcheinungen am beſten. Beabſichtigt man, den Verlauf der Erſcheinungen zu ſtudiren, ſo verſieht man die Röhren mit Glashähnen, welche geſtatten, eine Verbindung mit der Luftpumpe beliebig herſtellen oder unterbrechen zu können, oder andererſeits ermöglichen, verſchiedene Gaſe in die Röhre einzuführen. Wie die Abbildungen zeigen, enden die in das Glas eingeſchmolzenen Drähte (gewöhnlich aus Platin) nach außen in kleinen Oeſen; dieſe dienen zur Verbindung mit den Drahtenden der Inductionsſpule. Leitet man die Inductionsſtröme durch eine Röhre (ohne engen Theil), welche mit Luft unter dem Atmoſphärendrucke gefüllt iſt, ſo geht zunächſt, vorausgeſetzt, daß die Kraft des Inductoriums ausreicht, ein continuirlicher Funkenſtrom über.

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/324>, abgerufen am 24.11.2024.