Nähe seiner Wohnung den ersten Blitzableiter aufstellte. Unglücklicherweise war der Sommer des Jahres 1756 ein sehr trockener, was die unwissende Land- bevölkerung dieser Wetterstange zuschrieb und weshalb sie ihre Entfernung erzwang.
Mit dem Studium der atmosphärischen Elektricität, die nun zur Reibungs- Elektricität hinzugekommen war, beschäftigte sich eine Reihe von Männern. Leider sollte es sich hierbei auch in entsetzlicher Weise zeigen, wie gefahrvoll diese Experi- mente waren. Professor Nichmann in Petersburg hatte zum Studium der atmosphä- rischen Elektricität in seinem Hause eine isolirte Eisenstange aufgestellt, wie sie
[Abbildung]
Fig. 5.
Richmann's Wetterstange.
die Figur 5 zeigt. Bei o tritt die Stange S durch eine weite Oeffnung der Zimmerdecke in das Zimmer ein, durchsetzt dasselbe und wird dann weiter bis in feuchtes Erdreich geleitet. Innerhalb des Zimmers wird die Stange von Holzkugeln h h gefaßt, welche an Glasstangen g g, die in die Mauer eingelassen sind, befestigt werden. Die Oeffnung in der Zimmerdecke ist, soweit sie nicht von der Stange ausgefüllt wird, durch eine Platte aus Spiegelglas verschlossen. Würde die Stange ununterbrochen durch das Zimmer gehen, so könnte man ihren elektrischen Zustand höchstens durch die Ablenkung der Magnetnadel beobachten, nicht aber die Spannung studiren und Funken herausziehen. Aus diesem Grunde ist bei e ein Charnier angebracht, welches gestattet, den Theil c d zu drehen, so daß der Zusammenhang der Stange unterbrochen wird (wie dies der punktirte Theil der Zeichnung erkennen läßt). An der Stelle, wo die Stangen- enden zusammenstoßen, sind diese mit Messing- kugeln d und e versehen. Ferner trägt der be- wegliche Arm zwei Hollundermarkkügelchen k; das Auseinandergehen dieser oder bei starker Spannung die zwischen den voneinander ent- fernten Kugeln d e überspringenden Funken dienten zur Anzeige des elektrischen Zustandes.
Als Richmann nun im August 1753 während eines aufsteigenden Gewitters sich der Stange näherte, um ihren elektrischen Zustand zu untersuchen, fuhr ihm ein Feuerball aus der Stange gegen den Kopf und streckte ihn augenblicklich todt zu Boden. Der gleich- zeitig anwesende Kupferstecher Sokoloff stürzte gleichfalls zusammen, erholte sich aber nach einiger Zeit wieder.
Vorsichtiger war De Romas in Nerac (Frankreich) zu Werke gegangen. Er bediente sich gleich Franklin eines Drachen, gab aber diesem sehr bedeutende Dimensionen. Er ließ ihn wiederholt an einer mit Eisendraht durchflochtenen Schnur, die in einer Seidenschnur endigte, steigen und erhielt damit kolossale Wirkungen. So befestigte er einst am unteren Ende der Drahtschnur einen Cylinder aus Eisenblech, aus welchem er unter Donnerknall Feuermassen hervorbrechen sah.
Nähe ſeiner Wohnung den erſten Blitzableiter aufſtellte. Unglücklicherweiſe war der Sommer des Jahres 1756 ein ſehr trockener, was die unwiſſende Land- bevölkerung dieſer Wetterſtange zuſchrieb und weshalb ſie ihre Entfernung erzwang.
Mit dem Studium der atmoſphäriſchen Elektricität, die nun zur Reibungs- Elektricität hinzugekommen war, beſchäftigte ſich eine Reihe von Männern. Leider ſollte es ſich hierbei auch in entſetzlicher Weiſe zeigen, wie gefahrvoll dieſe Experi- mente waren. Profeſſor Nichmann in Petersburg hatte zum Studium der atmoſphä- riſchen Elektricität in ſeinem Hauſe eine iſolirte Eiſenſtange aufgeſtellt, wie ſie
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Fig. 5.
Richmann’s Wetterſtange.
die Figur 5 zeigt. Bei o tritt die Stange S durch eine weite Oeffnung der Zimmerdecke in das Zimmer ein, durchſetzt dasſelbe und wird dann weiter bis in feuchtes Erdreich geleitet. Innerhalb des Zimmers wird die Stange von Holzkugeln h h gefaßt, welche an Glasſtangen g g, die in die Mauer eingelaſſen ſind, befeſtigt werden. Die Oeffnung in der Zimmerdecke iſt, ſoweit ſie nicht von der Stange ausgefüllt wird, durch eine Platte aus Spiegelglas verſchloſſen. Würde die Stange ununterbrochen durch das Zimmer gehen, ſo könnte man ihren elektriſchen Zuſtand höchſtens durch die Ablenkung der Magnetnadel beobachten, nicht aber die Spannung ſtudiren und Funken herausziehen. Aus dieſem Grunde iſt bei e ein Charnier angebracht, welches geſtattet, den Theil c d zu drehen, ſo daß der Zuſammenhang der Stange unterbrochen wird (wie dies der punktirte Theil der Zeichnung erkennen läßt). An der Stelle, wo die Stangen- enden zuſammenſtoßen, ſind dieſe mit Meſſing- kugeln d und e verſehen. Ferner trägt der be- wegliche Arm zwei Hollundermarkkügelchen k; das Auseinandergehen dieſer oder bei ſtarker Spannung die zwiſchen den voneinander ent- fernten Kugeln d e überſpringenden Funken dienten zur Anzeige des elektriſchen Zuſtandes.
Als Richmann nun im Auguſt 1753 während eines aufſteigenden Gewitters ſich der Stange näherte, um ihren elektriſchen Zuſtand zu unterſuchen, fuhr ihm ein Feuerball aus der Stange gegen den Kopf und ſtreckte ihn augenblicklich todt zu Boden. Der gleich- zeitig anweſende Kupferſtecher Sokoloff ſtürzte gleichfalls zuſammen, erholte ſich aber nach einiger Zeit wieder.
Vorſichtiger war De Romas in Nerac (Frankreich) zu Werke gegangen. Er bediente ſich gleich Franklin eines Drachen, gab aber dieſem ſehr bedeutende Dimenſionen. Er ließ ihn wiederholt an einer mit Eiſendraht durchflochtenen Schnur, die in einer Seidenſchnur endigte, ſteigen und erhielt damit koloſſale Wirkungen. So befeſtigte er einſt am unteren Ende der Drahtſchnur einen Cylinder aus Eiſenblech, aus welchem er unter Donnerknall Feuermaſſen hervorbrechen ſah.
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Nähe ſeiner Wohnung den erſten Blitzableiter aufſtellte. Unglücklicherweiſe war
der Sommer des Jahres 1756 ein ſehr trockener, was die unwiſſende Land-
bevölkerung dieſer Wetterſtange zuſchrieb und weshalb ſie ihre Entfernung erzwang.
Mit dem Studium der atmoſphäriſchen Elektricität, die nun zur Reibungs-
Elektricität hinzugekommen war, beſchäftigte ſich eine Reihe von Männern. Leider
ſollte es ſich hierbei auch in entſetzlicher Weiſe zeigen, wie gefahrvoll dieſe Experi-
mente waren. Profeſſor Nichmann in Petersburg hatte zum Studium der atmoſphä-
riſchen Elektricität in ſeinem Hauſe eine iſolirte Eiſenſtange aufgeſtellt, wie ſie
[Abbildung Fig. 5.
Richmann’s Wetterſtange.]
die Figur 5 zeigt. Bei o tritt die Stange S
durch eine weite Oeffnung der Zimmerdecke in
das Zimmer ein, durchſetzt dasſelbe und wird
dann weiter bis in feuchtes Erdreich geleitet.
Innerhalb des Zimmers wird die Stange von
Holzkugeln h h gefaßt, welche an Glasſtangen
g g, die in die Mauer eingelaſſen ſind, befeſtigt
werden. Die Oeffnung in der Zimmerdecke iſt,
ſoweit ſie nicht von der Stange ausgefüllt wird,
durch eine Platte aus Spiegelglas verſchloſſen.
Würde die Stange ununterbrochen durch das
Zimmer gehen, ſo könnte man ihren elektriſchen
Zuſtand höchſtens durch die Ablenkung der
Magnetnadel beobachten, nicht aber die Spannung
ſtudiren und Funken herausziehen. Aus dieſem
Grunde iſt bei e ein Charnier angebracht,
welches geſtattet, den Theil c d zu drehen, ſo
daß der Zuſammenhang der Stange unterbrochen
wird (wie dies der punktirte Theil der Zeichnung
erkennen läßt). An der Stelle, wo die Stangen-
enden zuſammenſtoßen, ſind dieſe mit Meſſing-
kugeln d und e verſehen. Ferner trägt der be-
wegliche Arm zwei Hollundermarkkügelchen k;
das Auseinandergehen dieſer oder bei ſtarker
Spannung die zwiſchen den voneinander ent-
fernten Kugeln d e überſpringenden Funken
dienten zur Anzeige des elektriſchen Zuſtandes.
Als Richmann nun im Auguſt 1753
während eines aufſteigenden Gewitters ſich der
Stange näherte, um ihren elektriſchen Zuſtand
zu unterſuchen, fuhr ihm ein Feuerball aus der
Stange gegen den Kopf und ſtreckte ihn augenblicklich todt zu Boden. Der gleich-
zeitig anweſende Kupferſtecher Sokoloff ſtürzte gleichfalls zuſammen, erholte ſich
aber nach einiger Zeit wieder.
Vorſichtiger war De Romas in Nerac (Frankreich) zu Werke gegangen.
Er bediente ſich gleich Franklin eines Drachen, gab aber dieſem ſehr bedeutende
Dimenſionen. Er ließ ihn wiederholt an einer mit Eiſendraht durchflochtenen
Schnur, die in einer Seidenſchnur endigte, ſteigen und erhielt damit koloſſale
Wirkungen. So befeſtigte er einſt am unteren Ende der Drahtſchnur einen Cylinder
aus Eiſenblech, aus welchem er unter Donnerknall Feuermaſſen hervorbrechen ſah.
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/34>, abgerufen am 21.11.2024.
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