und überdies ist durch geringen Zwischenraum zwischen den beiden Polen des Magnetes und durch die rasche Rotation des Cylinders die Unterbrechungsdauer so sehr verkürzt, daß der Elektromagnet die ihm von einem Inductionsstrome er- theilte Kraft noch nicht verloren hat, bis der darauffolgende Inductionsstrom durch seine Drahtwindungen kreist.
So vortheilhaft dieses Verhalten des Eisens für die Wirkungsfähigkeit der Elektromagnete ist, so nachtheilig wird es im Eisen des rotirenden Cylinders. Dieser muß, wie bereits gezeigt wurde, seine Polarität fortwährend wechseln, und dies giebt Veranlassung zu oft sehr bedeutender Erhitzung.
Nach einer an die Royal Society am 14. März 1867 gerichteten Mittheilung Ladd's erhielt dieser im Jahre 1864 eine Maschine von Wilde und bestrebte sich, diese zu verbessern. Hierbei machte sein Assistent Tisley die Bemerkung: "Man könne die Armatur mit doppelten Windungen versehen und dann den in einem Theile dieser Windungen erzeugten Strom zur Erregung der Elektromagnete be-
[Abbildung]
Fig. 229.
Maschine von Ladd.
nützen, den in dem anderen Theile erzeugten Strom hin- gegen im äußeren Strom- kreis verwenden." Die praktische Ausführung dieser Idee unter- blieb jedoch, bis Ladd, durch die Publicationen von Siemens und Wheatstone neuerdings darauf aufmerksam gemacht, die in Fig. 229 dargestellte Maschine construirte und mit ihr bei der Pariser Aus- stellung im Mai 1867 großes Aufsehen erregte.
Ladd hatte in dem Pa- tente, welches er auf diese Maschine nahm, auch bereits mitgetheilt, daß die ursprüng- liche Erregung von Magnetismus durch einen Batteriestrom unnöthig sei, daß vielmehr der in jedem Eisen vorhandene, wenn auch noch so geringe natürliche Magnetismus ausreiche, um die Maschine wirksam zu machen, sobald die Armaturen in Rotation versetzt werden.
Ladd's Maschine besteht aus zwei Elektromagneten und zwei Siemens'schen Cylinderarmaturen. Die beiden Elektromagnete B und D sind aus flachen Eisen- platten gebildet, die an ihren von Drahtwindungen freien Enden (A A) mit halb- cylindrisch ausgehöhlten Halbankern versehen sind. (Die Halbanker des Magnetes B sind in der Figur mit den Buchstaben C C und C' C' bezeichnet.) Die beiden Cylinderarmaturen tragen bei m und n Commutatoren zur Gleichrichtung der Ströme. Die Federn F und F' führen zu je zwei Klemmschrauben. Die Rotation der Cylinder wird durch eine gemeinsame Transmission bewirkt.
Die Federn F, welche auf der kleineren Cylinderarmatur schleifen, stehen durch die dazugehörigen Klemmschrauben mit den Drahtwindungen der Elektromagnete B D derart in Verbindung, daß diese mit den Drahtwindungen der kleinen Cylinder- armatur einen geschlossenen Stromkreis bilden. Hierbei sind die Drahtwindungen
und überdies iſt durch geringen Zwiſchenraum zwiſchen den beiden Polen des Magnetes und durch die raſche Rotation des Cylinders die Unterbrechungsdauer ſo ſehr verkürzt, daß der Elektromagnet die ihm von einem Inductionsſtrome er- theilte Kraft noch nicht verloren hat, bis der darauffolgende Inductionsſtrom durch ſeine Drahtwindungen kreiſt.
So vortheilhaft dieſes Verhalten des Eiſens für die Wirkungsfähigkeit der Elektromagnete iſt, ſo nachtheilig wird es im Eiſen des rotirenden Cylinders. Dieſer muß, wie bereits gezeigt wurde, ſeine Polarität fortwährend wechſeln, und dies giebt Veranlaſſung zu oft ſehr bedeutender Erhitzung.
Nach einer an die Royal Society am 14. März 1867 gerichteten Mittheilung Ladd’s erhielt dieſer im Jahre 1864 eine Maſchine von Wilde und beſtrebte ſich, dieſe zu verbeſſern. Hierbei machte ſein Aſſiſtent Tisley die Bemerkung: „Man könne die Armatur mit doppelten Windungen verſehen und dann den in einem Theile dieſer Windungen erzeugten Strom zur Erregung der Elektromagnete be-
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Fig. 229.
Maſchine von Ladd.
nützen, den in dem anderen Theile erzeugten Strom hin- gegen im äußeren Strom- kreis verwenden.“ Die praktiſche Ausführung dieſer Idee unter- blieb jedoch, bis Ladd, durch die Publicationen von Siemens und Wheatſtone neuerdings darauf aufmerkſam gemacht, die in Fig. 229 dargeſtellte Maſchine conſtruirte und mit ihr bei der Pariſer Aus- ſtellung im Mai 1867 großes Aufſehen erregte.
Ladd hatte in dem Pa- tente, welches er auf dieſe Maſchine nahm, auch bereits mitgetheilt, daß die urſprüng- liche Erregung von Magnetismus durch einen Batterieſtrom unnöthig ſei, daß vielmehr der in jedem Eiſen vorhandene, wenn auch noch ſo geringe natürliche Magnetismus ausreiche, um die Maſchine wirkſam zu machen, ſobald die Armaturen in Rotation verſetzt werden.
Ladd’s Maſchine beſteht aus zwei Elektromagneten und zwei Siemens’ſchen Cylinderarmaturen. Die beiden Elektromagnete B und D ſind aus flachen Eiſen- platten gebildet, die an ihren von Drahtwindungen freien Enden (A A) mit halb- cylindriſch ausgehöhlten Halbankern verſehen ſind. (Die Halbanker des Magnetes B ſind in der Figur mit den Buchſtaben C C und C' C' bezeichnet.) Die beiden Cylinderarmaturen tragen bei m und n Commutatoren zur Gleichrichtung der Ströme. Die Federn F und F' führen zu je zwei Klemmſchrauben. Die Rotation der Cylinder wird durch eine gemeinſame Transmiſſion bewirkt.
Die Federn F, welche auf der kleineren Cylinderarmatur ſchleifen, ſtehen durch die dazugehörigen Klemmſchrauben mit den Drahtwindungen der Elektromagnete B D derart in Verbindung, daß dieſe mit den Drahtwindungen der kleinen Cylinder- armatur einen geſchloſſenen Stromkreis bilden. Hierbei ſind die Drahtwindungen
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und überdies iſt durch geringen Zwiſchenraum zwiſchen den beiden Polen des
Magnetes und durch die raſche Rotation des Cylinders die Unterbrechungsdauer
ſo ſehr verkürzt, daß der Elektromagnet die ihm von einem Inductionsſtrome er-
theilte Kraft noch nicht verloren hat, bis der darauffolgende Inductionsſtrom durch
ſeine Drahtwindungen kreiſt.
So vortheilhaft dieſes Verhalten des Eiſens für die Wirkungsfähigkeit der
Elektromagnete iſt, ſo nachtheilig wird es im Eiſen des rotirenden Cylinders.
Dieſer muß, wie bereits gezeigt wurde, ſeine Polarität fortwährend wechſeln, und
dies giebt Veranlaſſung zu oft ſehr bedeutender Erhitzung.
Nach einer an die Royal Society am 14. März 1867 gerichteten Mittheilung
Ladd’s erhielt dieſer im Jahre 1864 eine Maſchine von Wilde und beſtrebte
ſich, dieſe zu verbeſſern. Hierbei machte ſein Aſſiſtent Tisley die Bemerkung: „Man
könne die Armatur mit doppelten Windungen verſehen und dann den in einem
Theile dieſer Windungen erzeugten Strom zur Erregung der Elektromagnete be-
[Abbildung Fig. 229.
Maſchine von Ladd.]
nützen, den in dem anderen
Theile erzeugten Strom hin-
gegen im äußeren Strom-
kreis verwenden.“ Die praktiſche
Ausführung dieſer Idee unter-
blieb jedoch, bis Ladd, durch
die Publicationen von Siemens
und Wheatſtone neuerdings
darauf aufmerkſam gemacht,
die in Fig. 229 dargeſtellte
Maſchine conſtruirte und mit
ihr bei der Pariſer Aus-
ſtellung im Mai 1867 großes
Aufſehen erregte.
Ladd hatte in dem Pa-
tente, welches er auf dieſe
Maſchine nahm, auch bereits
mitgetheilt, daß die urſprüng-
liche Erregung von Magnetismus durch einen Batterieſtrom unnöthig ſei, daß
vielmehr der in jedem Eiſen vorhandene, wenn auch noch ſo geringe natürliche
Magnetismus ausreiche, um die Maſchine wirkſam zu machen, ſobald die Armaturen
in Rotation verſetzt werden.
Ladd’s Maſchine beſteht aus zwei Elektromagneten und zwei Siemens’ſchen
Cylinderarmaturen. Die beiden Elektromagnete B und D ſind aus flachen Eiſen-
platten gebildet, die an ihren von Drahtwindungen freien Enden (A A) mit halb-
cylindriſch ausgehöhlten Halbankern verſehen ſind. (Die Halbanker des Magnetes
B ſind in der Figur mit den Buchſtaben C C und C' C' bezeichnet.) Die beiden
Cylinderarmaturen tragen bei m und n Commutatoren zur Gleichrichtung der
Ströme. Die Federn F und F' führen zu je zwei Klemmſchrauben. Die Rotation
der Cylinder wird durch eine gemeinſame Transmiſſion bewirkt.
Die Federn F, welche auf der kleineren Cylinderarmatur ſchleifen, ſtehen durch
die dazugehörigen Klemmſchrauben mit den Drahtwindungen der Elektromagnete
B D derart in Verbindung, daß dieſe mit den Drahtwindungen der kleinen Cylinder-
armatur einen geſchloſſenen Stromkreis bilden. Hierbei ſind die Drahtwindungen
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/368>, abgerufen am 22.11.2024.
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