hänger sich für den animalischen Ursprung der Elektricität erklärten, umsomehr als man ja auf diesem Wege die Lösung des Lebensräthsels zu finden hoffte. Selbst Volta neigte anfänglich zu Galvani's Ansicht, aber bald führte ihn seine tiefere physikalische Einsicht zu der von ihm darauf verfochtenen Auslegung. Galvani's Verdienst wird jedoch dadurch nicht verringert, denn gegenwärtig wissen wir ja, daß der Ursprung der Elektricität weder ausschließlich in den Froschschenkeln noch in den Metallen zu suchen ist, sondern die Quelle der Elektricität in beiden liegt und somit die Entdeckung eine doppelte war.
Während aber Galvani, an seiner Theorie festhaltend, zu keinen neuen That- sachen gelangte, vielmehr in Folge der traurigen Verhältnisse jener Zeit in Armuth
[Abbildung]
Fig. 8.
Alexander Volta.
und geistige Schwäche versank, eilte Volta von Entdeckung zu Ent- deckung und krönte schließlich seine uner- müdliche Thätigkeit mit der Erfindung der nach ihm benannten Säule. Ungleich glücklicher als Galvani, sah Volta den hohen Werth seiner Ent- deckungen und Erfin- dungen rasch und voll- kommen anerkannt und wurde mit Ehren und Würden überhäuft. Im Jahre 1800 theilte er der Royal Institution in London die Erfindung der Säule mit und im Jahre 1801 wurde er von Bonaparte nach Paris berufen. Hier führte er in Gegenwart des Consuls seine Ex- perimente der Akademie der Wissenschaften vor. Auf Antrag Bonaparte's wurde zu Ehren Volta's eine goldene Medaille geprägt und die Stiftung zweier Preise beschlossen, deren einer im Betrage von 60.000 Francs für Denjenigen bestimmt war, der Entdeckungen machen würde, die jenen von Franklin oder Volta gleichkämen, deren zweiter im Betrage von 3000 Francs jährlich für die beste in einem Jahre erschienene Arbeit aus dem Gebiete des Galvanismus ertheilt werden sollte. Volta selbst erhielt ein bedeutendes Geschenk, wurde Deputirter der Universität Pavia, Mitglied des französischen und italienischen Institutes, von Napoleon I. zum Senator Italiens ernannt und in den Grafenstand erhoben. Im Jahre 1804 legte er sein Lehramt nieder, nahm aber im Jahre 1815 die Ernennung zum Director der philosophischen Facultät an der Universität zu Padua durch Kaiser Franz an. Seine letzten Lebensjahre brachte er in seiner Vaterstadt Como zu und
hänger ſich für den animaliſchen Urſprung der Elektricität erklärten, umſomehr als man ja auf dieſem Wege die Löſung des Lebensräthſels zu finden hoffte. Selbſt Volta neigte anfänglich zu Galvani’s Anſicht, aber bald führte ihn ſeine tiefere phyſikaliſche Einſicht zu der von ihm darauf verfochtenen Auslegung. Galvani’s Verdienſt wird jedoch dadurch nicht verringert, denn gegenwärtig wiſſen wir ja, daß der Urſprung der Elektricität weder ausſchließlich in den Froſchſchenkeln noch in den Metallen zu ſuchen iſt, ſondern die Quelle der Elektricität in beiden liegt und ſomit die Entdeckung eine doppelte war.
Während aber Galvani, an ſeiner Theorie feſthaltend, zu keinen neuen That- ſachen gelángte, vielmehr in Folge der traurigen Verhältniſſe jener Zeit in Armuth
[Abbildung]
Fig. 8.
Alexander Volta.
und geiſtige Schwäche verſank, eilte Volta von Entdeckung zu Ent- deckung und krönte ſchließlich ſeine uner- müdliche Thätigkeit mit der Erfindung der nach ihm benannten Säule. Ungleich glücklicher als Galvani, ſah Volta den hohen Werth ſeiner Ent- deckungen und Erfin- dungen raſch und voll- kommen anerkannt und wurde mit Ehren und Würden überhäuft. Im Jahre 1800 theilte er der Royal Inſtitution in London die Erfindung der Säule mit und im Jahre 1801 wurde er von Bonaparte nach Paris berufen. Hier führte er in Gegenwart des Conſuls ſeine Ex- perimente der Akademie der Wiſſenſchaften vor. Auf Antrag Bonaparte’s wurde zu Ehren Volta’s eine goldene Medaille geprägt und die Stiftung zweier Preiſe beſchloſſen, deren einer im Betrage von 60.000 Francs für Denjenigen beſtimmt war, der Entdeckungen machen würde, die jenen von Franklin oder Volta gleichkämen, deren zweiter im Betrage von 3000 Francs jährlich für die beſte in einem Jahre erſchienene Arbeit aus dem Gebiete des Galvanismus ertheilt werden ſollte. Volta ſelbſt erhielt ein bedeutendes Geſchenk, wurde Deputirter der Univerſität Pavia, Mitglied des franzöſiſchen und italieniſchen Inſtitutes, von Napoleon I. zum Senator Italiens ernannt und in den Grafenſtand erhoben. Im Jahre 1804 legte er ſein Lehramt nieder, nahm aber im Jahre 1815 die Ernennung zum Director der philoſophiſchen Facultät an der Univerſität zu Padua durch Kaiſer Franz an. Seine letzten Lebensjahre brachte er in ſeiner Vaterſtadt Como zu und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0042"n="28"/>
hänger ſich für den animaliſchen Urſprung der Elektricität erklärten, umſomehr als<lb/>
man ja auf dieſem Wege die Löſung des Lebensräthſels zu finden hoffte. Selbſt<lb/>
Volta neigte anfänglich zu Galvani’s Anſicht, aber bald führte ihn ſeine tiefere<lb/>
phyſikaliſche Einſicht zu der von ihm darauf verfochtenen Auslegung. Galvani’s<lb/>
Verdienſt wird jedoch dadurch nicht verringert, denn gegenwärtig wiſſen wir ja,<lb/>
daß der Urſprung der Elektricität weder ausſchließlich in den Froſchſchenkeln noch<lb/>
in den Metallen zu ſuchen iſt, ſondern die Quelle der Elektricität in beiden liegt<lb/>
und ſomit die Entdeckung eine doppelte war.</p><lb/><p>Während aber Galvani, an ſeiner Theorie feſthaltend, zu keinen neuen That-<lb/>ſachen gelángte, vielmehr in Folge der traurigen Verhältniſſe jener Zeit in Armuth<lb/><figure><head>Fig. 8.</head><lb/><p>Alexander Volta.</p></figure><lb/>
und geiſtige Schwäche<lb/>
verſank, eilte Volta<lb/>
von Entdeckung zu Ent-<lb/>
deckung und krönte<lb/>ſchließlich ſeine uner-<lb/>
müdliche Thätigkeit mit<lb/>
der Erfindung der nach<lb/>
ihm benannten Säule.<lb/>
Ungleich glücklicher als<lb/>
Galvani, ſah Volta den<lb/>
hohen Werth ſeiner Ent-<lb/>
deckungen und Erfin-<lb/>
dungen raſch und voll-<lb/>
kommen anerkannt und<lb/>
wurde mit Ehren und<lb/>
Würden überhäuft. Im<lb/>
Jahre 1800 theilte er<lb/>
der Royal Inſtitution<lb/>
in London die Erfindung<lb/>
der Säule mit und im<lb/>
Jahre 1801 wurde er<lb/>
von Bonaparte nach<lb/>
Paris berufen. Hier<lb/>
führte er in Gegenwart<lb/>
des Conſuls ſeine Ex-<lb/>
perimente der Akademie<lb/>
der Wiſſenſchaften vor.<lb/>
Auf Antrag Bonaparte’s wurde zu Ehren Volta’s eine goldene Medaille geprägt<lb/>
und die Stiftung zweier Preiſe beſchloſſen, deren einer im Betrage von 60.000 Francs<lb/>
für Denjenigen beſtimmt war, der Entdeckungen machen würde, die jenen von Franklin<lb/>
oder Volta gleichkämen, deren zweiter im Betrage von 3000 Francs jährlich für<lb/>
die beſte in einem Jahre erſchienene Arbeit aus dem Gebiete des Galvanismus<lb/>
ertheilt werden ſollte. Volta ſelbſt erhielt ein bedeutendes Geſchenk, wurde Deputirter<lb/>
der Univerſität Pavia, Mitglied des franzöſiſchen und italieniſchen Inſtitutes, von<lb/>
Napoleon <hirendition="#aq">I.</hi> zum Senator Italiens ernannt und in den Grafenſtand erhoben. Im<lb/>
Jahre 1804 legte er ſein Lehramt nieder, nahm aber im Jahre 1815 die Ernennung zum<lb/>
Director der philoſophiſchen Facultät an der Univerſität zu Padua durch Kaiſer<lb/>
Franz an. Seine letzten Lebensjahre brachte er in ſeiner Vaterſtadt Como zu und<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[28/0042]
hänger ſich für den animaliſchen Urſprung der Elektricität erklärten, umſomehr als
man ja auf dieſem Wege die Löſung des Lebensräthſels zu finden hoffte. Selbſt
Volta neigte anfänglich zu Galvani’s Anſicht, aber bald führte ihn ſeine tiefere
phyſikaliſche Einſicht zu der von ihm darauf verfochtenen Auslegung. Galvani’s
Verdienſt wird jedoch dadurch nicht verringert, denn gegenwärtig wiſſen wir ja,
daß der Urſprung der Elektricität weder ausſchließlich in den Froſchſchenkeln noch
in den Metallen zu ſuchen iſt, ſondern die Quelle der Elektricität in beiden liegt
und ſomit die Entdeckung eine doppelte war.
Während aber Galvani, an ſeiner Theorie feſthaltend, zu keinen neuen That-
ſachen gelángte, vielmehr in Folge der traurigen Verhältniſſe jener Zeit in Armuth
[Abbildung Fig. 8.
Alexander Volta.]
und geiſtige Schwäche
verſank, eilte Volta
von Entdeckung zu Ent-
deckung und krönte
ſchließlich ſeine uner-
müdliche Thätigkeit mit
der Erfindung der nach
ihm benannten Säule.
Ungleich glücklicher als
Galvani, ſah Volta den
hohen Werth ſeiner Ent-
deckungen und Erfin-
dungen raſch und voll-
kommen anerkannt und
wurde mit Ehren und
Würden überhäuft. Im
Jahre 1800 theilte er
der Royal Inſtitution
in London die Erfindung
der Säule mit und im
Jahre 1801 wurde er
von Bonaparte nach
Paris berufen. Hier
führte er in Gegenwart
des Conſuls ſeine Ex-
perimente der Akademie
der Wiſſenſchaften vor.
Auf Antrag Bonaparte’s wurde zu Ehren Volta’s eine goldene Medaille geprägt
und die Stiftung zweier Preiſe beſchloſſen, deren einer im Betrage von 60.000 Francs
für Denjenigen beſtimmt war, der Entdeckungen machen würde, die jenen von Franklin
oder Volta gleichkämen, deren zweiter im Betrage von 3000 Francs jährlich für
die beſte in einem Jahre erſchienene Arbeit aus dem Gebiete des Galvanismus
ertheilt werden ſollte. Volta ſelbſt erhielt ein bedeutendes Geſchenk, wurde Deputirter
der Univerſität Pavia, Mitglied des franzöſiſchen und italieniſchen Inſtitutes, von
Napoleon I. zum Senator Italiens ernannt und in den Grafenſtand erhoben. Im
Jahre 1804 legte er ſein Lehramt nieder, nahm aber im Jahre 1815 die Ernennung zum
Director der philoſophiſchen Facultät an der Univerſität zu Padua durch Kaiſer
Franz an. Seine letzten Lebensjahre brachte er in ſeiner Vaterſtadt Como zu und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/42>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.