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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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gegenüberliegenden Ringhälfte gleichnamiger Magnetismus hervorgerufen. Die
Drahtspulen erfahren daher ebenfalls sowohl durch Süd- als auch durch Nord-
magnetismus inducirende Wirkungen. Dieses Verhalten ergiebt sich schon aus dem
einfachen Versuche, die Schleifbürsten in die günstige Stellung zu bringen; hierbei
erhält man nämlich dieselbe Stellung wie bei der gewöhnlichen Gramme'schen
Maschine, woraus die Richtigkeit der gegebenen Erklärung für die Strominduction
hervorgeht.

Die Ball'sche Maschine unterscheidet sich also dadurch von der Gramme'schen,
daß bei ersterer für zwei Armaturen auch nur zwei magnetische Felder zu erregen
sind, während bei der Gramme'schen Maschine für jede Armatur zwei solche Felder
geschaffen werden müssen. Ferner ist die Erhitzung bei der Ball'schen Maschine
eine geringere, da eine bestimmte Drahtmasse statt auf einen auf zwei Ringe ver-
theilt wird. Es scheint fast, als ob zur Erregung zweier kräftiger Pole im Ringe

[Abbildung] Fig. 303.

Unipolar-Maschine von Siemens.

ein einziges magnetisches Feld genüge, was den Vortheil mit sich bringt, das
Entstehen Foucault'scher Ströme herabzudrücken.

Robert Sabine in London unterzog die Ball'sche Maschine einer Prüfung
und fand hierbei nachstehende Resultate: Die Intensität der Stromes ergab sich zu
15 Amperes, die Potentialdifferenz an den Polklemmen zu 195 Volts und der
Widerstand der Maschine zu 4·5 Ohm. Hierbei machte die Maschine 1650 bis
1715 Touren in der Minute. Die an der Dynamomaschine geleistete Arbeit
berechnete Sabine zu 5·68 Pferdekräfte; hiervon entfallen 3·92 Pferdekräfte auf
den äußeren und 1·35 Pferdekräfte auf den inneren Stromkreis. Die gesammte
elektrische Arbeit betrug sonach 5·27 Pferdekräfte, woraus sich der gesammte elek-
trische Effect zu 0·92 ergiebt.

In der ersten Abtheilung vorliegenden Werkes wurde bereits erwähnt, daß
zur Hervorrufung inducirter Ströme nicht immer eine Veränderung der Stärke
oder ein Wechsel der magnetischen Felder nothwendig sei, in welchen sich der Leiter
bewegt. (Siehe S. 297.) Hierzu genügt vielmehr jede Bewegung eines Leiters in

gegenüberliegenden Ringhälfte gleichnamiger Magnetismus hervorgerufen. Die
Drahtſpulen erfahren daher ebenfalls ſowohl durch Süd- als auch durch Nord-
magnetismus inducirende Wirkungen. Dieſes Verhalten ergiebt ſich ſchon aus dem
einfachen Verſuche, die Schleifbürſten in die günſtige Stellung zu bringen; hierbei
erhält man nämlich dieſelbe Stellung wie bei der gewöhnlichen Gramme’ſchen
Maſchine, woraus die Richtigkeit der gegebenen Erklärung für die Strominduction
hervorgeht.

Die Ball’ſche Maſchine unterſcheidet ſich alſo dadurch von der Gramme’ſchen,
daß bei erſterer für zwei Armaturen auch nur zwei magnetiſche Felder zu erregen
ſind, während bei der Gramme’ſchen Maſchine für jede Armatur zwei ſolche Felder
geſchaffen werden müſſen. Ferner iſt die Erhitzung bei der Ball’ſchen Maſchine
eine geringere, da eine beſtimmte Drahtmaſſe ſtatt auf einen auf zwei Ringe ver-
theilt wird. Es ſcheint faſt, als ob zur Erregung zweier kräftiger Pole im Ringe

[Abbildung] Fig. 303.

Unipolar-Maſchine von Siemens.

ein einziges magnetiſches Feld genüge, was den Vortheil mit ſich bringt, das
Entſtehen Foucault’ſcher Ströme herabzudrücken.

Robert Sabine in London unterzog die Ball’ſche Maſchine einer Prüfung
und fand hierbei nachſtehende Reſultate: Die Intenſität der Stromes ergab ſich zu
15 Ampères, die Potentialdifferenz an den Polklemmen zu 195 Volts und der
Widerſtand der Maſchine zu 4·5 Ohm. Hierbei machte die Maſchine 1650 bis
1715 Touren in der Minute. Die an der Dynamomaſchine geleiſtete Arbeit
berechnete Sabine zu 5·68 Pferdekräfte; hiervon entfallen 3·92 Pferdekräfte auf
den äußeren und 1·35 Pferdekräfte auf den inneren Stromkreis. Die geſammte
elektriſche Arbeit betrug ſonach 5·27 Pferdekräfte, woraus ſich der geſammte elek-
triſche Effect zu 0·92 ergiebt.

In der erſten Abtheilung vorliegenden Werkes wurde bereits erwähnt, daß
zur Hervorrufung inducirter Ströme nicht immer eine Veränderung der Stärke
oder ein Wechſel der magnetiſchen Felder nothwendig ſei, in welchen ſich der Leiter
bewegt. (Siehe S. 297.) Hierzu genügt vielmehr jede Bewegung eines Leiters in

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[438/0452] gegenüberliegenden Ringhälfte gleichnamiger Magnetismus hervorgerufen. Die Drahtſpulen erfahren daher ebenfalls ſowohl durch Süd- als auch durch Nord- magnetismus inducirende Wirkungen. Dieſes Verhalten ergiebt ſich ſchon aus dem einfachen Verſuche, die Schleifbürſten in die günſtige Stellung zu bringen; hierbei erhält man nämlich dieſelbe Stellung wie bei der gewöhnlichen Gramme’ſchen Maſchine, woraus die Richtigkeit der gegebenen Erklärung für die Strominduction hervorgeht. Die Ball’ſche Maſchine unterſcheidet ſich alſo dadurch von der Gramme’ſchen, daß bei erſterer für zwei Armaturen auch nur zwei magnetiſche Felder zu erregen ſind, während bei der Gramme’ſchen Maſchine für jede Armatur zwei ſolche Felder geſchaffen werden müſſen. Ferner iſt die Erhitzung bei der Ball’ſchen Maſchine eine geringere, da eine beſtimmte Drahtmaſſe ſtatt auf einen auf zwei Ringe ver- theilt wird. Es ſcheint faſt, als ob zur Erregung zweier kräftiger Pole im Ringe [Abbildung Fig. 303. Unipolar-Maſchine von Siemens.] ein einziges magnetiſches Feld genüge, was den Vortheil mit ſich bringt, das Entſtehen Foucault’ſcher Ströme herabzudrücken. Robert Sabine in London unterzog die Ball’ſche Maſchine einer Prüfung und fand hierbei nachſtehende Reſultate: Die Intenſität der Stromes ergab ſich zu 15 Ampères, die Potentialdifferenz an den Polklemmen zu 195 Volts und der Widerſtand der Maſchine zu 4·5 Ohm. Hierbei machte die Maſchine 1650 bis 1715 Touren in der Minute. Die an der Dynamomaſchine geleiſtete Arbeit berechnete Sabine zu 5·68 Pferdekräfte; hiervon entfallen 3·92 Pferdekräfte auf den äußeren und 1·35 Pferdekräfte auf den inneren Stromkreis. Die geſammte elektriſche Arbeit betrug ſonach 5·27 Pferdekräfte, woraus ſich der geſammte elek- triſche Effect zu 0·92 ergiebt. In der erſten Abtheilung vorliegenden Werkes wurde bereits erwähnt, daß zur Hervorrufung inducirter Ströme nicht immer eine Veränderung der Stärke oder ein Wechſel der magnetiſchen Felder nothwendig ſei, in welchen ſich der Leiter bewegt. (Siehe S. 297.) Hierzu genügt vielmehr jede Bewegung eines Leiters in

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/452>, abgerufen am 22.11.2024.