besitzt, ist die Gas- oder Retortenkohle, d. h. jene Kohle, welche sich bei der Bereitung des Leuchtgases an der Innenwand der Retorten absetzt. Diese sehr harte Kohle wird dann in die Form von Platten, Cylindern oder Prismen gebracht und zu den Batterien verwendet. An Stelle dieser Kohle bedient man sich häufig einer künstlich aus Kohlenpulver dargestellten Kohle, die gleichfalls einen verhält- nißmäßig geringen Widerstand dem Durchgange eines Stromes entgegensetzt.
Der Hauptvortheil der Anwendung von Kohle liegt darin, daß die Polarisation vermindert wird, indem Wasserstoff und Zinksalz sich nicht so leicht an der Kohle abscheiden. Prinz M. v. Leuchtenberg bediente sich eines Elementes aus Eisen und Kohle, welche beide in mit Schwefelsäure angesäuertes Wasser getaucht wurden, zur Vergoldung (1845).
Stöhrer bildete sein Element aus unamalgamirtem Zink und Kohle (1849). Ein Steinzeuggefäß wird mit Kohlenstücken gefüllt und ein Theil derselben mit Kupferdraht umwunden, um so die eine positive Elektrode zu bilden. In die Mitte des Gefäßes wird von Kohlenstücken umgeben ein Spritzenschlauch oder eine poröse Zelle eingesetzt, welche das Zink aufnimmt. Der übrige Raum der Zelle ist durch Sand ausgefüllt, welcher mit Alaunlösung als Erregungsflüssigkeit getränkt wird.
Beim Gebrauche der Säule sinkt zwar die Stromstärke sehr rasch, erhält aber in kurzer Zeit wieder ihre anfängliche Höhe, wenn der Stromkreis vorüber- gehend unterbrochen wird.
Gute Resultate erhielt Helm (in Mühlhausen) mit seiner Säule, die aus Cylindern von Kohle und Zink besteht. Als Erregungsflüssigkeit dient hierbei Alaunlösung mit einem Zusatze von Chlornatrium; letzterer erhöht die Leitungs- fähigkeit der Flüssigkeit. 16 solcher Elemente wurden z. B. zum Betriebe von 20 elektrischen Uhren verwendet, wobei, um die Wirkungsweise gleichförmig zu erhalten, in jeder Woche zwei Elemente frische Füllung erhielten. Da in jeder Minute zwei Stromschließungen in der Dauer von zwei Secunden erfolgen, ist diese Leistung der Batterie zufriedenstellend. Bei anderweitiger Anwendung dieser Elemente, z. B. in der Feuerwehrtelegraphie, braucht die Erneuerung nur alle zwei Jahre einmal zu erfolgen.
Fabre de Lagrange suchte die Polarisation durch Bewegen der Flüssigkeit zu vermeiden. In ein Steingutgefäß ist der Zinkcylinder eingesetzt, welcher ein Diaphragma umgiebt. In diesem steht eine Kohlenplatte, während der übrige Raum des porösen Gefäßes mit Kohlenstücken ausgefüllt wird. Die Erregungsflüssigkeit, verdünnte Schwefelsäure, fällt tropfenweise in das Gefäß, welches bis zur Höhe des Diaphragmas damit gefüllt wird, sickert durch die Kohlenstücke und fließt durch ein vom Boden des Diaphragmas ausgehendes und den Boden des äußeren Gefäßes durchsetzendes Rohr ab. Die Batterie giebt gute Resultate, ist aber wegen ihrer complicirten Anordnung unpraktisch.
Das Walker-Element ist aus Zink und Retortenkohle gebildet, welch' letztere in mit verdünnter Schwefelsäure getränktem Sande steckt. Diese Säule erhielt eine wesentliche Verbesserung dadurch, daß die Kohle mit einem Platin- überzuge versehen wurde (1857). Nach Niaudet sollen im Jahre 1875 beiläufig 9000 solcher Elemente in Verwendung gestanden sein. Um die Amalgamirung des Zinkes stets gut zu erhalten, ist letzteres in ein Schälchen aus Guttapercha gestellt, welches Quecksilber enthält.
Das Element kostet beiläufig 1 Gulden (ö. W.) und erfordert zu seiner Instandhaltung, die Entlohnung der Aufseher mit einbezogen, jährlich etwa 56 kr.
Urbanitzky: Elektricität. 30
beſitzt, iſt die Gas- oder Retortenkohle, d. h. jene Kohle, welche ſich bei der Bereitung des Leuchtgaſes an der Innenwand der Retorten abſetzt. Dieſe ſehr harte Kohle wird dann in die Form von Platten, Cylindern oder Prismen gebracht und zu den Batterien verwendet. An Stelle dieſer Kohle bedient man ſich häufig einer künſtlich aus Kohlenpulver dargeſtellten Kohle, die gleichfalls einen verhält- nißmäßig geringen Widerſtand dem Durchgange eines Stromes entgegenſetzt.
Der Hauptvortheil der Anwendung von Kohle liegt darin, daß die Polariſation vermindert wird, indem Waſſerſtoff und Zinkſalz ſich nicht ſo leicht an der Kohle abſcheiden. Prinz M. v. Leuchtenberg bediente ſich eines Elementes aus Eiſen und Kohle, welche beide in mit Schwefelſäure angeſäuertes Waſſer getaucht wurden, zur Vergoldung (1845).
Stöhrer bildete ſein Element aus unamalgamirtem Zink und Kohle (1849). Ein Steinzeuggefäß wird mit Kohlenſtücken gefüllt und ein Theil derſelben mit Kupferdraht umwunden, um ſo die eine poſitive Elektrode zu bilden. In die Mitte des Gefäßes wird von Kohlenſtücken umgeben ein Spritzenſchlauch oder eine poröſe Zelle eingeſetzt, welche das Zink aufnimmt. Der übrige Raum der Zelle iſt durch Sand ausgefüllt, welcher mit Alaunlöſung als Erregungsflüſſigkeit getränkt wird.
Beim Gebrauche der Säule ſinkt zwar die Stromſtärke ſehr raſch, erhält aber in kurzer Zeit wieder ihre anfängliche Höhe, wenn der Stromkreis vorüber- gehend unterbrochen wird.
Gute Reſultate erhielt Helm (in Mühlhauſen) mit ſeiner Säule, die aus Cylindern von Kohle und Zink beſteht. Als Erregungsflüſſigkeit dient hierbei Alaunlöſung mit einem Zuſatze von Chlornatrium; letzterer erhöht die Leitungs- fähigkeit der Flüſſigkeit. 16 ſolcher Elemente wurden z. B. zum Betriebe von 20 elektriſchen Uhren verwendet, wobei, um die Wirkungsweiſe gleichförmig zu erhalten, in jeder Woche zwei Elemente friſche Füllung erhielten. Da in jeder Minute zwei Stromſchließungen in der Dauer von zwei Secunden erfolgen, iſt dieſe Leiſtung der Batterie zufriedenſtellend. Bei anderweitiger Anwendung dieſer Elemente, z. B. in der Feuerwehrtelegraphie, braucht die Erneuerung nur alle zwei Jahre einmal zu erfolgen.
Fabre de Lagrange ſuchte die Polariſation durch Bewegen der Flüſſigkeit zu vermeiden. In ein Steingutgefäß iſt der Zinkcylinder eingeſetzt, welcher ein Diaphragma umgiebt. In dieſem ſteht eine Kohlenplatte, während der übrige Raum des poröſen Gefäßes mit Kohlenſtücken ausgefüllt wird. Die Erregungsflüſſigkeit, verdünnte Schwefelſäure, fällt tropfenweiſe in das Gefäß, welches bis zur Höhe des Diaphragmas damit gefüllt wird, ſickert durch die Kohlenſtücke und fließt durch ein vom Boden des Diaphragmas ausgehendes und den Boden des äußeren Gefäßes durchſetzendes Rohr ab. Die Batterie giebt gute Reſultate, iſt aber wegen ihrer complicirten Anordnung unpraktiſch.
Das Walker-Element iſt aus Zink und Retortenkohle gebildet, welch’ letztere in mit verdünnter Schwefelſäure getränktem Sande ſteckt. Dieſe Säule erhielt eine weſentliche Verbeſſerung dadurch, daß die Kohle mit einem Platin- überzuge verſehen wurde (1857). Nach Niaudet ſollen im Jahre 1875 beiläufig 9000 ſolcher Elemente in Verwendung geſtanden ſein. Um die Amalgamirung des Zinkes ſtets gut zu erhalten, iſt letzteres in ein Schälchen aus Guttapercha geſtellt, welches Queckſilber enthält.
Das Element koſtet beiläufig 1 Gulden (ö. W.) und erfordert zu ſeiner Inſtandhaltung, die Entlohnung der Aufſeher mit einbezogen, jährlich etwa 56 kr.
Urbanitzky: Elektricität. 30
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Bereitung des Leuchtgaſes an der Innenwand der Retorten abſetzt. Dieſe ſehr
harte Kohle wird dann in die Form von Platten, Cylindern oder Prismen gebracht
und zu den Batterien verwendet. An Stelle dieſer Kohle bedient man ſich häufig
einer künſtlich aus Kohlenpulver dargeſtellten Kohle, die gleichfalls einen verhält-
nißmäßig geringen Widerſtand dem Durchgange eines Stromes entgegenſetzt.
Der Hauptvortheil der Anwendung von Kohle liegt darin, daß die Polariſation
vermindert wird, indem Waſſerſtoff und Zinkſalz ſich nicht ſo leicht an der Kohle
abſcheiden. Prinz M. v. Leuchtenberg bediente ſich eines Elementes aus Eiſen
und Kohle, welche beide in mit Schwefelſäure angeſäuertes Waſſer getaucht wurden,
zur Vergoldung (1845).
Stöhrer bildete ſein Element aus unamalgamirtem Zink und Kohle (1849).
Ein Steinzeuggefäß wird mit Kohlenſtücken gefüllt und ein Theil derſelben mit
Kupferdraht umwunden, um ſo die eine poſitive Elektrode zu bilden. In die Mitte
des Gefäßes wird von Kohlenſtücken umgeben ein Spritzenſchlauch oder eine poröſe
Zelle eingeſetzt, welche das Zink aufnimmt. Der übrige Raum der Zelle iſt durch
Sand ausgefüllt, welcher mit Alaunlöſung als Erregungsflüſſigkeit getränkt wird.
Beim Gebrauche der Säule ſinkt zwar die Stromſtärke ſehr raſch, erhält
aber in kurzer Zeit wieder ihre anfängliche Höhe, wenn der Stromkreis vorüber-
gehend unterbrochen wird.
Gute Reſultate erhielt Helm (in Mühlhauſen) mit ſeiner Säule, die aus
Cylindern von Kohle und Zink beſteht. Als Erregungsflüſſigkeit dient hierbei
Alaunlöſung mit einem Zuſatze von Chlornatrium; letzterer erhöht die Leitungs-
fähigkeit der Flüſſigkeit. 16 ſolcher Elemente wurden z. B. zum Betriebe von
20 elektriſchen Uhren verwendet, wobei, um die Wirkungsweiſe gleichförmig zu
erhalten, in jeder Woche zwei Elemente friſche Füllung erhielten. Da in jeder
Minute zwei Stromſchließungen in der Dauer von zwei Secunden erfolgen, iſt
dieſe Leiſtung der Batterie zufriedenſtellend. Bei anderweitiger Anwendung dieſer
Elemente, z. B. in der Feuerwehrtelegraphie, braucht die Erneuerung nur alle zwei
Jahre einmal zu erfolgen.
Fabre de Lagrange ſuchte die Polariſation durch Bewegen der Flüſſigkeit
zu vermeiden. In ein Steingutgefäß iſt der Zinkcylinder eingeſetzt, welcher ein
Diaphragma umgiebt. In dieſem ſteht eine Kohlenplatte, während der übrige Raum
des poröſen Gefäßes mit Kohlenſtücken ausgefüllt wird. Die Erregungsflüſſigkeit,
verdünnte Schwefelſäure, fällt tropfenweiſe in das Gefäß, welches bis zur Höhe
des Diaphragmas damit gefüllt wird, ſickert durch die Kohlenſtücke und fließt durch
ein vom Boden des Diaphragmas ausgehendes und den Boden des äußeren
Gefäßes durchſetzendes Rohr ab. Die Batterie giebt gute Reſultate, iſt aber wegen
ihrer complicirten Anordnung unpraktiſch.
Das Walker-Element iſt aus Zink und Retortenkohle gebildet, welch’
letztere in mit verdünnter Schwefelſäure getränktem Sande ſteckt. Dieſe Säule
erhielt eine weſentliche Verbeſſerung dadurch, daß die Kohle mit einem Platin-
überzuge verſehen wurde (1857). Nach Niaudet ſollen im Jahre 1875 beiläufig
9000 ſolcher Elemente in Verwendung geſtanden ſein. Um die Amalgamirung des
Zinkes ſtets gut zu erhalten, iſt letzteres in ein Schälchen aus Guttapercha geſtellt,
welches Queckſilber enthält.
Das Element koſtet beiläufig 1 Gulden (ö. W.) und erfordert zu ſeiner
Inſtandhaltung, die Entlohnung der Aufſeher mit einbezogen, jährlich etwa 56 kr.
Urbanitzky: Elektricität. 30
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/479>, abgerufen am 22.11.2024.
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