Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

Mitte der Zinkstab durchgesteckt wird. Das Silberband wird zwischen dem Glasrande
und dem Stöpsel herausgeführt. Die Anwendung von Paraffin zum Verschlusse
des Elementes ist zweckmäßig, weil das Paraffin nicht nur ein guter Isolator ist,
sondern auch keine Feuchtigkeit annimmt und bei niederer Temperatur schmilzt, so
daß Sprünge oder kleine Oeffnungen leicht mit einem warmen Metallspatel
geschlossen werden können.

Die Elemente werden hintereinander verbunden, indem man den Silberstreifen
eines Elementes in eine Bohrung des Zinkstabes eines folgenden Elementes hineinsteckt
und dort durch Hineindrücken eines keilförmigen Stiftes festklemmt.

Durch die Anwendung der Ammoniaklösung wird die Auflösung des Zinkes
während der Zeit, als die Säule außer Gebrauch steht, hintangehalten. Dies ist
namentlich dann werthvoll, wenn die Batterie nicht ständig, sondern nur zeitweise
benützt wird.

Die Stärke des Stromes ist anfänglich, wenn das neue Element in Gebrauch
gesetzt wird, ziemlich gering und steigt erst während der Verwendung, wobei sie
jedoch in kurzer Zeit ihre nor-
male Stärke annimmt und diese
dann nahezu unverändert bei-
behält. Die Ursache dieser Er-
scheinung liegt in der Construc-
tion des Elementes. Wird näm-
lich letzteres zum erstenmale in
Verwendung genommen, so ist
die Oberfläche der Silberelektrode
sehr klein, da sie eben nur aus
den durch das Pergamentpapier
durchgesteckten Stücken des Silber-
bandes besteht; nach kurzem Ge-
brauche tritt jedoch das inzwischen
aus dem Chlorsilber reducirte
Silber hinzu und bildet die für
das Element passende Silber-

[Abbildung] Fig. 317.

Elemente von Warren de la Rue.

oberfläche. Nachstehende von Warren de la Rue berührende Beobachtungsreihe
läßt dieses Verhalten deutlich erkennen.

Seine Säule entwickelte im Voltameter

am 29. Juni 1875 per Minute 1 Kubikcentimeter Gas
" 4. Juli " " " 1·4 " "
" 27. Octob. " " " 1·4 " "
" 15. März 1876 " " 1·45 " "
" 8. April " " " 1·41 " "

Warren de la Rue stellte sich sehr große Batterien aus diesen Elementen
zusammen, indem er stets je zehn Elemente in eine Platte aus Hartgummi steckte,
wie dies Fig. 317 zeigt, und dann daraus Gruppen aus je 200 Elementen
bildete. Er benützte schließlich bei seinen Versuchen eine Batterie von 11.000
Elementen. In Folge dieser großen Anzahl von Elementen und der sorgfältigen
Isolirung entwickelte die Batterie eine solche Spannung, daß zwischen beiden
Polenden ein fortwährendes Funkenüberschlagen, wie es eine Reibungselektrisir-
maschine zeigt, erhalten werden konnte.

Mitte der Zinkſtab durchgeſteckt wird. Das Silberband wird zwiſchen dem Glasrande
und dem Stöpſel herausgeführt. Die Anwendung von Paraffin zum Verſchluſſe
des Elementes iſt zweckmäßig, weil das Paraffin nicht nur ein guter Iſolator iſt,
ſondern auch keine Feuchtigkeit annimmt und bei niederer Temperatur ſchmilzt, ſo
daß Sprünge oder kleine Oeffnungen leicht mit einem warmen Metallſpatel
geſchloſſen werden können.

Die Elemente werden hintereinander verbunden, indem man den Silberſtreifen
eines Elementes in eine Bohrung des Zinkſtabes eines folgenden Elementes hineinſteckt
und dort durch Hineindrücken eines keilförmigen Stiftes feſtklemmt.

Durch die Anwendung der Ammoniaklöſung wird die Auflöſung des Zinkes
während der Zeit, als die Säule außer Gebrauch ſteht, hintangehalten. Dies iſt
namentlich dann werthvoll, wenn die Batterie nicht ſtändig, ſondern nur zeitweiſe
benützt wird.

Die Stärke des Stromes iſt anfänglich, wenn das neue Element in Gebrauch
geſetzt wird, ziemlich gering und ſteigt erſt während der Verwendung, wobei ſie
jedoch in kurzer Zeit ihre nor-
male Stärke annimmt und dieſe
dann nahezu unverändert bei-
behält. Die Urſache dieſer Er-
ſcheinung liegt in der Conſtruc-
tion des Elementes. Wird näm-
lich letzteres zum erſtenmale in
Verwendung genommen, ſo iſt
die Oberfläche der Silberelektrode
ſehr klein, da ſie eben nur aus
den durch das Pergamentpapier
durchgeſteckten Stücken des Silber-
bandes beſteht; nach kurzem Ge-
brauche tritt jedoch das inzwiſchen
aus dem Chlorſilber reducirte
Silber hinzu und bildet die für
das Element paſſende Silber-

[Abbildung] Fig. 317.

Elemente von Warren de la Rue.

oberfläche. Nachſtehende von Warren de la Rue berührende Beobachtungsreihe
läßt dieſes Verhalten deutlich erkennen.

Seine Säule entwickelte im Voltameter

am 29. Juni 1875 per Minute 1 Kubikcentimeter Gas
„ 4. Juli „ „ „ 1·4 „ „
„ 27. Octob. „ „ „ 1·4 „ „
„ 15. März 1876 „ „ 1·45 „ „
„ 8. April „ „ „ 1·41 „ „

Warren de la Rue ſtellte ſich ſehr große Batterien aus dieſen Elementen
zuſammen, indem er ſtets je zehn Elemente in eine Platte aus Hartgummi ſteckte,
wie dies Fig. 317 zeigt, und dann daraus Gruppen aus je 200 Elementen
bildete. Er benützte ſchließlich bei ſeinen Verſuchen eine Batterie von 11.000
Elementen. In Folge dieſer großen Anzahl von Elementen und der ſorgfältigen
Iſolirung entwickelte die Batterie eine ſolche Spannung, daß zwiſchen beiden
Polenden ein fortwährendes Funkenüberſchlagen, wie es eine Reibungselektriſir-
maſchine zeigt, erhalten werden konnte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0483" n="469"/>
Mitte der Zink&#x017F;tab durchge&#x017F;teckt wird. Das Silberband wird zwi&#x017F;chen dem Glasrande<lb/>
und dem Stöp&#x017F;el herausgeführt. Die Anwendung von Paraffin zum Ver&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;e<lb/>
des Elementes i&#x017F;t zweckmäßig, weil das Paraffin nicht nur ein guter I&#x017F;olator i&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;ondern auch keine Feuchtigkeit annimmt und bei niederer Temperatur &#x017F;chmilzt, &#x017F;o<lb/>
daß Sprünge oder kleine Oeffnungen leicht mit einem warmen Metall&#x017F;patel<lb/>
ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en werden können.</p><lb/>
              <p>Die Elemente werden hintereinander verbunden, indem man den Silber&#x017F;treifen<lb/>
eines Elementes in eine Bohrung des Zink&#x017F;tabes eines folgenden Elementes hinein&#x017F;teckt<lb/>
und dort durch Hineindrücken eines keilförmigen Stiftes fe&#x017F;tklemmt.</p><lb/>
              <p>Durch die Anwendung der Ammoniaklö&#x017F;ung wird die Auflö&#x017F;ung des Zinkes<lb/>
während der Zeit, als die Säule außer Gebrauch &#x017F;teht, hintangehalten. Dies i&#x017F;t<lb/>
namentlich dann werthvoll, wenn die Batterie nicht &#x017F;tändig, &#x017F;ondern nur zeitwei&#x017F;e<lb/>
benützt wird.</p><lb/>
              <p>Die Stärke des Stromes i&#x017F;t anfänglich, wenn das neue Element in Gebrauch<lb/>
ge&#x017F;etzt wird, ziemlich gering und &#x017F;teigt er&#x017F;t während der Verwendung, wobei &#x017F;ie<lb/>
jedoch in kurzer Zeit ihre nor-<lb/>
male Stärke annimmt und die&#x017F;e<lb/>
dann nahezu unverändert bei-<lb/>
behält. Die Ur&#x017F;ache die&#x017F;er Er-<lb/>
&#x017F;cheinung liegt in der Con&#x017F;truc-<lb/>
tion des Elementes. Wird näm-<lb/>
lich letzteres zum er&#x017F;tenmale in<lb/>
Verwendung genommen, &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
die Oberfläche der Silberelektrode<lb/>
&#x017F;ehr klein, da &#x017F;ie eben nur aus<lb/>
den durch das Pergamentpapier<lb/>
durchge&#x017F;teckten Stücken des Silber-<lb/>
bandes be&#x017F;teht; nach kurzem Ge-<lb/>
brauche tritt jedoch das inzwi&#x017F;chen<lb/>
aus dem Chlor&#x017F;ilber reducirte<lb/>
Silber hinzu und bildet die für<lb/>
das Element pa&#x017F;&#x017F;ende Silber-<lb/><figure><head>Fig. 317.</head><lb/><p>Elemente von Warren de la Rue.</p></figure><lb/>
oberfläche. Nach&#x017F;tehende von Warren de la Rue berührende Beobachtungsreihe<lb/>
läßt die&#x017F;es Verhalten deutlich erkennen.</p><lb/>
              <p>Seine Säule entwickelte im Voltameter</p><lb/>
              <list>
                <item>am 29. Juni 1875 per Minute 1 Kubikcentimeter Gas</item><lb/>
                <item>&#x201E; 4. Juli &#x201E; &#x201E; &#x201E; 1·4 &#x201E; &#x201E;</item><lb/>
                <item>&#x201E; 27. Octob. &#x201E; &#x201E; &#x201E; 1·4 &#x201E; &#x201E;</item><lb/>
                <item>&#x201E; 15. März 1876 &#x201E; &#x201E; 1·45 &#x201E; &#x201E;</item><lb/>
                <item>&#x201E; 8. April &#x201E; &#x201E; &#x201E; 1·41 &#x201E; &#x201E;</item>
              </list><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Warren de la Rue</hi> &#x017F;tellte &#x017F;ich &#x017F;ehr große Batterien aus die&#x017F;en Elementen<lb/>
zu&#x017F;ammen, indem er &#x017F;tets je zehn Elemente in eine Platte aus Hartgummi &#x017F;teckte,<lb/>
wie dies Fig. 317 zeigt, und dann daraus Gruppen aus je 200 Elementen<lb/>
bildete. Er benützte &#x017F;chließlich bei &#x017F;einen Ver&#x017F;uchen eine Batterie von 11.000<lb/>
Elementen. In Folge die&#x017F;er großen Anzahl von Elementen und der &#x017F;orgfältigen<lb/>
I&#x017F;olirung entwickelte die Batterie eine &#x017F;olche Spannung, daß zwi&#x017F;chen beiden<lb/>
Polenden ein fortwährendes Funkenüber&#x017F;chlagen, wie es eine Reibungselektri&#x017F;ir-<lb/>
ma&#x017F;chine zeigt, erhalten werden konnte.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[469/0483] Mitte der Zinkſtab durchgeſteckt wird. Das Silberband wird zwiſchen dem Glasrande und dem Stöpſel herausgeführt. Die Anwendung von Paraffin zum Verſchluſſe des Elementes iſt zweckmäßig, weil das Paraffin nicht nur ein guter Iſolator iſt, ſondern auch keine Feuchtigkeit annimmt und bei niederer Temperatur ſchmilzt, ſo daß Sprünge oder kleine Oeffnungen leicht mit einem warmen Metallſpatel geſchloſſen werden können. Die Elemente werden hintereinander verbunden, indem man den Silberſtreifen eines Elementes in eine Bohrung des Zinkſtabes eines folgenden Elementes hineinſteckt und dort durch Hineindrücken eines keilförmigen Stiftes feſtklemmt. Durch die Anwendung der Ammoniaklöſung wird die Auflöſung des Zinkes während der Zeit, als die Säule außer Gebrauch ſteht, hintangehalten. Dies iſt namentlich dann werthvoll, wenn die Batterie nicht ſtändig, ſondern nur zeitweiſe benützt wird. Die Stärke des Stromes iſt anfänglich, wenn das neue Element in Gebrauch geſetzt wird, ziemlich gering und ſteigt erſt während der Verwendung, wobei ſie jedoch in kurzer Zeit ihre nor- male Stärke annimmt und dieſe dann nahezu unverändert bei- behält. Die Urſache dieſer Er- ſcheinung liegt in der Conſtruc- tion des Elementes. Wird näm- lich letzteres zum erſtenmale in Verwendung genommen, ſo iſt die Oberfläche der Silberelektrode ſehr klein, da ſie eben nur aus den durch das Pergamentpapier durchgeſteckten Stücken des Silber- bandes beſteht; nach kurzem Ge- brauche tritt jedoch das inzwiſchen aus dem Chlorſilber reducirte Silber hinzu und bildet die für das Element paſſende Silber- [Abbildung Fig. 317. Elemente von Warren de la Rue.] oberfläche. Nachſtehende von Warren de la Rue berührende Beobachtungsreihe läßt dieſes Verhalten deutlich erkennen. Seine Säule entwickelte im Voltameter am 29. Juni 1875 per Minute 1 Kubikcentimeter Gas „ 4. Juli „ „ „ 1·4 „ „ „ 27. Octob. „ „ „ 1·4 „ „ „ 15. März 1876 „ „ 1·45 „ „ „ 8. April „ „ „ 1·41 „ „ Warren de la Rue ſtellte ſich ſehr große Batterien aus dieſen Elementen zuſammen, indem er ſtets je zehn Elemente in eine Platte aus Hartgummi ſteckte, wie dies Fig. 317 zeigt, und dann daraus Gruppen aus je 200 Elementen bildete. Er benützte ſchließlich bei ſeinen Verſuchen eine Batterie von 11.000 Elementen. In Folge dieſer großen Anzahl von Elementen und der ſorgfältigen Iſolirung entwickelte die Batterie eine ſolche Spannung, daß zwiſchen beiden Polenden ein fortwährendes Funkenüberſchlagen, wie es eine Reibungselektriſir- maſchine zeigt, erhalten werden konnte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/483
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/483>, abgerufen am 22.11.2024.