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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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dieselbe ist. Während die beiden Enden schon in beträchtlicher Entfernung ihre
Anziehungskraft auf die Eisenkugel geltend machen, muß man die gegen die Mitte
des Stabes zu liegenden Stellen desto näher der Kugel bringen, um noch eine
Wirkung zu erhalten, je näher diese Stellen der Mitte liegen; ja in der Mitte
selbst beobachtet man gar keine Anziehung mehr. Diese Vertheilung der magne-
tischen Kraft im Stabe läßt sich auch in der Weise zeigen, daß man den Stab in
Eisenfeile legt; dann häufen sich an seinen beiden Enden die Feilspäne an, während

[Abbildung] Fig. 13.

Magnetisches Pendel.

die Mitte frei bleibt und
der herausgehobene Stahl ge-
winnt das in Fig. 14 ange-
deutete Aussehen. Jene beiden
Stellen stärkster Anziehungs-
kraft nennt man die Pole
des Magnetes, die Stelle mm'
die Indifferenzzone.

Bisher wurde nur da-
von gesprochen, ob und in
welcher Weise Körper durch
einen Magnet angezogen wer-
den; giebt es nicht vielleicht
auch Körper, welche nicht un-
beeinflußt von einem Magnete
bleiben, gleichwohl aber nicht
angezogen, sondern von beiden
Polen abgestoßen werden? Die
Antwort auf diese Frage lautet
bejahend. Bei Anwendung
sehr kräftiger Magnete stellt
sich sogar heraus, daß diese auf die meisten Körper einwirken, und zwar entweder
in der Weise, daß beide Pole eines Magnetes den Körper anziehen oder daß beide
Pole den Körper abstoßen; zu den Körpern der ersten Art, welche man als para-

[Abbildung] Fig. 14.

Magnetische Eisenfeile.

magnetisch bezeichnet, zählen
das Eisen in seinen verschiedenen
Arten (Gußeisen, Schmiede-
eisen, Stahl), dann Kobalt,
Nickel, wahrscheinlich auch
Chrom und Mangan. Körper
der zweiten Art werden als
diamagnetische bezeichnet
und unter diesen zeigt das
Wismuth die in Rede stehende Eigenschaft am deutlichsten. Das früher geschilderte
Experiment, in welchem der Magnetstab aufgehängt war, ermöglicht aber noch andere
Beobachtungen. Man bemerkt nämlich, daß jeder in seiner Mitte frei beweglich auf-
gehängte Stab, sobald er ausgeschwungen hat, immer wieder dieselbe Stellung einnimmt,
d. h. daß er sich mit seiner Längsaxe nahezu in die Richtung Süd-Nord einstellt;
jenen Pol, welcher gegen den Nordpol der Erde weist, nennt man Nordpol und
den nach Süden zeigenden den Südpol des Stabes. Wir sagten, der Magnetstab
stelle sich nahezu in die Nord-Süd-Richtung; bei genauen Messungen fand man

dieſelbe iſt. Während die beiden Enden ſchon in beträchtlicher Entfernung ihre
Anziehungskraft auf die Eiſenkugel geltend machen, muß man die gegen die Mitte
des Stabes zu liegenden Stellen deſto näher der Kugel bringen, um noch eine
Wirkung zu erhalten, je näher dieſe Stellen der Mitte liegen; ja in der Mitte
ſelbſt beobachtet man gar keine Anziehung mehr. Dieſe Vertheilung der magne-
tiſchen Kraft im Stabe läßt ſich auch in der Weiſe zeigen, daß man den Stab in
Eiſenfeile legt; dann häufen ſich an ſeinen beiden Enden die Feilſpäne an, während

[Abbildung] Fig. 13.

Magnetiſches Pendel.

die Mitte frei bleibt und
der herausgehobene Stahl ge-
winnt das in Fig. 14 ange-
deutete Ausſehen. Jene beiden
Stellen ſtärkſter Anziehungs-
kraft nennt man die Pole
des Magnetes, die Stelle mm'
die Indifferenzzone.

Bisher wurde nur da-
von geſprochen, ob und in
welcher Weiſe Körper durch
einen Magnet angezogen wer-
den; giebt es nicht vielleicht
auch Körper, welche nicht un-
beeinflußt von einem Magnete
bleiben, gleichwohl aber nicht
angezogen, ſondern von beiden
Polen abgeſtoßen werden? Die
Antwort auf dieſe Frage lautet
bejahend. Bei Anwendung
ſehr kräftiger Magnete ſtellt
ſich ſogar heraus, daß dieſe auf die meiſten Körper einwirken, und zwar entweder
in der Weiſe, daß beide Pole eines Magnetes den Körper anziehen oder daß beide
Pole den Körper abſtoßen; zu den Körpern der erſten Art, welche man als para-

[Abbildung] Fig. 14.

Magnetiſche Eiſenfeile.

magnetiſch bezeichnet, zählen
das Eiſen in ſeinen verſchiedenen
Arten (Gußeiſen, Schmiede-
eiſen, Stahl), dann Kobalt,
Nickel, wahrſcheinlich auch
Chrom und Mangan. Körper
der zweiten Art werden als
diamagnetiſche bezeichnet
und unter dieſen zeigt das
Wismuth die in Rede ſtehende Eigenſchaft am deutlichſten. Das früher geſchilderte
Experiment, in welchem der Magnetſtab aufgehängt war, ermöglicht aber noch andere
Beobachtungen. Man bemerkt nämlich, daß jeder in ſeiner Mitte frei beweglich auf-
gehängte Stab, ſobald er ausgeſchwungen hat, immer wieder dieſelbe Stellung einnimmt,
d. h. daß er ſich mit ſeiner Längsaxe nahezu in die Richtung Süd-Nord einſtellt;
jenen Pol, welcher gegen den Nordpol der Erde weiſt, nennt man Nordpol und
den nach Süden zeigenden den Südpol des Stabes. Wir ſagten, der Magnetſtab
ſtelle ſich nahezu in die Nord-Süd-Richtung; bei genauen Meſſungen fand man

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[38/0052] dieſelbe iſt. Während die beiden Enden ſchon in beträchtlicher Entfernung ihre Anziehungskraft auf die Eiſenkugel geltend machen, muß man die gegen die Mitte des Stabes zu liegenden Stellen deſto näher der Kugel bringen, um noch eine Wirkung zu erhalten, je näher dieſe Stellen der Mitte liegen; ja in der Mitte ſelbſt beobachtet man gar keine Anziehung mehr. Dieſe Vertheilung der magne- tiſchen Kraft im Stabe läßt ſich auch in der Weiſe zeigen, daß man den Stab in Eiſenfeile legt; dann häufen ſich an ſeinen beiden Enden die Feilſpäne an, während [Abbildung Fig. 13. Magnetiſches Pendel.] die Mitte frei bleibt und der herausgehobene Stahl ge- winnt das in Fig. 14 ange- deutete Ausſehen. Jene beiden Stellen ſtärkſter Anziehungs- kraft nennt man die Pole des Magnetes, die Stelle mm' die Indifferenzzone. Bisher wurde nur da- von geſprochen, ob und in welcher Weiſe Körper durch einen Magnet angezogen wer- den; giebt es nicht vielleicht auch Körper, welche nicht un- beeinflußt von einem Magnete bleiben, gleichwohl aber nicht angezogen, ſondern von beiden Polen abgeſtoßen werden? Die Antwort auf dieſe Frage lautet bejahend. Bei Anwendung ſehr kräftiger Magnete ſtellt ſich ſogar heraus, daß dieſe auf die meiſten Körper einwirken, und zwar entweder in der Weiſe, daß beide Pole eines Magnetes den Körper anziehen oder daß beide Pole den Körper abſtoßen; zu den Körpern der erſten Art, welche man als para- [Abbildung Fig. 14. Magnetiſche Eiſenfeile.] magnetiſch bezeichnet, zählen das Eiſen in ſeinen verſchiedenen Arten (Gußeiſen, Schmiede- eiſen, Stahl), dann Kobalt, Nickel, wahrſcheinlich auch Chrom und Mangan. Körper der zweiten Art werden als diamagnetiſche bezeichnet und unter dieſen zeigt das Wismuth die in Rede ſtehende Eigenſchaft am deutlichſten. Das früher geſchilderte Experiment, in welchem der Magnetſtab aufgehängt war, ermöglicht aber noch andere Beobachtungen. Man bemerkt nämlich, daß jeder in ſeiner Mitte frei beweglich auf- gehängte Stab, ſobald er ausgeſchwungen hat, immer wieder dieſelbe Stellung einnimmt, d. h. daß er ſich mit ſeiner Längsaxe nahezu in die Richtung Süd-Nord einſtellt; jenen Pol, welcher gegen den Nordpol der Erde weiſt, nennt man Nordpol und den nach Süden zeigenden den Südpol des Stabes. Wir ſagten, der Magnetſtab ſtelle ſich nahezu in die Nord-Süd-Richtung; bei genauen Meſſungen fand man

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/52>, abgerufen am 21.11.2024.