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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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beibehält, also der Widerstand im Hauptstromkreise ein normaler bleibt, nur eine
geringe Kraft. Nimmt jedoch in Folge des Abbrennens der Kohlen die Bogenlänge
und somit auch der Widerstand im Hauptstromkreise zu, so wächst die Stromstärke
im Nebenschlusse. Nun gewinnt der Elektromagnet H an Kraft und zieht, wenn
dieser stärker geworden ist als jene des Magnetes C C, seinerseits den Anker I
an. Hierdurch läßt der Druck auf das Kautschukrohr E nach und es kann Queck-
silber aus A nach B B übertreten, wodurch die Kohle K' gehoben wird, bis
wieder die ursprüngliche Bogenlänge hergestellt ist, weil dann mit der hierdurch

[Abbildung] Fig. 421.

Lampe von Lacassagne-Thiers.

bewirkten Verminderung des Wider-
standes im Hauptstromkreise wieder der
Elektromagnet C C kräftiger geworden
ist als H und daher der Quecksilber-
nachfluß neuerdings gehemmt wird. Die
Bewegung der Kohle K' ist also durch
die Differenzwirkung der beiden Elektro-
magnete C und H geregelt.

Lacassagne und Thiers stellten
mit diesem Regulator, der sehr gut
functionirte, zahlreiche öffentliche Be-
leuchtungsversuche an, so z. B. im
Juni 1855 am Quai de Celestins
in Lyon, im Jahre 1856 in den
Champs-Elysees in Paris vom arc
de triomphe de l'Etoile
aus u. s. w.

Way ließ (1856) aus einem
Gefäße Quecksilber in einem dünnen
Strahle auf einen Kohlenstab herab-
fließen, der durch eine Feder dem
Abbrennen entsprechend nachgeschoben
wurde. Das Quecksilber wurde mit
dem einen, die Kohle mit dem andern
Leitungsdrahte verbunden. Zwischen
den einzelnen Tropfen des discon-
tinuirlichen Strahles entstanden kleine
Lichtbogen, und das Ganze gab, in einem
Glasgefäße eingeschlossen, eine ziemlich
gleichförmige Lichtwirkung. Obwohl
vielfache Sicherheitsmaßregeln an-
gewandt wurden, konnte Way das Entweichen von Quecksilberdämpfen doch nicht
ganz ausschließen, ja er selbst wurde schließlich von diesen getödtet.

Mit der Construction einer Lampe von Serrin im Jahre 1857 sind wir
abermals bei einer Lampe angelangt, die noch gegenwärtig in vielfacher Ver-
wendung steht.

Waren somit auch die Lampenconstructionen so weit vervollkommt, daß sie
ihrerseits die Verwendung des elektrischen Lichtes für industrielle Zwecke ermöglichten,
so standen einer allgemeineren Anwendung doch noch die hohen Kosten der Strom-
erzeugung hindernd im Wege. Wir erinnern uns aus der Geschichte der elektrischen
Maschinen, daß im Jahre 1857 durch die von W. Siemens erfundene Cylinder-

beibehält, alſo der Widerſtand im Hauptſtromkreiſe ein normaler bleibt, nur eine
geringe Kraft. Nimmt jedoch in Folge des Abbrennens der Kohlen die Bogenlänge
und ſomit auch der Widerſtand im Hauptſtromkreiſe zu, ſo wächſt die Stromſtärke
im Nebenſchluſſe. Nun gewinnt der Elektromagnet H an Kraft und zieht, wenn
dieſer ſtärker geworden iſt als jene des Magnetes C C, ſeinerſeits den Anker I
an. Hierdurch läßt der Druck auf das Kautſchukrohr E nach und es kann Queck-
ſilber aus A nach B B übertreten, wodurch die Kohle K' gehoben wird, bis
wieder die urſprüngliche Bogenlänge hergeſtellt iſt, weil dann mit der hierdurch

[Abbildung] Fig. 421.

Lampe von Lacaſſagne-Thiers.

bewirkten Verminderung des Wider-
ſtandes im Hauptſtromkreiſe wieder der
Elektromagnet C C kräftiger geworden
iſt als H und daher der Queckſilber-
nachfluß neuerdings gehemmt wird. Die
Bewegung der Kohle K' iſt alſo durch
die Differenzwirkung der beiden Elektro-
magnete C und H geregelt.

Lacaſſagne und Thiers ſtellten
mit dieſem Regulator, der ſehr gut
functionirte, zahlreiche öffentliche Be-
leuchtungsverſuche an, ſo z. B. im
Juni 1855 am Quai de Célestins
in Lyon, im Jahre 1856 in den
Champs-Elysées in Paris vom arc
de triomphe de l’Etoile
aus u. ſ. w.

Way ließ (1856) aus einem
Gefäße Queckſilber in einem dünnen
Strahle auf einen Kohlenſtab herab-
fließen, der durch eine Feder dem
Abbrennen entſprechend nachgeſchoben
wurde. Das Queckſilber wurde mit
dem einen, die Kohle mit dem andern
Leitungsdrahte verbunden. Zwiſchen
den einzelnen Tropfen des discon-
tinuirlichen Strahles entſtanden kleine
Lichtbogen, und das Ganze gab, in einem
Glasgefäße eingeſchloſſen, eine ziemlich
gleichförmige Lichtwirkung. Obwohl
vielfache Sicherheitsmaßregeln an-
gewandt wurden, konnte Way das Entweichen von Queckſilberdämpfen doch nicht
ganz ausſchließen, ja er ſelbſt wurde ſchließlich von dieſen getödtet.

Mit der Conſtruction einer Lampe von Serrin im Jahre 1857 ſind wir
abermals bei einer Lampe angelangt, die noch gegenwärtig in vielfacher Ver-
wendung ſteht.

Waren ſomit auch die Lampenconſtructionen ſo weit vervollkommt, daß ſie
ihrerſeits die Verwendung des elektriſchen Lichtes für induſtrielle Zwecke ermöglichten,
ſo ſtanden einer allgemeineren Anwendung doch noch die hohen Koſten der Strom-
erzeugung hindernd im Wege. Wir erinnern uns aus der Geſchichte der elektriſchen
Maſchinen, daß im Jahre 1857 durch die von W. Siemens erfundene Cylinder-

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[604/0618] beibehält, alſo der Widerſtand im Hauptſtromkreiſe ein normaler bleibt, nur eine geringe Kraft. Nimmt jedoch in Folge des Abbrennens der Kohlen die Bogenlänge und ſomit auch der Widerſtand im Hauptſtromkreiſe zu, ſo wächſt die Stromſtärke im Nebenſchluſſe. Nun gewinnt der Elektromagnet H an Kraft und zieht, wenn dieſer ſtärker geworden iſt als jene des Magnetes C C, ſeinerſeits den Anker I an. Hierdurch läßt der Druck auf das Kautſchukrohr E nach und es kann Queck- ſilber aus A nach B B übertreten, wodurch die Kohle K' gehoben wird, bis wieder die urſprüngliche Bogenlänge hergeſtellt iſt, weil dann mit der hierdurch [Abbildung Fig. 421. Lampe von Lacaſſagne-Thiers.] bewirkten Verminderung des Wider- ſtandes im Hauptſtromkreiſe wieder der Elektromagnet C C kräftiger geworden iſt als H und daher der Queckſilber- nachfluß neuerdings gehemmt wird. Die Bewegung der Kohle K' iſt alſo durch die Differenzwirkung der beiden Elektro- magnete C und H geregelt. Lacaſſagne und Thiers ſtellten mit dieſem Regulator, der ſehr gut functionirte, zahlreiche öffentliche Be- leuchtungsverſuche an, ſo z. B. im Juni 1855 am Quai de Célestins in Lyon, im Jahre 1856 in den Champs-Elysées in Paris vom arc de triomphe de l’Etoile aus u. ſ. w. Way ließ (1856) aus einem Gefäße Queckſilber in einem dünnen Strahle auf einen Kohlenſtab herab- fließen, der durch eine Feder dem Abbrennen entſprechend nachgeſchoben wurde. Das Queckſilber wurde mit dem einen, die Kohle mit dem andern Leitungsdrahte verbunden. Zwiſchen den einzelnen Tropfen des discon- tinuirlichen Strahles entſtanden kleine Lichtbogen, und das Ganze gab, in einem Glasgefäße eingeſchloſſen, eine ziemlich gleichförmige Lichtwirkung. Obwohl vielfache Sicherheitsmaßregeln an- gewandt wurden, konnte Way das Entweichen von Queckſilberdämpfen doch nicht ganz ausſchließen, ja er ſelbſt wurde ſchließlich von dieſen getödtet. Mit der Conſtruction einer Lampe von Serrin im Jahre 1857 ſind wir abermals bei einer Lampe angelangt, die noch gegenwärtig in vielfacher Ver- wendung ſteht. Waren ſomit auch die Lampenconſtructionen ſo weit vervollkommt, daß ſie ihrerſeits die Verwendung des elektriſchen Lichtes für induſtrielle Zwecke ermöglichten, ſo ſtanden einer allgemeineren Anwendung doch noch die hohen Koſten der Strom- erzeugung hindernd im Wege. Wir erinnern uns aus der Geſchichte der elektriſchen Maſchinen, daß im Jahre 1857 durch die von W. Siemens erfundene Cylinder-

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/618>, abgerufen am 22.11.2024.