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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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deren von zweierlei Construction; die eine beruht auf Anwendung der Barometer-
leere, *) die andere auf der saugenden Wirkung eines durch eine Röhre herabfallenden
Quecksilberstrahles. Erstere ist in der von Geißler erfundenen Construction vielfach
in Anwendung, letzterer hat Sprengel eine brauchbare Form gegeben.

Die Geißler'sche Quecksilberluftpumpe ist später von Töpler derart um-
geändert worden, daß die Hähne überflüssig wurden. Diese Form der Pumpe ist es
nun, welche die Hamond Electric Light Company verwendet. Zwei Paare dieser
Luftpumpen sind in Fig. 449 in verschiedenen Stellungen abgebildet. Je zwei
birnförmige Gefäße A und B sind untereinander durch einen weiten Kautschuk-
schlauch R und einen engen Kautschukschlauch r verbunden. An jener Stelle z, an

[Abbildung] Fig. 448.

Toricelli's Versuch.

welcher die Birne B in das die Kautschuk-
röhre R tragende Rohr übergeht, zweigt eine
dritte Röhre s ab, die zunächst aufwärts
steigt, dann zweimal umbiegt und endlich in
das Gefäß g führt. Die Gefäße A können
zwischen den beiden verticalen Balken des
Gerüstes an zwei Führungsstangen gehoben
und gesenkt werden. In ihrer tiefsten Stellung
(Pumpe I) muß die Oberfläche des darinnen
befindlichen Quecksilbers von der Abzweigungs-
stelle z der Röhre s mehr als 760 Milli-
meter entfernt sein; auch die Röhre s s darf
nicht weniger hoch sein. Das Gefäß g ent-
hält concentrirte Schwefelsäure, um der Luft
etwaige Feuchtigkeit zu entziehen. Mit diesem
Gefäße sind die einzelnen Lampen, aus welchen
die Luft entfernt werden soll, durch ein hori-
zontales Rohr mit entsprechend vielen verti-
calen Ansätzen verbunden.

Hiernach ergiebt sich Spiel und Wirk-
samkeit der Pumpe in folgender Weise. Das
Gefäß A wird gehoben und dadurch das
darinnen befindliche Quecksilber veranlaßt, im
selben Maße durch das Kautschukrohr R
gegen das Gefäß B zu fließen, endlich dieses
ganz zu erfüllen und, wenn das Gefäß A
die Stellung II erreicht hat, durch die
Röhre r wieder in das Gefäß A zurückzufließen.
Aus dem Gefäße B ist sonach alle Luft ausgetrieben worden (nämlich durch die
Röhre r, welche unterhalb der Quecksilberoberfläche in A ausmündet). Wird hierauf

*) Stellt man eine Röhre in eine Flüssigkeit und saugt dann am freien Ende, so
gelingt es nicht, die Flüssigkeit über eine bestimmte Höhe in der Röhre aufsteigen zu machen.
Die Höhe, bis zu welcher eine Flüssigkeit steigt, hängt von ihrem specifischem, d. h. ihr eigen-
thümlichem Gewichte ab. Es wird also das sehr schwere Quecksilber viel weniger hoch steigen,
als das viel leichtere Wasser. So beobachtete Toricelli im Jahre 1643, daß eine Queck-
silbersäule auf obige Art nicht höher als beiläufig 760 Millimeter erhalten werden kann.
Genau dasselbe Resultat wird erhalten, wenn man eine oben verschlossene Röhre r, Fig. 448,
mit Quecksilber füllt und dann in ein offenes mit Quecksilber gefülltes Gefäß g stellt. Ist
nämlich die Röhre länger als 760 Millimeter, so sinkt das Quecksilber so lange, bis die Höhe

deren von zweierlei Conſtruction; die eine beruht auf Anwendung der Barometer-
leere, *) die andere auf der ſaugenden Wirkung eines durch eine Röhre herabfallenden
Queckſilberſtrahles. Erſtere iſt in der von Geißler erfundenen Conſtruction vielfach
in Anwendung, letzterer hat Sprengel eine brauchbare Form gegeben.

Die Geißler’ſche Queckſilberluftpumpe iſt ſpäter von Töpler derart um-
geändert worden, daß die Hähne überflüſſig wurden. Dieſe Form der Pumpe iſt es
nun, welche die Hamond Electric Light Company verwendet. Zwei Paare dieſer
Luftpumpen ſind in Fig. 449 in verſchiedenen Stellungen abgebildet. Je zwei
birnförmige Gefäße A und B ſind untereinander durch einen weiten Kautſchuk-
ſchlauch R und einen engen Kautſchukſchlauch r verbunden. An jener Stelle z, an

[Abbildung] Fig. 448.

Toricelli’s Verſuch.

welcher die Birne B in das die Kautſchuk-
röhre R tragende Rohr übergeht, zweigt eine
dritte Röhre s ab, die zunächſt aufwärts
ſteigt, dann zweimal umbiegt und endlich in
das Gefäß g führt. Die Gefäße A können
zwiſchen den beiden verticalen Balken des
Gerüſtes an zwei Führungsſtangen gehoben
und geſenkt werden. In ihrer tiefſten Stellung
(Pumpe I) muß die Oberfläche des darinnen
befindlichen Queckſilbers von der Abzweigungs-
ſtelle z der Röhre s mehr als 760 Milli-
meter entfernt ſein; auch die Röhre s s darf
nicht weniger hoch ſein. Das Gefäß g ent-
hält concentrirte Schwefelſäure, um der Luft
etwaige Feuchtigkeit zu entziehen. Mit dieſem
Gefäße ſind die einzelnen Lampen, aus welchen
die Luft entfernt werden ſoll, durch ein hori-
zontales Rohr mit entſprechend vielen verti-
calen Anſätzen verbunden.

Hiernach ergiebt ſich Spiel und Wirk-
ſamkeit der Pumpe in folgender Weiſe. Das
Gefäß A wird gehoben und dadurch das
darinnen befindliche Queckſilber veranlaßt, im
ſelben Maße durch das Kautſchukrohr R
gegen das Gefäß B zu fließen, endlich dieſes
ganz zu erfüllen und, wenn das Gefäß A
die Stellung II erreicht hat, durch die
Röhre r wieder in das Gefäß A zurückzufließen.
Aus dem Gefäße B iſt ſonach alle Luft ausgetrieben worden (nämlich durch die
Röhre r, welche unterhalb der Queckſilberoberfläche in A ausmündet). Wird hierauf

*) Stellt man eine Röhre in eine Flüſſigkeit und ſaugt dann am freien Ende, ſo
gelingt es nicht, die Flüſſigkeit über eine beſtimmte Höhe in der Röhre aufſteigen zu machen.
Die Höhe, bis zu welcher eine Flüſſigkeit ſteigt, hängt von ihrem ſpecifiſchem, d. h. ihr eigen-
thümlichem Gewichte ab. Es wird alſo das ſehr ſchwere Queckſilber viel weniger hoch ſteigen,
als das viel leichtere Waſſer. So beobachtete Toricelli im Jahre 1643, daß eine Queck-
ſilberſäule auf obige Art nicht höher als beiläufig 760 Millimeter erhalten werden kann.
Genau dasſelbe Reſultat wird erhalten, wenn man eine oben verſchloſſene Röhre r, Fig. 448,
mit Queckſilber füllt und dann in ein offenes mit Queckſilber gefülltes Gefäß g ſtellt. Iſt
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[632/0646] deren von zweierlei Conſtruction; die eine beruht auf Anwendung der Barometer- leere, *) die andere auf der ſaugenden Wirkung eines durch eine Röhre herabfallenden Queckſilberſtrahles. Erſtere iſt in der von Geißler erfundenen Conſtruction vielfach in Anwendung, letzterer hat Sprengel eine brauchbare Form gegeben. Die Geißler’ſche Queckſilberluftpumpe iſt ſpäter von Töpler derart um- geändert worden, daß die Hähne überflüſſig wurden. Dieſe Form der Pumpe iſt es nun, welche die Hamond Electric Light Company verwendet. Zwei Paare dieſer Luftpumpen ſind in Fig. 449 in verſchiedenen Stellungen abgebildet. Je zwei birnförmige Gefäße A und B ſind untereinander durch einen weiten Kautſchuk- ſchlauch R und einen engen Kautſchukſchlauch r verbunden. An jener Stelle z, an [Abbildung Fig. 448. Toricelli’s Verſuch.] welcher die Birne B in das die Kautſchuk- röhre R tragende Rohr übergeht, zweigt eine dritte Röhre s ab, die zunächſt aufwärts ſteigt, dann zweimal umbiegt und endlich in das Gefäß g führt. Die Gefäße A können zwiſchen den beiden verticalen Balken des Gerüſtes an zwei Führungsſtangen gehoben und geſenkt werden. In ihrer tiefſten Stellung (Pumpe I) muß die Oberfläche des darinnen befindlichen Queckſilbers von der Abzweigungs- ſtelle z der Röhre s mehr als 760 Milli- meter entfernt ſein; auch die Röhre s s darf nicht weniger hoch ſein. Das Gefäß g ent- hält concentrirte Schwefelſäure, um der Luft etwaige Feuchtigkeit zu entziehen. Mit dieſem Gefäße ſind die einzelnen Lampen, aus welchen die Luft entfernt werden ſoll, durch ein hori- zontales Rohr mit entſprechend vielen verti- calen Anſätzen verbunden. Hiernach ergiebt ſich Spiel und Wirk- ſamkeit der Pumpe in folgender Weiſe. Das Gefäß A wird gehoben und dadurch das darinnen befindliche Queckſilber veranlaßt, im ſelben Maße durch das Kautſchukrohr R gegen das Gefäß B zu fließen, endlich dieſes ganz zu erfüllen und, wenn das Gefäß A die Stellung II erreicht hat, durch die Röhre r wieder in das Gefäß A zurückzufließen. Aus dem Gefäße B iſt ſonach alle Luft ausgetrieben worden (nämlich durch die Röhre r, welche unterhalb der Queckſilberoberfläche in A ausmündet). Wird hierauf *) Stellt man eine Röhre in eine Flüſſigkeit und ſaugt dann am freien Ende, ſo gelingt es nicht, die Flüſſigkeit über eine beſtimmte Höhe in der Röhre aufſteigen zu machen. Die Höhe, bis zu welcher eine Flüſſigkeit ſteigt, hängt von ihrem ſpecifiſchem, d. h. ihr eigen- thümlichem Gewichte ab. Es wird alſo das ſehr ſchwere Queckſilber viel weniger hoch ſteigen, als das viel leichtere Waſſer. So beobachtete Toricelli im Jahre 1643, daß eine Queck- ſilberſäule auf obige Art nicht höher als beiläufig 760 Millimeter erhalten werden kann. Genau dasſelbe Reſultat wird erhalten, wenn man eine oben verſchloſſene Röhre r, Fig. 448, mit Queckſilber füllt und dann in ein offenes mit Queckſilber gefülltes Gefäß g ſtellt. Iſt nämlich die Röhre länger als 760 Millimeter, ſo ſinkt das Queckſilber ſo lange, bis die Höhe

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 632. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/646>, abgerufen am 22.11.2024.