Wenn ein dünnes Kohlenstäbchen, auf welches seitlich ein elastischer Contact drückt, und welches in der Richtung seiner Axe gegen einen festen Contact gedrückt wird, zwischen diesen beiden Contacten durch einen genügend kräftigen elektrischen Strom durchflossen wird, so kommt diese Partie zum Weißglühen und verbrennt, während sich das Ende zuspitzt. In dem Maße, wie die Abnützung des Endes statt- findet, wird durch den ständig darauf wirkenden Druck das Kohlenstäbchen weiter vorgeschoben, indem es durch den elastischen Contact gleitet und dabei immer auf dem fixen Contact aufruht. Die in Folge des Durch- ganges des Stromes im Kohlenstäbchen hervorgerufene Wärme wird durch die gleichzeitige Verbrennung des Kohlenstoffes wesentlich erhöht.
Die praktische Ausführung bestand anfangs darin, daß Reynier einen dünnen Kohlenstab senkrecht auf ein Kohlen- klötzchen stellte und ersteres mit einem seitlichen Contacte versah. Das Stäbchen bildete bei dieser Anordnung den positiven, das Klötzchen den negativen Pol. Diese Lampe wurde aber bald aufgegeben, da sich beim Brennen derselben der Uebelstand herausstellte, daß die Unreinigkeiten (mine- ralische Bestandtheile) des Kohlenstäbchens sich als Asche auf dem Klötzchen ansammelten und dann den guten Contact beeinträchtigten. Reynier setzte daher an Stelle des Kohlen- klötzchens eine drehbare Kohlenscheibe und ließ den dünnen Kohlenstab seitlich von der Umdrehungsaxe der Scheibe auf diese auftreffen. Der seitliche Druck, welchen in solcher Art der Kohlenstab im Vereine mit seinem Träger auf den Umfang der Kohlenscheibe ausübt, versetzt letztere in eine langsame Umdrehung und bringt in dieser Weise immer neue Stellen der Scheibe mit dem Stabe zum Contact.
Die Construction dieser Lampe ist in Fig. 451 dar- gestellt. Eine Messingstange S als Träger des positiven Kohlenstabes K kann zwischen Gleitrollen in der Messing- säule M herabsinken. Die negative Kohle ist die kreisförmige Kohlenscheibe K1, deren Axe sich in einer auf der Säule isolirt befestigten Gabel G drehen kann; diese ruht (mit ihrem Ende bei G) auf einem Hebel, welcher auf die Messing- stange drückt, um als Bremse ein zu rasches Nachsinken der positiven Kohle zu verhindern. Die Führung des Kohlen- stabes K wird durch eine Kupferrolle r besorgt, welche an einem Winkelarme drehbar ist; die Stromzuleitung erfolgt durch einen am selben Arme befestigten Kohlenklotz a, der
[Abbildung]
Fig. 451.
Lampe von Reynier.
durch seine eigene Schwere immer mit der Elektrode in leitender Berührung erhalten wird. Der Strom tritt bei der Klemme P1 ein, geht durch die Masse der Lampe und den Kohlenklotz in den positiven Kohlenstab, dann in die negative Kohlenscheibe, durch deren von der Lampe isolirten Träger und die Drahtleitung zur Klemme P.
Die Kohlenstäbe haben einen Durchmesser von 2 Millimeter, eine Länge von 0·3 Meter und dauern 2 Stunden. Die Lichtstärke variirt nach der Anzahl der Lampen, die in den Stromkreis einer Maschine eingeschaltet werden. So ergab sich
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Wenn ein dünnes Kohlenſtäbchen, auf welches ſeitlich ein elaſtiſcher Contact drückt, und welches in der Richtung ſeiner Axe gegen einen feſten Contact gedrückt wird, zwiſchen dieſen beiden Contacten durch einen genügend kräftigen elektriſchen Strom durchfloſſen wird, ſo kommt dieſe Partie zum Weißglühen und verbrennt, während ſich das Ende zuſpitzt. In dem Maße, wie die Abnützung des Endes ſtatt- findet, wird durch den ſtändig darauf wirkenden Druck das Kohlenſtäbchen weiter vorgeſchoben, indem es durch den elaſtiſchen Contact gleitet und dabei immer auf dem fixen Contact aufruht. Die in Folge des Durch- ganges des Stromes im Kohlenſtäbchen hervorgerufene Wärme wird durch die gleichzeitige Verbrennung des Kohlenſtoffes weſentlich erhöht.
Die praktiſche Ausführung beſtand anfangs darin, daß Reynier einen dünnen Kohlenſtab ſenkrecht auf ein Kohlen- klötzchen ſtellte und erſteres mit einem ſeitlichen Contacte verſah. Das Stäbchen bildete bei dieſer Anordnung den poſitiven, das Klötzchen den negativen Pol. Dieſe Lampe wurde aber bald aufgegeben, da ſich beim Brennen derſelben der Uebelſtand herausſtellte, daß die Unreinigkeiten (mine- raliſche Beſtandtheile) des Kohlenſtäbchens ſich als Aſche auf dem Klötzchen anſammelten und dann den guten Contact beeinträchtigten. Reynier ſetzte daher an Stelle des Kohlen- klötzchens eine drehbare Kohlenſcheibe und ließ den dünnen Kohlenſtab ſeitlich von der Umdrehungsaxe der Scheibe auf dieſe auftreffen. Der ſeitliche Druck, welchen in ſolcher Art der Kohlenſtab im Vereine mit ſeinem Träger auf den Umfang der Kohlenſcheibe ausübt, verſetzt letztere in eine langſame Umdrehung und bringt in dieſer Weiſe immer neue Stellen der Scheibe mit dem Stabe zum Contact.
Die Conſtruction dieſer Lampe iſt in Fig. 451 dar- geſtellt. Eine Meſſingſtange S als Träger des poſitiven Kohlenſtabes K kann zwiſchen Gleitrollen in der Meſſing- ſäule M herabſinken. Die negative Kohle iſt die kreisförmige Kohlenſcheibe K1, deren Axe ſich in einer auf der Säule iſolirt befeſtigten Gabel G drehen kann; dieſe ruht (mit ihrem Ende bei G) auf einem Hebel, welcher auf die Meſſing- ſtange drückt, um als Bremſe ein zu raſches Nachſinken der poſitiven Kohle zu verhindern. Die Führung des Kohlen- ſtabes K wird durch eine Kupferrolle r beſorgt, welche an einem Winkelarme drehbar iſt; die Stromzuleitung erfolgt durch einen am ſelben Arme befeſtigten Kohlenklotz a, der
[Abbildung]
Fig. 451.
Lampe von Reynier.
durch ſeine eigene Schwere immer mit der Elektrode in leitender Berührung erhalten wird. Der Strom tritt bei der Klemme P1 ein, geht durch die Maſſe der Lampe und den Kohlenklotz in den poſitiven Kohlenſtab, dann in die negative Kohlenſcheibe, durch deren von der Lampe iſolirten Träger und die Drahtleitung zur Klemme P.
Die Kohlenſtäbe haben einen Durchmeſſer von 2 Millimeter, eine Länge von 0·3 Meter und dauern 2 Stunden. Die Lichtſtärke variirt nach der Anzahl der Lampen, die in den Stromkreis einer Maſchine eingeſchaltet werden. So ergab ſich
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Wenn ein dünnes Kohlenſtäbchen, auf welches ſeitlich ein elaſtiſcher Contact
drückt, und welches in der Richtung ſeiner Axe gegen einen feſten Contact gedrückt
wird, zwiſchen dieſen beiden Contacten durch einen genügend kräftigen elektriſchen
Strom durchfloſſen wird, ſo kommt dieſe Partie zum Weißglühen und verbrennt,
während ſich das Ende zuſpitzt. In dem Maße, wie die Abnützung des Endes ſtatt-
findet, wird durch den ſtändig darauf wirkenden Druck das Kohlenſtäbchen weiter
vorgeſchoben, indem es durch den elaſtiſchen Contact gleitet und dabei immer
auf dem fixen Contact aufruht. Die in Folge des Durch-
ganges des Stromes im Kohlenſtäbchen hervorgerufene Wärme
wird durch die gleichzeitige Verbrennung des Kohlenſtoffes
weſentlich erhöht.
Die praktiſche Ausführung beſtand anfangs darin, daß
Reynier einen dünnen Kohlenſtab ſenkrecht auf ein Kohlen-
klötzchen ſtellte und erſteres mit einem ſeitlichen Contacte
verſah. Das Stäbchen bildete bei dieſer Anordnung den
poſitiven, das Klötzchen den negativen Pol. Dieſe Lampe
wurde aber bald aufgegeben, da ſich beim Brennen derſelben
der Uebelſtand herausſtellte, daß die Unreinigkeiten (mine-
raliſche Beſtandtheile) des Kohlenſtäbchens ſich als Aſche auf
dem Klötzchen anſammelten und dann den guten Contact
beeinträchtigten. Reynier ſetzte daher an Stelle des Kohlen-
klötzchens eine drehbare Kohlenſcheibe und ließ den dünnen
Kohlenſtab ſeitlich von der Umdrehungsaxe der Scheibe auf
dieſe auftreffen. Der ſeitliche Druck, welchen in ſolcher Art
der Kohlenſtab im Vereine mit ſeinem Träger auf den
Umfang der Kohlenſcheibe ausübt, verſetzt letztere in eine
langſame Umdrehung und bringt in dieſer Weiſe immer neue
Stellen der Scheibe mit dem Stabe zum Contact.
Die Conſtruction dieſer Lampe iſt in Fig. 451 dar-
geſtellt. Eine Meſſingſtange S als Träger des poſitiven
Kohlenſtabes K kann zwiſchen Gleitrollen in der Meſſing-
ſäule M herabſinken. Die negative Kohle iſt die kreisförmige
Kohlenſcheibe K1, deren Axe ſich in einer auf der Säule
iſolirt befeſtigten Gabel G drehen kann; dieſe ruht (mit
ihrem Ende bei G) auf einem Hebel, welcher auf die Meſſing-
ſtange drückt, um als Bremſe ein zu raſches Nachſinken der
poſitiven Kohle zu verhindern. Die Führung des Kohlen-
ſtabes K wird durch eine Kupferrolle r beſorgt, welche an
einem Winkelarme drehbar iſt; die Stromzuleitung erfolgt
durch einen am ſelben Arme befeſtigten Kohlenklotz a, der
[Abbildung Fig. 451.
Lampe von Reynier.]
durch ſeine eigene Schwere immer mit der Elektrode in leitender Berührung
erhalten wird. Der Strom tritt bei der Klemme P1 ein, geht durch die Maſſe der
Lampe und den Kohlenklotz in den poſitiven Kohlenſtab, dann in die negative
Kohlenſcheibe, durch deren von der Lampe iſolirten Träger und die Drahtleitung
zur Klemme P.
Die Kohlenſtäbe haben einen Durchmeſſer von 2 Millimeter, eine Länge von
0·3 Meter und dauern 2 Stunden. Die Lichtſtärke variirt nach der Anzahl der
Lampen, die in den Stromkreis einer Maſchine eingeſchaltet werden. So ergab ſich
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/657>, abgerufen am 22.11.2024.
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